Vorbericht

2. Runde - DFB-Pokal - Saison 2010/2011
Chemnitzer FC
Chemnitzer FC
1:3 n.V.
VfB Stuttgart
VfB Stuttgart

Nächster Pokal-Streich, diesmal gegen die "Achterbahnfahrer aus Schwaben"...

von Timo Görner

...denn wohl kaum ein anderer Profiverein hat in den letzten Jahren die Gefühle seiner Fans und Freunde so wechseln lassen, wie Baden-Württembergs fußballerische Nummer 1.

Der VfB Stuttgart 2009/2010

Die Berg- und Talfahrt seit 2001 ist bemerkenswert. Damals knapp dem Abstieg entronnen, folgte 2003 Platz 2. Danach wurde man 4., 5., 9., dann halt mal so eben Meister bevor es wieder abwärts auf 6, hoch auf 4 und in der letzten Saison nach monatelangem Abstiegskampf und einer starken Frühjahrsrunde auf Europa-League-Platz 6 ging. Passend dazu steht der VfB Stuttgart aktuell am Ende der Tabelle.
2009/2010 drehten die Schwaben wie schon ein Jahr zuvor nach einem Trainerwechsel in der zweiten Hälfte der Saison auf. Noch zur Winterpause steckte der VfB mit nur 15 ergatterten Zählern im Abstiegskampf (Rang 16). Logisch, dass nach Spieltag 15 Marcus Babbel entlassen worden war. Unter Nachfolger Gross gab es Hoffnung und 4 Punkte aus den Spielen in Mainz (1:1) und gegen Hoffenheim (3:1). In der langen Pause wurde der Kader ausgemistet: Bastürk, Simak, Magnin, Hitzlsperger gingen. Dafür holte man den Defensiven Cristian Molinaro (27/Juventus Turin) auf Leihbasis. In der Frühjahrsrunde erstarkte der VfB und wurde beste Rückrundenmannschaft. Nur 2 Partien wurden verloren, aber 12x Siege geholt. Mit 4 Dreier am Stück, darunter das herausragende Dortmund-Heimspiel (4:1), gelang der Start ins Jahr 2010 bestens. Nach Runde 20 war der Sprung aus dem Keller ins gesicherte Mittelfeld geschafft, doch zu mehr reichte es aufgrund 2 Pleiten gegen den HSV (1:3) und auf Schalke (1:2) zunächst nicht. Mit einem beeindruckenden Endspurt in den letzten 8 Partien mit 2 Remis und 6 Siegen in Folge kletterte Stuttgart schließlich noch bis auf Platz 6. Highlight war der Triumph in München (2:1). 2 Wochen vor dem Finale war sogar noch Rang 3 und damit die Qualifikation für die Champions League in Reichweite. Gegen Mainz (2:2) und in Hoffenheim (1:1) vergaben die Schwaben dies jedoch. Mit 51 erzielten Toren reihte sich der VfB in der Endabrechnung im besseren Mittelmaß ein - 41 Gegentore waren vergleichsweise gut.
Ausgerechnet als es in der Liga nicht lief, vertrat Stuttgart den deutschen Fußball würdig in der "Königsklasse". Als Gruppenzweiter erreichten sie das Achtelfinale, waren dort jedoch gegen den FC Barcelona (1:1, 0:4) nicht unerwartet chancenlos. Im DFB-Pokal kam das Aus bereits im Achtelfinale bei Zweitligist Fürth (0:1).

Delegierungen für diese Saison bislang

Quantitativ bewegen sich die Änderungen fast auf dem Niveau der letzten Spielzeit. 11 Spieler sind nicht mehr dabei, 9 dafür gekommen.
Im Tor beendete Jens Lehmann (40) seine fast 22-jährige Laufbahn mit den Stationen Schalke, AC Mailand, Dortmund, FC Arsenal und zuletzt Stuttgart. Aus dem Abwehrbereich gab es keinen nennenswerten Abgang. Aus dem Mittelfeld zog es Roberto Hilbert (25/Besiktas Istanbul) in die Türkei, Sami Khedira (23) wechselte bekanntermaßen nach einer starken WM mit Bremens Mesut Özil zu Real Madrid. Der Rest spielte kaum eine Rolle, Khedira war zweifellos der größte sportliche Verlust.

Für das Tor verpflichtete Stuttgart Marc Ziegler (34), der von 1994 bis 1999 bereits im VfB-Tor stand und nun nach den Stationen Bielefeld, Austria Wien, Hannover, Saarbrücken und Dortmund zurückkehrte. Georg Niedermeier (24) kam vom FC Bayern München II, der Schweizer Nationalspieler Philipp Degen (27) für ein Jahr auf Leihbasis vom FC Liverpool. Mit Christian Gentner (25) findet sich im Mittelfeld ein weiterer "Heimkehrer", nach 2 Jahren beim VfL Wolfsburg. Letzter Neuzugang war Routinier Mauro Camoranesi (33/Juventus Turin), 55x für Italien am Ball und 2006 Weltmeister. Mamadou Bah aus Guinea (22/Racing Straßburg), der Franzose Johan Audel (26/FC Valenciennes) und der für ein halbes Jahr an Hannover 96 ausgeliehene und zurückgekehrte Brasilianer Élson (28) schließen den Kreis bei den Läufern. Für den Angriff wurde mit Martin Harnik (23/Werder Bremen) ein weiterer Nationalspieler (Österreich) verpflichtet. Alles in allem sind die Genannten recht solide Zugänge. Mit rund 3,8 Mio. EUR war der Kauf des zunächst ausgeliehenen Molinaro die teuerste Delegierung, gefolgt von Georg Niedermeier mit 3,5 Mio. EUR. Dafür wechselte Khedira für 14 Millionen nach Madrid.

Der Trainer

Jens Keller (39) übernahm am 14.10.2010 das schwierige Amt des nach dem katastrophalen Saisonstart entlassenen Christian Gross. 142 Bundesligaspiele für Stuttgart, 1860 München, Wolfsburg, Köln und Frankfurt stehen bei ihm als Aktiver zu Buche, hinzu kommen ferner 115 Zweitligaspiele. 1992 feierte Keller seinen größten Erfolg als Deutscher Meister mit dem VfB, damals allerdings ohne ein Spiel. 2005 beendete er seine aktive Laufbahn in Frankfurt. 2008 folgte der Einstieg in die Trainerlaufbahn bei der A-Jugend des VfB. Seit Dezember 2009 fungierte Keller als Co-Trainer des Schweizers und darf nun vorerst bis Saisonende sein Können als Cheftrainer zeigen.

Die Mannschaft

Im Tor findet sich als Lehmann-Nachfolger mit Sven Ulreich (22) ein "Jungspund". Vergangene Saison vertrat er Lehmann in 8 Spielen und stand 2007/2008 bereits 11x im VfB-Kasten. In der Abwehr sind der Ivorer Arthur Boka (27), Georg Niedermeier (24) und Serdar Tasci (23) der Stamm. Dazu gehört noch Cristian Molinaro (27), der aber bisher nicht an die Leistungen der Vorsaison anknüpfen konnte. Erwähnenswert ist ferner Khalid Boulahrouz (28), Nationalspieler der Niederlande, der jedoch bislang auch noch kein Aktivposten war. Neuzugang Philipp Degen (27) fällt momentan wegen Krankheit (Pfeiffersches Drüsenfieber) aus. Kapitän Matthieu Delpierre (27) ist in der Bundesliga noch bis Ende Oktober nach einem Platzverweis gesperrt. Im Mittelfeld wird bislang aus Christian Gentner (27), den Serben Zdravko Kuzmanovic (23), Christian Träsch (23) und Timo Gebhart (21) formiert. Mauro Camoranesi (34) kam als letzter Neuer und verlor nach 2 Spielen "Rot-Sperre" seinen Stammplatz. Mit Daniel Didavi (20) spielt ein weiterer junger Akteur eine bislang ordentliche Saison. Im Angriff eroberte sich der Russe Pavel Pogrebnyak (26) mit 5 Treffern in 7 Spielen die Spitzenposition. Weniger erfolgreich auf Punktspielebene war bislang Jeronimo Barreto Claudemir (29/2), bekannt als "Cacau". Martin Harnik (23) und der Rumäne Ciprian Marica (25) schafften noch nicht den Sprung in den Stamm. Hier muss man eventuell noch mal nachbessern, sollten die beiden gesetzten Stürmer ausfallen.
Verglichen mit dem FC St. Pauli ist das Aufgebot eindeutig das Bessere. Mehrere aktuelle Nationalspieler wie Boka (Elfenbeinküste), Cacau, Tasci (Deutschland), Boulahrouz (Niederlande), Harnik (Österreich) oder Camoranesi (Italien) stehen im Kader, der das Potential für mehr als Abstiegskampf besitzt. Beim CFC tritt der VfB Stuttgart als klarer Favorit an - alles andere als ein Sieg wäre eine noch größere Sensation als das Aus des FC St. Pauli auf der Fischerwiese.

Die aktuelle Saison bislang

Die Lage ist noch etwas prekärer als zum gleichen Zeitpunkt der Vorsaison - damals reichte es zu 8 Punkten und Platz 13. Der (erneute) Fehlstart in die Spielzeit war mit dem 1:2 im brisanten Duell beim SC Freiburg (1:2) perfekt. Zuvor wurden die Schwaben zu Hause gegen Dortmund (1:3) vorgeführt - Rückstand bereits zur Halbzeit 0:3. Dazu kam die Auftaktpleite bei den damals schwächer eingeschätzten Mainzern (0:2). Die Trendwende sollte dann eigentlich mit dem 4. Spieltag kommen als Mönchengladbach mit 7:0 zerlegt wurde. Doch die Hoffnungen zerschlugen sich schnell mit den Heimniederlagen 2 und 3 gegen Leverkusen (1:4) und die sicherlich nicht übermächtigen Frankfurter (1:2) und dem 1:2 bei Abstiegskandidat Nürnberg (1:2). Die Schlappe gegen die Hessen war dann auch das Ende für Christian Gross. Im 3. Jahr in Folge wurde ein VfB-Coach in der Hinrunde beurlaubt, diesmal schon im Oktober.
Mit Neutrainer Jens Keller verlief der Krisengipfel in Gelsenkirchen durchwachsen, das 2:2 brachte keinen der beiden Vereine richtig voran. Zumindest konnte Keller im ersten Spiel als Chef einer Herrenmannschaft die Negativserie stoppen und im Heimspiel gegen St.Pauli (!) seinen ersten, wenn auch glücklichen Sieg (2:0) einfahren.
Bemerkenswert auch diesmal wieder, dass sich Stuttgart wieder international sehr ordentlich präsentiert. Die Qualifikation für die Ausscheidungsrunde der Europaleague wie auch für die Gruppenphase war gegen nicht mal hochklassige Gegner allerdings mühsam. Molde FK wurde in Norwegen mit 3:2 besiegt um im Rückspiel einem 0:2 hinterherzulaufen, das der VfB erst in der 90. Minute zum 2:2 ausglich. Gleiches Bild gegen Slovan Bratislava: Auswärtssieg (1:0) – Rückstand mit 0:2 und 2:2 am Ende in Stuttgart. Sehr gelungen dann der Auftakt in der Gruppe gegen Young Boys Bern (3:0), veredelt mit einem erneuten Gastspielsieg in Odense (2:1). Zumindest die Pokalresultate stimmen.
Im DFB-Pokal tat man sich ebenfalls schwer, siegte nur knapp mit 2:1 bei Drittliga-Aufsteiger Babelsberg.

Das Umfeld

Trotz der aktuellen sportlichen Krise und der Tiefpunkte der letzten Jahre bleibt der VfB in Süddeutschland ein Publikumsmagnet. Aktuell begeistern sich rund 40.500 zahlende Besucher im Schnitt für die Heimspiele der Rot-Weißen, gegen Dortmund und St. Pauli wurde bei allerdings leicht reduziertem Fassungsvermögen sogar „ausverkauft“ im Stuttgarter Stadion vermeldet. Den Rekordbesuch verzeichnete der VfB zum vorletzten Duell gegen Eintracht Frankfurt mit 44.000.
Das Stuttgarter Stadion selbst hat bereits mehrmals seinen Namen gewechselt. Nach 1945 firmierte es unter "Century Stadium/Kampfbahn", ab 1949 bis 1993 als "Neckarstadion" wo u. a. die DDR-Vereine aus Frankfurt/Oder und Dresden ihre Visitenkarte abgaben. 1993 folgte man dem mittlerweile gängigen Modell der Benennung nach einem Unternehmen und hieß fortan "Gottlieb-Daimler-Stadion". Bis 2008 verfügte Stuttgart über eines der größten Leichtathletik-Stadien Europas. Diese durchaus traditionsreiche Ära wurde dann mit dem Beginn der Umbaumaßnahmen zu einem reinen Fußball-Stadion beendet. Die Fertigstellung ist für 2012 geplant, dann können rund 60.000 Fußballfreunde dem Treiben auf dem Rasen zu sehen. Einher mit dem Umbau ging auch die erneute Umbenennung, jetzt in "Mercedes Benz Arena".
Der Etat beläuft sich diese Saison auf 38 Mio. EUR, auf der Brust prangt das Logo der Käsemarke „Gazi“, welche auch dem Stadion von Lokalrivale Stuttgarter Kickers als Namensgeber dient. Dafür berappt die verantwortliche Holding AG rund 6 Mio. EUR, das ist Mittelfeld in der 1. Liga wo die Telekom dem FC Bayern schon mal 25 Millionen spendiert.
2. Runde - DFB-Pokal - Saison 2010/2011
Mittwoch, 27. Oktober 2010, 20:30 Uhr
Fischerwiese, Chemnitz
Zuschauer: 17.145
Schiedsrichter: Perl (Pullach)


Tore

Die Bilanz

 ZahlSUNTore
Alle Spiele00000:0
Heimspiele00000:0
Auswärtsspiele00000:0
Ligaspiele00000:0
Pokal-/Relegationsspiele00000:0