Mit Kampf und Glück zur Glückseligkeit
von Erik Büttner
„Ich bin bedient, die Mannschaft ist bedient.“, wenn Trainer des Gegners so etwas sagen, wie hier Frank Schmidt, dann ist das ein gutes Zeichen für den Chemnitzer FC. Nach dem 3:0 Sieg über den aufstiegsambitionierten FC Heidenheim stehen die Zeichen bei den Himmelblauen an diesem Wochenende auf Glückseligkeit.
Für den Gastgeber läuft es von der ersten Minute an: Förster fängt einen im Schneematch kleben gebliebenen Rückpass von Tausendbrod auf FCH-Torwart Lehmann ab, startet allein durch und wird von den Beinen geholt (Förster hatte allerdings auch wenig mit Erdanziehungskraft zu kämpfen). Schiedsrichter Seidel pfeift und gibt Rot für den Schlussmann aufgrund der verhinderten Torchance - doch damit liegt er falsch, denn 2 FCH-Verteidiger waren mitgelaufen. Nach einigen Minuten und einem neuen Torwart im Heidenheimer Kasten (Tausendbrod musste quasi zur Strafe vom Platz) geht es mit Freistoß durch Garbuschewski weiter. Der wird zur Ecke geklärt, Tüting verlängert die Eckballflanke auf Dobry und der netzt ein. Der CFC führt nach 7 Minuten gegen die hochgehandelten Heidenheimer. „Es ist nicht normal, was in den ersten Minuten passiert ist.“, kommentiert FCH-Trainer Schmidt angefressen. Und die Gäste haben bei Dauerschneefall anschließend ihre liebe Mühe mit dem glitschigen Geläuf und sich selbst. Neuzugang Thurk verdient sich mehr die Gelbe Karte (Reklamieren) als Lob für sein Handeln. Einmal hatte Thurk allerdings berechtigte Gründe für Kritik an Schiedsrichter Jan Seidel, als Bankert ihn mit etwas zu viel Körpereinsatz am Torschuss hinderte – Glück für Chemnitz.
Die Partie hat Mitte der ersten Halbzeit nur ansatzweise etwas mit Fußball zu tun. Es regiert mehr der Zufall als kontrolliertes Spiel. Trotzdem ist die Partie sehenswert, weil der seifige Rasen immer wieder skurrile Situationen hervorbringt. Der himmelblauen Elf kommt das aber eher entgegen und so geht der CFC als bessere Mannschaft aus der ersten Halbzeit, wenn es auch bei der knappen Führung bleibt. Denn Chemnitz verpasst es insbesondere unmittelbar vor der Pause seine Chance in weitere Tore zu wandeln.
Der Heidenheimer Trainer sieht, dass „die zweite Halbzeit in der gegnerischen Hälfte beginnt.“ Das sehen auch die 3.600 auf der Fischerwiese so, die in diesen Minuten um die Führung bangen. Doch der FC Heidenheim hilft dem CFC am heutigen Tag, wo er nur kann und holt Garbuschewski im Strafraum von den Beinen. Das Foul ist klar, wird aber vom Chemnitzer Flügelflitzer auch noch mal unterstrichen. Der Gefoulte verwandelt selbst vom Elfmeterpunkt zum 2:0 (55.). Der CFC und seine durchnässten und fröstelnden Fans sind nun in Hochstimmung und auf dem Platz zeigen sich die Süddeutschen weiter als gute Gäste. Ein unglücklich geklärter Pass von Tüting fällt Förster vor die Füße, der die Kugel mühelos ins Netz schiebt (62.). „Das 3:0 tat richtig weh und dann ging es für uns nur noch um Schadensbegrenzung.“ Die von Heidenheims Trainer angesprochene Schadensbegrenzung war auch nötig, denn Chemnitz wollte noch mehr. Doch auch die Einwechslungen von Neuzugang Anton Fink und Selim Aydemir ändern nichts mehr am Ergebnis.
Nach dem Spiel resümiert dann Gerd Schädlich: „Wenn man das gesamte Spiel betrachtet, waren wir auch 2,3 Tore besser. Ich bin zufrieden mit der Mannschaft. Ich hoffe nur, dass sie das Ergebnis angesichts des langen Überzahlspiels richtig einzuordnen weiß und vielleicht können wir ja unsere Serie in Offenbach ausbauen.“ Diese Serie umfasst jetzt 5 Spiele ohne Niederlage und 3 Heimsiege in Folge. An so einem Tag, an dem es einfach lief für die Himmelblauen, gab es da auf Chemnitzer Seite nur zwei Enttäuschte: Florian Hörnig und Bastian Henning, die keinen Platz mehr auf der voll besetzen Auswechselbank fanden. Und kleiner Wermutstropfen: Toni Wachsmuth wird nach seiner 5. Gelben Karte in Offenbach gesperrt sein. Doch für dieses Wochenende regiert zunächst erst einmal breites Grinsen die Chemnitzer Gesichter.
Wertung: 2,5 (unterhaltsames Spiel, dass aber hauptsächlich von spektakulären Momenten lebte)
Beste Himmelblaue: Wachsmuth, Dobry, Tüting
Trainerstimmen
Gerd Schädlich (MDR-Online):"Auf diesem Untergrund war es nicht einfach, Fußball zu spielen. Es war klar, dass die kämpferische Komponente im Vordergrund stehen wird. Ein 3:0 gegen Heidenheim war nicht zu erwarten. Aber alle Chancen insgesamt betrachtet: Da geht dieser Sieg in Ordnung. Vor der Pause hätten wir schon 2:0 führen müssen. Meine Mannschaft kam etwas schläfrig in die zweite Halbzeit hinein, und ich hatte schon Angst, dass sie sich einlullen lässt. Aber dann fielen die Tore zwei und drei zum richtigen Moment."
Frank Schmidt (MDR-Online)"Ich kann meine Gedanken nicht preisgeben, denn es ist nicht normal, was hier passiert ist. 40 Sekunden mit eigenem Ballbesitz waren gespielt - und dann kam diese Rote Karte. Nach Bekunden meines Torhüters hat er den Chemnitzer nicht berührt. Mit der zweiten Aktion danach haben wir uns das 0:1 eingebrockt. Trotz der Unterzahl konnten wir das Spiel in der ersten Hälfte ausgeglichen gestalten. In der Pause hatten wir uns viel vorgenommen, wie es hätte besser werden können. Aber mit der ersten gefährlichen Aktion gab es Elfmeter für Chemnitz - und das Spiel war entschieden. Danach ging es nur noch um Schadensbegrenzung."