Auf zur Pokal-Revanche für 2011...
von Timo Görner
...bei der ambitionierten Niederlassung des Salzburger Getränkekombinats. Es gilt im Gegensatz zu 2011 den Pott diesmal nach Chemnitz zu holen.
Die aktuelle Saison unseres Gegners
Nach dem souveränen Aufstieg in die Regionalliga war das ehrgeizige Projekt Richtung Champions League zweimal in der Viertklassigkeit stehen geblieben. Trotz ungleich besserer Voraussetzungen an finanziellen Mitteln und damit dem Kader, hatte man das Nachsehen. 2010/2011 reichte es nur zu Rang 4, noch hinter dem VfB Lübeck, der mit einem Bruchteil des RB-Etats agierte und mit bemerkenswerten 18 Punkten und 31 Toren Rückstand auf uns. Ein Jahr später scheiterte man am vorletzten Spieltag im Dreikampf mit Kiel und „Nachbar“ Halle, der sich die Drittklassigkeit erkämpfte. Spitze war nur das Stühlerücken im sportlichen Bereich. Vogel – Oral – Pacult – nun Zorniger hießen die Verantwortlichen auf der Trainerbank. Bei den Sportdirektoren wechselten sich Beiersdorfer, Linke und Rangnick ab.
Für diese Saison standen die Zeichen aber besser, denn es war kein ernsthafter Konkurrent um Rang 1 im Blick. Holstein Kiel wurde in die „Regionalliga Nord delegiert“, ebenso Wolfsburg II als starkes Mitglied der letzten Jahre. Aus der 3. Liga kam der FC Carl Zeiss Jena, der mehr mit sich selber zu tun hatte und finanziell auf Konsolidierung achten musste. In Magdeburg hatte man nach der katastrophalen letzten Spielzeit verständlicherweise erst andere Tabellenregionen in Sicht. Die positive Überraschung 2012/2013 mit dem FSV Zwickau war zum einen als Konkurrent nicht zu erwarten und hätte selbst beim möglichen Staffelsieg abwinken müssen. Alles andere als zumindest Platz 1 in der auf 16 Teams geschrumpften Liga wäre eine schwere Enttäuschung gewesen - mehr als in den zwei Jahren davor. Die Mannschaft mit neuem Coach bestätigte von Spieltag zwei an ihre Favoritenrolle, einen ernsthaften Kampf um den „Platz an der Sonne“ gab es nie. Dabei begann man erneut mit Sand im Getriebe: Es reichte zum Heimauftakt gegen Union II nur zum 1:1 nach 0:1. Die Skeptiker wurden schnell belehrt, 6 Siege am Stück bei 18:5 Toren ließen die Tabellenführung erst erkämpfen und dann zementieren. Das Verfolgerfeld – damals noch ein solches – war bereits relativ deutlich weg. Der FCM 5 Zähler, Zwickau und Jena derer 7. Dabei waren die Auswärtssiege in Rathenow (4:2) und Auerbach (4:3) durchaus harten Brots. Im Ortsderby ließ man Lok (3:1) im „gedrehten Heimspiel“ nur wenig Chancen. Trotzdem waren zur Winterpause noch nicht alle Messen gelesen. 9 Punkte auf Drittligaabsteiger Carl Zeiss ein gutes Polster, aber kein Ruhekissen. Neben dem Stolperer gegen Union II musste man sich noch in Plauen (1:1) mit Remis begnügen und verhinderte gegen die Thüringer erst 7 Minuten vor Ende die erste Heimniederlage nach fast 8 Monaten. 6 statt 9 Zähler hätte das Rennen vermutlich noch mal etwas spannender gemacht.
Drei weitere Neuzugänge sollten die Sache möglichst schnell „fest machen“. Die Siegesserie ging weiter, aber das „Eichhörnchen ernährte sich eher mühsam“. Die Konkurrenz aus Neustrelitz, Rathenow, Berlin (AK 07/Union II) wurde nur mit einem Tor Differenz besiegt. In Halberstadt und Meuselwitz biss der Angriff (0:0) auf Granit. Ganz nahe dran an der ersten Pleite war man dann gegen den VFC Plauen, der bis in Minute 90 mit 2:1 in Front lag. Das Mühen und Plagen zu den Siegen nährte eine gewisse Portion Unzufriedenheit rund um das „Projekt“. Bei Hertha BSC II (2:1) tat man sich wieder schwerer, kam erst in der Schlussphase zum Siegtor. Die „Torfabrik“ meldete sich dann noch mal recht eindrucksvoll zurück: Torgelow (5:0) und Magdeburg (4:0) wurden im eigenen Stadion deklassiert, „Kellerkind“ Cottbus II (4:1) auf Reisen, wo man den Staffelsieg endgültig „beglaubigte“. So wurden auch fehlende Tore im Ortsderby gegen Lok und Ex-Zweitligist Zwickau verziehen. Saisonübergreifend ist man seit 32 Spielen ungeschlagen. Nur in der Defensive (17) ist man keine absolute Spitze, Zwickau mit lediglich 14 Gegentoren und der Berliner AK mit 16 sind etwas besser. Hier sehen viele Beobachter auch die einzige richtige (kleine) Schwäche.
Unser Gegner im diesjährigen Sachsen-Pokal
Der Weg bis ins 2. Finale nach 2011 kostete Mühe. Der Einstieg begann im Achtelfinale mit einem knappen 1:0 bei Landesligist SV Einheit Kamenz. Auch in dieser Gegend ansässig ist der Bischofswerdaer SV der nach ein paar Problemen mit 3:0 aus dem Rennen geworfen wurde. So richtig haarscharf schrammte man aber dann im Halbfinale an einer gehörigen Blamage vorbei. Erst im Elfmeterschießen konnte man sich durchsetzen. Mehr als ein 2:2 nach 120 Minuten hatte man nicht erreicht, am Ende stand das 6:5. Überzeugend war das nicht, der Landesliga-Spitzenreiter lieferte den „Millionären“ aus Leipzig einen packenden Kampf.
Delegierungen für diese Saison bislang
11 Spieler stehen bis Heute bei den Neuverpflichtungen zu Buche.
Im Tor rückte der Deutsch-Pole Matthias Hamrol (19) aus der U19 auf, 2011 aus der Jugend Borussia Mönchengladbachs an die Pleiße gekommen. Deutlich älter ist der Schweizer Fabio Coltorti (32), vom dortigen Erstligisten FC Lausanne-Sport. Nr. 3 bei den Keepern ist mit Erik Domaschke (26) ein gebürtiger Leipziger, bis Ende der abgelaufenen Saison die Nr. 1 bei Regionalligst Hessen Kassel. 2006 wechselte er vom FC Sachsen Leipzig nach Leverkusen. In der Abwehr ließ man mit Juri Judt (25) aufhorchen, 2010/2011 war er 24x für Nürnberg in der Bundesliga im Einsatz, vergangene Spielzeit fast ausschließlich in der II. im Einsatz und ohne Perspektive. Weniger Meriten konnte Patrick Koronkiewicz (22/Leverkusen II) aufweisen. Im Mittelfeld verpflichtete man zunächst den Polen Adrian Mrowiec (28) von Schottlands Erstligist Heart of Midlothian FC auf Wunsch von Peter Pacult. Nach dem erneuten Trainerwechsel sortierte ihn Alexander Zorniger aus. Mitte August fand er dann zum CFC. Jeremy Karikari (25) stammte wie Koronkiewicz aus der Regionalliga (Trier). Für Dominik Kaiser (25) legte man 100.000 EUR Ablöse auf den Tisch der TSG Hoffenheim. Clemens Fandrich (22) ist einer von den 3 Neuen in der Winterpause, abgebender Verein hier erneut höherklassig mit Zweitligist Cottbus. 10 Einsätze für die Lausitzer in der Herbstrunde stehen in der Bilanz, 5 in der Anfangsformation. Im Angriff holte man sich Matthias Morys (25) von Zornigers Ex-Verein SG Sonnenhof Großaspach (Regionalliga). Tom Nattermann (20) gilt eher als „Mann für die Zukunft“ und stieg wie Hamrol auf.
Der Trainer
Alexander Zorniger (45) ist der 4. Trainer in der Geschichte des installierten Clubs seit 2009. Er übernahm zum 03.07.2012 und löste Peter Pacult ab, der wie Thomas Oral den erwarteten Aufstieg nicht realisieren konnte. Die Meriten als Spieler sind unbedeutend: Sein letzter Verein war bis August 2000 der SV Bonlanden, aktuell Verbandsliga Württemberg. 2004 der Start als Trainer beim 1.FC Normannia Gmünd aus der gleichen Klasse. 2009 der Wechsel zum VfB Stuttgart, wo er 5 Monate bis Anfang Dezember als Co-Trainer von Markus Babbel fungierte. Nächste Station war dann für zwei Jahre der SG Sonnenhof Großaspach, den er an die Spitze der Regionalliga Süd führte – Platz 2 mit 9 Punkten auf unseren Gegner vom Wochenende. Vertragsende in Leipzig ist wie so manches beim Finalgegner vom Mittwoch unbekannt.
Die Mannschaft
Im Tor konnte sich Fabio Coltorti (32) durchsetzen, beim Halbfinale wurde er von Benjamin Bellot (22) vertreten, der mit dem gehaltenen Elfer im „Glücksspiel“ nach der Verlängerung zum „Matchwinner“ wurde. Er stand auch in den Punktspielen in Cottbus und im Derby gegen Lok im Kasten, Coltori fiel erkrankt aus. In der Abwehr bilden der Österreicher Niklas Hoheneder (26), Fabian Franke (24) und Christian Müller (29) das Gerüst. Dahinter kommt Juri Judt (26). Weniger gut lief es für Tim Sebastian (29), er gilt nur als Ergänzungsspieler mit 10 Einsätzen, davon 8 in der Anfangsformation. Neuzugang Patrick Koronkiewicz (22) kann sich derzeit noch nicht etablieren. Marcus Hoffmann (25), in Plauen und in Babelsberg jeweils einer der Eckpfeiler, spielt in dieser Saison keine Rolle. Er stand mehrmals mal im Kader, feierte aber erst am Sonntag gegen Zwickau sein Saisondebüt, weil Zorniger Spieler schonen wollte. Für Paul Schinke (21) gilt ungefähr das Gleiche wie bei Sebastian. Herausragend im Mittelfeld der Brasilianer Thiago Rockenbach (28), er tat sich mit 7 Toren und 8 Vorlagen hervor. Hinzu kommen Dominik Kaiser (24) und Bastian Schulz (27) als weitere Bestandteile des Kerns in diesem Sektor. Dahinter kämpfen mehrere Akteure um diese Mitgliedschaft. Der Ex-Dresdner Timo Röttger (27) war 19x Ersatz, so ist die Bilanz von 3 Toren und 3 Vorlagen ordentlich. Clemens Fandrich (22) ist auf gutem Weg dorthin, seit dem Wechsel aus Cottbus ist er gesetzt und konnte mit Torgefahr überzeugen. 4x legte er auf, 2x traf er selber. Henrik Ernst (26) muss hier noch deutlich zulegen und Sebastian Heidinger (27) ebenfalls. Im Angriff hat man seit dem Aufstieg in die Regionalliga mit Kapitän Daniel Frahn (25) einen Topstürmer und Führungsspieler. Beeindruckend seine Ausbeute mit 31 Beteiligungen an den 59 Treffer. Die Formel lautet 20 + 11. Er fällt für Mittwoch definitiv aus, vermutlich auch für die Relegationsspiele - ein schwerer Ausfall für die Mannschaft. Stefan Kutschke (24) gilt als starke Nr. 2 hinter Frahn. Der gebürtige Dresdner empfahl sich mit 8 Toren und 7 Vorlagen für höhere Aufgaben, spielt kommende Saison in Wolfsburg. Carsten Kammlott (23) ist seit dem Wechsel aus Erfurt 2010 auch in dieser Spielzeit nicht die große Kraft. Matthias Morys (26) hat es schwer, an Frahn und Kutschke vorbeizukommen. Tom Nattermann (20) spielt wie erwartet noch keine Rolle. Mit Domaschke, Franke und Sebastian stehen drei Leipziger im Kader. 26,3 Jahre im Schnitt sprechen für ein erfahrenes Aufgebot.
Die Einkaufsbilanz bislang
11 Neuzugänge stehen bis heute zu Buche. Davon konnten sich Coltorti im Tor, Kaiser und Judt durchsetzen. Fahndrich gelang dies seit dem Wechsel in der Winterpause ebenfalls. Spieler wie Hamrol und Nattermann galten sowieso nicht als potentielle Stammspieler. Mrowiec fällt aus der Bewertung raus, siehe oben. Karikari und Koronkiewicz spielen kaum eine Rolle, Morys blieb Ergänzungsspieler. Domaschke gilt als Kandidat für die Nr. 2 hinter Coltorti, hat gegen Bellot derzeit das Nachsehen. Fazit: ganz ordentlich, zumal die Substanz der Mannschaft keine herausragenden Neuverpflichtungen benötigte.
Gewinner der Saison bislang
Stefan Kutschke (24) fand das Gefallen der Verantwortlichen beim VfL Wolfsburg. Möglich aber auch, dass er sich dann wieder in der 4. Liga bei der dortigen U23 wiederfindet.
Das Umfeld
Das Konzept der Installation in das „Marktsegment Leipzig“ mit seiner wirtschaftlich und sportlich chaotischen Fußballwelt scheint aufzugehen. Konkurrenz in der Stadt ist sportlich nicht vorhanden und auch nicht in Sicht. Beim 1. FC Lok Leipzig scheint sowohl wirtschaftlich und auf dem Rasen das Überleben in Liga 4 momentan das Maximum zu sein. Beim Traditionsverein in Probstheida wie auch bei den Vereinen darunter dominieren zuweilen eher politische Befindlichkeiten die Wahl des Supports, der mögliche neue Zuschauer „wirkungsvoll abschreckt“. Das Potential der Leipziger Fußballfreunde und im Umland, die sich von jahrzehntelanger Misswirtschaft, sportlichem Niedergang und Unbill auf den Rängen angewidert fühlten, ist enorm und spiegelt sich im Zuspruch beim „Angebot RB Leipzig“ wieder. 7.563 Zuschauer im Schnitt sind die relativ deutliche Spitze. Magdeburg kommt mit 5.268 dahinter und die 4.298 verdankt Ortsrivale 1. FC Lok vor allem den beiden Spielen gegen den ungeliebten Nachbarn mit zuletzt 20.300 zahlenden Besuchern. Den FSV Zwickau wollten im letzten Heimspiel 6.500 sehen, Magdeburg 7.300 und Schlusslicht Torgelow zuvor 4.700. Im Relegationsheimspiel gegen 29.05.2013 gegen die Sportfreunde Lotte sollte man einen fünfstelligen Besuch erwarten.
Der Aufstieg in die 3. Liga gilt als Muss, diese Spielklasse als „Zwischenstation“. So oder so bleibt das Projekt umstritten. Wie bei Hoffenheim und Wolfsburg sehen viele Fans und Beobachter Konflikte mit den DFB-Statuten. Das Auftreten vor allem von Ralf Rangnick ist schon in der Vergangenheit wenig von Respekt gegenüber der alteingesessenen Konkurrenz im mitteldeutschen Raum geprägt ebenso von fehlenden geographischen Grundkenntnissen. Das Engagement des Getränkekonzerns aus Salzburg im Sportsektor wird sich kaum verringern, auch angesichts der mittlerweile stärkeren Konkurrenz auf dem Markt. RB Leipzig könnte RB Salzburg als „Stammsitz“ schon bald ablösen. Die Vermarktungschancen in der deutschen Bundesliga stimmen mehr als in der eher zweitklassigen Liga Österreichs und das Projekt RB Salzburg ist als Werbeträger in Europa durch die Misserfolge im Europa Cup gescheitert. RB Salzburg wird scheinbar eher zum „Farmteam von RB Leipzig“ zu werden...