Gastspiel-Debüt des FC Ingolstadt 04 an der Gellertstraße …
von Timo Görner
… mit dem Druck 3 Punkte einzufahren um im Aufstiegsrennen dabei zu bleiben. Für den CFC gilt es, die ordentliche Leistung aus dem Duisburg-Spiel zu bestätigen und in Zählbares umzuwandeln.
Die Saison unseres Gegners bislang:
Klares Ziel des FCI nach dem bitteren Abstieg in die 3. Liga war und ist der sofortige Wiederaufstieg, hier ist man derzeit auch noch im Rennen. Zur Winterpause sah es auch gut aus, Platz 2 wurde erreicht mit einem Polster von 4 Punkten zum Relegationsplatz 3. Auch wenn die Auftritte nicht immer ganz überzeugend waren. Die ersten 6 Begegnungen wurden ungeschlagen absolviert, 4 davon siegreich gestaltet mit den 3:0-Siegen gegen Würzburg und in Düsseldorf gegen Uerdingen als Höhepunkte. So glatt lief es dann erstmal nicht weiter. Die "Schanzer" patzten nun mehrmals, blieben bei den Aufsteigern in Köln (0:3) und München (1:2) ohne Zählbares. War die knappe Niederlage im DFB-Pokal gegen Erstligaabsteiger Nürnberg (0:1) noch realistisch, so sorgte das frühe Aus im Bayern-Pokal bei Regionalligist Schweinfurth mit 5:6 n. E. vor dem Viertelfinale für Kummer. Bis zur Winterpause gelang aber wieder eine Stabilisierung, der FCI setzte sich oben mit fest. Gegen Ende der Herbstrunde wurden in 11 Begegnungen nicht mehr verloren. Stark die Auftritte in Großaspach (5:1), Braunschweig (3:0) und Magdeburg (2:0). Torreich die Heimsiege gegen Jena (5:1), Zwickau (4:2) und Münster (3:2). Die beste Phase dieser Spielzeit. Auf personelle Änderungen in der Winterpause wurde verzichtet, dem Kader vertraut.
Auch der Auftakt 2020 ordentlich, in Duisburg (1:1) stand man dicht vor dem Sieg und der Tabellenführung und kam, wenn auch glücklich, zu 3 Punkten beim 2:1 gegen Kaiserslautern. Lohn weiter Platz 2, an der Stelle hätte die Saison zu Ende sein können. 4 Spiele später war es mit der Herrlichkeit vorbei, der FCI hatte 4 Niederlagen in Folge bei 1:8 Toren kassiert. Auswärts blieb man in Rostock (0:3) und Würzburg (1:3) deutlich unter den Erwartungen. Zu Hause blieben 0:1-Pleiten gegen Aufsteiger Köln und Uerdingen. Abgerutscht auf Rang 5 begannen die zuvor schon schwelenden Trainerdebatten so richtig. Marcel Hilßner vom HFC sorgte dann mit dem Ausgleich in Minute 92 für das Aus von Jeff Saibene.
In der Zwangspause dann eine Rückkehr auf dem Trainerposten, der "Alte wurde der Neue". Unter dem bekannt streitbaren Thomas Oral ging der Negativtrend erstmal weiter, Bayern II. kam verdient zum 2:1 in Ingolstadt. Durchwachsen der weitere Verlauf. In Unterhaching gelang ein enorm wichtiger Sieg (2:1), gegen einen der vielen Mitkonkurrenten. Auch der Rückstand durch Eigentor und verschossener Elfmeter wurden weggesteckt. Unbefriedigend das 1:1 gegen Großaspach, wie der CFC fand man keine Mittel gegen defensiv stabil stehende Schwaben und kam zudem durch einen strittigen Elfmeter zum Tor. Der direkte Aufstieg ist 4, der Relegationsplatz – aktuell Rang 4 um 2 Punkte entfernt. Im eigenen Stadion heißt der Saldo (6.) 6-6-4, sind defensiv immerhin 9 Mannschaften besser bei 22 Gegentoren. Für den Aufstieg etwas zu wenig. Auf Reisen (7.) sieht es ähnlich aus, konnte 6-mal gewonnen werden bei 4 Niederlagen. 51:38 Tore sprechen für die fünftbeste Offensive und Defensive. Der FCI in so ziemlich allen Bilanzen gut mit dabei, aber eben nicht Spitze.
Delegierungen seit dem Hinspiel:
Bei den Akteuren auf dem Platz gab es keine Veränderungen, dafür wurde beim Trainer reagiert und gab es quasi eine "Rolle rückwärts".
Die sportliche Leitung:
Seit dem 11.03.2020 hat Tomas Oral (47) das Sagen, der nach dem Ende der vergangenen Saison seinen Abschied genommen hatte. Er löste den am 09.03.2020 beurlaubten Jeff Saibene (51) ab, dem eine Negativserie von 5 sieglosen Spielen in Folge bei 4 Pleiten hintereinander zum Verhängnis wurde. Für Oral ist es bereits die 3. Amtszeit beim FCI nach 2011-2013 und April bis Juni 2019. Er erhielt einen Vertrag bis zum Ende der kommenden Saison. Stationen zuvor wie bekannt RB Leipzig, Karlsruhe und der FSV Frankfurt/M. Co-Trainer ist der Schotte Mark Fotheringham (36), als Spieler vor allem für den englischen Traditionsverein Norwich City am Ball. Torwart-Trainer ist unser Ex-Zweitligakeeper Alexander Kunze (49), als Sportchef fungiert Michael Henke (63), den nach wie vor die Meisten vermutlich als Co-Trainer von Ottmar Hitzfeld in Dortmund kennen. Die Fluktuation auf dem Trainerposten ist enorm, Oral ist der 11. Trainer in den letzten knapp 4 ½ Jahren einschl. 3 Interimslösungen. Verbunden mit 2 Abstiegen.
Das Kollektiv:
Klare Nr. 1 im Tor ist der Kroate Fabijan Buntic (23) vor dem Österreicher Marco Knaller (33) und Lukas Schellenberg (19). Als Innenverteidiger sind der Däne Björn Paulsen (28), der zweite Österreicher Nico Antonitsch (28) die festen Größen. Dahinter kommen Jonatan Kotzke (30) und der aktuell verletzte Tobias Schröck (27). Auf Links ist Peter Kurzweg (26) gesetzt vor Gordon Büch (24). Rechts kämpfen Michael Heinloth (28), Frederic Ananou (22) um einen festen Platz im Kader. Gegen Unterhaching begann die Viererkette mit Ananou – Paulsen – Schröck - Kurzweg. Antonitsch musste diesmal auf der Bank Platz nehmen wie auch Kotzke.
Im defensiven Mittelfeld setzen die Verantwortlichen auf Robin Krauße (26) vor Thomas Keller (20). Die offensive Abteilung hinter den Spitzen bedient vorrangig Maximilian Thalhammer (22/2), legte für 3 Treffer auf. Auf der linken Außenbahn hat sich Marcel Gaus (30/4) durchgesetzt, dahinter versucht mit Patrick Sussek (20) ein echtes Eigengewächs und gebürtiger Ingolstädter sich öfters zu empfehlen.
Im Angriff verdient Caniggia Elva (23/3) als Linksaußen eine Erwähnung, bietet insgesamt 7 Torbeteiligungen. Maximilian Beister (29/5) kommt vorzugsweise über Rechts, hat die Nase vorn gegen Maximilian Wolfram (23/1) und Agyemang Diawusie (22). Die beiden herausragenden Stürmer sind aber Dennis Eckert Ayensa (23) und Kapitän Stefan Kutschke (31). Beides gelernte Mittelstürmer. Ayensa kommt auf stolze 12 Treffer und legte 6x auf. In 3 Fällen schnürte er den "Doppelpack", u. a. gegen Zwickau und Jena. Kutschke kommt dahinter mit der "Formel 9 + 4". Sehr ordentlich auch die Bilanz des jungen Fatih Kaya (20). Sein sehenswerter Torerfolg gegen den CFC im Hinspiel war eines von 5 Treffern, dazu kommen 4 Vorlagen. Der Angriff mit Ayensa, Kutschke, Kaya, Beister und Elva ist bei 34 Treffern fraglos das Prunkstück.
26 Spieler sind 1 weniger als wir. 25,0 Jahre im Schnitt unterbieten nur 4 Teams.
Die Einkaufsbilanz:
16 Spieler wurden bis heute verpflichtet. Von denen haben sich Nico Antonitsch (Zwickau), Peter Kurzweg (Union Berlin), Maximilian Thalhammer (Regensburg), Maximilian Beister (Uerdingen), Dennis Eckert Ayensa (Celta de Vigo/Spanien) als feste Größen etabliert. Alle genannten Spieler sind zweifellos Verstärkungen, Eckert Ayensa erwies sich als "Glücksgriff". Gleich 7 kamen aus dem Nachwuchsbereich des FCI der U23 und U19. Am Besten lief es hier für Patrick Sussek (20) und vor allem Thomas Keller (20), die mehrmals in der Startformation standen.
Weitere Spieler wurden zeitweise in der ersten Elf aufgeboten mit Michael Heinloth (Zaglebie Sosnowiec/Polen), Caniggia Elva (Würzburger Kickers), schafften noch nicht den endgültigen Status "Stammkader". Gordon Büch (Hertha BSC) hatte Pech mit seiner Kreuzbandverletzung, war die ersten 4 Spiele gesetzt und fiel danach aus dem Team. Muss sich aktuell wieder über die U23 ran kämpfen.
Der Rest spielte keine Rolle, Gesamtfazit: gut, bedenkt man, dass 7 Akteure der 16 aus dem Nachwuchsbereich kommen und nicht unbedingt von jedem zu erwarten war, dass er sich etabliert.
Gewinner dieser Saison:
Vom Abstieg aus der 2. Bundesliga profitierten zudem die Spieler aus dem eigenen Nachwuchs. Patrick Sussek (20) durfte in der Vorsaison nur in der II. Mannschaft der Regionalliga ran, kam diese Spielzeit zu immerhin 12 Einsätzen mit 6 in der Anfangsformation. Ähnlich lief es für Thomas Keller (20).
Das Krankenlager / Strafbank / Parteistrafen:
Innenverteidiger Tobias Schröck (27) laboriert an einer Adduktorenverletzung, dies seit der Winterpause. "6er" Robin Krauße (26) ist nach der 5. Gelben Karte gesperrt. Linksaußen Caniggia Elva (23) muss ebenfalls pausieren. Der Kanadier zog sich eine Oberschenkelverletzung zu. Kapitän und Torjäger Stefan Kutschke (31) kann aus gleichem Grund nicht mitwirken wie Krauße.
Bilanz gegen den FC Ingolstadt 04:
Es steht bislang nur das 1:1 im Hinspiel. Torschütze für den CFC war bekanntermaßen Erik Tallig mit seinem sehenswerten Treffer.
Perspektive für das Spieljahr:
Thomas Oral ist es zuzutrauen, wie in der vergangenen Saison noch mal für einen Aufschwung zu sorgen. Dazu kommt die Qualität in der Offensive, auch in der Breite mit mehreren erfolgreichen Aktiven. Das Potential, mindestens noch Rang 3 zu erreichen, ist da.
Das Umfeld / Stimmung / Wirtschaft:
Für den Ex-Erstligisten von 2017 zählt nur der sofortige Wiederaufstieg in die 2. Bundesliga, allein aus wirtschaftlichen Gründen nach den beiden Abstiegen 2017 und 2019 wie auch den personellen Turbulenzen mit entsprechenden Auswirkungen. Für die kommende Saison ist zumindest die Lizenz für die 3. und 2. Liga sicher, wurde durch DFL und DFB erteilt. Der FC Ingolstadt 04 war einer der Vereine aus der "bayrischen Fraktion", der für eine Wiederaufnahme des Spielbetriebs und Beendigung der Saison auf dem Rasen plädierte.
Der Zuspruch auf den Rängen hatte durch den Absturz in die 3. Liga gelitten, ging von 9.003 in der Vorsaison auf aktuell 6.731 zurück und hat sich damit im Vergleich zur Bundesliga-Spielzeit 2016/2017 mehr als halbiert, als man bei 14.601 lag. Den größten Andrang an den Stadiontoren vermeldeten die Verantwortlichen zum Derby gegen den TSV 1860 München bei 14.697 zahlenden Besuchern, mit deutlichem Abstand folgen Kaiserslautern (7.738) und Jena (7.235). Die letzten beiden Begegnungen im "Audi-Sportpark" dokumentierten zu einem Teil die Unzufriedenheit im Umfeld mit der sportlichen Entwicklung. Die 0:1-Niederlagen gegen Uerdingen und Köln wurden jeweils von 5.055 und 4.976 verfolgt, geschuldet auch der geringeren Attraktivität der Gastvereine mit eher wenig Fans.
Der Verein hält weiter 80,6 % an der "FC Ingolstadt 04 Fußball GmbH", 2013 hatte der Vorsitzende Peter Jackwerth die restlichen Anteile an die "quattro GmbH", Tochtergesellschaft des Audi-Konzerns verkauft. Der Autobauer sieht sich nach wie vor als "strategischer Partner", Verhältnisse wie in Leipzig sind so nicht zu registrieren.
