Letzter Teil der "Berlin-Trilogie"...
von Timo Görner
...bei einem Verein mit dem Rücken zur Wand. Denn nach Hertha BSC II und Tennis Borussia tritt der CFC bereits zum dritten Mal in der Hauptstadt an. Ziel kann nach 1 Remis und 1 Niederlage nur der erste Berlin-Dreier der Saison sein.
Die aktuelle Saison unseres Gegners bislang
Bis Spieltag 14 verlief die Spielzeit noch sehr erfreulich und schien auf eine relativ entspannte "restliche Saison" zu deuten, nachdem der Berliner FC Türkiyemspor in der Vorsaison sportlich als 15. abgestiegen nur durch den Regionalliga-Verzicht der Emdener Liga 4 verblieben war. Rang 7, eine positive Bilanz an Punkten und Toren hatten den BFC in den sicheren Bereich gebracht. Die Blau-Weißen erwiesen sich als heimstark, zeitigten hier immerhin 16 von 21 der machbaren Punkte, was Platz 3 der Heimtabelle bedeutete. Ein Achtungszeichen wurde beim erneuten Heimsieg gegen Staffelfavorit Magdeburg (1:0) gesetzt und Hansa II deklassiert (5:1). Auch auswärts ließ Türkiyemspor mit Siegen in Meuselwitz (3:1) und beim HSV II (2:1) aufhorchen.
Doch nach Runde 14 begann die Talfahrt. Am 06.11.2009 wurde der letzte Dreier, dies gegen Lokalrivale Hertha (3:1), eingefahren. Das waren 3 der insgesamt nur 7 Zähler in 17 Begegnungen; aus 23:22 Toren wurden 41:62. Und eben gegen jene Hertha U23 holte man sich am vergangenen Wochenende als bisherige "Krönung" ein 1:5 ab. Es hagelte Pleiten bei Teams, die sich damals und heute ebenfalls im Tabellenkeller befanden. Weder in Rostock, Oberneuland, bei Tennis Borussia (jeweils 1:3) oder in Goslar (2:4) wurde gepunktet. Beim CFC kassierte man ebenfalls ein 0:3. Auch von der Heimstärke der guten Startphase war keine Spur mehr: Plauen siegte im "Jahn-Sportpark" mit 4:2, Wolfsburg II locker mit 3:0. Von Platz 7 ging es abwärts bis auf Rang 16. Mit aktuell 30 Punkten der kann Klassenverbleib aus eigener Kraft nun nicht mehr geschafft werden. Nötig werden wohl mindestens 35 oder 36 sein und mit dem Heimspiel gegen den CFC und dem folgenden Gastspiel in Wolfsburg stehen zwei schwere Aufgaben bevor. Ob man zum Saisonfinale gegen den FC Oberneuland ein echtes "Abstiegs-Endspiel" erzwingen kann, bleibt fraglich.
Mit 62 Gegentoren hat Türkiyemspor die schlechteste Defensive der Nord-Staffel. 41 erzielte Treffer sind immerhin noch Durchschnitt. Zu Hause steht man aktuell mit 5 Siegen bei 5 Niederlagen und 22:22 Tore im neutralen Bereich.
Im Berliner Landespokal war bereits in der 3. Hauptrunde nach einem 0:1 bei Tennis Borussia Schluss.
Delegierungen seit dem Hinspiel
Mit 7 Ab- und 7 Neuzugängen in der Winterpause hat sich jede Menge im Kader getan. Stammkeeper Daniel Rothe (29) wechselte zum BFC Dynamo. Abwehrmann Florian Grossert (24) ging zum FC Hansa Rostock, kickt aber bislang nur in der dortigen U23. Die anderen 5 Abgänge kamen nur zu wenigen Einsätzen, vornehmlich als Einwechselspieler.
Neu im Tor ist Konstantin Filatow (20) aus Magdeburg, wo er keine Perspektive hatte. Für die Abwehr kam Fatih Altundag (22) zum BFC, bis Oktober 2009 beim türkischen Erstligisten Trabzonspor und zuvor u. a. bei den Berliner Vereinen Reinickendorf und Tennis Borussia aktiv. Im Mittelfeld wurden Cihan Dogan (26) vom Berliner Landesligisten BSV Al-Dersimspor sowie Serdar Günes (22) von Ankaraspor (1. Liga Türkei) verpflichtet. Und mit den Angreifern Ali Avcioglu (23/BFC Preußen), Deniz Aydogdu (26/Balikesirspor), Demircan Dikmen (22/Antalyaspor) holte Türkiyemspor 3 weitere Spieler mit türkischen Wurzeln bzw. entsprechendem Pass.
Der Trainer
Taskin Aksoy (42) ist seit 3 Spieltagen nicht mehr Coach der Berliner. Er wurde zunächst durch Interimstrainer Fikret Ceylan ersetzt, ehe in dieser Woche der Iraner Bahman Foroutan auf dem Trainerstuhl Platz nahm. Der gebürtige Theheraner hat die DFB-A-Trainerlizenz und arbeitet seit 1978 als Trainer im Iran und in Deutschland. Von 1983-1984 trainierte er die iranische Auswahlmannschaft, zuletzt war Foroutan Übungsleiter beim FC Shamooshak in der iranischen Super-Liga.
Gewinner der Saison bislang
Florian Grossert (25) empfahl sich als torgefährlicher Verteidiger (8 Tore) für einen Wechsel in die 2. Bundesliga. Auch ohne Einsatz in der Zweitligamannschaft des FC Hansa kann er am Ende wohl zufrieden sein. Die sportliche Situation der U23 des Ex-Bundesligisten ist deutlich besser als die der Berliner.
Die Mannschaft
Im Tor gibt es einen Zweikampf um den Platz im Tor hatte zuletzt Konstantin Filatow (20) vor Norman Köhlmann (25) die Nase vorn. Alle 31 Punktspiele absolvierte in der Abwehr Henning Lichte (25). Ebenfalls gesetzt sind Kapitän Murat Doymus (24) und Rocco Teichmann (24). Zeitweise zum Stamm gehörten Enes Cabuk (21) und seit der Winterpause Neuzugang Fatih Altundag (21). Im Mittelfeld etablierten sich David Schimmelpfennig (28), Süleyman Koc (20), Norbert Lemcke (27) sowie Cihan Dogan (26), als einer der 2010 geholten Neuen. Herausragend im Angriff ist Abdenour Amachaibou (23) mit der sehr guten Bilanz von 11 Treffern und 8 Vorlagen. An Alternativen sieht es aber dürftig aus. 2 Tore genügen Ali Avcioglu (23) für die Nr. 2 im Angriff, lediglich 1x erfolgreich war Hakan Cankaya (23).
26, vornehmlich junge Akteure stehen derzeit im Aufgebot der Berliner. Mehrere Kicker wurden bei anderen Clubs der Hauptstadt wie Tennis Borussia oder den Reinickendorfer Füchsen groß. bevor es zeitweise vorwiegend zu türkischen Vereinen ging. Dort in der Regel ohne den erhofften Durchbruch, versucht man es nun beim BFC. Insgesamt ein Aufgebot mit dem das gute Abschneiden bis Ende der Herbstrunde sehr ordentlich war. Die Realität sieht nun anders aus, man steht dort wo man sportlich vermutlich normal landet.
Die Einkaufsbilanz
Die Fluktuation ist mit nun 17 Abgängen und 20 Neuzugängen enorm. Von den 20 zählen momentan 5 zum Stammkader. Im Angriff gelang aus 4 zum BFC Gestoßenen keine richtige Verstärkung. Gesamtfazit: eher unbefriedigend. Viel Masse, nur wenig Klasse.
Prognose
Aktuell hält steht der BFC bei 30 Punkten aus 31 Begegnungen mit 3 Zählern Rückstand auf das rettende Ufer. Für die restlichen 3 Spiele werden vermutlich noch 6, 7 Punkte benötigt. Bei dem Restprogramm mit dem CFC (H), Wolfsburg II (A) und Oberneuland (H) wird das enorm schwierig, auch angesichts der erschreckenden Erfolglosigkeit seit dem letzten Sieg am 06.11.2009. Noch 2008/2009 hielt man sich die Klassenerhaltschancen eher durch eine starke Rückrunde aufrecht. Tipp: es reicht maximal noch für Rang 15, was dem sportlichen Abstieg gleich käme.
Umfeld
Wenn Türkiyemspor absteigt, scheint das keinen sonderlich zu interessieren. 278 zahlende Besucher im Schnitt sind ein trostloser Zuspruch, der lediglich vom FC Oberneuland als "Nicht U23" Verein unterboten wird. Das letzte Heimspiel im "fremden Jahn-Sportpark" sahen 257 gegen die II. des FC St. Pauli. Die 1.103 Fußballfreunden gegen Magdeburg gleich im zweiten Heimauftritt waren die Rekordkulisse der Saison. Am Freitagabend sollte man sich als reisender Himmelblauer auf vielleicht 100 bis 120 Einheimische einstellen.
Wie Tennis Borussia hat auch der BFC 1978 finanzielle Probleme, ob und in welcher Höhe erschließt sich dem Außenstehenden größtenteils aber nicht, da die Öffentlichkeitsarbeit mehr oder weniger "überschaubar" ist.
