Nächsten Baustein für das große Haus setzen beim Kellerkind…
von Timo Görner
…aus Garbsen. Ohne arrogant zu wirken, zählt am Samstag nur ein Sieg bei den Niedersachsen.
Die aktuelle Saison unseres Gegners
Die Lage für den Aufsteiger aus der West-Staffel der Niedersachsen-Oberliga ist prekär, aber noch nicht vollkommen hoffnungslos. Als Neuling aus einer der am schwächsten eingeschätzten 5. Ligen gekommen, galt der TSV Havelse als Abstiegskandidat. Aktuell ist das rettende Ufer 5 Punkte (bei 2 Spielen mehr) und 3 Plätze entfernt – also noch in Sichtweite.
Der Start in die Saison gelang ordentlich. Beide Heimspiele wurden siegreich und ohne Gegentore gegen Nordost-Vereine (Plauen 1:0, Cottbus II 3:0) gestaltet. Auswärts erwies man sich zumindest ergebnistechnisch bei Hertha II (2:3) und zum Auftakt in Wolfsburg (1:2) als unbequemer Gegner. In Meuselwitz fehlten nur 2 Minuten zum ersten Auswärtssieg (2:2). Platz 9 und damit zweitbester Aufsteiger hinter Leipzig stand zu Buche. Danach begann allerdings die schrittweise Talfahrt Richtung Abstiegszone auf Rang 17. Bis zur Winterpause gelang nur noch ein voller Erfolg, der gegen Schlusslicht Türkiyemspor (4:0). Dafür kassierte man 9 Niederlagen mit Klatschen wie in Chemnitz (0:5) und Kiel (1:6). Zu Hause war man gegen Halle (0:3) und Wilhelmshaven (1:4) überfordert. Mit 40 Gegentoren stellte der TSV nach der dezimierten Herbstrunde bei 16 Begegnungen die schlechteste Defensive. Das war nach 6,5 Jahren das Aus für Trainer Jürgen Stoffregen. Für ihn übernahm mit Andre Breitenreiter ein uns noch aus Kieler Zeiten bekannter Ex-Bundesligakicker. Unter ihm ging der Trend wieder leicht nach oben. Die Bilanz im Jahr 2011: 2 Siege – 2 Remis – 2 Niederlagen. Es begann mit einem Fehlstart gegen Hertha II (0:1), kompensiert durch den ersten Dreier auf Reisen in Cottbus (2:1). Das erste Achtungszeichen mit Schrittmacherdiensten für den CFC setzte Havelse dann gegen Wolfsburg (1:1), die "kleine Serie" wurde gegen Meuselwitz (3:1) fortgesetzt. Zuletzt setzte es in Halle (1:3) eine nicht unerwartete Niederlage. Bemerkenswert die Heimbilanz gegen die Vereine aus dem Nordosten: Cottbus II, Plauen und Meuselwitz wurden besiegt, RB Leipzig zuletzt ein 0:0 abgetrotzt – nur Halle ging nicht als Verlierer vom Rasen in Garbsen. Die Ausbeute als Platz bauende Gemeinschaft ist ausbauwürdig (13.) und im negativen Saldo – 4 Siegen stehen 5 Pleiten gegenüber. Als Gastmannschaft ist man nicht regionalligatauglich, 8 der 10 Spiele bei (11:30 Tore) gingen verloren - alles dies spricht für eine dringend notwendige Steigerung soll der Klassenerhalt erreicht werden. Nur Türkiyemspor hat mehr Gegentore (47). 28 erzielte Tore sind zwar etwas besser, aber auch nur ganz knapp über dem Strich.
Im Landespokal Niedersachsen scheiterte man im Viertelfinale an Drittliga-Spitzenreiter Braunschweig (0:3).
Delegierungen seit dem Hinspiel
Für das Mittelfeld kam Mehmet-Ali Tozlu (20/Braunschweig II) in der Winterpause. Er war zuvor beim BTSV suspendiert worden. 4 Spieler haben den TSV verlassen. Angreifer Caglayan Tunc (24) ging zum SC Langenhagen in die Niedersachsenliga. Er spielte mit insgesamt 9 Einsätzen und 2 Toren noch die größte Rolle der Abgänge.
Der Trainer
Ex-Profi Andre Breitenreiter (37) übernahm mit dem Jahreswechsel das Amt. Es ist für ihn die erste Trainerstation. Sein letzter Verein als Spieler war der BV Cloppenburg bis Juli 2009. Davor finden sich die norddeutschen Vereine aus Hannover, Wolfsburg, Hamburg (HSV), Kiel und im Süden Unterhaching in der Vita.
Die Mannschaft
Im Tor gibt es einen Zweikampf zwischen Fabian Lucassen (23) und Markus Straten-Wolf (22). Bis Mitte der Herbstrunde hatte Letzterer die Nase vorn, dann übernahm in den letzten 12 Begegnungen Lucassen. Er dürfte auch am Samstag im Tor stehen. In der Abwehr sind Tobias Holm (21), Jan-Thede Smidt (20) und Yanik Strunkey (23) das Gerüst, hinzu kommen Christian Werner (25) und Daniel Degner (21). Ergibt einen Schnitt von 22 Jahren, eine also recht junge Abwehrformation. Smidt, Holm und Degner konnten sich jeweils schon als Torschützen auszeichnen, auch wenn es nur zu je 1 Torerfolg gereicht hat. Im Mittelfeld ragt Fabian Wetter (21) heraus. Bilanz: 4 Tore – 2 Vorlagen. Bemerkenswert: wenn er trifft verliert sein Team nicht - 3x wurde gewonnen, 1x Remis gespielt. Michael Habryka (28), Patrick Posipal (23), der Türke Deniz Tayar (27) komplettieren den festen Stamm in der Zentrale. Neuzugang Mehmet-Ali Tozlu (20) eroberte sich ebenfalls einen Stammplatz. Der effektivste Akteur ist aber einer mit Verletzungsproblemen: René Ney (28) traf in 8 Duellen 3x ins Schwarze. Im Angriff gibt es keinen Torjäger. Jan Zimmermann (31/4) führt die Liste an. Knapp dahinter kommen Christoph Beismann (24/3) und Christian Brüntjen (29/3) sowie Ahmet Kaya (23/2). Brüntjen und Kaya blieben weitestgehend nur Reservisten, Beismann war meistens gesetzt.
Der TSV stellt mit 24 Jahren im Schnitt eine junge Mannschaft. Nur Türkiyemspor, Kiel und Lübeck liegen darunter. Erfahrung in Liga 4 bringen Akteure wie Lucassen (Wilhelmshaven), Habryka (Magdeburg), Popisal (Oberneuland) und Zimmermann (Lübeck) mit. Dazu halt noch der Trainer. Havelse ist eine Mannschaft, die zum Teil auch kräftig Lehrgeld bezahlen muss, sich aber insgesamt nicht mal so schlecht schlägt. Wolfsburg II und RB Leipzig mussten dies bereits registrieren, der CFC sollte deshalb die Dienstreise nach Niedersachsen entsprechend ernst nehmen.
Die Einkaufsbilanz
12 Akteure waren zum TSV delegiert worden. Etabliert haben sich mit Lucassen, Tayar, Popisal, Beismann 4 Kicker. Ali Tozlu ist auf dem Weg zum 5. in dieser Kategorie. Einen echten "Volltreffer" konnte man nicht so recht landen. Fazit: durchwachsen. Eventuell am Ende nicht ausreichend.
Prognose
Angesichts des jungen und größtenteils unerfahrenen Kaders fällt es schwer dran zu glauben, dass die notwendigen 21 bis 23 Zähler aus den restlichen 13 Spielen geholt werden. Die Offensive ist insgesamt zu wenig durchschlagskräftig, die Defensive zeigte zuletzt leichte positive Tendenzen mit 7 Gegentoren in 6 Spielen. Tipp: es wird nicht ganz reichen. Platz 15 oder 16.
Das Umfeld
Rund 500 Besucher im Schnitt hat man bislang im kleinen und für die Regionalliga teilweise umgebaute (separater Gäste-Eingang, mehr Sitzplätze, Überdachung) "Wilhelm-Langrehr-Stadion" begrüßen können. Fassungsvermögen offiziell 4.500 mit 500 Sitzplätzen, der Rasen wird eingerahmt von 2 Geraden und nur 1 Kurve. In diesem Stadion wurde übrigens 1990/1991 für ein Jahr 2. Bundesliga gespielt. Danach ging es für den TSV runter bis in Liga 4, aus der man bislang nicht wieder herauskam. Der Unterschied zum CFC – hier sind die Ansprüche deutlich geringer, träumt niemand ernsthaft von der 3. Liga. Der große "Kracher" ist die Regionalliga Nord im Stadtteil von Garbsen (63.000 Einwohner) nicht, dazu ist mit Hannover 96 ein Erstligaverein quasi "um die Ecke". Den Heimauftakt in der neuen Liga gegen Plauen sahen 700 Fußballfreunde, ebenso wie gegen Hannover 96 II und Magdeburg. Im letzten Spiel in der kleinen Arena Mittwoch Halb 4 fanden sich 525 ein, als Staffelkrösus Leipzig gastierte, Meuselwitz lockte zuvor 300 an. Am Samstag dürften die reisenden himmelblauen Fußball-Experten mit vielleicht 400 TSV-Freunden rechnen.
