Vorbericht

4. Spieltag - 3. Liga - Saison 2017/2018
FC Carl Zeiss Jena
FC Carl Zeiss Jena
1:1
Chemnitzer FC
Chemnitzer FC

Rückkehr an die Kernberge …

von Timo Görner

… nach knapp 6 Jahren. Das damalige Spiel stand unter bekannt besonderen Vorzeichen, der CFC gewann 2:1 und Jena verabschiedete sich danach am Saisonende für 5 Jahre aus der 3. Liga.

Die letzte Saison unseres Gegners:

Endete mit der Rückkehr in die Drittklassigkeit nach 5 teils sehr schwierigen Jahren in der Regionalliga Nordost, in denen es eigentlich beständig nach unten in der Tabelle mit den Plätzen 2, 3, 5, 7 ging. 2016/2017 dann der große Wurf, Jena im Zweikampf mit Drittligaabsteiger Cottbus verdienter und am Ende deutlicher Sieger. Der Start optimal, 8 Spiele wurden mit beeindruckenden 22:1 Toren gewonnen, 7 Punkte Vorsprung zum Zweiten RBL II und 9 auf den Konkurrenten aus der Lausitz gelegt, der damals schwer in die Gänge kam. Erst gegen diesen wurde der erste Punktverlust (0:0) vermeldet. 5 Siege gelangen mit 3 und mehr Toren Differenz. Bis zur Winterpause konnte der Stand nicht ganz gehalten werden, die Thüringer reisten mit 0:3 aus Markranstädt gegen RBL II ab. Gaben zum Ende der Herbstrunde gegen Meuselwitz (1:2) Punkte her. Stark dafür das 2:2 bei Viktoria Berlin (0:2). Nach 18 Spielen 2016 waren die Brandenburger herangerückt, durch Jenaer Patzer und eigene Stabilität. 4 statt 9 Punkte trennten Beide. Vor dem Gipfel in Cottbus am 02.04.2017 konnte Carl Zeiss zulegen, gewann die ersten 5 Spiele 2017. Überzeugend beim BAK (3:1), gegen Bautzen (4:0), glücklich in Auerbach (1:0). Gestolpert wurde dann gegen Hertha BSC II (2:2) –und in Babelsberg (1:1) jeweils mit Ausgleich erst kurz vor Ende. Schützenhilfe kam aus Auerbach, mit 3:1 beim FCE, wo die Jenaer für 21 Minuten ihren Vorsprung auf 11 Punkte ausgebaut hatten. Am Ende waren es 5. Der "Weckruf". Jena siegte weiter, Cottbus patzte. Nach 31 Spieltagen und dem 1:1 gegen RBL II war der Staffelsieg perfekt. 75 Punkte wurden eingefahren, 9 mehr als Energie. 68:25 Tore waren offensiv wie defensiv Nr. 1 ebenso wie die starke Auswärtsbilanz, wo die Blau-Gelb-Weißen Cottbus 11 Punkte abnahmen. Lediglich im eigenen Stadion musste man diesen knapp den Vortritt lassen. Es berechtigte für die Relegation gegen den West-Meister Viktoria Köln, die zur Zitterpartie wurde. In Köln mit 3:2 nach 3:0. In Jena mit dem 0:1 kurz vor Ende. Im DFB-Pokal war Endstation in Runde 1 gegen den Rekordmeister (0:5), schmerzlicher das frühe Aus in Runde 2 des Landespokals bei Eintracht Sondershausen (0:1). Ein Wermutstropfen. Nach Magdeburg, Zwickau gelang damit zum 3. Mal in Folge dem Nordost-Meister der Aufstieg.

Delegierungen für diese Saison bislang:

Es gab Veränderungen im kleineren Bereich, 7 Spieler haben die Kernberge verlassen. Dafür wurden 5 Spiele ins Saale-Paradies geholt.

In der Abwehr beendete mit René Klingbeil (36) ein Eckpfeiler der Saison 2016/2017 seine Laufbahn, mit 149 Spielen in der 2. Bundesliga und 71 in der 3. Liga. Er absolvierte 33 Punktspiele in der Aufstiegssaison für die Jenenser. Im Angriff verlor man zum großen Bedauern Bédi Buval (31) aus Martinque. Er kam in 28 Einsätzen der Regionalliga Nordost auf 10 Tore. Er blieb in der Spielklasse und Staffel, wechselte zum ambitionierten FSV Wacker Nordhausen. Der Rest spielte keine Rolle.

Bei den Neuverpflichtungen finden sich zumindest bislang keine bekannteren Namen bis auf 1. Der finanzielle Spielraum ist weiter begrenzt. 3 sind Akteure aus Nachwuchsmannschaften, 1 kam aus Magdeburg, 1 aus Belgien. Der aktuelle Zustand wird aber auch mit Kritik am Sportdirektor Kenny Verhoene begleitet, der noch vor Tagen kurz vor Start urlaubte und wie man hört "nur Probespieler beschafft hat, mit denen Mark Zimmermann nichts anfangen konnte." Der Belgier gilt als Mann von Roland Duchâtelet. Keeper Jo Coppens (26) kam aus Belgien von Zweitligist KSV Roeselare. Er absolvierte 43 Länderspiele für die U16 bis U19 und war letzte Saison Nr. 2 beim Ex-Club. Jena ist die erste Station außerhalb Belgiens. Vorwurf hier an Verhoene: "auf der Position hat Carl Zeiss die wenigsten Probleme." Für die Abwehr kam mit Marius Grösch (23/Kaiserslautern II) aus der Regionalliga Südwest ein "Rückkehrer", in der Pfalz Stammspieler. 2009 wechselte von der SG Viktoria Bronnzell in die B-Jugend der Thüringer, wurde dann aus der A-Jugend 2012 in die 1. Mannschaft nach deren Abstieg befördert und absolvierte von 2012 bis 2015 bereits 77 Pflichtspiele für Carl Zeiss. Dann der Wechsel zum "roten FCK". Im Mittelfeld findet sich derzeit der "Königstransfer" mit Jan Löhmannsröben (26) aus Magdeburg, dort vergangene Saison mit 30 Einsätzen – 25 als Stamm bei 2 Toren und 3 Vorlagen. Weitaus weniger Erfahrung haben Justin Schau (19/Dynamo Dresden U19), Maximilian Weiß (19) aus der eigenen A-Jugend. Dazu kämpft mit Kevin Pannewitz (25/Mittelfeld) ein "schlampertes Genie" um einen möglichen Profivertrag in Jena. Er galt als Top-Talent, zumindest im Nordost-Fußball. Absolvierte von 2009 bis 2012 37 Spiele in der 2. Bundesliga für Rostock. Fiel dort dann mit unprofessioneller Lebensführung und Suspendierung auf. Wechselte 2012 für 300.000 € Ablöse nach Wolfsburg, wo ihn aber auch Felix Magath nicht "bekehren konnte". 2013 dann der Weg bis runter in Liga 6 zum Oranienburger FC Eintracht und als Möbelträger im Arbeitsleben. Die Bewerbung in Jena entsprang einer Wette mit Schwager Timmy Thiele, Abspecken und Fitness Training ist seitdem angesagt. "Training, Wasser und Suppe statt Sofa, Cola und Pizza", so Pannewitz selber.

Der Trainer:

Mark Zimmermann (43) ging in seine 2. Saison mit dem EC-Finalisten von 1981, die erste endete mit der Rückkehr der Jenaer in die Drittklassigkeit nach 5 Jahren in der Regionalliga. Sein Vertrag wurde bis 30.06.2020 verlängert. Der gebürtige Thüringer aus Bad Salzungen kam 1992 aus der A-Jugend des FCC zu den Profis. Folgende Stationen seit 1998 waren Unterhaching, Aachen, Stuttgarter Kickers, FC Sachsen Leipzig, bevor es 2004 wieder zurückging. 2012 der Beginn als Trainer mit der A-Jugend.

Die aktuelle Saison bislang:

Zeigt an, dass es enorm schwierig wird. Das 0:1 in Wiesbaden, für mich durchaus ein Anwärter auf die oberen Plätze, war verdient. Die Hessen dem 2:0 näher als der Gast dem 1:1. Bedenklich eher der Heimauftakt gegen Köln, in dem die Jenaer zu keinem Zeitpunkt Herr im Haus waren. Weil sie erst in der Schlussphase, als das Spiel kaum noch zu retten war, aufwachten. Kein Spieler konnte überzeugen, am Wenigsten mit Jan Löhmannsröben (26) der erfahrenste Neuzugang. In Halle am Dienstag dann die "Auferstehung", der Aufsteiger hatte das Spiel über 90 min. erstaunlicherweise im Griff, machte die Tore zum richtigen Zeitpunkt und profitierte auch von einem weitestgehend planlosen HFC, der sich durch einen Platzverweis kurz nach der Pause schwächte. Statt 4-2-3-1 wurde im 4-4-2 mit 2 Spitzen gespielt. Im DFB-Pokal spielt diesmal der Erzrivale aus Erfurt. Im Landespokal muss man am 11., 12. oder 13.08.2017 beim SC Leinefelde aus der Landesklasse der 7. Liga ran.

Die Mannschaft:

Im Tor ist der Deutsch-Pole Raphael Koczor (28) weiter die Nr. 1, Neuzugang Jo Coppens (26) kommt wie der Jenenser Stefan Schmidt (20) als "Eigengewächs" dahinter. In der Abwehr waren in den ersten beiden erfolglosen Spielen Matthias Kühne (29), der Franzose Guillaume Cros (22), Dennis Slamar (22) und Justin Gerlach (27) die gesetzten Akteure. In Halle änderte Zimmermann dann die Formation aufgrund von Verletzung (Kühne) und den Problemen in Wiesbaden und gegen Köln. Es begannen Dominik Bock (22) - Dennis Slamar (22) - Justin Gerlach (27) - Firat Sucsuz (21) als eine ausgesprochen junge Viererkette und "hielten die 0". Bock rückte dabei aus dem Mittelfeld nach hinten. Im Mittelfeld ist Jan Löhmannsröben (26) neben Kapitän René Eckardt (27) klar gesetzt. Dazu wechselte gegen Köln und Halle mit Marius Grösch (23) ein Abwehrspieler auf die 6er Position. Maximilian Wolfram (20) musste in Halle erstmal auf die Bank, dafür kam Davud Tuma (21). Der aktuelle Ausfall von Sören Eismann (29) als Führungsspieler und mit Erfahrung in der 3. Liga beim HFC (18 Einsätze) wiegt schwer, die baldige Rückkehr wird erhofft. Im Angriff ist Timmy Thiele (26) Nr. 1, erzielte beim HFC das erste Drittligator des FCC seit dem 05.05.2012. Manfred Starke (26) fehlt verletzungsbedingt, zuletzt durfte Florian Dietz (18) mit ran. 20 Feldspieler und 3 Torhüter umfasst das Aufgebot, der drittkleinste Kader. Ein junges Team mit 23,7 Jahren im Schnitt, darunter liegen nur Unterhaching und Bremen II. Zum Vergleich, 2011/2012 wurden bis Ende 33 Akteure aufgeboten mit 23,5 Lenzen im Mittel. Mit Eckardt, Dietz, Wolfram, Bock, Grösch kommen mehrere Spieler aus dem eigenen Nachwuchs, Eckardt selber stammt aus Jena. Beleg für die hervorragende Arbeit in diesem Sektor seit Jahren.

Das Krankenlager/Strafbank:

In der Abwehr fällt Matthias Kühne (29) derzeit aus, Grund: Sprunggelenksverletzung. Vermutlich auch noch am Samstag. Im Mittelfeld muss Niclas Erlbeck (19/Adduktorenbeschwerden) bis nach Samstag aussetzen. Nach Lage der Dinge wird auch Sören Eismann (29/Leistenoperation) am Spieltag nicht auflaufen. Stürmer Manfred Starke (26) fällt noch bis Mitte August wegen einer Leistenverletzung aus, er erzielte letzte Saison 11 Treffer und war 7x der Vorlagengeber. Ein schmerzlicher Verlust. Starke verletzt, Buval nicht mehr dabei. Beide kamen zusammen auf 21 Tore und 9 Vorlagen. Kühne, Eismann, Starke sind Ausfälle, die man nur schwer kompensieren kann.

Prognose:

Es zählt nur der Klassenerhalt, das wird schwer genug. Der Kader ist eher klein, der Großteil der Spieler in der 3. Liga unerfahren. Die 3. Liga kann man nur halten, wenn Mannschaft, Trainer, Fanszene und Verein an einem Strang ziehen. Problematisch bleibt der eher schmale und in Liga 3 weitestgehend unerfahrene Kader bei Ausfällen. Je 1 personelle Nachbesserung in jedem Teil erscheinen notwendig. Es wird knapp, sollte aber am Ende reichen.

Das Umfeld:

Die Rückkehr in die 3. Liga nach 5 Jahren Viertklassigkeit, die teilweise finanziell problematisch waren, ist für den Spitzenreiter der ewigen DDR-Oberliga-Tabelle enorm wichtig. Die wirtschaftliche Situation bleibt angespannt, auch das Verhältnis der sehr gut organisierten und engagierten Fanszene mit dem Verein ist nach wie vor problematisch. Kernpunkt der Dissonanzen ist und bleibt die Abhängigkeit vom belgischen Investor Roland Duchâtelet, der mit 49,98 % an der Spielbetriebs-GmbH beteiligt ist, welche die 1. und 2. Mannschaft sowie A-Jugend managt, und der lt. Stand 2016 2,65 Mio. € in den Verein gepumpt hat. Mehrmals Verluste der GmbH ausglich. Sein Rückzug wäre für den Club existenziell bedrohlich. 2023 werden die von ihm gewährten Darlehen zur Rückzahlung fällig. Zum jetzigen Zeitpunkt wohl Genickbruch für den Verein, die mahnenden Worte aus der Südkurve des "Ernst-Abbe-Sportfeldes" sind berechtigt. Wie beim CFC muss die Einnahmeseite besser ausfallen, auf den Rängen, aber auch von der Sponsorenseite. Vergangene Saison kamen im Schnitt 3.913 zu den Heimspielen in der Regionalliga Nordost, zweitbester Wert hinter Cottbus. Ein kleiner Anstieg zu 3.531 davor. Lok Leipzig mit 5.704, RB Leipzig zum Staffelsieg mit 5.613 waren der beste Zuspruch. Fortuna Köln zum Heimauftakt und ersten Drittligaspiel seit 6 Jahren sahen 5.103. Die andere große Baustelle im wahrsten Sinne des Wortes ist und bleibt das neue Stadion. Stand Anfang Juni nach dem Beschluss der Stadt: Der Verein bekommt die neue Arena für 15.000 Zuschauer, Kostenpunkt rund 52 Mio. €. Im Fall des Erhalts der Südkurve würden sich diese auf bis zu 60 € Mio. € erhöhen. Die Pläne sehen ein reines Fußball-Stadion vor, die Leichtathletik wird in eine Extra-Anlage ausgelagert. Firmen können sich europaweit bewerben. Die Hälfte der Kosten soll von Investoren kommen, vermutlich Duchâtelet. Für diese Saison wird es aber schon mal wieder Flutlicht geben, die Stadt will dafür im Herbst sorgen.
4. Spieltag - 3. Liga - Saison 2017/2018
Samstag, 05. August 2017, 14:00 Uhr
Jena, Ernst-Abbe-Sportfeld
Zuschauer: 7.017
Schiedsrichter: Jablonski (Bremen)


Tore

Die Tabellenverläufe

Tabellenhistorie

Der Vergleich

FC Carl Zeiss Jena Chemnitzer FC
10Tabellenposition11
3
3
1,0
Pkt.
Spiele
Pkt. pro Spiel
3
3
1,0
1 (33,3%)
2 (66,7%)
Siege
Niederlagen
1 (33,3%)
2 (66,7%)
2 : 3
0,7 : 1,0
Tore
Tore pro Spiel
5 : 7
1,7 : 2,3
2:0 gegen Hallescher FC (A)Höchster Sieg1:0 gegen FSV Zwickau (H)
0:2 gegen SC Fortuna Köln (H)Höchste Niederlage2:4 gegen VfR Aalen (H)
n-N-sDie letzten SpieleS-n-N
keineAktuelle Serien2 Niederlagen in Folge
2 Spiele in Folge ohne Sieg

Die Bilanz

 ZahlSUNTore
Alle Spiele7121232777:110
Heimspiele351616349:32
Auswärtsspiele36572428:78
Ligaspiele6618232567:104
Pokal-/Relegationsspiele530210:6

Rückblick auf die letzten 15 Spiele

1991/19922. Bundesliga Süd25. SpieltagChemnitzer FC - FC Carl Zeiss Jena1:0 (1:0)
1991/19922. Bundesliga Süd30. SpieltagFC Carl Zeiss Jena - Chemnitzer FC1:2 (1:1)
1992/19932. Bundesliga9. SpieltagChemnitzer FC - FC Carl Zeiss Jena1:0 (0:0)
1992/19932. Bundesliga32. SpieltagFC Carl Zeiss Jena - Chemnitzer FC0:0 (0:0)
1993/19942. Bundesliga9. SpieltagFC Carl Zeiss Jena - Chemnitzer FC0:2 (0:1)
1993/19942. Bundesliga28. SpieltagChemnitzer FC - FC Carl Zeiss Jena0:0 (0:0)
1995/1996DFB-Pokal2. RundeFC Carl Zeiss Jena - Chemnitzer FC2:5 (1:1)
1995/19962. Bundesliga10. SpieltagFC Carl Zeiss Jena - Chemnitzer FC4:1 (2:1)
1995/19962. Bundesliga27. SpieltagChemnitzer FC - FC Carl Zeiss Jena3:0 (0:0)
1998/1999Regionalliga Nordost15. SpieltagChemnitzer FC - FC Carl Zeiss Jena0:0 (0:0)
1998/1999Regionalliga Nordost32. SpieltagFC Carl Zeiss Jena - Chemnitzer FC0:0 (0:0)
2005/2006Regionalliga Nord5. SpieltagChemnitzer FC - FC Carl Zeiss Jena1:3 (0:1)
2005/2006Regionalliga Nord24. SpieltagFC Carl Zeiss Jena - Chemnitzer FC3:1 (1:0)
2011/20123. Liga8. SpieltagFC Carl Zeiss Jena - Chemnitzer FC1:2 (1:2)
2011/20123. Liga27. SpieltagChemnitzer FC - FC Carl Zeiss Jena1:1 (1:0)