Vorbericht

19. Spieltag - Regionalliga Nord - Saison 2002/2003
Chemnitzer FC
Chemnitzer FC
2:0
SG Wattenscheid 09
SG Wattenscheid 09

Der Club gegen die Mannschaft der Stunde mit ihrem "magischen Dreieck"...

von Timo Görner

...denn die SG Wattenscheid 09 aus dem ehemaligen PLZ-Bezirk "Bochum 6" kann als eben solche Mannschaft bei zuletzt 6 Siegen in Folge und dem geradezu beängstigenden Torverhältnis von 21:6 (3,5:1 Tore pro Spiel) bezeichnet werden. Dafür zeichnete vor allem das "magische Dreieck" mit den Brüdern Hamit und Halil Altintop sowie Goalgetter Alexander Löbe verantwortlich. Somit kann der Traum der kleinen Anhängerschar der schwarz-weißen Kicker von der Rückkehr in die 2. Bundesliga mittlerweile nicht mehr als Spinnerei abgetan werden, sondern erhielt zuletzt Woche für Woche neue Nahrung.

Bis vor knapp 6 Wochen sah das noch anders aus. Da regierte nach dem 0:1 bei "Endstation Kommerz" an der Leverkusener "BayArena" Frust über das eigene Mittelmaß mit Tendenz eher im Abstiegskampf zu bleiben, wie auch über den Einsatz eines Leverkusener Erstligaprofis Daniel Bierofka, der zum Unmut von Trainerfuchs Hannes Bongartz die SG am Ende abschießen sollte und der beste Spieler der Gastgeber war.
Die SG 09 zum damaligen Zeitpunkt nur einen Zähler von einem Abstiegsplatz entfernt in einer Saison, welche bis dato enttäuschend für die Westfalen verlief. Beginnend mit einem "Ost-Komplex", denn nach dem eher dürftigen Auftritt beim 0:1 im "Harbig-Stadion" gegen Aufsteiger Dynamo Dresden verlor man auch das folgende 1. Heimspiel der Saison gegen den Chemnitzer FC mit 1:3. Damals sorgte übrigens "Paule" Fröhlich noch mit seinem postwendenden Treffer zur erneuten Chemnitzer Führung quasi für den psychologischen Genickschlag der 09er.
Den ersten Saisonsieg fuhr man dann am 5. Spieltag ein, ausgerechnet gegen einen Topfavoriten mit Rot-Weiß Essen beim 2:1 nach einem 0:1-Rückstand. In den folgenden beiden Heimspielen wurden dann die wenigen Zuschauer in der Lohrheide eher wieder verärgert. Gegen die HSV-Amateure leistete man sich ein 0:2 und auch gegen den vor der Saison allerorten designierten Absteiger Dresdner SC kam man über ein mageres 2:2 nicht hinaus. Viel zu wenig für einen der Favoriten, trotz zweier bemerkenswerter Abgänge (Lintjes, Iyodo), zumal man auch auswärts bis zum Beginn der "goldenen Serie" keine Bäume ausriss. Lediglich beim damals noch desaströsen SV Holstein Kiel wurde knapp mit 4:3 gewonnen. Nach Runde 12 war der damalige Tabellenführer aus Aue bereits um 10 Punkte enteilt und vom Aufstieg sprach damals keiner mehr, nur die größten Optimisten sahen noch einen entsprechenden Saisonverlauf vor sich.

Die sportliche Umkehr Richtung Tabellenspitze wurde dann mit einem damals noch relativ überraschenden 2:1 gegen den VfL Osnabrück eingeleitet, wobei nach Essen auch der 2. Topfavorit ohne Punkte wieder aus der Lohrheide abreisen musste. Die gute Vorstellung in dieser Begegnung konnte dann gleich 1 Woche später mit einem 4:0 in der Krefelder Grothenburg-Kampfbahn bestätigt werden, mit der sich die SG vorläufig zumindest im Mittelfeld der Liga etablieren konnte. Gegen den SC Paderborn 07 wurde dann beim 4:0 vor den eigenen Fans fleißig "weitergeballert". Die Werder-Amateure bekamen beim 3:5 zu Hause nach 3:2-Führung die offensiven Qualitäten der Ruhrpöttler ebenso zu spüren, wie in den letzten beiden Gastspielen die Babelsberger und die ehrgeizigen Aufsteiger aus Dresden, die jeweils mit 1:3 die Überlegenheit der Westdeutschen anerkennen mussten.
Gegen Dynamo schaffte man übrigens das Kunststück, den Schwarz-Gelben die erste Niederlage in einem auswärtigen Pflichtspiel seit Mai 2001 beibringen zu können, wobei es hier wiederum nach einem Pausenrückstand (0:1) erst nicht unbedingt danach aussah. Lohn der Mühen und der Leistungen: Aufstiegsplatz nach 18 Spieltagen, da ja die Amateure aus Dortmund und Bremen jeweils nicht in Liga 2 hoch dürfen.

Bemerkenswert an dieser Saison bislang sicherlich die Heimstärke, auch wenn hier rein statistisch die "Gurkenspiele" bis Runde 12 eher negativ ins Gewicht fallen. Stärker zu beachten ist aus meiner Sicht das Abschneiden gegen die Mannschaften aus Essen, Osnabrück, Aue, Dresden. Allesamt Mannschaften im oberen Drittel der Tabelle, welche die Bongartz-Truppe jeweils mit einer Niederlage nach Hause schickte. Trotz der beiden Heimpleiten gegen den CFC und die HSV-Amateure kann die SG 09 die drittbeste Heimbilanz vorweisen mit 20 Punkten aus 10 Spielen. Auswärts rangiert man sich bislang eher noch im Mittelfeld der Klasse ein, konnte aber die magere Bilanz von 6 Zählern aus 6 Spielen mit nur 1 Sieg zuletzt kräftig aufbessern, wobei speziell das 5:3 bei den spielstarken Werder-Amateuren ein dickes Achtungszeichen verdient.

Wer die Gründe für den Aufschwung bei den 09ern sucht, wird an 3 herausragenden Akteuren nicht vorbeikommen. Die Zwillinge Altintop bilden mit "Wandervogel" Alexander Löbe das, was früher mal die Herren Elber, Balakov und Bobic beim VfB Stuttgart bildeten: das sagenumwobene "magische Dreieck". Wobei auch hier speziell bei einem verpassten Aufstieg diese Saison wohl dasselbe passieren dürfte wie damals beim VfB mit den Abgängen von Bobic (Dortmund) und Elber (FC Bayern). Denn der "offiziell" bezahlte Fußball ist das erklärte Ziel der beiden Altintop-Brüder, welche schon jetzt bekannterweise auf einigen der berühmten Notizzettel diverser Manager und Trainer stehen. Sollte dies in Wattenscheid nicht möglich werden, so will man dieses nach eigenem Bekunden bei anderen Vereinen realisieren.
Zusammen bringt es dieses "magische Dreieck" im bisherigen Saisonverlauf auf für uns erschreckende 27 Tore, wobei Alexander Löbe gegen Dynamo Dresden mit dem Elfer zum 3:1-Endstand bereits "Bude Nr. 14" im 17. Spiel einnetzte (in 12 Spielen mindestens 1 Tor). Hamit (19) war bislang 3-mal erfolgreich, sein Zwillingsbruder Halil (logischerweise auch 19) traf bislang 10-mal. Damit sind diese Herren für das, mit wiederum erschreckenden 39 Toren in 18 Spielen (exakt 2,1 pro Spiel), momentan offensiv stärkste Team maßgeblich verantwortlich. Selbst die Werder-Amateure und die Borussia-Reserve schafften nur "läppische" 36 und 34 Treffer und auch die angriffsstarken RWE-Kicker an der Tabellenspitze waren "erst" 32-mal erfolgreich.
Der Schnitt in den letzten 6 Spielen lag, wie schon angesprochen, bei mindestens 3 Toren pro Match. Defensiv wiederum war man bislang weniger außergewöhnlich gut, denn 27 Gegentreffer bedeuten nur die 9. Position in einer entsprechenden Tabelle. Die Null stand dabei 3-mal, in 5 Spielen wurden jeweils 3 Gegentreffer eingefangen, in 6 Spielen mehr als 1 Gegentor kassiert. Allerdings wird die Statistik auch hier durch den eher mauen Abschnitt bis vor Mitte Oktober geschwächt. Davor kassierte man immerhin 21 der insgesamt 27 "Verlusttore". Auch hier konnte man sich also offensichtlich entscheidend festigen.

Neben den ruhmreichen 3 herausragenden Kickern verdienen natürlich auch noch andere Mitglieder der vor Saisonbeginn vor allem finanziell notgedrungen relativ kleinen Bongartz-Truppe bei 19 Feldspielern plus 2 Torleute eine positive Beachtung. Im Abwehrbereich verrichten Uwe Grauer (32) und Michael Stuckmann (23) solide Arbeit, ebenso Thomas Puschmann (29). Dazu kommt in den nächsten Spielen wieder Carsten Baumann (28), der zwischen dem 2. und 16. Spieltag mit Verletzungen zu kämpfen hatte. Im Mittelfeld konnte Artur Matlik (25) bislang überzeugen. Er kann ebenso wie Stuckmann (seit 1991 bei der SG) quasi als Eigengewächs angesehen werden (seit 12 Jahren in der Lorheide). Auch Andreas Teichmann (32) mit seiner 10-jährigen Amtszeit bei der SG gehört schon fast zum Inventar und diese Saison bislang zu den positiven Erscheinungen. Marc Bach (24) kann ebenso zu den Stützen von Bongartz im Läuferbereich gezählt werden. Ein "Hallo!" entfleucht einem trotz bislang erst 2 Einsätze bei der Betrachtung von Markus Erhard (26). Denn dieser kam gegen Babelsberg und Dynamo jeweils als Joker mit jeweils einem Tor zur Geltung, wobei er den WDR-Kommentator damit verärgerte, das er nach seinem Treffer zum 2:1 gegen Dynamo in die gut gefüllte Gästekurve rannte und die dortigen Fans verspottete. Macht man doch nicht, nicht mal mit den Dynamikern. ;-)

Im Sturm dagegen konnte sich neben dem Duo Löbe-Altintop (Halil) bislang keiner so richtig in Szene setzen. Den größten Beitrag zur Torausbeute neben den insgesamt 25 Treffern des "Dreiecks" bilden bereits 2 Tore, welche Artur Matlik (25) im Mittelfeld erreichte. Mal ein Beleg dafür, wie die gesamte Mannschaft von ihrem herausragendem Trio abhängig ist. Generell fallen in diesem kleinen Kader Ausfälle an Leistung oder aufgrund von Verletzungen stärker ins Gewicht als bei anderen größeren Teams. Zu beobachten speziell in der lauen Phase dieser Saison bei den längeren Ausfällen von Baumann (Abwehr) und Weis (Mittelfeld). Was noch ein paar Worte zu den (wenigen) Neuzugängen nötig macht. Alex Löbe, verpflichtet erst wenige Stunden vor dem Spiel gegen den CFC war natürlich ein Volltreffer. Tobias Weis (31) dagegen als Spielmacher und Hoffnungsträger auf dieser Position und Ersatz für den abgewanderten Sven Lintjes hatte mehr mit Verletzungen, als mit dem Gegner zu kämpfen und kam erst zu einem einzigen 45-Minuten-Einsatz gegen die HSV-Amateure und musste dann wiederum wegen ernsthafter Knieprobleme passen. Er kommt, ebenso wie der erstligaerfahrene Sergej Dikhtiar (27/Angriff), frühestens nach der Winterpause wieder zum Einsatz. Die beiden anderen offiziellen Neuverpflichtungen mit Charly Kuntz Balephteke (19) aus dem Kamerun und Volkan Kiral (19) von den Schalke-Amateuren spielten bislang (erwartungsgemäß) noch keine Rolle.

Aufmerksame Beobachter werden am Samstag feststellen: Die SG-Kicker laufen "oben ohne" auf, und das seit Saisonbeginn. Ein Hauptsponsor konnte bislang nicht gewonnen werden. Offensichtlich gilt der Verein bei potentiellen Geldgebern dieser Sorte trotz seiner guten sportlichen Leistungen als graue Maus. Und dass Lokalrivale VfL Bochum mittlerweile wieder erstklassig spielt, macht die Sponsorensuche für die SG-Funktionäre sicherlich nicht einfacher, zumal es ja auch noch in der Region mit den Vereinen in Dortmund, Gelsenkirchen wesentlich attraktivere Werbepartner gibt.
Ein Zuschauerschnitt von 2.152 (2001/2002) oder gar nur 1.383 in der Saison 2000/2001 lockt zudem wohl auch nicht gerade Geldgeber an. In diese Spielzeit konnte man bislang insgesamt 17.797 oder 1.779 pro Spiel in der umgebauten Anlage in der Lohrheide begrüßen, wobei mit 5.613 Besuchern gegen Rot-Weiß Essen im Ruhrpott-Derby Zahltag war. Darunter laut den Bildern von diesem Spiel allerdings auch gut 3.000 RWE-Freunde. Gegen Dynamo sorgten dann die Gästefans mit gut 1.000 angereisten Fanatikern noch mal für eine ordentliche Kulisse mit knapp 2.900. Den Dresdner SC fand man dagegen weniger attraktiv, da gab es mit nicht mal 800 Zuschauern den Minusrekord.
Im Großen und Ganzen kann man das SGW09-Stammpublikum momentan aber wieder bei gut 1.000 ansetzen, von denen man einen kleinen Teil durch einen bereitgestellten Fan-Bus an der Gellertstraße wird begrüßen können. Denen einen netten Aufenthalt in der geilsten Stadt der Welt und möge unsere wesentlich kleinere und unspektakulärere Serie am Samstag halten...
19. Spieltag - Regionalliga Nord - Saison 2002/2003
Samstag, 30. November 2002, 14:00 Uhr
Fischerwiese, Chemnitz
Zuschauer: 2.670
Schiedsrichter: Meyer (Braunschweig)


Tore

Die Tabellenverläufe

Tabellenhistorie

Der Vergleich


Chemnitzer FC SG Wattenscheid 09
39,35 % Chancen gegeneinander 60,65 %
11 Tabellenposition 4
20
17
1,18
Pkt.
Spiele
Pkt. pro Spiel
32
18
1,78
5 (29,41 %)
7 (41,18 %)
Siege
Niederlagen
9 (50,00 %)
4 (22,22 %)
21:26
1,24:1,53
Tore
Tore pro Spiel
39:27
2,17:1,50
3:1 gegen SG Wattenscheid 09 (A) Höchster Sieg 4:0 gegen KFC Uerdingen 05 (A), SC Paderborn 07 (H)
1:4 gegen Hamburger SV Am. (N) (H) Höchste Niederlage 1:3 gegen Chemnitzer FC (H)
seit 2 Spielen nicht verloren Aktuelle Serie 6 Siege,
seit 6 Spielen nicht verloren

Die Bilanz

 ZahlSUNTore
Alle Spiele842218:10
Heimspiele430111:2
Auswärtsspiele41217:8
Ligaspiele742117:8
Pokal-/Relegationsspiele10011:2

Der Ergebnisrückblick

1993/1994DFB-Pokal3. RundeChemnitzer FC - SG Wattenscheid 091:2 n.V.
1994/19952. Bundesliga3. SpieltagSG Wattenscheid 09 - Chemnitzer FC2:2 (2:2)
1994/19952. Bundesliga20. SpieltagChemnitzer FC - SG Wattenscheid 093:0 (1:0)
1995/19962. Bundesliga7. SpieltagChemnitzer FC - SG Wattenscheid 092:0 (2:0)
1995/19962. Bundesliga24. SpieltagSG Wattenscheid 09 - Chemnitzer FC2:2 (2:2)
2001/2002Regionalliga Nord10. SpieltagChemnitzer FC - SG Wattenscheid 095:0 (2:0)
2001/2002Regionalliga Nord27. SpieltagSG Wattenscheid 09 - Chemnitzer FC3:0 (1:0)
2002/2003Regionalliga Nord2. SpieltagSG Wattenscheid 09 - Chemnitzer FC1:3 (0:1)