Abwärtstrend stoppen an traditionsreicher Stätte …
von Timo Görner
… beim 1. FC Kaiserslautern, der immer noch mit im Abstiegskampf steckt. Für den CFC steht eine Steigerung in vielen Bereichen zur Pflicht um gegen einen soliden aus der Pause gekommenen "FCK West" zu punkten.
Die Saison unseres Gegners bislang:
Mit aktuell 41 Punkten aus den 31 Spielen und derzeit 5 Punkten auf den ersten Abstiegsplatz 17 ist der Klassenverbleib realistisch, dafür sorgte die ordentliche Bilanz von 7 Punkten aus den 4 Spielen nach dem Re-Start. Davor war das Polster mit 2 Punkten dünner.
Vor dem Hinspiel standen die "Roten Teufel" nur knapp über dem Strich bei 13 Punkten aus 12 Spielen. Wurden mit dem 1:3 in die Abstiegszone befördert. Schon nach Spieltag 8 hatte man die "Reißleine" gezogen und Sascha Hildmann als Coach beurlaubt, Anlass der neuerliche Tiefpunkt in Meppen (1:6). Unter Nachfolger Boris Schommers ging es zunächst kaum nach vorne, wurden mit dem Chemnitz-Gastspiel 3 Niederlagen jeweils mit 1:3 bei 1 Sieg und 1 Remis kassiert. Ausgerechnet im DFB-Pokal gegen Zweitligist Nürnberg schien die Wende zu kommen. Der FCK plötzlich gut in der Spur, stolperte noch mal gegen Würzburg (2:3) – zeitigte dann aber 6 Pflichtspielsiege in Folge. Auf Reisen gelangen 3 erfreuliche Siege um Punkte in Düsseldorf gegen Uerdingen (3:0), in Köln (4:2) und beim FC Bayern II (3:1). Auch im Landespokal lief es rund, das Halbfinale stand nach dem 4:2 in Pirmasens. Im eigenen Stadion wurden die Fans gegen Rostock (2:0) und Halle (1:0) versöhnt. Nach den 20 Spielen der Herbstrunde mit einem ordentlichen 1:1 in Unterhaching zum Abschluss 2019 hatten sich die Rot-Weißen auf Platz 9 vorgearbeitet, ein solides Polster von 8 Punkten auf die Abstiegsregion erarbeitet und Relegationsplatz 3 war mit 4 Punkten Rückstand in Sichtweite und einer starken Frühjahrsrunde erreichbar.
Der Optimismus war schnell verflogen, nach 7 sieglosen Spielen in Folge die bedrohliche Zone als 14. Vor der Corona-Pause wieder näher. Blass der Auftakt 2020 gegen Kellerkind Großaspach mit magerem torlosen Remis. In Ingolstadt (1:2) wurde nach gutem Auftritt nichts mitgenommen. Die Remis-Serie auf dem "Betzenberg" ging weiter. Weder gegen Münster, noch Zwickau und Meppen wurde gewonnen. Gegen die Emsländer reichte auch ein 3:1-Vorsprung nicht, innerhalb von 120 Sekunden glichen die Norddeutschen aus. Verdient die Niederlage in Braunschweig (0:2).
Im DFB-Pokal ging die Reise nicht weiter, Düsseldorf war im Achtelfinale (2:5) 1 Nummer zu groß. Das Geld im Viertelfinale hätte man dringend benötigt. In der Zwangspause von Anfang März bis Ende Mai bestimmten mal wieder die Schlagzeilen um die wirtschaftliche Lage die Szenerie. Zu einem klaren Votum "Pro" oder "Contra" Fortsetzung der Saison wurde sich nicht durchgerungen. Der Start jedenfalls gelungen, in Magdeburg konnte das frühe 1:0 mit etwas Glück und Unvermögen der Gastgeber behauptet werden. Der erste Punktspielsieg seit dem 14.12.2019. Gegen 1860 gelang dies nicht, gegen Schlusslicht Jena im "Auswärtsspiel auf dem Betze" wurden die nächsten wichtigen 3 Punkte geholt. Gegen Spitzenreiter Duisburg beim verdienten 1:3 war nichts zu holen, bis auf den vorrübergehenden Ausgleich. Ein Sieg wäre bei 44 Punkten fraglos ein Riesenschritt Richtung Klassenverbleib gewesen. Gegen den CFC steht das nunmehr quasi 4. Heimspiel innerhalb von 10 Tagen an.
Der "Betzenberg" ist dabei in der laufenden Spielzeit keine Festung. In 15 Spielen gab es zwar nur 3 Pleiten, aber auch nur 3 Siege mit wenig Toren bei 17:17. Damit sind die Pfälzer das viertschlechteste Heimteam. Auswärts sieht es deutlich besser aus, im Neutralen der Saldo bei 7 - 2 - 7. Die Offensive (42) Mittelfeld der Liga, die Defensive (45) als 14. etwas schlechter. Der Trend im Vergleich zur Vorsaison negativ, damals zum gleichen Zeitpunkt war Abstiegskampf kein Thema.
Im Landepokal stand am 25.03.2020 das Halbfinale bei Verbandsligist SV Morlautern an, wurde auch hier abgesagt. Gegner im Endspiel wäre der gleichklassige SV Alemannia Waldalgesheim.
Delegierungen seit dem Hinspiel:
Es gab 3 Ab – und 3 Neuzugänge. Gleich 3 Spieler aus der Abwehr sind nicht mehr dabei.
Linksverteidiger Flavius Botiseriu (20), 2018 über die U17 und U19 der Pfälzer in die 1. Mannschaft gekommen ging zu Regionalligist und Nachbar FK Pirmasens. Er spielte keine Rolle. Janek Sternberg (27) auf der gleichen Position blieb in der Liga. Er flog nach der Negativserie Anfang November aus dem Kader und gastierte dann mit dem Halleschen FC noch mal an der Gellertstraße, wieder ohne Erfolg. Innenverteidiger José-Junior Matuwila (28) wurde zu Rot-Weiß Essen in die Regionalliga West ausgeliehen, war bis Spieltag 12 eine feste Größe. Danach wurde der Angolaner vorerst nicht mehr berücksichtigt.
Dazu trennte man sich nach 24 Jahren in seiner Funktion als Torwart-Trainer und 36 Jahren beim FCK insgesamt von Vereinslegende Gerald "Gerry" Ehrmann (62). Grund laut Vereinsführung: "massive, substantielle Beleidigungen, Arbeitsverweigerungen und Drohungen gegenüber dem Trainerteam". Klärung derzeit vor dem Arbeitsgericht nachdem eine einvernehmliche Schlichtung scheiterte.
Im Tor endete zum Jahresende 2019 die Ausleihe von Jan-Ole Sievers (25) zum japanischen Drittligisten FC Gifu. Dort kam er auf 24 Einsätze. Für die linke Abwehrseite wechselte per "Leihgabe" unser Ex-Kicker Alexander Nandzik (27) von Zweitligist Regensburg für mehr Spielpraxis. Hikmet Ciftci (22/Aue) in der Mittelfeldzentrale kam aus der 2. Bundesliga, der ehemalige türkische U21-Auswahlkicker kam über 1 Kurzeinsatz nicht hinaus.
Alle Wechsel fanden in der Winterpause statt.
Die sportliche Leitung:
Boris Schommers (41) hat auch im Rückspiel das Sagen, stand nach der Ehrmann-Suspendierung massiv im Kreuzfeuer, zumal die sportlichen Ergebnisse nach einem Zwischenhoch Ende der Herbstrunde im Jahr 2020 wieder ernüchternd waren. Er hat noch einen Vertrag bis Ende der kommenden Saison. Sein Co-Trainer ist der Kanadier Kevin McKenna (40) geblieben.
Als Torwart-Trainer fungiert seit dem 25.02.2020 Sven Höh (36), in gleicher Funktion seit 2009 im FCK-Nachwuchs aktiv und dort zudem Interimstrainer.
Sportdirektor Boris Notzon (40) amtiert seit August 2017, Ex-FCK-Kicker Roger Lutz (55) ist seit fast 10 Jahren der Teamkoordinator. Anfang Dezember 2019 wurde Soeren Oliver Voigt (50) zum Geschäftsführer, als Nachfolger von Finanzboss Michael Klatt und Sportchef Martin Bader. Wer ihn noch ersetzen wird, ist offen. Voigt war zuvor in gleicher Position bei Eintracht Braunschweig tätig.
Das Kollektiv:
Im Tor ist U21-Nationalspieler Lennart Grill (21) weiter klare Nr. 1. 2017 aus der U17 von Mainz 05 gekommen. Er wechselt zur kommenden Saison nach Leverkusen, spült 1,5 Mio. € Ablöse in die Kassen. Nr. 2 und möglicher Nachfolger ist der Bosnier Avdo Spahic (23). Rückkehrer Jan-Ole Sievers (25) wie Spahic ohne Einsatz.
Bei den Innenverteidigern gelten Kevin Kraus (23) und der ehemalige kanadische Nationalspieler Andre Hainault (33) als die wichtigsten Akteure. Die linke Abwehrseite sieht Philipp Hercher (27) vorn, mit "Winter-Ausleihe" Alexander Nandzik (27) gibt es eine Alternative der zuletzt auch das Vertrauen für die Anfangself erhielt. Rechts ist es Dominik Schad (23) wichtig, 3-facher Vorbereiter. Die Viererkette gegen die "Zebras" begann mit Hercher – Sickinger – Hainault – Nandzik.
Kapitän Carlo Sickinger (22) agiert dabei eher im defensiven Mittelfeld neben Janik Bachmann (24). Um den Stammplatz kämpfen hier mit Gino Fechner (22), Hikmet Ciftci (22), Constantin Fath (19) 3 junge Aktive. In der offensiven Zentrale galt der namibische Auswahlkicker Manfred Starke (29) als Hoffnungsträger. Bilanz: 22 Spiele mit 4 Vorlagen, zuletzt am 18.10.2019. Bislang nur zeitweise Stammspieler. Es war wohl mehr erhofft worden. Pech hatte der Ex-Erfurter Theodor Bergmann (23), nach ordentlicher Saison 2018/2019 setzten ihn Herzprobleme in der Anfangsphase außer Gefecht, konnte sich noch nicht fest ins Team spielen. Als etatmäßiger Mann für Links spielt Florian Pick (24) eine herausragende Saison, kommt auf 11 Treffer und 11 Vorlagen – 7 davon in den letzten 6 Partien. Stand in allen Punktspielen auf dem Platz. Kann auch Rechts, hängende Spitze und Mittelstürmer. Er markierte den Treffer im Hinspiel. Hendrick Zuck (29/1) ist ebenfalls Links "zu Hause", spielte sich Anfang November 2019 ins Team. Als Rechtsaußen war Christoph Hemlein (29) bis Ende der Herbstrunde feste Größe und Kapitän, flog dann aus der Mannschaft. Seitdem nicht mehr im Kader aufgeboten. Stand im Zielfeuer der Kritik.
Zweiter Lichtblick neben Pick ist im Angriff Christian Kühlwetter (24) – Ausbeute sind 12 Treffer und 6 Vorlagen. Der dritte Timmy Thiele (28/9) ist an 13 Torerfolgen beteiligt. Pick, Kühlwetter und Thiele sind das "magische Dreieck" der FCK-Offensive mit 32 Treffern insgesamt. Der Ex-Dresdner Lucas Röser (26) ist Ergänzungsspieler ohne Erfolgserlebnis. Der Isländer Andri Rúnar Bjarnason (29) kommt noch relativ deutlich hinter ihm. Der Litauer Lukas Spalvis (25) ist verletzungsbedingt gänzlich ohne Spielpraxis. Der FCK-Kader ist nicht so schlecht wie der Tabellenstand. Zeitweise stimmten ja auch die Ergebnisse. 33 stehen im Kader, der größte der Liga. Von diesen wurden bislang 24 eingesetzt. 24,4 Jahre im Schnitt. Darunter liegen nur Würzburg und der FC Bayern II.
Die Einkaufsbilanz:
17 waren geholt worden, 14 vor der Winterpause. Gleich 6 wurden aus dem eigenen Nachwuchs eingebaut, de U23 und U19.
Von den 14 konnten sich eigentlich nur Philipp Hercher (Großaspach) und Janik Bachmann (Würzburg) durchgängig etablieren. Manfred Starke (Jena) gelang dies entgegen der Erwartungen nicht, er stand im Hinspiel als feste Größe bis dahin nicht im Kader und wurde seitdem erst in den letzten Spielen von Beginn an aufgeboten. Ebenso konnte sich Simon Skarlatidis (28) überraschend nicht richtig etablieren. Lucas Röser (Dresden) ist nur Ergänzungsspieler. Andri Rúnar Bjarnason (Helsingborgs IF) der immerhin aus Schwedens 1. Liga kam und dem viel Qualität seitens der sportlichen Leitung attestiert worden war, fiel zeitweise aus (Muskelbündelriss) und schaffte nie den Sprung in den Stammkader. José-Junior Matuwila (Cottbus) flog Anfang Oktober 2019 aus dem Kader, spielte danach keine Rolle mehr und wurde ausgeliehen.
Von den 6 aus dem Nachwuchssektor kam lediglich Manndecker Jonas Scholz (21) zu einem Kurzeinsatz.
Fazit: sehr durchwachsen, das Team konnte nicht so verstärkt werden wie notwendig um oben mitzuspielen. Zu viele fielen "durch den Rost".
Gewinner dieser Saison:
Lennart Grill spielt kommende Saison höherklassig, dass vermutlich sogar 2 Ligen darüber. Ebenso dürften Spieler wie Pick und Kühlwetter ihren Marktwert deutlich gesteigert haben.
Das Krankenlager / Strafbank / Parteistrafen:
Innenverteidiger Lukas Gottwalt (22) fehlt noch bis Ende September, zog sich 2 Wochen vor dem Re-Start einen Verrenkungsbruch des Sprunggelenks zu. Linksaußen Dylan Esmel (22) muss seit Anfang August wegen eines Kreuzbandrisses pausieren. Für den Ivorer sollte die Saison beendet sein. Stürmer Lukas Spalvis (25) erlitt Ende August 2018 einen Knorpelschaden, Rückkehr Termin unbekannt.
Bilanz gegen den 1. FC Kaiserslautern:
Der CFC ist gegen den "FCK West" noch ungeschlagen, allerdings auch erst in insgesamt 2 Spielen mit dem 3:1 im Herbst 2019 und dem 0:0 im "Abschiedsspiel" für die alte "Fischerwiese".
Perspektive für das Spieljahr:
Es bleibt schwierig, der Kader kämpft mit einem zu großen Leistungsgefälle. Fallen die Leistungsträger wie Pick, Kühlwetter, Grill und Bachmann nicht zu oft und zu lange aus, sollte zumindest der vorzeitige Klassenerhalt machbar sein.
Das Umfeld / Stimmung / Wirtschaft:
In diesen Tagen entscheidet sich die Zukunft des mehrfachen deutschen Meisters und DFB-Pokalsiegers. "Schuldenschnitt oder Planinsolvenz", so lauten die Möglichkeiten. Die Zeit drängt, bis zum 30.06.2020 muss sich der Weg weisen. Die Wunschvariante der Pfälzer ist klar der Schuldenschnitt, das würde bedeuten das alle Gläubiger einschließlich der Zeichner der Fan-Anleihe auf rund 90% ihrer Forderungen verzichten müssten. Stand Donnerstag, 11.06.2020 bieten die 3 größten mit der "Quattrex Sports" (9 Mio. €), Investor Flavio Becca (2,6 Mio. €) und Vermarkter "Lagardère" (2 Mio. €) lediglich eine Stundung für 1 Jahr an. Für den FCK so keine Hilfe, eher ein "Tod auf Raten". Im Fall einer Planinsolvenz müssten 50% des Schuldenkapitals ihre Zustimmung geben, die 3 genannten halten aber rund 70% und wollen eine größere Summe wieder zurück haben. Ausgang derzeit ungewiss.
Als Hilfe holte man sich vor ein paar Tagen Dirk Eichelbaum, Fachanwalt für Insolvenzrecht ins Boot. Denkbar ist aktuell das es zum Schuldenschnitt kommt. Was dem Traditionsverein die Luft zum Atmen nimmt, sind die Knebelverträge. "Quattrex" z. B. bekommt für seine Darlehen in Höhe von fast 10 Mio. € jährlich rund 8 % Zinsen plus erfolgsabhängige Beteiligungen. Die Verbindlichkeiten haben sich durch die Ausfälle der Heimspieleinnahmen seit Anfang März auf rund 20 Mio. € erhöht. Für die Zulassung zur kommenden Saison ist von einer Finanzierungslücke von 11 Mio. € die Rede
Einen Erfolg konnte man bei der Stadionpacht verbuchen, die als einer der Probleme in den Finanzen gilt. Diese soll nun 625.000 € pro Saison betragen, die Zahlungen selber stellte der FCK dann Mitte April aufgrund der Spielabsagen sein.
Der Zuspruch auf den Rängen war weiter mindestens zweitligareif mit 19.282 Zuschauern im Schnitt sind die Nr. 1 der Liga. ein Rückgang allerdings zu 21.140 im Vorjahr. In der vorerst letzten Zweitligasaison 2017/2018 waren es 22.504. Den besten Besuch gab es gegen Braunschweig (20.494) vor Unterhaching (20.147) zum Heimauftakt. Schlechter sah es dann gegen Zwickau und Meppen mit 15.913 und 15.701 aus, Beleg für die Unzufriedenheit im Umfeld mit dem erneuten sportlichen Abwärtstrend. Viel Leere im "Fritz-Walter-Stadion" mit einem Fassungsvermögen von fast 50.000. 1972 konnten 38.000 den Heimspielen beiwohnen, dann erfolgte bekanntermaßen der Ausbau für die WM 2006 was den Verein bis heute enorme Probleme bereitet.