Vorbericht

5. Spieltag - Regionalliga Nord - Saison 2002/2003
Chemnitzer FC
Chemnitzer FC
1:4
Hamburger SV II
Hamburger SV II

Ein Spiel gegen einen der Regionalligisten den nicht alle gerne dort sehen ...

von Timo Görner

... in Form der Amateure des Hamburger SV. Einer von 3 Aufsteigern des Unterbaus von Erstligisten von insgesamt 4 Neulingen in dieser Regionalliga-Saison und damit einer von mittlerweile insgesamt 5 Reserve-Teams in dieser Staffel.

Irgendwelches Geschwafel von Tradition und Meriten der Vergangenheit verbieten sich damit zwangsläufig von selber. Die HSV-Amateure sind in der zweigleisigen Regionalliga absolute Neulinge und setzten sich in der abgelaufenen Oberliga-Saison in der Staffel Hamburg/Schleswig-Holstein in einem spannenden Zweikampf gegen die Amateure des Lokalrivalen vom Hamburger Millerntor durch. Die Vorentscheidung fiel dabei am 32. der 34. Spieltage, als die Mannschaft des dem einen oder anderen sicher nicht unbekannten Trainers Stefan Böger den besagten und bis dato punktgleichen Konkurrenten (jeweils 75 Zähler) im ehemaligen "Volksparkstadion" nach dem 5:1 im Hinspiel mit 2:0 besiegte und damit einen 3-Punkte-Vorsprung in die restlichen 2 Spiele nahm, welchen man durch die Siege beim TSV Altenholz mit 3:1 und zu Hause gegen Raspo (Rasensport) Elmshorn wiederum mit 3:1 erfolgreich verteidigte, zumal sich der FC St. Pauli auch noch einen Patzer gegen beim VfL Pinneberg am letzten Spieltag beim 1:1 leistete.
Damit endete eine Oberliga-Saison, welche auch dadurch gekennzeichnet war, dass am Saisonende gleich 3 Vereine aus wirtschaftlichen Gründen ihre Mannschaft zurückzogen, von denen 2 Vereine mit dem Eichholzer TSV, FC Kilia Kiel sportlich eigentlich gerettet waren. Der TSV Lägersdorf selber als 16. war im Grunde abgestiegen, so das es diesmal kurioserweise keinen "echten Absteiger" gab und die Vereine aus Flensburg (Flensburger Spvgg. 08 als 18.) und Hamburg (Eimsbütteler TV als 17.) auch diese Saison in dieser Oberliga gegen den Ball treten werden. Damit besteht die Oberliga Hamburg/Schleswig-Holstein in dieser Spielzeit nur aus 17 Vereinen, wobei von diesen 17 Clubs exakt 8 aus der zweitgrößten Stadt Deutschlands kommen und wo mit dem TSV Altenholz der nördlichste Oberligist im deutschen Vereinsfußball residiert.
Obwohl diese Staffel bei Experten als eine der schwächsten Staffeln der 4. Liga gilt, konnten sich die HSV-Amateure in der Relegation gegen den Meister der Oberliga Niedersachsen/Bremen mit dem ehemaligen Zweitligisten VfB Oldenburg (zuletzt 1997/1998) nach einem 0:0 am Oldenburger Marschweg zu Hause vor 8.800 Zuschauern (darunter ca. 3.500 aus Oldenburg) mit 5:2 recht deutlich durchsetzen und die Tickets für die Regionalliga buchen, frenetisch gefeiert von den HSV-Fans, wie hier zu sehen.

Der Aufstieg in die Regionalliga war der erste nennenswerte Erfolg für den erst seit dem 25.03.2002 amtierenden Coach der HSV-Amateure Stefan Böger (36), der dieses Amt von Jörg Drücke (ging für diese Saison zu Kickers Emden und wurde wegen "schwacher Leistungen beurlaubt) nach dem 26. Spieltag wieder übernahm und in den restlichen 9 Spielen bemerkenswerte 25 Zähler holte und dabei nur noch ausgerechnet bei seinem Neu-Einstand bei Concordia Hamburg am 28.03. als Nachholer des 20. Spieltages mit dem 2:2 einen Zähler abgab. Böger war übrigens zuvor zum sportlichen Leiter der Amateur -und Jugendabteilung des HSV aufgestiegen. Der gebürtige Erfurter und Ex-Jenenser hatte seine Laufbahn als Kicker nach der Saison 1999/2000 beim HSV offiziell beendet, zudem er 1997 gestoßen war. Eine Karriere welche ihre Höhen und Tiefen hatte. 1992 riss Böger die Frankfurter Eintracht und 12.000 angereiste Fans mit seinem Siegtreffer zum 2:1 in der 90. min. am letzten Spieltag aus allen Meisterschaftsträumen, nachdem der damalige Referee Alfons Berg 12 min. zuvor ein klares Foul eben von Stefan Böger an Ralf Weber im Hansa-Strafraum nicht geahndet hatte und Berg damit bis heute zum Buhmann der Schwarz-weiß-roten hessischen Fangemeinde avancierte.
Stefan Böger damit quasi "Geburtsmeister" des Frankfurter Rostock-Traumas, denn so nah stand die Eintracht damals nie mehr vor dem Gewinn der zweiten deutschen Meisterschaft nach 1959. Ironie der Geschichte damals war allerdings, dass auch dieses 2:1 den FC Hansa am Ende nicht mehr vor dem Abstieg retten konnte, da gleichzeitig die SG Wattenscheid 09 ihr entscheidendes Spiel zu Hause gegen Borussia Mönchengladbach nach einem 0:2 zur Halbzeit überraschend doch noch mit 3:2 gewinnen konnte und die Stuttgarter Kickers durch ein 2:0 gegen den VfL Bochum vor den Hanseaten blieben. Für Böger zudem schmerzlich, da man ihm am 34. Spieltag von damals 38 Runden beide Treffer der Bochumer in Rostock zum 0:2 als Eigentore ankreidete und damit die entscheidende Serie von 3 Niederlagen in Folge danach eingeläutet wurde. Böger verließ nach dieser frustrierenden Saison zum MSV Duisburg, danach zu Fortuna Köln in die 2. Bundesliga, wechselte zum FC Gütersloh in der selben Spielklasse und ging 1997 schließlich zum Hamburger SV zurück in die 1. Bundesliga, wo er aufgrund starker Konkurrenz auf seinen Positionen und zeitweiligen Verletzungsproblemen nicht den großen Auftritt hatte. Nach der Saison 1999/2000 entschloss sich der damals 34-jährige Defensiv-Allrounder letztendlich zum Rücktritt und wechselte in die Nachwuchsabteilung der "Rothosen", erst als Spieler bei den Amateuren und letztendlich als Trainer und zwischenzeitlicher Leiter der Amateur - und Jugendabteilung. Aktueller Stand siehe oben.

Die Verpflichtung solcher ehemaliger Erst- und Zweitligakicker als Verantwortliche für den Amateurbereich und viel versprechender Regionalligakicker als Spieler (siehe Iyodo von Wattenscheid 09 zum FC Schalke 04 Am.) kennzeichnet sicherlich den zunehmenden Erfolgsdruck der Bundesligavereine, wo man stärker als vergangene Zeiten interessiert ist, die jeweilige Amateurmannschaft in die Regionalliga als starkes Bindeglied zwischen A-Jugend und Profimannschaft der 1. oder 2. Liga zu bringen bzw. zu halten, zum Ärger und Verdruss vieler Fans von traditionsreichen Regionalliga und Oberliga-Vereinen (Wuppertaler SV, VfB Oldenburg, FSV Frankfurt u. a.). Und dazu bieten die neuen umstrittenen Regularien des DFB nicht unbedingt die größten Hindernisse. Der Aufstieg in die Regionalliga Nord war erklärtes Ziel der HSV-Vereinsführung und diese Spielklasse soll auch längerfristig gehalten werden.

Für die neue Saison gab es deshalb 6 Neuzugänge, welchen insgesamt 6 Abgängen gegenüberstehen. Die Neuverpflichtungen betreffen durch die Bank Spieler aus unterklassigen Vereinen, dabei kam aus dem Bereich des NOFV mit Tobias Weber (19) ein Spieler vom VfL Halle 96 für die Defensive. Vom ehemaligen Ligagenossen aus der Oberliga stieß Michael Frech (26) zum Team (Heider SV). Ansonsten eher Spieler, die am Anfang ihrer Entwicklung stehen, mehr Worte möchte ich deswegen nicht drum verlieren und schweife ab zum Kader an sich. Bekanntester Name unzweifelhaft aus dem offiziellen Aufgebot (ich verweise wiederum auf die neuen DFB-Regeln) sicherlich Marinus Bester (33), welcher über reichlich Erstligaerfahrung beim SV Werder Bremen, der 1. Mannschaft des Hamburger SV, sowie Schalke 04 verfügt, dort insgesamt 52 Bundesligaspiele absolvierte und dabei 5 mal ins Tor traf. In der bisherigen Saison stand er jedes Mal in der Anfangsformation und schoss dabei jedes Mal auch 1 Tor, den letzten beim 1:1 in Babelsberg, wo er den Amateuren des HSV ein insgesamt schmeichelhaftes Remis in den Schlussminuten sicherte und damit den ersten Zähler dieser Saison, wobei man da allerdings ja noch auf 3 Punkte kommen wird. Zuvor ging man beim SC Paderborn 07 am Auftaktspieltag mit 2:6 unter, um dann 1 Woche später auch beim 2:3 zu Hause gegen die Amateure des SV Werder Bremen lediglich Erfahrung gewonnen zu haben. Dies mit einer Mannschaft, in der man (noch) keine bekannten Namen aus dem Erstligakader sucht, vielleicht darf sich in 2 Wochen Sergej Barbarez dort fit halten, vor seinem Comeback nach wochenlanger Verletzungspause. Mal sehen...
Einzig eben Marinus Bester sagt dem sachkundigen himmelblauen Fan etwas. Der vom Lüneburger SK nach der Saison 1999/2000 zum HSV zurückgekehrte Bester ist nach eigenen Aussagen seit Kindestagen eingefleischter HSVer und betreut nebenbei den Pressebereich der Amateur -und Nachwuchsabteilung. Seine Liebe zu den "Rothosen" brachte er auch einmal in der Regionalliga Nord vor der "Zweigleisigerung" bei einem Spiel des Lüneburger SK gegen die Amateure des FC St. Pauli dahingehend zum Ausdruck, dass er nach einem Tor für den LSK ein T-Shirt unter dem Trikot mit dem Logo seines Lieblingsvereins den zugleich ekstatischen St. Pauli-Fans präsentierte. Diese zeigten ihre Liebe zu ihrem neuen Publikumsliebling nach dem Spiel mit dem Angebot zur körperlichen Hingabe mittels Austausch von Fausthieben. Der "Übersteiger" als bekanntestes Organ der "etwas anderen Hamburger Fußballfreunde" krönte in seinem Jahrespoll Bester daraufhin zum "Aufsteiger der Saison" bei den Unsympathen nur knapp hinter "Weltrekordler Lothar Matthäus" und benannte den Lüneburger SK in seinen Tabellen und Spielplänen kurzerhand in "Lünebester K.O." um. Übrigens spielte in dieser Umfrage auch "Bähre" vom FCK eine Rolle, welche kann man hier nachlesen.


Damit sei der ungewollt große Vorbericht zu einem der "Kuckuckseier" der Regionalliga beschlossen. Ob man jemanden aus dem Kreis der Amateur-Supporter am Samstag an der Gellertstraße begrüßen darf, sei dahin gestellt. In der vergangenen Oberliga-Saison dürfte man mit 8.123 Fans im Spiel gegen den FC St. Pauli den Zuschauerrekord für Amateurmannschaften gebrochen haben, ansonsten bewegte sich der Schnitt bei den Heimspielen nach meinen Infos in dem Bereich, dass man die "normalen Spiele mit normalen Andrang für gewöhnlich hier austrägt.
Die frühere Anlage der HSV-Amas in Gestalt des Stadions am traditionsreichen "Rothenbaum" wurde vor Jahren abgerissen, zum Frust der Traditionalisten. Am Samstag kickt die Jara-Balltreterabteilung nach meinem Spielplan zu Hause gegen den FC Bayern München, also ist eher mit einer dürftigen Besuchertruppe im "Freizeit- und Erholungspark Gellertstraße" zu rechnen. Den wenigen HSV-Amateur-Supportern dennoch einen beschaulichen Aufenthalt in der geilsten Stadt der Welt und uns ein Ende der sieglosen Serie von 2 Spielen am Stück.
5. Spieltag - Regionalliga Nord - Saison 2002/2003
Samstag, 24. August 2002, 14:00 Uhr
Fischerwiese, Chemnitz
Zuschauer: 3.334
Schiedsrichter: Henschel (Braunschweig)


Tore

Die Tabellenverläufe

Tabellenhistorie

Der Vergleich


Chemnitzer FC Hamburger SV II
73,48 % Chancen gegeneinander 26,52 %
2 Tabellenposition 18
7
4
1,75
Pkt.
Spiele
Pkt. pro Spiel
1
3
0,33
2 (50,00 %)
1 (25,00 %)
Siege
Niederlagen
0 (0,00 %)
2 (66,67 %)
8:5
2,00:1,25
Tore
Tore pro Spiel
5:10
1,67:3,33
3:1 gegen SG Wattenscheid 09 (A) Höchster Sieg  
2:3 gegen SC Verl 1912 (A) Höchste Niederlage 2:6 gegen SC Paderborn 07 (A)
1 Niederlagen,
seit 2 Spielen nicht gewonnen
Aktuelle Serie seit 3 Spielen nicht gewonnen

Die Bilanz

 ZahlSUNTore
Alle Spiele00000:0
Heimspiele00000:0
Auswärtsspiele00000:0
Ligaspiele00000:0
Pokal-/Relegationsspiele00000:0