Schwerer Gang nach Heidenheim gegen Gegner der auf Revanche sinnt...
von Timo Görner
...für die 0:3-Klatsche zum Auftakt der Frühjahrsrunde. Die Niederlage kostete dem FCH am Ende wohl den Aufstieg, zumindest den Relegationsplatz 3.
Die letzte Saison unseres Gegners
1 Punkt und 3 Tore fehlten an der Relegation zur 2. Liga. Die bislang beste Saison, nach Platz 6 und 9 davor. Dennoch blieb zumindest leise Enttäuschung, dass im Gegensatz zu den Landsleuten aus Aalen und Sandhausen der "große Wurf" nicht gelang. Als Mitfavorit vor der Saison genannt, gelang der Start gut. Man blieb in den ersten 7 Begegnungen ungeschlagen, zeitigte Platz 2 und 15 Zähler. Dabei tat man sich durchaus schwer. Einen klaren Sieg gab es nur in Oberhausen (3:0). Die Patzer in Unterhaching (1:1), Babelsberg (2:2) und gegen Absteiger Jena (0:0) waren unnötig. Die erste Pleite kassierte man in Stuttgart (0:1), folgend Nr. 2 gegen Osnabrück (0:2). Rückschläge auf dem Weg nach oben. Bis zur Winterpause konnte man auch nicht zu den Aufstiegsrängen zurückkehren. Defizitär die Auswärtsbilanz. 9 Gemeinschaften waren erfolgreicher, der FCH konnte nur 2x auf Reisen siegen. Gegen Ende 2012 kassierte man 3 knappe Pleiten auf des Gegners Platz. Münster, Burghausen (je 1:2) und Offenbach (0:1) wurden ohne Zählbares verlassen. Mit der Heimbilanz konnte man das nur teilweise kompensieren, hier blieb man fünftbestes Kollektiv. Dennoch war noch alles drin, der Dritte Aalen nur 3 Zähler entfernt. Sandhausen 6, Regensburg 7 - noch machbar in 17 Spielen der Restrückrunde.
So wurde denn auch noch mal kräftig nachgerüstet. 5 Akteure kamen in der Winterpause, 3 für den Angriff, unter anderem der in Augsburg in Ungnade gefallenen Michael Thurk. Klares Signal an die Konkurrenz. So war der Auftakt beim CFC ein Tiefschlag, das 0:3 die 4. Auswärtsniederlage in Folge mit dem Absturz auf Platz 10, jetzt mit 6 Punkten auf den 3. Davon ließ man sich aber nicht sonderlich beeindrucken. 3 Heimspiele in Folge – durch diverse Spielabsagen begründet – wurden siegreich bestritten. 6 Spiele ohne Niederlage in Serie mit 4 Dreiern ließen den FCH weiter oben dran bleiben. Dass es am Ende doch nicht ganz reichte, war Ausrutschern bei schwächer eingeschätzten Teams geschuldet. Schlusslicht Bremen II kam nur zu 2 Heimsiegen, einen gegen Heidenheim (2:1). Auch in Darmstadt (1:2) ließ man alle Zähler liegen. In Bremen schaffte man das Kunststück, beide Gegentore in der Schlussminute zu kassieren. Punktverluste, die einen möglichen Aufstieg gekostet haben. Bis zum letzten Spieltag war Rang 3 drin, aber man musste auf einen Ausrutscher der Regensburger gegen Jena hoffen. Der blieb aus, wertlos der Sieg in Sandhausen (2:1).
Aufstiegsreif war die Heimbilanz: Der FCH wurde die beste Platz bauende Gemeinschaft mit 41 Punkten, nur 2 Heimpleiten bei 12 Siegen. Die "Säge klemmte" als Gast. Rang 11 in dieser Wertung war definitiv zu wenig, die Defensive zwar solide (21) – dafür schoss man zu wenig Tore (16). Bei der Besetzung in der Offensive mutet es schwach an, wenn gleich 10 Mannschaften mehr zeitigten.
Zweitligaträume verbreitete man im DFB-Pokal, warf Bundesligist Werder Bremen (2:1) aus Runde 1. Mönchengladbach rettete sich in Runde 2 erst im Elfmeterschießen (3:4). Den Landespokal sicherte man sich durch ein 2:0 in Aalen, Gegner war Regionalligist SG Sonnenhof Großaspach.
Delegierungen für diese Saison bislang
5 Akteure haben den Verein verlassen, 6 sind neu hinzugekommen.
Mittelfeldspieler Christian Essig (26) ging nach Babelsberg. Mathias Wittek (23) war eine Ausleihe vom FC Ingolstadt 04 und wurde weiter verpflichtet. Ebenso Patrick Mayer (24) im Angriff, der dem FC Augsburg endgültig "Ade" sagte und in Heidenheim blieb. Der Rest spielte keine Rolle. Einen kuriosen Abgang gab es mit Sandro Kaiser (22/TSV 1860 München). Der Mittelfeldkicker löste seinen 3-Jahres-Vertrag in Heidenheim nach nur 1 Tag wieder auf und ging unbekannten Weges.
Bei den Neuen vermisst man diesmal "Hochkaräter". Es sind überwiegend Spieler aus dem Nachwuchsbereich. Für das Tor ist dies Felix Körber (19) aus der II. Für die Abwehr stieß Marc Endres (21/SC Freiburg II) zum FCH. Hinzu kommt der Italiener Maurizio Scioscia (20/II.) Das Mittelfeld vermerkt Michael Deutsche (20/II.) und Marcel Titsch-Rivero (22/Eintracht Frankfurt II) als Neuzugänge. Im Angriff ist Nicolai Groß (22) aus Hoffenheim neu, von der dortigen U23. Damit hat sich der Kader kaum verändert, es wurden im Grunde keine Leistungsträger abgegeben. Aber auch keine potentiellen dieser Art geholt.
Der Trainer
Frank Schmidt (38) betreut die 1. Mannschaft seit mittlerweile fast 5 Jahren. Sein Vertrag läuft noch bis Juli 2015. Der Ex-Profi von Alemannia Aachen dürfte in Heidenheim unangetastet sein, auch wenn man erneut den Aufstieg (knapp) verpassen sollte.
Die Mannschaft
Nr. 1 im Tor ist erneut Frank Lehmann (23). Erol Sabanov (38), der nach Lehmanns Platzverweis in Chemnitz ins Tor kam, fällt noch bis Mitte September verletzt aus. In der Abwehr scheinen derzeit Ingo Feistle (30), Tim Göhlert (27), Florian Krebs (23) und der Deutsch-Italiener Sandro Sirigu (23) gesetzt. Im Mittelfeld trifft dies auf den Deutsch-Polen Mathias Wittek (23), Marc Schnatterer (26), Marcel Titsch-Rivero (22) und Alper Bagceci (28) zu. Mit Schnatterer kann Schmidt auf einen der herausragenden Akteure dieser 3. Liga bauen. Bilanz aus der Vorsaison: 11 Tore + 7 Vorlagen. Auch in dieser Spielzeit läuft es bestens, bereits 3 Treffer stehen auf der Habenseite; dazu legte er noch 3-mal auf. Bagceci fällt derzeit wegen einer Verletzung (Ellenbogen) aus. Der Ex-Auer Robert Strauß (25) kommt hinter diesem Quartett. Gut besetzt ist man im Angriff. Angefangen mit Michael Thurk (36), der aktuell auf 2 Treffer kommt, im "Doppelpack" beim 4:0 in Erfurt. Er musste aber schon 2x auf der Ersatzbank Platz nehmen. Dahinter sieht es derzeit aber etwas problematisch aus. 4 weitere Torschützen mit je 1 Treffer gibt es bislang. Nicolai Groß (22), Nico Frommer (34), Patrick Mayer (24) und Marco Sailer (28) sind es. Bastian Heidenfelder (26) blieb erfolglos. Frommer fällt seit Anfang August wegen eines Bandscheibenvorfalls aus, ebenso Andreas Spann (24) nach einem Innenbandriss im Knie. Im letzten Spiel in Münster liefen Thurk und Sailer in der Anfangself auf. Gegen Babelsberg 1 Woche zuvor Mayer neben dem Ex-Augsburger. Im Pokal gegen Bochum ließ Schmidt mit Sailer lediglich 1 Stürmer ran. Mit 28 Spielern hat Heidenheim den zahlenmäßig zweitgrößten Kader, hinter Unterhaching (34). 4 Torhüter bietet man auf. 26 Jahre im Schnitt liegen relativ deutlich über dem CFC mit 24,8.
Die aktuelle Saison bislang
Man spielt oben, aber derzeit nicht ganz oben mit. Dem CFC ist man 1 Zähler und 1 Tor voraus. Zum Auftakt schaute mit Zweitligaabsteiger Karlsruhe gleich mal ein potentieller Mitkonkurrent im Aufstiegskampf vorbei. In den letzten 9 Minuten vor dem Ende wurde das 0:2 noch ausgeglichen. Angesichts der ausbaufähigen Auswärtsausbeute der Vorsaison war der folgende Kantersieg in Erfurt (4:0) ein dickes Achtungszeichen. Mit dem 2:1-"Pflichtsieg" gegen Aufsteiger Stuttgarter Kickers wurde sich erst mal oben eingeordnet. Wieder folgte ein Rückschlag: Bei den "Shooting-Starts" aus Unterhaching wurde man mit 1:4 bitter vorgeführt. 4 Zähler aus den folgenden 2 Spielen mit dem knappen 2:1 gegen Babelsberg, dem 1:1 in Münster begründeten die aktuell gute Tabellenposition 5. 12 Tore sprechen für eine durchschlagskräftige Offensive, nur Münster kann hier mithalten. 9 Gegentore wiederum sind tendenziell deutlich zu verbessern. In den kommenden 5 Runden stehen gleich 3 Auswärtsspiele an. Im Landespokal Württemberg steht man am 05.09.2012 im Achtelfinale bei Landesligist VfL Mühlheim. Der DFB-Pokal ist wieder das Ziel, diesmal blieb die Sensation aus. Zweitligist VfL Bochum siegte relativ "unaufgeregt" mit 2:0 in Heidenheim.
Prognose
Das Potential, um bis zum Schluss ganz oben mitzuspielen, ist fraglos da. Kann man auswärts zulegen und generell mehr Konstanz in die Leistungen bringen, ist Rang 1 bis 3 möglich. Der Kader ist breiter aufgestellt, als bei vielen anderen Mannschaften. Ausfälle können da einfacher kompensiert werden.
Das Umfeld
Der 1. FCH strebt danach, es den "Landsleuten" aus Aalen und Sandhausen gleich zu tun. Beim Zuspruch lag man vergangene Saison schon mal über beiden Clubs, 6.732 Zuschauer im Schnitt waren 2011/2012 der fünftbeste Besuch der Liga. Ein Anstieg gegenüber dem Vorjahr mit rund 6.000 und 5.200 davor.
Der Etat für die aktuelle Spielzeit beläuft sich auf rund 5 Mio. EUR. Davon entfallen 3,5 Mio. EUR auf den Lizenzspielerbereich. Die heimische Spielstätte fasst 10.000 Besucher und soll bei einem Zweitligaaufstieg auf 15.000 aufgestockt werden. Namensgeber ist ein deutsches Unternehmen der Maschinenbauindustrie, mit einem Jahresumsatz im Milliardenbereich. Pläne für einen kompletten Neubau wurden aus Kostengründen verworfen. Als Hauptsponsor fungiert ein international tätiges Unternehmen, das Medizin- und Pflegeprodukte produziert und vertreibt mit Stammsitz in Heidenheim. Die Sponsorenstruktur des FCH wirkt sehr professionell, gliedert sich in mehrere Kategorien. Grundlage einer wirtschaftlichen Stabilität, welche auch den Clubs aus Aalen und Sandhausen den schrittweisen sportlichen Aufstieg ermöglichte.