Vorbericht

35. Spieltag - 3. Liga - Saison 2011/2012
Chemnitzer FC
Chemnitzer FC
1:1
SV Wehen Wiesbaden
SV Wehen Wiesbaden

Zwei Überraschungsteams im Auf- und Abstiegskampf...

von Timo Görner

...mit der Ironie, dass der CFC im Kampf um die ersten 3 Plätze steht, es für den hochgehandelten Ex-Zweitligist aus Hessen nur um den Klassenverbleib geht.

Die aktuelle Saison unseres Gegners bislang

...verläuft für den SV Wehen-Wiesbaden von Anfang enttäuschend und kann noch ein böses Ende nehmen. Nach dem Abstieg aus der 2. Liga 2009 und der knapp verpassten Relegation in der Vorsaison droht nun der Absturz. Dabei wurde der SVWW vor dieser Spielzeit am Meisten genannt, wenn es um den Aufstieg ging. Der Start verlief auch vielversprechend mit 2 Heimsiegen gegen Bremen II und Osnabrück (je 2:1). In Stuttgart (0:0) blieben die Hessen unbesiegt. Danach präsentierte man "Mittelmaß mit Ausschlägen nach unten und oben". Spieltag 4 sah die erste Pleite beim aktuellen Zweiten in Aalen (0:2). Der Kontakt zu den Aufstiegsrängen ging verloren und nach 20 Spieltagen war Wiesbaden im Niemandsland gelandet.
Zumindest war zum damaligen Zeitpunkt Luft nach unten. 8 Zähler trennten auf Platz 18. Zu selten konnte man das vorhandene Potential ausschöpfen - wenn, dann zu Hause. In 10 Duellen auf eigenem Rasen wurden nur 2 Niederlagen kassiert, im Derby gegen Darmstadt (0:1) und gegen Regensburg (1:2). Dafür wurde Offenbach (3:1) abgewatscht, die Aufsteiger Münster (3:0) und Chemnitz (2:0) besiegt. Auf Reisen konnte man in Heidenheim (1:1) und Sandhausen (0:0) gute Ergebnisse erzielen. Trotzdem lagen die Probleme auswärts, wo nur 7 Punkte erreicht wurden. Nur beim damaligen Krisenclub Bielefeld (1:0) wurde gesiegt. Ernüchternd war vor allem das 1:5 in Unterhaching, wie auch die Auftritte bei den Kellerkindern Babelsberg (2:3) und Oberhausen (1:2). Offensive und Defensive waren jeweils nur durchschnittlich. Trotz des Saisonverlaufs machte man mit Trainer Gino Lettieri (45) weiter und ging mit ihm in die Winterpause. Erneuert wurde das Spielerpersonal: 3 Kicker verließen den SV, 3 kamen hinzu. Noch war vom Abstiegskampf keine Rede, es wurde zum Angriff auf die Plätze oben geblasen.
Durchwachsen ging es dann ins Jahr 2012 mit einem Nachholer beim designierten Absteiger Bremen (1:1). Der Aufwärtstrend blieb in der Folge aus, eher das Gegenteil war der Fall. Lettieris Stuhl wackelte nach der erneuten Pleite gegen Aalen (1:3) bedrohlich, der Derbysieg in Darmstadt (1:0) war eine Galgenfrist. Mit der 6. Auswärtsniederlage in Osnabrück (0:2), war für ihn dann Schluss. Die Hoffnungen lagen auf Peter Vollmann, zuvor in Rostock entlassen. Der Effekt blieb (bis jetzt) aus, die Hessen rutschten endgültig in den Abstiegssumpf. Vollmanns Auftakt war deftig: Sandhausen deklassierte die Gastgeber (0:4). In den anschließenden 8 Begegnungen sah man 2 Siege, dafür 3 Remis und 3 Niederlagen. Nach Runde 32 mit der unglücklichen 1:2-Heimpleite gegen Heidenheim war es soweit, man war erstmals "unter dem Strich". Am vergangenen Wochenende wurde Schlimmeres verhindert, das hochverdiente 2:0 in Offenbach war ein "kleiner Befreiungsschlag". Lohn Rang 15, aber mit wenig Polster zur Abstiegszone. Der Punkt gegen die „Kellerkollegen“ aus Unterhaching verdoppelte zwar den Abstand auf die Abstiegsränge auf 2, half aber nicht entscheidend weiter.
Die solide Heimbilanz der Herbstrunde ist deutlich geschmälert, man stellt nur noch das drittschlechteste Kollektiv im eigenen Stadion. Dafür ist als Gastgemeinschaft eine kleine Verbesserung zu verbuchen (9.). Immerhin ist man seit 3 Gastspielen ungeschlagen, holte hier 5 Punkte heraus. In Burghausen (2:2) wurde ebenso gepunktet wie in Münster (1:1). Die Offensive (36) ist einigermaßen drittligatauglich, die Defensive (44) ebenfalls.
Im Hessen-Pokal scheiterte man im Viertelfinale bei Regionalligist Hessen Kassel (0:1).

Delegierungen seit dem Hinspiel

4 Abgänge und 3 Neuzugänge stehen seit dem ersten Spiel zu Buche.

Bei den 4 Abgewanderten verdient am ehesten Stürmer Marco Sailer (26) eine Erwähnung. Er schloss sich nach einer durchwachsenen Herbstrunde in Wiesbaden dem 1. FC Heidenheim an. Für die Hessen blieb er 2011/2012 in 7 Einsätzen ohne Torerfolg.

Die 3 Neuen betreffen in 2 Fällen das Mittelfeld und einmal den Angriff. Leandro Guaita (25) wechselte aus Ecuador von Independiente José Terán zum SVWW. Der Argentinier mit italienischem Pass absolvierte nur 1 Spiel für die Hessen und ist schon wieder weg. Der Slowake Milan Ivana (27) kam vom dortigen Erstligisten Slovan Bratislava. Frisches Blut im Angriff sollte der Finne Jonne Hjelm (23) vom dortigen Erstligisten Tampere United bringen. Hier verpflichtete man einen Spieler mit internationaler Erfahrung aus der Qualifikation für die Euro-Leaugue und Finnlands U21.

Der Trainer

Peter Vollmann (54) übernahm die Mannschaft am 17.02.2012. Seine letzte Station davor war der FC Hansa Rostock, den Vollmann zum Wiederaufstieg in die 2. Bundesliga führte. Mit der misslichen sportlichen Situation der Rostocker kam das Aus für ihn am 05.12.2011. Zuvor arbeitete er durchaus recht erfolgreich u. a. in Kiel, Münster, Braunschweig und bei Fortuna Köln. Sein Vertrag läuft noch bis Juli 2013 - ob er allerdings bei einem Abstieg weiter machen darf, bleibt Spekulation.

Die Mannschaft

Im Tor ist auch in dieser Saison Michael Gurski (33) die Nr. 1.
Die Abwehr sieht Pascal Bieler (25), Benjamin Hübner (22), Sven Schimmel (22) als Gerüst. Mit Nico Herzig (28) und Quido Lanzaat (32) stehen hier 2 erfahrene Akteure mit höherklassiger Spielpraxis im Aufgebot. Herzig fiel nach Spieltag 14 für längere Zeit aus (Meniskusriss im rechten Knie), konnte erst 2012 wieder spielen. Lanzaat wurde von Vollmann schon mal aus dem Kader gestrichen, wie nach dem 0:4 gegen Sandhausen. Zuletzt stand er aber 6x in der Anfangself und durfte durchspielen. Marcus Mann (28) muss hier auch noch mit aufgeführt werden, er fällt aber 2012 verletzungsbedingt aus (Bänderriss im Sprunggelenk). Bis dato war er fester Bestandteil, absolvierte alle 20 Spiele der Herbstrunde.
Im Mittelfeld haben Marco Christ (31), Alf Mintzel (30), Nils-Ole Book (26) und der Bosnier Zlatko Janjic (25) die Nase vorn. Janjic ist die "Lebensversicherung", bereits 9x war er als Torschütze erfolgreich und der herausragende Kicker der letzten Spiele. 5 Treffer in den letzten 5 Begegnungen stehen zu Buche, dabei je 2 "Doppelpacks". Beim 3:2 gegen Saarbrücken war er mit 2 Toren der "Matchwinner", gegen Burghausen rettete er damit das 2:2. In Münster glich er zum 1:1-Endstand aus, allerdings wie gegen Saarbrücken vom Punkt. Ironie der Geschichte: Zur Winterpause hatte er die Freigabe erhalten. Im September war er wegen disziplinarischer Problemen in die II. verbannt worden. Wie Herzig und Lanzaat kann auch der Kanadier Nikolas Ledgerwood (27) Erfahrung aus Liga 2 (1860 München, FSV Frankfurt/M.) vorweisen. Neben einer Verletzung in der Herbstrunde bremsten ihn auch 2 Sperren etwas aus. Milan Ivana (27) war 11x in der Stammelf, wurde aber auch 11x ausgewechselt.
Klare Nr. 1 im Angriff ist mit Steffen Wohlfarth (31) einer der erfolgreichsten Stürmer dieser Spielklasse. Bilanz: 30 Spiele – 10 Tore. Zuletzt traf er zum 2:0 in Offenbach. Dahinter sieht es allerdings mager aus. Mit dem Deutsch-Marokkaner Aziz Bouhaddouz (25) war bislang nur ein weiterer Stürmer erfolgreich. Er kommt auf 4 Treffer, wurde 14x eingewechselt. Getroffen hat er aber nur, wenn von Anfang an spielte, zuletzt am 28.01.2012 gegen Aalen. Mit dem Holländer Orlando Smeekes (30) und dem Kongolesen Addy Waku Menga (28) blieben 2 Hoffnungsträger unter den Erwartungen, auch aufgrund von Verletzungen. Jonne Hjelm (24) war bislang "Mitläufer".
29 Spieler stehen mittlerweile im Aufgebot, sicherlich eins mit dem man viel weiter oben mitspielen müsste.

Die Einkaufsbilanz bislang

18 Neue sind bis heute verpflichtet worden. Von denen haben sich Herzig, Mann, Christ, Wohlfarth, Bieler, Book und Schimmel dauerhaft durchsetzen können. Hjelm und Ivana können wohl noch nicht endgültig beurteilt werden. Smeekes ist bislang eher ein "Flop", von ihm hatte man sich nach 20 Toren in den letzten 2 Jahren in Jena mehr versprochen. Gleiches kann man von Thorsten Burkhardt (30/Aachen) sagen, auch der Abwehrspieler hatte mehr mit Verletzung als mit dem Gegenspieler zu kämpfen. Gut eingeschlagen hat Steffen Wohlfarth (30), der vom FC Bayern München II aus der Regionalliga kam. Fazit: nicht so schlecht eingekauft, aber mit der einen oder anderen Enttäuschung.

Gewinner der Saison bislang

Abwehrspieler Daniel Döringer (21) kam aus der eigenen U23, konnte sich bereits 10x für die Startelf empfehlen. Zlatko Janjic (25) stand bereits auf der "Abschussliste", wurde "begnadigt" und konnte sich durch gute Leistungen in den letzten Spielen sicherlich für andere Vereine interessant machen - vor allem wenn der Vertrag am Saisonende ausläuft.

Prognose

Die Tendenz der letzten 2 Spiele kann durchaus optimistisch machen. Das Restprogramm spricht eher für die Hessen. Mit Jena und Babelsberg am letzten Spieltag warten machbare Heimaufgaben. Trotz der wenig berauschenden Bilanz auf eigenem Rasen kann man dem Team zutrauen, die fehlenden 7-8 Zähler aus 5 Spielen zu holen. Tipp: Rang 15 bis 17.

Das Umfeld

Die Stimmung ist nicht begeisternd - naturgemäß bei einem Aufstiegskandidaten, der tief im Abstiegsstrudel steckt. Aktuell liegt der Heimschnitt bei 3.547, was ein relativ deutlicher Rückgang gegenüber 4.164 im Vorjahr ist. Das letzte Heimspiel gegen Heidenheim besuchten 3.100 zahlende Fußballfreunde. Den "Kassenschlager" bildete wie erwartet das Hessen-Derby gegen Offenbach mit 7.500, Darmstadt und Burghausen lockten auch noch mal 5.300 in die "Brita-Arena". Bielefeld war es vorbehalten, an einem Dienstagabend für den Minusbesuch zu sorgen, lediglich 2.000 passierten die Stadiontore. In der Herbstrunde lag das Interesse konstant unterhalb 3.500. Die Anhängerschaft ist von der sportlichen Seite unzufrieden, zumal der SV Wehen/Wiesbaden nicht einer der Vereine ist, der auch in schlechteren Zeiten zieht. Beim Auftritt der Heidenheimer wurden die Gräben zwischen Fans und Verein sichtbar. Wegen angeblich geplanter Aktionen pyrotechnischer Art untersagte der Verein das Anbringen der Banner in der Fankurve. Als dies zwar weitestgehend befolgt wurde, es aber sichtbaren Protest dagegen gab, gingen Ordner mit offensichtlich völlig überzogener Härte vor. Erst mit dem Einschreiten der Polizei konnte die Lage erst mal deeskaliert werden, das Spiel wurde dann auch angepfiffen. 100 Fans des SVWW äußerten ihre Betroffenheit und ihre wohl berechtigte Wut nach Spielende vor der Geschäftsstelle. Mittlerweile wurde seitens der Clubleitung Aufklärung zugesichert. Bezeichnenderweise hatte der im Fanlager umstrittene Geschäftsführer Wolfgang Gräf "keine Ahnung von Ursachen und Ausmaßen der Eskalation". Das Verhältnis ist aktuell angespannt, was man im Abstiegskampf aber nicht gebrauchen kann.
35. Spieltag - 3. Liga - Saison 2011/2012
Samstag, 14. April 2012, 14:00 Uhr
Fischerwiese, Chemnitz
Zuschauer: 5.800
Schiedsrichter: Seidel (Henningsdorf)


Tore

Die Tabellenverläufe

Tabellenhistorie

Der Vergleich

Chemnitzer FC SV Wehen Wiesbaden
3Tabellenposition16
54
34
1,6
Pkt.
Spiele
Pkt. pro Spiel
39
34
1,1
15 (44,1%)
10 (29,4%)
Siege
Niederlagen
9 (26,5%)
13 (38,2%)
46 : 36
1,4 : 1,1
Tore
Tore pro Spiel
36 : 44
1,1 : 1,3
5:1 gegen SpVgg Unterhaching (H)Höchster Sieg3:0 gegen SC Preußen Münster (H)
0:3 gegen SpVgg Unterhaching (A), SSV Jahn Regensburg (H)Höchste Niederlage1:5 gegen SpVgg Unterhaching (A)
s-S-s-U-nDie letzten SpieleS-u-N-s-U
2 Spiele in Folge ohne SiegAktuelle Serien2 Spiele in Folge ungeschlagen
2 Spiele in Folge ohne Gegentreffer

Die Bilanz

 ZahlSUNTore
Alle Spiele10010:2
Heimspiele00000:0
Auswärtsspiele10010:2
Ligaspiele10010:2
Pokal-/Relegationsspiele00000:0

Der Ergebnisrückblick

2011/20123. Liga16. SpieltagSV Wehen Wiesbaden - Chemnitzer FC2:0 (0:0)