Vorbericht

1. Spieltag - 3. Liga - Saison 2015/2016
VfR Aalen
VfR Aalen
0:0
Chemnitzer FC
Chemnitzer FC

Wiedersehen mit dem VfR Aalen

von Timo Görner

Nach einer trostlosen Saison ist der VfR Aalen in der 3. Liga zurück und nach der Entwicklung im Frühjahr sogar froh darüber, dass es immerhin die 3. Liga gworden ist. Lange schwebte das Damoklesschwert über der Ostalb.

Die vergangene Saison unseres Gegners

…endete nach insgesamt drei Jahren 2. Bundesliga und den vorherigen Plätzen 9 und 11 diesmal mit der "Roten Laterne" einschließlich Abzug von 2 Zählern während der Saison. Damit musste man den Gang zurück in Liga 3 antreten und wochenlang sogar um diese Spielklasse bangen.

Dabei begann es ordentlich mit einem 0:0 in Leipzig und einem Dreier gegen St. Pauli (2:0). Es war die beste Phase in der gesamten Spielzeit, doch nach 8 Spieltagen war man mit 4 Punkten auf den letzten Platz abgerutscht. Auswärts wurden von vier Spielen die drei in Darmstadt (0:2), Sandhausen (1:4) und Aue (0:1). verloren. Nur in Fürth (1:1) gab es keine Niederlage. Im eigenen Stadion konnte zweimal ein Rückstand gegen Kaiserslautern (2:2) ausgeglichen werden. In Runde 9 folgte ein Lichtblick gegen München (2:0). Bis zur Winterpause gelang kein Befreiungsschlag, wenigstens wurde mit 15 Punkten als 17. der Anschluss ans rettende Ufer mit 2 Punkten zum 15. gehalten. Licht und Schatten wechselten, Zweiteres überwog. Gut präsentierte man sich in Karlsruhe (0:0) und Heidenheim (1:0). Auch gegen Staffelsieger Ingolstadt (1:1) sowie Leipzig und Darmstadt (je 0:0) zeigte man sich ebenbürtig. Daneben gingen jedoch die Gastspiele in Bochum (0:4), St. Pauli (1:3) wie auch die Heimspiele gegen Mitkonkurrent Frankfurt (0:1) sowie Nürnberg und Union (je 1:2). Negativ der Heimsaldo mit drei Siegen und vier Niederlagen. 10 erzielte Tore in 9 Spielen waren zu wenig. Auf Reisen blieb der VfR lediglich beim FCH siegreich, verlor aber sechsmal und blieb mit fünf Treffern sparsam.

Dennoch blieb die Hoffnung auf den Klassenerhalt und in der Winterpause wurde personell mit 3 Neuzugängen für Abwehr und Sturm (2) nachgerüstet. Dennoch blieb der Start beschwerlich. Ohne Sieg blieb man in den ersten fünf Begegnungen, zu Hause gab es drei Remis in den schweren Spielen gegen Darmstadt (0:0), Ingolstadt (1:1) und im direkten Duell mit Fürth (1:1). Punktelos blieb der VfR in Kaiserslautern (0:1) und Sandhausen (0:2). Platz 15 war jetzt 4 Punkte entfernt. Das Aue-Gastspiel wurde zum "Abstiegs-Endspiel", welches bravurös (3:0) gezogen wurde. Der Sprung auf den Relegationsplatz 16 gelang, in München (1:1) holten die Schwarz-Weißen eine Woche später einen weiteren wichtigen Zähler. Zwei Tage später der Schock: Der DFB sanktionierte den Zweitligisten mit Punktabzug, gegen den man bis zum Ende erfolglos anging. Fehlende Moral war nicht zu kritisieren, der Aufsteiger von 2012 wehrte sich bis zum vorletzten Spieltag mit Siegen gegen Braunschweig (2:1), in Düsseldorf (2:0) wie auch den Remis gegen Karlsruhe (2:2), in Frankfurt und Berlin (jeweils 1:1). Heidenheim reiste zum "Endspiel" für den VfR an und stürzte den Lokalrivalen (2:4) in die Depression. Selbst beim Sieg wären die Chancen aber gering gewesen, denn die Abstiegsrivalen punktete ebenfalls fleißig. Das 1:2 in Nürnberg beendete drei Jahre 2. Liga.

Verspielt wurde der Klassenverbleib durch die zweitschlechteste Auswärtsleistung - 2 Siegen in 17 Auftritten -und die ebenfalls zweitschlechteste Offensive. Nach dem Abstieg drohte der Durchmarsch in die Regionalliga. VfR-Mäzen Scholz wollte nicht erneut Millionen zur vom DFB geforderten Bürgschaft einsteuern. Ende Mai 2015 übernahm Scholz diese von bemerkenswerten 5,6 Millionen EUR doch. Somit gastiert der VfR wieder auf die Fischerwiese.
Im DFB-Pokal kam man immerhin bis ins Achtelfinale nach mühevollem Erstrundensieg bei Viertligist BSV Rehden mit 5:4 nach Elfmeterschießen und einem 2:0 gegen Erstligist Hannover 96. Endstation blieb die TSG Hoffenheim (0:2).

Delegierungen für diese Saison bislang

Mit 21 Abgängen und 13 Neuzugängen wurde ein kompletter Umbruch vollzogen, der Kader auch deutlich verkleinert. Wirtschaftliche Gründe nach dem Kraftakt "Lizenz 3. Liga", die wochenlang mehr als wackelte, dürften hier mit reingespielt haben. Unter den Abgängen sind einige Stammspieler und Leistungsträger dabei, die man sicher gerne gehalten hätte.

Nur zeitweise Stammspieler, aber immerhin in 10 Spielen die Nummer 1 im Tor war der Bosnier Jasmin Fejzic (29/Braunschweig), der in der Liga 2 blieb. Aus der Abwehr blieb auch Arne Feick (27) zweitklassig, wechselte nach Heidenheim zum Erzrivalen. Phil Ofosu-Ayeh (23) folgte Fejzic. Sascha Mockenhaupt (23) zog es nach Kaiserslautern und ist damit auch weiter in der 2. Liga am Ball. Im Mittelfeld wanderte der Italo-Argentinier Leandro Grech (34) nach Elversberg in die Regionalliga ab. Andreas Hofmann (29) nahm wie der Albaner Jürgen Gjasula (29), mit 6 Toren bester VfR-Torschütze, die Offerte der Spvgg Greuther Fürth an. Andreas Ludwig (24) wechselte in die Niederlande zu Erstligist FC Utrecht. Immerhin konnte hier mit dem Ex-Erfurter Dominick Drexler (24) ein Akteur zum Bleiben überzeugt werden, der auf dem Absprung stand. Aus dem Angriff verließ mit Collin Quaner (24/6) der mit Gjasula erfolgreichste Akteur den VfR in Richtung Union Berlin. Der Mazedonier Orhan Ademi (23) kehrte nach einem halben Jahr VfR mit 3 Toren in 11 Spielen nach Braunschweig zurück. Das waren die Spieler, welche über weite Strecken 2014/2015 gesetzt waren. Bis auf Grech blieben alle zweitklassig. Erwähnenswert noch, dass mit Robert Leichleiter (35) einer der Aufstiegshelden von 2012 mit 14 Toren und 10 Vorlagen seine Laufbahn verletzungsbedingt beenden musste. Er kam 2014/2015 nach Kreuzbandriss Ende der Saison 2013/2014 und Knorpelschaden im April 2015 nicht mehr zum Einsatz.

Trotz der finanziellen Zwänge gelangen ein paar bemerkenswerte Neuverpflichtungen:
Zu den zwei verbliebenen Torhütern wurde noch Marcel Knauß (18) aus der U19 in den Profikader befördert Neu in der Abwehr ist Thorsten Schulz (30) aus Münster. Juli 2014 wechselte er von Absteiger Dresden nach Aue, schaffte damit den Klassenerhalt, kam dort aber nicht zum Zug und ging Januar 2015 zum SCP. In Münster etablierte sich Schulz zwar als Stammspieler viel aber nach der enttäuschenden Frühjahrsrunde 2015 der Verjüngung zum Opfer. Markus Schwabl (24) kommt von Absteiger Unterhaching, der Grieche Alexandros Kartalis (20) aus der zweiten Reihe von Fürth. Fabian Menig (21) spielte beim SC Freiburg II, Ruben Seyram Reisig (19) in der A-Jugend. Im Mittelfeld wurde mit Robert Müller (28/Wehen Wiesbaden) ein erfahrener Drittligaakteur verpflichtet. Den luxemburgische U21-Nationalspieler Dwayn Holter (20) lieh man von der Spvgg Fürth, wo er ohne Perspektive bei den Profis war. Aus dem Nachwuchs stammt auch der Albaner Dren Hodja (21/Schalke 04 II). Aus Finnland kam Mika Ojala (27) von Erstligist FC Inter Turku. Im Angriff stieß mit dem Ghanaen Randy Edwini-Bonsu (25) einer der Leistungsträger des Vierten Stuttgarter Kickers zum VfR. Bilanz dort: 5 Tore und 2 Vorlagen. Dazu kommt Matthias Morys (28), im Januar 2015 von Zweitligist Leipzig nach Großaspach für ein halbes Jahr ausgeliehen, wo er aber nicht unbedingt der große Aktivposten (1 Treffer) wurde. Steffen Kienle (20) wurde aus der eigenen II. befördert, mit der Empfehlung von 13 Toren in der Oberliga. Erfahrene und Akteure wie Müller, Morys, Schulze und junge Spieler sind das Konzept bei den Neuen. Richtig angreifen für den sofortigen Wiederaufstieg konnte und kann man nicht, wochenlang erschwerte zudem die nicht sichere Ligazugehörigkeit die Planungen.

Der Trainer

Peter Vollmann (57) ist so langsam ein "alter Bekannter" für den CFC. Er löste Stefan Ruthenbeck (43) ab, der die Mannschaft zuvor zwei Jahre betreute und den Abstieg am Ende nicht mehr verhindern konnte. Dennoch hätte der VfR auch mit ihm weitergemacht, ihm waren aber die Perspektiven nach dem möglichen Rückzug aus Liga 3 noch vor wenigen Wochen zu unsicher. Er hat mittlerweile bei der Spvgg Greuther Fürth einen Vertrag erhalten. Letzte Station für Peter Vollmann zuvor war bekanntermaßen der FC Hansa Rostock, wo er Anfang Dezember 2014 nach der sportlichen Talfahrt entlassen wurde. Er erhielt einen Kontrakt bis Ende der Saison.

Die Mannschaft

Im Tor macht der VfR mit Daniel Bernhardt (29) weiter, beim letzten Auftritt des CFC im Frühjahr 2012 bereits im Tor. Er ist seit mittlerweile sechs Jahren in Aalen, spielte zuvor wie Kevin Conrad bei der II. der TSG Hoffenheim. Sein Vertreter dürfte mit Oliver Schnitzler (19) ein junger Keeper aus der Nachwuchsabteilung von Bayer 04 Leverkusen sein, 2014 der Wechsel zum VfR. Die Defensive hat sich gegenüber der Vorsaison hingegen verändert. Gesetzt sein sollte Kapitän und Routinier Oliver Barth (35), Stammspieler der letzten beiden Jahre in Liga 2. Immerhin 57 Spiele in der 1. Bundesliga für den SC Freiburg von 2009 bis 2012 stehen zu Buche. Verstärkung erhofft man sich von den Neuzugängen Thorsten Schulz (30) und Markus Schwabl (24); beides zuletzt Stammkader in ihren alten Vereinen in Münster und Unterhaching. Offiziell wieder fit ist zudem Sebastian Neumann (24), der bis Mitte Juni für ein halbes Jahr wegen Herzproblemen ausfiel. Einer aus dem Hertha-Nachwuchs der Berliner, den Karsten Heine noch kennen müsste. Ob die Fürther Leihgabe Alexandros Kartalis (20) eine Rolle spielen wird, bleibt abzuwarten. Im Mittelfeld kennt man Maximilian Welzmüller (25) aus den Spielen der Unterhachinger gegen den CFC. Er wechselte nach der vergangenen Saison zum VfR. Er spielte mit nur zwei Einsätzen allerdings keine Rolle 2014/2015, dennoch erhielt er einen neuen Vertrag bis Ende 2016/2017. Dominick Drexler (25) verlängerte ebenfalls seinen Kontrakt, Bilanz: 2 Tore und 3 Vorlagen. Robert Müller (28) sollte, wenn die Leistung stimmt, ein Fixpunkt werden. Hinzu kommen Michael Klauß (28) und der finnische Zugang Mika Ojala (27), ein Ex-U21 Nationalspieler. Dren Hodja (21) und Dwayn Holter (20) versuchen den Durchbruch bei den Herren. Im Angriff hat man mit Randy Edwini-Bonsu (25) eine vielversprechende Personalie, 16 Spiele in Liga 2 für Braunschweig von 2011 bis 2013 in der Vita. Matthias Morys (28) hatte seine erfolgreichste Zeit von 2011 bis 2013 in Großaspach mit 27 Toren in der Regionalliga. Steffen Kienle (20) gilt wohl hier als sehr talentierter Perspektivkader. Insgesamt 33 Spieler inklusive Ab- und Zugänge während der Saison standen 2014/2015 im Kader, von denen 26 eingesetzt wurden. Das Aufgebot wurde deutlich verkleinert, aktuell stehen hier erst 22 fest.

Prognose

Den direkten Angriff auf die Tabellenspitze wird man wohl nicht starten können, so sollten auch nicht die Erwartungen sein. Schlagen zumindest ein paar der Neuzugänge gut ein, sollte man einen gesicherten Mittelfeldplatz erreichen.

Das Umfeld

Der Fast-Absturz aus Liga 2 in noch tiefere Regionen als Liga 3 machte das Dilemma deutlich. Ein festes Fundament selbst in Liga 2 ohne Mäzen Berndt-Ulrich Scholz, gleichzeitig Vereinschef des VfR und ehemaliger Vorstandsvorsitzender der weltweit agierenden "Scholz Holding GmbH", konnte in den letzten drei Jahren nicht geschaffen werden.

Jede Saison in Liga 2 war mit Zittern um die Lizenz verbunden, 2012/2013 primär weil die eigene Arena nicht die vom DFB geforderte Kapazität von 15.000 Zuschauern aufwies. 2013/2014 forderte der DFB eine bemerkenswerte Bürgschaft von 6 Millionen EUR, Berndt-Ulrich Scholz sprang ein und der VfR konnte somit die Spielberechtigung doch noch erreichen nachdem die Stadtwerke Aalen schon als Retter in Betracht gekommen waren. Ende Februar 2015 zog der DFB dem Verein mitten im Abstiegskampf 2 Punkte ab, Grund war die Verschlechterung des negativen Eigenkapitals zum zweiten Mal in Folge. Anders: wiederholter Verstoß gegen die Lizenzauflagen. In Frankfurt war man hier schon mal gnadenloser. Aller Protest und Widerspruch nützte nichts, die Strafe blieb bestehen. Wenige Stunden nach dem feststehenden Abstieg platzte am 18.05.2015 "die Bombe". Berndt-Ulrich Scholz erklärte, es sei die 3. Liga "nach jetzigem Stand nicht finanzierbar". Wieder wurden Sicherheiten für die Lizenz gefordert, diesmal in Liga 3. Die erneut erkleckliche Summe von schlappen 5 Millionen EUR wurde angefordert. Nicht verwunderlich allein beim Einbruch an den TV-Geldern nach dem Abstieg. Tagelang drohte die Regionalliga. Deshalb hoffte man in Dortmund, die U23 doch noch in der 3. Liga halten zu können. Am Ende rettete der Mäzen zum zweiten Mal nach 2013 die Spielgenehmigung. Anfang Juni kam die frohe Kunde aus Hessen.

Als Hauptursache für die jahrelange Misere wurde auch das Stadion ausgemacht, die Stadt als Eigentümer ist nicht bereit entsprechende Umbauarbeiten für eine bessere Vermarktung, sprich Logen und ähnliches durchzuziehen. Einnahmen ohne den großen Mäzen und notwendige Ausgaben klaffen zu weit auseinander. Stadt und Wirtschaft halten sich nach Ansicht des Vereins zu sehr zurück, zudem ist mit dem 1. FC Heidenheim ein starker Konkurrent im Umfeld erwachsen mit solidem Zuspruch an Fans und Sponsoren. Zum Vergleich der Zuschauerschnitt letzte Saison: Aalen mit 7.575, Heidenheim mit 12.582. Heidenheim ist keine 30 Autominuten entfernt, ausgerechnet der FCH schoss den VfR auch vorzeitig ab. Und auch Erstligafußball ist mit dem VfB Stuttgart nur eine Stunde entfernt. Profifußball in Aalen bleibt ein schmaler Grat. Dem VfR steht eine enorm schwierige Saison bevor.
1. Spieltag - 3. Liga - Saison 2015/2016
Samstag, 25. Juli 2015, 14:00 Uhr
Scholz Arena, Aalen
Zuschauer: 6.031
Schiedsrichter: Jablonski (Bremen)


Tore

Die Bilanz

 ZahlSUNTore
Alle Spiele21012:1
Heimspiele10010:1
Auswärtsspiele11002:0
Ligaspiele21012:1
Pokal-/Relegationsspiele00000:0

Der Ergebnisrückblick

2011/20123. Liga13. SpieltagChemnitzer FC - VfR Aalen0:1 (0:0)
2011/20123. Liga32. SpieltagVfR Aalen - Chemnitzer FC0:2 (0:1)