Pokalausflug in den Dresdner Süden…
von Timo Görner
…zum Heidenauer SV. Für den CFC eine Erstauflage, die sich auch so schnell nicht wiederholen dürfte.
Unser Gegner in den letzten Jahren
2007/2008 ging der "HSV aus Sachsen" als damaliger Aufsteiger aus der Dresdner Bezirksliga in die damals noch fünftklassige Sachsenliga. Sportlich war die Saison eher ernüchternd, die Südostsachsen stiegen mit nur 2 Siegen und insgesamt 14 Zählern als Tabellenletzter aus dieser Spielklasse wieder ab. Dabei hätte damals schon ein Platz besser zum Klassenerhalt gereicht, dieser vorletzte Rang war aber immerhin 9 Punkte entfernt. Der sofortige Wiederaufstieg wurde dann recht deutlich verpasst. Meister Radebeuler SC distanzierte die Blau-Gelben um 10 Punkte. In der abgelaufenen Saison belegte Heidenau zwar hinter Dynamo Dresden III erneut nur Rang 2, durfte aber angesichts eines erfolgreichen Eintretens vor dem Verbandsgericht durch ein noch in der Rubrik "Umfeld" erwähntes Mitglieds mit hoch. Ex-DDR-Oberligist Bischofswerda als Verfolger wurde mit 4 Zählern auf Abstand gehalten. Trumpf des HSV war dabei zweifellos die Ausgeglichenheit von Heim- und Auswärtsstärke. Als platzbauende Gemeinschaft wurden 12 der 15 Duelle siegreich gestaltet, lediglich 1 Niederlage gegen Rot-Weiß Bad Muskau (0:1) kassiert. Eigentlich gab es noch eine 2. Pleite, gegen den Meißner SC (0:1). Diese wurde aber am "Grünen Tisch" in ein 2:0 für den Gastgeber umgewandelt. Highlight bei den Spielen in der eigenen Arena waren zweifellos das 4:0 gegen Mitaufsteiger Dynamo III. In der Heimtabelle war nur Dynamo III besser, auf Reisen stellte der SV sogar die beste Mannschaft. Enorm die Torausbeute: In 30 Begegnungen wurden fabelhafte 94 Treffer erzielt! 29 Gegentore sprachen zudem für die beste Defensive. Mit Tom Winter (15 Tore) stellte Heidenau des Weiteren den zweitbesten Torschützen der Staffel.
Im Sachsenpokal war man nicht am Start - im Dresdner "ENSO Bezirkspokal" unterlag man überraschend beim Bezirksliga-Aufsteiger SV See 1990 aus Niesky mit 1:3, durfte aber in der neuen aufgestockten Sachsenpokal Saison 2010/2011 dennoch mitmischen.
Delegierungen für diese Saison
Marcus Hesse (Tor) und Kevin Schur (Abwehr) kamen von Dynamo Dresden. Einen gewissen Bekanntheitsgrad besitzt Robert Pietsch (31), der aus Zwickau nach Heidenau wechselte. Ebenfalls aus der Oberliga, von Borea Dresden kam Matthias Walter (21). Beide für die Hintermannschaft. Mit Maik Kühn (Mittelfeld), Philipp Grätz, Pierre Nebes (beide Angriff) stießen gleich 3 Akteure vom SV Einheit Kamenz zum HSV.
Der Trainer
Eine nicht uninteressante Personalie: Bernd Fröhlich (51) arbeitet seit einigen Jahren im Fußball Dresdens und des Umlandes. Mit Dresden Laubegast 06 stieg er 2002/2003 in die Oberliga Nordost Süd auf; knapp vor dem VfB Auerbach, der 1 Jahr später "hoch ging" und im Gegensatz zu 06 noch heute dort agiert. 2008/2009 war Fröhlich bei Borea Dresden auf der Bank. Den HSV übernahm er mit Beginn der Vorsaison.
Die Mannschaft
Bekannte Namen sind hier und da zu finden, ein paar Anmerkungen: Im Tor steht mit Marcus Hesse (27) ein durchaus bemerkenswerter Spieler, der immerhin Erfahrung aus der damals noch drittklassigen Regionalliga-Nord (2007 – 2009) mit 16 Spielen für Dynamo Dresden wie auch der 2. Liga für Aachen von 2004 bis 2007 (2 Spiele) mitbringt. 2008/2009 fiel er beim damaligen Dynamo-Coach Ruud Kaiser in Ungnade und ging zum Saisonende. Bis zum Wechsel nach Heidenau zu Beginn dieser Spielzeit hielt er sich beim Jugendverein Dresdner SC fit. In der Abwehr findet sich neben Robert Pietsch mit Falk Terjek (34) eine weitere bekannte Personalie. 1998 wurde Terjek aus der A-Jugend der SGD in den Herrenbereich berufen und spielte in der damaligen Regionalliga Nordost u. a. auch gegen den CFC. 1999 dann der Wechsel zum VfR Mannheim, weitere Stationen waren Aue, Pirna-Copitz, FV Dresden Laubegast 06, Borea Dresden, Meuselwitz und bis Juli 2009 noch mal Laubegast. Ebenfalls "Stallgeruch" Schwarz-Gelb in der Abwehr hat Frank Kaiser (32). 1997 wie bei Terjek die Berufung aus der A-Jugend in die 1. Mannschaft der SGD. Danach ging es über Werder Bremen II im Jahr 2000 über Verl, Erfurt, Union Berlin, Laubegast 06 und Borea Dresden vor 2 Jahren zum HSV. Der vierte im Bunde ist Robert Heiße (27). In der ersten (erfolgreicheren) Zweitligasaison der Dynamos zu 2 Kurzeinsätzen gekommen, wurde er für ein halbes Jahr zum FV Laubegast ausgeliehen, ging dann wieder zurück. Es reichte noch mal für 2 Kurzeinsätze, nicht aber für den Durchbruch. Wieder zurück in den Dresdner Südosten ging es 2008 zu Bannewitz, zum Saisonstart dann nach Heidenau. Macht damit 4 ehemalige Dynamo-Akteure in Tor und Abwehr. Nr. 5 wäre der Bulgare Svilen Stoilov (31). Er kam 2004 von Botev Plowdiv und wurde 7x in Liga 2 eingesetzt. Auch hier findet sich die "Durchgangsstation" Laubegast. Er wechselte aber im September 2009 nach Radebeul. Im Angriff sucht man derlei "Prominenz" vergebens. Martin Steiber, Tom Winter, Philipp Grätz, Pierre Nebes dürften kaum jemanden etwas sagen. Winter erzielte zumindest 9 Tore in der Vorsaison.
Die aktuelle Saison
Der Klassenerhalt dürfte das Ziel sein und da sieht es aktuell gut aus. Nach 24 Spielen hat Heidenau mit 30 Punkten bereits mehr als doppelt soviel eingeheimst, als man am Ende der Abstiegssaison 2007/2008 inne hatte (14). Und statt Platz 16 steht man auf dem 10. Bei noch 6 ausstehenden Spieltagen sind 10 Zähler und 13 Tore Vorsprung auf Abstiegsplatz 15 eine erstklassige Ausgangsposition. Noch 3 oder 4 Punkte und man wird wohl sicher drin bleiben. Die Heimbilanz liegt knapp im positiven Bereich, 6x wurde der Gast bezwungen, aber auch 5x verloren. Den ersten Heimsieg hatte man erst im 5. Versuch eingefahren, Markranstädt wurde knapp (4:3) bezwungen. Solide arbeiten Offensive wie Defensive mit 26:15 Toren. Die Höhepunkte wurden gegen den VFC Plauen II (5:0), VfL Hohenstein-Ernstthal (4:0) und Radebeul (4:1) gesetzt. Auf Reisen reichte es in 11 Gastspielen zu 3 Siegen, 7 Spiele wurden verloren und mit Toren gegeizt (10:24). In Görlitz (0:4) und Pirna-Copitz (1:4) war man ohne Chance. 36:39 Tore insgesamt sprechen für eine ganz solide Offensive und eine mittelprächtige Defensive.
Im Sachsenpokal siegte der HSV in Runde 1 beim FSV Dippoldiswalde aus der Bezirksklasse Dresden mit 4:1, im Achtelfinale mit 3:1 beim Bezirksligisten aus Krumhermersdorf. Knapp war dann das Achtelfinale mit dem 2:1 bei Staffelkonkurrent Kamenz. Zuvor wurden 2 Spiele in der Ausscheidungsrunde des Ost-Bezirkes Sachsens erfolgreich absolviert.
Das Umfeld
Die ehemalige "BSG Motor Heidenau" präsentiert sich gut strukturiert. Neben der 1. Mannschaft finden sich immerhin 8 Mannschaften im männlichen Nachwuchsbereich bis runter zur G-Jugend. Dazu kommen eine II. und III. Mannschaft sowie 3 Damenteams. 6 weitere Sportarten sind im Verein beheimatet. Neben einigen kleineren und mittelständischen Sponsoren - vornehmlich aus Heidenau selbst - engagieren sich mehrere fördernde Mitglieder mit "mittlerem Bekanntheitsgrad" wie ein "echtes MdB" in Person von Klaus Brähmig und Dr. Endrik Wilhelm, eventuell noch bekannt als Präsident der SG Dynamo Dresden und vor dem Amtsantritt maßgeblich am (weitestgehend erfolglosem) Engagement der "Kinowelt" von Michael Kölmel bei Dynamo beteiligt. Er war es auch, welcher für den Aufstieg des HSV in die Landesliga Sachsen vor Gericht stritt, nachdem der SFV dem Club 12 Punkte aufgrund des Einsatzes eines gesperrten Spielers 12 Zähler abziehen wollte.
Hauptsponsor der 1. Mannschaft ist eine Bank aus Pirna. Vereinschef ist Reno König, Inhaber eines Taxi-Unternehmens in der Stadt. Heimstätte der Heidenauer ist das "Max-Leupold-Stadion" im Sportforum Heidenau, einer 2005 eröffneten Sportanlage welche sich für eine Stadt wie Heidenau sehen lassen kann. 2.500 Fußballfreunde finden hier offiziell Platz.
