Vorbericht

2. Runde - DFB-Pokal - Saison 2014/2015
Chemnitzer FC
Chemnitzer FC
0:2
SV Werder Bremen
SV Werder Bremen

Werder nach 22 Jahren zurück zum DFB-Pokal in Chemnitz...

von Timo Görner

...mit 2 gravierenden Unterschieden. Der SV Werder Bremen von 1992 trat hier als klarer Favorit und nationales wie internationales Spitzenteam an, dazu im Sportforum. Werder im Herbst 2014 ist nur noch ein grauer Schatten früherer Tage. Die Chancen des CFC stehen sogar besser als damals, und das als Drittligist.

Die letzte Saison unseres Gegners

Die guten Zeiten des vierfachen deutschen Meisters und sechsfachen DFB-Pokalsiegers liegen gut vier Jahre zurück, als man hinter Schalke und dem FC Bayern Dritter wurde. Seitdem ging es bergab, die erreichten Plätze 13, 14, 9 und vergangene Saison 12 dokumentieren den sportlichen Niedergang des ehemaligen starken Rivalen der Münchner Bayern. Werder befand sich in den letzten zwei Jahren im Abstiegskampf, daran konnte auch der Trainerwechsel mit dem Ende der "Ära Schaaf" Ende der Saison 2012/2013 nichts Grundlegendes ändern. Zumindest musste Bremen vergangene Saison nicht bis zum vorletzten Spieltag zittern und konnte sich an Punkten wie in der Tabelle leicht steigern. Der Trend konnte nicht widerlegt werden. Dabei begann es optimal mit zwei gegentorlosen Siegen in den ersten zwei Spielen beim späteren Absteiger Braunschweig (1:0) und gegen Augsburg (1:0). Die kleine Euphorie war schnell dahin, als der SVW gleich drei Pleiten in Folge und dabei Klatschen in Mönchengladbach (1:4) und gegen Frankfurt (0:3) kassierte. Richtungsweisend Rang 14 für den Rest der Saison.

Zur Winterpause war als 11. nach oben auf den vermeintlichen Europa League Platz 7 mit bereits 9 Punkten Abstand wenig möglich. Der Abstand nach unten war mit 5 Zählern auf den Drittletzten geringer. Negativ: Weder war wieder die "Schießbude" der Liga mit bereits 37 Gegentoren in 17 Spielen. Schlechter war nur die Defensiven aus Hoffenheim und Hamburg mit je 38. Das war zu den erfolgreichen Zeiten undenkbar, als gerade die Abwehr Werders Grundstein zum Erfolg war. Von "Heimstark" konnte auch keine Rede sein, man hielt den Saldo lediglich ausgeglichen. Im DFB-Pokal scheiterte man zum dritten Mal in Folge in Runde eins, diesmal beim späteren Drittliga-Absteiger Saarbrücken (1:3 n. V.). …und das mit den Pokaltraditionen siehe oben. Es gab mehr Tiefpunkte als Highlights, denkwürdig im schlechtesten Sinne die 0:7-Klatsche gegen die mittlerweile übermächtigen Bayern – im eigenen Stadion. Positiv zu nennen ist ein 1:0 gegen Leverkusen, die sich damals allerdings schon im Abwärtstrend befanden. Die Zeiten, um personell nachzurüsten, waren vorbei. Werder ging im Grunde mit dem gleichen Kader in die Frühjahrsrunde, wo man sich letztendlich über Wasser halten konnte und irgendwie nie so richtig in den Abstiegssumpf geriet. Man sammelte immer mal Punkte ein, bevor es richtig brenzlig werden konnte. Ein 3:1 gegen Hoffenheim 3 Spiele vor Ultimo sicherte im Grunde den Klassenverbleib, 9 Punkte auf den Relegationsplatz und Rang 11 waren ein gültiges Zertifikat dafür. Als 12. hielt man den Abstand, holte 3 Punkte mehr als im Vorjahr.

Werder bilanziert punktemäßig zu Hause "knapp positiv" bei 6-6-5, allerdings mit 21:30 bei den Toren "negativ". Weniger Heimtore erzielten nur die beiden Absteiger und Hertha BSC. Auswärts wurden vier Spiele gewonnen, aber auch zehn verloren. Den Schwachpunkt bildete erneut die Defensive mit 66 Gegentoren – das bedeutete die viertschlechteste Abwehr. Fazit: auch unter Robin Dutt nach 14 Jahren Thomas Schaaf ging es nicht entscheidend voran. Die Gründe lagen erkennbar eher woanders.

Delegierungen für diese Saison bislang

Bei 8 Neu- und 10 Abgängen wurde wieder eifrig am Kader gewerkelt.

Mit Sebastian Mielitz (25) schloss sich der Stammkeeper der ersten 13 Spiele - danach durch Raphael Wolf ersetzt - dem SC Freiburg an. Das Mittelfeld sieht mit Aaron Hunt (28) den einzig richtig schwerwiegenden Abgang. In den letzten beiden sportlich problematischen Spielzeiten war er einer der wenig herausragenden Aktiven im Werder-Spiel bei insgesamt 18 Toren und 15 Vorlagen. Ihn zog es nach ein wenig Hin und Her zum VfL Wolfsburg, mittlerweile wirtschaftlich wie sportlich dem einst großen SV Werder enteilt. Dort regiert jetzt Werders langjähriger Manager Klaus Allofs, der dort mit mehr Geld agieren kann als in Bremen. Das war es auch schon mit den Abgängen, die eine Rolle spielten. Der Rest konnte die Erwartungen nicht oder nur teilweise erfüllen, symptomatisch dafür Mehmet Ekici (24), der 2010/2011 in Nürnberg einer der Leistungsträger war und danach für 5 Mio. EUR vom "Verleiher" FC Bayern München losgeeist wurde. Transfererlös für den Wechsel zu Trabzonspor in die 1. Türkische Liga: 1,5 Mio. EUR. Also quasi ein "Verlustgeschäft".

Große Sprünge bei den Neuverpflichtungen waren und sind so nicht mehr drin. Für das Tor kam der Deutsch-Bosnier Raif Husic (19) aus der A-Jugend des FC Bayern München. Für die Abwehr holte man den Spanier Alejandro Gálvez (25) vom dortigen Erstligisten Rayo Vallecano. Aus der eigenen U23 (Regionalliga Nord) wurden Oliver Hüsing (21) und Marnon Busch (19) hochgeholt. Dazu komm aus der 2. Bundesliga Lukas Schmitz (25/Düsseldorf). Im Mittelfeld ist Bremen für Fin Bartels (27) nach Rostock und dem FC St. Pauli die 3. Station im Norden. Izet Hajrovic (22) ist Bosnier mit schweizer Pass und spielte ab der Winterpause 2013/2014 bei Galatasaray Istanbul, zuvor übrigens bei Grashoppers Zürich. Im Angriff wurde mit David Selke (19) ein vielversprechendes Talent befördert. Er ist ein herausragendes Mitglied der deutschen U19-Europameister und dort mit 6 Treffern Torschützenkönig des Turniers in Ungarn. Insgesamt gab Werder eher bescheidene 1,60 Mio. EUR aus, davon 1,50 Mio. EUR um den ausgeliehenen Santiago García (26) von den CSD Rangers Talca aus Chile fest zu verpflichten. Dafür nahm man bei den Transfers 2,25 Mio. EUR ein.

Die aktuelle Saison bislang

Spiel eins sah Werder in Berlin und ein 2:2 nach 0:2-Rückstand, erspielt mit wenig Chancen. Der resultierende Rang 6 war die bislang beste Platzierung dieser Saison. Gegen Hoffenheim (1:1) und in Leverkusen beim überraschenden 3:3 blieb man vorerst weiter ungeschlagen, aber auch sieglos. Zustand eins sollte sich schnell ändern, Zustand zwei nicht - zumindest nicht in den Punktspielen. Beim FC Augsburg begann es fantastisch mit dem 1:0 nach 3 Minuten. Am Ende stand das 2:4 und eine erneute Pleite beim FCA. Schon wieder hatte Bremen 10 Gegentore nach 4 Spielen kassiert. Nach dem Schalke-Heimspiel waren es 13, die Gelsenkirchener nutzen die Werderaner locker als "Aufbaugegner" und dominierten Spiel wie Gegner. In Wolfsburg (1:2) war man dran am Punktgewinn. Gegen Freiburg (1:1) rannte man wieder einem Rückstand hinterher. Der Auftritt in München war dann eher ein Trauerspiel (0:6), als schon zur Halbzeit - alle 4 Gegentreffern innerhalb von 25 Minuten - alle grün-weißen Messen gelesen waren. 0:7, 2:5 und 0:6 lautet die Bilanz der letzten 3 Duelle mit dem einstigen Rivalen auf Augenhöhe. Viel besser wurde es auch im folgenden Heimspiel gegen Aufsteiger 1. FC Köln nicht. Am Ende standen eine 0:1-Niederlage und eine völlig konfuse Werder-Elf. Schwacher Trost: Die vierte Erstrundenpleite in Folge im DFB-Pokal blieb aus. Werder mühte sich zum 3:2 nach Verlängerung beim bayrischen Regionalligisten FV Illertissen. Es war der einzige Erfolg des SV Werder in dieser Saison bislang und Auslöser für eine Art "Galgenhumor" bei Robin Dutt in der anschließenden Pressekonferenz.

In den Bilanzen zu Hause (18.) wie auswärts (17.) ist der SVW abstiegsreif; 23 Gegentore nach erst neun Spielen sind es auf alle Fälle. Der Zug geht derzeit deutlich Richtung Abstieg. Dem Trainer die Alleinschuld anzulasten, ist hier unsinnig. Werder hat sich über Jahre selber immer schwächer gemacht. Trotzdem wurde die Amtszeit von Robin Dutt am Samstag beendet.

Die Mannschaft

Nummer eins im Tor ist Raphael Wolf (26), der Sebastian Mielitz vergangene Saison nach 13 Spielen ablöste. In der Abwehr gelten der Kongolese Assani Lukimya (28), der Italo-Argentininer Santiago García (26), Alejandro Gálvez (25) und der Österreicher Sebastian Prödl (27) zu den etablierten Akteuren. Marnon Busch (19) durfte bereits dreimal in der Anfangsformation auflaufen, in drei weiteren Spielen als Einwechselspieler agieren. Ex-Nationalspieler und Kapitän Clemens Fritz (33) ist einer der wenigen "richtig Promis" im Team. Der gebürtige Erfurter stand aber zuletzt teilweise nicht mehr im Kader. Im Mittelfeld konnten sich bislang der Österreicher Zlatko Junuzovic (27), Fin Bartels (27), der Holländer Eljero Elia (27) und der Bosnier Izet Hajrovic (23) die meisten Einsatzzeiten verschaffen. Gesamtausbeute: Ein Tor durch Bartels. Felix Kroos (23) konnte sich zwar für mehrere Einsätze empfehlen, gilt aber weitestgehend als "Mitläufer" in Bremen während sein Bruder bei Real Madrid am Ball ist. Der zweite Kongolese im Team, Cédric Makiadi (30) konnte als potentieller Leistungsträger bislang auch weniger überzeugen. Beim deprimierenden Auswärtsspiel in München verzichtete Dutt auf ihn. Einen Lichtblick gibt es im Angriff mit dem Italo-Argentinier Franco di Santo (26), der in 7 Einsätzen auf 4 Treffer kam - genau so viele wie in 23 Spielen aus der Vorsaison. Nils Petersen (25), als ganz solider Angreifer der Vorsaison (7 Tore), kommt derzeit nicht richtig in die Gänge und ist noch ohne Torerfolg. David Selke (19) als Hoffnungsträger für die Zukunft erzielte zumindest schon mal ein Tor. Ohne entsprechende Verstärkungen, so jetzt auch die Sicht der Verantwortlichen, ist der Kader nur bedingt erstligatauglich. Werder will entgegen der jahrelangen Gepflogenheiten notfalls auch mit Krediten neue Spieler an Land ziehen.

Der Trainer

Seit Samstagnachmittag ist nun ist Viktor Skripnik (45) der Chef auf der Trainerbank der Bundesligamannschaft. Der Ukrainer kam 1996 zu Werder und lief als Defensivspezialist in 138 Bundesligaspielen für Werder auf. Er erzielte dabei 7 Tore, das letzte davon in seinem letzten Bundesligaspiel per Elfmeter. Seit 2004 war Skripnik schließlich als Trainer in Werders Talenteschmiede tätig. Im letzten Jahr übernahm er die Verantwortung für die U23. Bereits im Sommer liebäugelte der einstige SVW-Publikumsliebling mit dem höchsten Trainerstuhl bei Werder, als er sagte: "Jeder Soldat wollte einmal General werden. Und deshalb hätte ich auch nichts dagegen, irgendwann einmal eine Profimannschaft zu trainieren". Nun ist er General und hat mit einer angeschlagenen Truppe eine schwere Schlacht zu schlagen…

Das Umfeld

Es war einmal…ein Verein mit weniger Geld als der große FC Bayern im Süden und dennoch auf Augenhöhe. Werder holte Spieler wie Rudi Völler, Karl-Heinz Riedle, Rune Bratseth und andere für relativ wenig Geld, baute mit viel Verstand und auch Cleverness starke Mannschaften zusammen, gab diese Spieler dann irgendwann ab, aber für immer mal gutes Geld und blieb so an der Bundesliga-Spitze. Irgendwann klappte das nicht mehr, wurden somit die Einnahmetöpfe der großen Wettbewerbe wie die Champions League oder auch die Europa League verpasst. Es wurde sportliches und zuweilen auch charakterliches Mittelmaß wie ein Marko Arnautovic für hohe Summen verpflichtet, die den Verein sportlich aber eher weiter nach unten brachten. Der größte Transfer-Flop mit dem Brasilianer Carlos Alberto für 7,8 Mio. EUR ist nur eines der Beispiele - Flops die Zweifel am einstmals soliden Scouting beim SV Werder laut werden ließen.
Wirtschaftlich ist man momentan deutlich im Hintertreffen, hat mit dem von VW gepushten VfL Wolfsburg einen fast unschlagbaren Konkurrenten "um die Ecke". Dazu kommen Probleme in der Außendarstellung wie bei der Wahl des Trikotsponsors.

Die Fans halten dem Verein weiter die Treue, über 40.000 Zuschauer im Schnitt pilgern zu den Heimspielen. Damit liegt Werder auf Höhe des Vorjahres mit rund 40.600. Bemerkenswert: das traditionsreiche Weserstadion ist eines von nur 5 Bundesliga-Stadien, welche ihre Namensrechte nicht veräußert haben. Mit dem Stadion, das Schauplatz für die unvergesslichen Spiele gegen den BFC Dynamo oder Spartak Moskau war, ist die aktuelle Anlage nicht mehr zu vergleichen. Seit Mai 2009 wurde das Weserstadion zu einem reinen Fußballstadion umgebaut. Aktuell fasst die Arena direkt an der Weser reichlich 42.000 Zuschauer.

Bewegung gab es zuletzt auch in der Vereinsführung. Seit November 2012 amtiert Thomas Eichin als sportlicher Leiter nach Klaus Allofs, der 14 Jahre als solcher fungierte. Mit Marco Bode (42) wird ein Ex-Profi der "fetten Jahre" Willi Lemke noch dieses Jahr als Chef des Aufsichtsrates ablösen. Die Rede ist zudem davon, mit "Schulden den Abstieg zu verhindern" - sprich entgegen den bisherigen Wegen Geld zu leihen um Spieler zu verpflichten, um das "Horroszenario Abstieg" zu verhindern. Werder steckt in einer handfesten Krise. Man sucht fieberhaft nach Auswegen. Die Gelder aus einem Weiterkommen im DFB-Pokal werden dabei auch benötigt.
2. Runde - DFB-Pokal - Saison 2014/2015
Dienstag, 28. Oktober 2014, 19:00 Uhr
Fischerwiese, Chemnitz
Zuschauer: 10.161 (Ausverkauft!)
Schiedsrichter: Schmidt (Stuttgart)


Tore

Die Bilanz

 ZahlSUNTore
Alle Spiele11002:1
Heimspiele11002:1
Auswärtsspiele00000:0
Ligaspiele00000:0
Pokal-/Relegationsspiele11002:1

Der Ergebnisrückblick

1992/1993DFB-PokalViertelfinaleChemnitzer FC - SV Werder Bremen2:1 n.V.