Debüt des Kreuzberger Vereins aus der Hauptstadt an der Gellertstraße...
von Timo Görner
...denn mit dem 1978 gegründeten Berliner FC Türkiyemspor hatte der CFC bislang aufgrund seiner geographischen und sportlichen Lage noch nichts zu tun.
Rückblick auf die letzte Saison:
Der Aufstieg wurde am vorletzten Spieltag als 3. perfekt gemacht. Die Spielzeit begann jedoch mit einem klassischen Fehlstart. Herthas U23 (0:2) gewann eines der Lokalderbys, in Torgelow (0:1) verlor Türkiyemspor. Doch Blau-Weißen schafften in den folgenden 6 Spielen ohne Niederlage schnell den Anschluss an die Spitze. Bis zum Jahreswechsel ging nur noch eine Begegnung verloren (Rathenow 1:2/A), dafür siegte der BFC 6x in Folge. Vor der Rückrunde hatte sich Türkiyemspor eine solide Ausgangsposition mit 6 Punkten auf Rang 5 als ersten "sicheren Nichtaufstiegsplatz" geschaffen.
Die Rückrunde verlief zwar wenig berauschend (4.), doch die Blau-Weißen holten weitere 28 Zähler und verteidigte ihren Vorsprung. Das waren auch mehr Zähler als die vermeintlich härtesten Rivalen aus Charlottenburg und Hohenschönhausen zeitigten und es reichte, um Greifswald auf Relegationsrang 4 zu verweisen. Trumpf des Teams aus Kreuzberg war die Auswärtsstärke, nur Staffelprimus Hertha BSC fuhr ein (deutlich) besseres Ergebnis ein. Zu Hause schnitten immerhin 4 Kollektive besser als Türkiyemspor ab. 55 erzielte Tore ergeben Rang 5 in der Tortabelle, 28 Gegentore sprechen für eine sehr gute Defensivarbeit. Tiefpunkt der Saison war die Pleite in Rostock (0:3). Dagegen stehen sehenswerte Heimauftritte gegen Yesilyurt und Greifswald (jeweils 4:0) sowie das Torefestival in Neustrelitz (5:5). Im Berlin-Pokal scheiterte Türkiyemspor zu Hause im Viertelfinale am 1. FC Union Berlin (1:3).
Delegierungen für diese Saison bislang:
Der Kader wurde mit 17 Abgängen und 12 Neuzugängen kräftig aufgefrischt. Zu den wichtigsten Spielern, die nicht mehr dabei sind, zählt Stammtorwart Marc Stillenmunkes (25) - er ging wie Burak Kalyoncu (28) zu Tennis Borussia. In der Abwehr zog es Leon Balogun (20/4 Tore) zu Hannover 96. Aus dem Mittelfeld verließen Maurice Jacobsen (25/Neustrelitz) und Stephan Boachie (21/Hannover 96) den Verein. Im Angriff muss Türkiyemspor ab diesee Saison auf die Dienste von Topstürmer Fatih Yigitusagi (24) verzichten. Der Türke schnürt mittlerweile in Aue seine Töppen, brachte sich dort mit beeindruckenden 32 Toren (27 Spiele) ins Gespräch. Der Rest spielte nicht die Rolle, welche hier eine Auflistung verdient hätte, u. a. betrifft dies auch einen gewissen Tomislav Zivic.
Es gibt interessante Neuverpflichtungen. Neuer Stammtorwart soll Daniel Rothe (27) aus Cloppenburg werden. Für die gleiche Position kam Norman Köhlmann (23) aus Schönberg. Für die Abwehr angelte sich Türkiyemspor aus der 2. Schweizer Liga Rocco Teichmann (22/Naters). Dazu kam Erdal Özdal (22) vom BFC Preußen. 5 Akteure wurden für das Mittelfeld ausgewählt. Prominenteste Personalie dabei ist Oliver Glöden (30/Ahlen). 1999 begann er beim Spandauer SV. Weiter ging es über Hertha BSC, Lübeck, Göttingen, Paderborn, Karlsruhe, Erfurt, Emden nach Ahlen. Die beste Saison spielte Glöden 2005/2006 in Emden bei 8 Toren in 34 Spielen. Bei Rot-Weiß spielte er 2007/2008 keine Rolle. Ein Begriff ist auch Kais Manai (35) aus Magdeburg. Auch bei ihm finden sich bemerkenswerte Stationen mit Braunschweig, Münster, Jena und Magdeburg. Marcus Steinwarth (22/Hertha BSC II.), Denis Novacic (29/Neustrelitz), Aziz Cakir (19/Tennis Borussia U19) komplettieren den Kreis der neuen Läufer. Auch nicht ganz unbekannt im Sturm ist Sascha Kadow (30). Das "ewige Talent" begann seine Laufbahn 1998 in Berlin beim BFC Preußen und schaffte bislang nirgends den Durchbruch. Kadows Stationen reichen von Hertha BSC über Aue, Auerbach, Tennis Borussia, Berliner AK 07 und zuletzt dem BFC Dynamo. Ihm an die Seite stellten die Blau-Weißen Patrick Reiß (20) von Herthas II.
Der Trainer:
Uwe Erkenbrecher (53) ist ein "bekannter alter Hase" im Trainergeschäft. Der Club aus Kreuzberg bildet bereits seine 15. Station seit dem Start seiner Trainerlaufbahn 1988. Beginnend mit der A-Jugend des 1. FC Köln war der VfB Fallersleben die letzte Anstellung vor dem Wechsel zum BFC. Zweimal trainierte er den VfB Lübeck, zuletzt im Oktober 2007, wo er wegen der sportlichen Situation entlassen wurde. Weitere nennenswerte Vereine waren Carl Zeiss Jena (Juli - Oktober 1993), Fürth (November 2000 - August 2001) und Paderborn (Dezember 2001 - Februar 2003). Erkenbrecher löste Thomas Herbst (45) ab, der zur neuen Spielzeit Übungsleiter von Tennis Borussia wurde.
Die Mannschaft:
Mit 28 Spielern verfügt Türkiyemspor über einen recht großen Kader, mehr hat nur Hertha BSC II (33). Nummer 1 im Tor ist Neuzugang Daniel Rothe (27). In der Abwehr finden sich mit Florian Grossert (23), Rocco Teichmann (22). Murat Doymus (22) und Henning Lichte (23) jüngere Spieler. Im Mittelfeld vertraute Erkenbrecher in den ersten 2 Begegnungen auf Denis Novacic (29), Marcus Steinwarth (22), Süleyman Koç (19) und Erkut Ergiligür (20). Im Angriff konnte sich bislang Sascha Kadow (29) empfehlen, wenn auch noch torlos. Erfolgreich war zum 1:1 gegen den FC Oberneuland Hakan Cankaya (22). Patrick Reiß (20) bleibt wohl vorerst nur die "Joker-Rolle". Der BFC stellt wie leicht zu erkennen ist - eines der jüngsten Aufgebote. Die 22,6 Jahre im Schnitt unterbieten nur die U23 der Erst- und Zweitligisten. Für die Mannschaft stellt sich primär das Ziel "Klassenerhalt". Mitte August tauchte übrigens das hartnäckige Gerücht auf, dass sich der beim 1. FC Köln in Ungnade gefallene türkische Ex-Nationalspieler Alpay Özalan (35) dem BFC anschließen werde.
Die aktuelle Saison bislang:
Wie erwartet, gestaltete sich der Auftakt schwierig. Bei der U23 des FC Hansa verlor Türkiyemspor mit 1:3, gegen Oberneuland verhinderte Hakan Cankaya in Minute 88 die 2. Niederlage. In den nächsten Wochen warten Auswärtsspiele in Chemnitz, Halle und Kiel sowie die Auftritte der II. Mannschaften aus Hamburg, Hannover neben dem Gastspiel des SV Babelsberg 03 auf den BFC. Im Berlin-Pokal stehen die Blau-Weißen nach einem in der 2. Runde beim TSV Rudow. Hier stehen 7 bis 8 siegreiche Spiele an, bevor man den Pokal in den Händen halten kann.
Das Umfeld:
Der 01.05.1991 darf als Knackpunkt für den Verein gesehen werden. Die 0:5-Heimklatsche gegen Tennis Borussia verdarb den Aufstieg in die 2. Liga. Das Elend sahen gut 8.000 Besucher im "Katzbach-Stadion". Das Spiel gilt bis heute als Höhepunkt der Begeisterung für die Blau-Weißen - gleichzeitig aber auch als Trauma nach einer fragwürdigen Entscheidung des BFV. Mit der folgenden schleichenden Talfahrt im sportlichen Bereich ging auch die wirtschaftliche einher. Türkiyemspor versank mehr oder weniger in der Bedeutungslosigkeit. 2007/2008 sahen nur 292 zahlende Besucher im Schnitt die Heimspiele. Eine Spielzeit zuvor war es nicht mal 200. Wenigstens am letzten Spieltag gegen den Lichterfelder FC kamen mal über 1.000 Besucher. An die 1.011 Zahlenden kam lediglich noch mal der BFC Dynamo mit 805 heran. Ansonsten blieb das Stammpublikum überschaubar und bewegte sich knapp über 200. Das heimische "Katzbach-Stadion" mit seinen 5.000 Plätzen fand wie erwartet keine Gnade des DFB für die Regionalliga, so spielt nun "ein anderer BFC" im "Friedrich-Ludwig-Jahn-Sportpark". Prenzlauer Berg statt Kreuzberg. Pläne für die Modernisierung der Heimstätte wird es vermutlich geben, aber keine konkreten da wohl die finanziellen Mittel rar bleiben. Die Lizenz für diese Saison wurde Anfang Mai mit kleinen Auflagen erteilt, vornehmlich galt es die organisatorischen und technischen Voraussetzungen für den Ausweichspielort zu erfüllen und "satzungstechnische Reformen" durchzuführen.
