Schwerer Brocken zum Frühjahrsrundenauftakt…
von Timo Görner
…denn mit dem 1. FC Heidenheim stellt sich ein absolutes Spitzenteam dieser 3. Liga vor. Der Verein unterstrich in der Winterpause seine Ambitionen durch bemerkenswerte Neuverpflichtungen wie auch Testspielergebnisse. Optimismus sollte dem CFC das Spiel gegen Saarbrücken bereiten, ja ebenfalls ein Aufstiegsaspirant.
Die aktuelle Saison unseres Gegners bislang
Der FCH spielt nicht unerwartet oben mit, hat zu Relegationsplatz 3 "Körperkontakt". Dass es nicht zu mehr reichte, ist dem Trend ab Spieltag 13 geschuldet, als man einige Punkte eben nicht holte. Nach 13 Begegnungen stand Rang 4 zu Buche, 2 Zähler trennten von Tabellenführer Sandhausen. 6 Tore fehlten auf den Zweiten Regensburg. Davor hatte man von Runde 3 bis 7 den ersten direkten Aufstiegsplatz inne. Nach 7 Spieltagen war man eine von 4 unbesiegten Gemeinschaften, obwohl man sich zumindest ergebnistechnisch schwer tat. Den einzigen klaren Sieg feierte man bei Zweitligaabsteiger Oberhausen (3:0), knapper ging es gegen den CFC (3:2), Offenbach (2:1) und Abstiegskandidat Werder II (1:0) zu. Überraschend waren die Punktverluste gegen Jena (0:0) und in Babelsberg (2:2). Stuttgart II blieb die erste Heidenheimer Pleite vorbehalten(0:1), Osnabrück (0:2) legte nach. Die Schwaben rutschten aus der "Aufstiegszone". Es schlossen sich bis zum Jahresende Licht und Schatten an, für die Etablierung oben nicht ausreichend. Dazu erwiesen sich Sandhausen und Regensburg einfach konstanter. 12 Begegnungen absolviert man: 4 Siegen– 4 Remis – 4 Niederlagen. Böse Zungen könnten dem Club das Prädikat "Mittelmaß" anheften, die Gründe liegen aber eher in personellen Problemen aufgrund von Verletzungen mehrerer Stammspieler.
Und es klemmt auswärts: Am 01.10.2011 gelang der letzte Sieg (Bielefeld 1:0). Dem respektablen 1:1 in Regensburg folgten 3 Niederlagen. Sowohl in Burghausen und Münster (je 1:2) als auch zum "Herbstrunden-Halali" in Offenbach (0:1) gab es nichts zu holen. Im Gegensatz dazu das Sandhausen-Spiel (2:1), wo der Tabellenführer besiegt wurde. Aus 10 Gastspielen wurden 10 Punkte geholt. 9 sind hier besser. Bemerkenswert die Torbilanz: 10:10.
Als Platz bauende Gemeinschaft steht man besser da. 21 Zähler sind zu verzeichnen, etwas weniger als Primus Sandhausen (23). 25:21 Treffer legen den Finger auf die Wunde, offensiv ist das derzeit zu wenig (9.). Defensiv reicht es auch nicht für ganz oben (5.). Das ist neben der Auswärtsbilanz die Ursache, dass man auf Platz 5 steht. Welches Potential die Mannschaft hat, zeigen die DFB-Pokalspiele. Wie der CFC 2010/2011 warf man mit Bremen (2:1) einen Erstligisten aus dem Rennen. Und auch in Hauptrunde 2 hielt man sich prächtig, zwang Mönchengladbach als starken Erstligisten ins Elfmeterschießen (3:4). Im Landespokal steht man wie der CFC im Halbfinale nach dem 3:1 beim VfR Aalen II. Die Chancen für die Titelverteidigung stehen gut gegen mögliche Gegner wie Oberligist FV Illertissen, Regionalligist SG Sonnenhof Großaspach sowie dem Sieger aus VfB Neckarrems Fußball (Verbandsliga) und VfR Aalen.
Delegierungen seit dem Hinspiel
Es wurde kräftig investiert, primär in der Abteilung "Stürmer". Deutlicher Hinweis, welches man als die Defizite ausgemacht hatte. Im Gegensatz zum CFC kann man sich auch "Kracher" leisten. Wirtschaftlich hat man eindeutig die Nase vorn - nicht zum ersten Mal bei einem Verein aus Süddeutschland. Abgänge hat man keine zu vermelden.
Für die Abwehr kam Dennis Malura (27) von Zweitligist 1860 München. Dem Fanpage-Leser eventuell aus 2 Jahren Erfurt von 2009 bis 2011 ein Begriff. Danach folgte der Wechsel zu den "Löwen", wo es nicht reichte. Zum Jahreswechsel die Delegierung eine Etage tiefer. Ebenfalls glücklos in Liga 2 war Robert Strauß (25/Mittelfeld), der in Aue nicht mehr zum Zuge kam.
Viel getan hat sich wie schon erwähnt im Angriff. Bereits Ende September 2011 zog es Nico Frommer (33) zum FCH. Bei RB Leipzig ausgemustert, schaffte er dennoch damit den Aufstieg in die 3. Liga. Die Vita ist durchaus beeindruckend: Immerhin 168 Zweitligaspiele und 44 Tore für Mönchengladbach, Reutlingen, Eintracht Frankfurt, Unterhaching und Osnabrück stehen zu Buche. Marco Sailer (26) kam aus Wiesbaden, 2009/2010 reichte es für 16 Spiele im Unterhaus für Fürth. Patrick Mayer (33) ist der "verlorene Sohn", schaffte in Augsburg nicht den Durchbruch und wechselte nach nur einem halben Jahr wieder. 30 Treffer hatte er zuvor in 2 Jahren erzielt. Den spektakulärsten Neuzugang vermeldete man aber fraglos mit Michael Thurk (35). Das "Enfant Terrible" des FC Augsburg wurde dort überraschend nach dem Erstligaaufstieg ausgemustert. Das nach 5 erfolgreichen Jahren als Leistungsträger mit 51 Toren in 104 Spielen. Feine Quote. Mit 9 Toren und 6 Vorlagen hatte der Routinier seinen Anteil am größten Erfolg der FCA Geschichte. Was Thurk seit vielen Jahren begleitet, sind Probleme. 2004 der Wechsel nicht unbedingt im Frieden aus Mainz nach Cottbus. Ausgerechnet zum knapp geschlagenen Fast-Erstligaaufsteiger. Dort reichte es nur für ein halbes Jahr mit "Nebengeräuschen" bevor es zurück zu 05 ging. 2 Jahre später nach Frankfurt, auch wieder nach mit dem einen oder anderen Scharmützel mit den FSV. Bei Eintracht lief es sportlich in Liga 1 nur durchschnittlich, Thurk blieb Mitläufer. Der Wechsel nach Augsburg wurde ein "Glücksfall" für beide Seiten. Die Gründe für den Rauswurf in Augsburg lagen im zwischenmenschlichen Bereich, sportlich ist Thurk für jeden Drittligisten eine absolute Verstärkung.
Der Trainer
Frank Schmidt (38) zeichnet seit 4 Jahren und 4 Monaten für die 1. Mannschaft verantwortlich. Sein Vertrag läuft noch bis Juli 2015. Er dürfte selbst bei einem Nichtaufstieg relativ sicher im Sattel sitzen.
Die Mannschaft
Im Tor ist Frank Lehmann (32) die klare Nr. 1. Die Abwehr sieht Ingo Feistle (32), Tim Göhlert (27), Florian Tausendpfund (25) und den Italiener Sandro Sirigu (23) vorn. Dahinter kommt mit nicht so großem Abstand "Jungspund" Tobias Schilk (19). Ob Dennis Malura (27) als Neuzugang mit einem relativ bekannten Namen den Sprung in diesen Kreis schaffen wird, sollte sich zeigen.
Im Mittelfeld konnten sich Christian Essig (26), Richard Weil (23) als Konstante erweisen, eben hier hatte man mit Verletzungspech zu kämpfen. Mit Marc Schnatterer (25) fiel einer der herausragenden Akteure 2010/2011 und Startphase 2011/2012 (4 Tore) 2 Monate aus (Mittelfußbruch). Er feierte Mitte November 2011 sein Comeback. Über weite Strecken der Herbstrunde zählten hier David Schittenhelm (24), Christian Sauter (23) und Andreas Ludwig (21) zum Stammkader. Rückschläge auch im Angriff. Andreas Spann (27) zog sich beim vorletzten Spiel 2011 einen Kreuzbandriss zu, fällt für den Rest der Saison aus. 30 Treffer in 2,5 Jahren FCH kann er aufweisen. Nico Frommer (33) verletzte sich Ende November 2011 ebenfalls am Knie, Ausfall für 10 Wochen. Adam Jabiri (27) erging es zum Zeitpunkt der Frommer-Verletzung wie Schnatterer. Bastian Heidenfelder (26) fehlen die "Knipser-Qualitäten", 1 Tor kann er vermelden. Ebenso Tobias Rühle (20) und Jabiri – beide je 1x erfolgreich. Bei Frommer lief es besser, beeindruckend die Quote mit "5 Buden in 7 Spielen". Mit den angesprochenen Neuzugängen Thurk, Sailer, Mayer hat man im Angriff mittlerweile 10 Stürmer im Kader. Beim bemerkenswerten 3:2-Testspielsieg gegen Zweitligist Ingolstadt am vergangenen Wochenende standen Thurk und Mayer im Startaufgebot. Bezeichnend für die Misere beim FCH, dass der zur 2. Halbzeit eingewechselte Sailer (Tor zum 2:1) verletzungsbedingt ausschied (Muskelfaseriss) und im Mittelfeld David Schittenhelm mit einem Kreuzbandriss bis Saisonende ausfällt. Dennoch bleibt der Angriff mit der aktuellen Besetzung das Prunkstück der Mannschaft. 31 Akteure stehen jetzt im Aufgebot. Klarer Vorteil hier gegenüber unserem kleinen und noch wenig erfolgreichem Sektor der Angreifer.
Die Einkaufsbilanz bislang
Aktuell steht man bei 13 Neuzugängen. Eine Bewertung der Spieler, welche in der Winterpause gekommen waren verbietet sich. Nico Frommer (33) erwies sich als "Guter Griff", schlug nach seiner Verpflichtung mit 5 Toren in 7 Spielen gut ein. Die Sturmkollegen Rühle und Jabiri z. B. hingegen waren Ergänzungsspieler. In der Abwehr verdient Tobias Schilk (20) eine Erwähnung, die Verpflichtung aus der Regionalliga Süd schaffte mehrmals den Sprung in die Anfangsformationen. Ebenso Andreas Ludwig (21) aus Hoffenheim. Somit "ordentlich" was diese Akteure anbetrifft. Thurk, Sailer, Malura oder Mayer haben zweifellos das Zeug sich beim FCH zu etablieren.
Gewinner der Saison bislang
Nico Frommer (33) verpasste mit RB Leipzig deutlich den Aufstieg in die 3. Liga, ist nach der Ausmusterung in Leipzig eben in dieser gelandet. Tobias Schilk (20) überraschte als Delegierung aus der 4. Liga.
Prognose
Schlagen die Neuverpflichtungen in der bisher etwas lahmenden Offensive ein und bleibt man von größeren Verletzungsproblemen wie in der Herbstrunde verschont, ist von Platz 1 bis 6 alles möglich. Knackpunkt wird auch sein, wie die Mannschaft mit dem größeren Druck in der Rückrunde zurecht kommt. Der Verein hat sich Liga 2 jetzt als klares Ziel gesetzt.
Das Umfeld
2015 sollte der FCH in Liga 2 spielen, so das Ziel für diese Saison und die kommenden Jahre. Der bisherige Saisonverlauf und die Ausgeglichenheit der Liga hat aber Appetit auf "jetzt" gemacht. Der Verein setzt sich den großen Wurf schon Sommer 2012 als erklärtes Ziel. Die Investitionen in Spieler wie Thurk, Malura, Frommer, Mayer oder Sailer belegen dies deutlich.
Aktuell wird Heidenheim von 6.100 Besuchern im Schnitt begleitet. Damit bewegt man sich etwas über dem Schnitt der Vorsaison mit rund 6.000 und über dem von vor 2 Spielzeiten mit 5.200. Minusrekord war das Gastspiel der Spvgg. Unterhaching mit 5.300 zahlenden Fußballfreunden, ansonsten konnte man mindestens 6.000 in der "Voith-Arena" begrüßen. Jena mit 7.100 und Saarbrücken mit 7.000 sorgten für den größten Ansturm.
Wie schon angesprochen liegt man gegenüber dem CFC wirtschaftlich vorn, verfügt zudem über eine moderne Spielstätte mit weitaus mehr Möglichkeiten der Vermarktung. Für das Rückspiel an der Gellertstraße werden noch Reisende für Fanbusse gesucht. Im Gegensatz zum CFC reiste man in den Süden und bereitete sich in der Türkei auf die wichtige Restrückrunde vor.
