Ligaauftakt mit Fragezeichen gegen "Angstgegner" …
von Timo Görner
… denn zum 1. Spieltag der neuen Saison geht es gegen den FC Viktoria Berlin, gegen den der CFC in 2 Spielen 2 Niederlagen kassiert hat. Ob mit und wenn mit wieviel Zuschauern, welches Team besser eingespielt ist sind die Fragepunkte. Beide konnten ihr Pflichtspiel am letzten Wochenende jedenfalls jeweils souverän gewinnen.
Das letzte Spieljahr unseres Gegners:
Nach 21 Spielen war für die Berliner die Spielzeit aus bekannten Gründen bereits vorzeitig beendet. Zu diesem Zeitpunkt reichte es zu Platz 8 wie in der Saison 2018/2019 mit dem CFC als Staffelsieger und Aufsteiger. Ohne die Insolvenz mit den -9 Punkten wäre es aber Rang 6 gewesen. Der FCV verlor nur 4 Begegnungen, gewann aber auch nur deren 6 und wurde mit 11 Unentschieden der "Remis-König" der Liga.
Zur Winterpause wurden 24 Punkte aus den 17 Spielen verbucht, logischerweise war damit ein Platz im "Niemandsland" der Tabelle verbunden. Nach oben ging nichts mehr, Tabellenführer Cottbus bereits 15 Punkte entfernt, Lokalrivale VSG Altglienicke 14 als Zweiter. Abstiegssorgen mussten sich auch keine gemacht werden. Dafür sprach das satte Polster von 14 Zählern auf den 16.
Der Start in die Saison gelungen, gegen Erfurt (2:0). Auch bei Aufsteiger Chemie Leipzig (0:0) blieb man ohne Gegentor. Den ersten Dämpfer setzte Staffelsieger Lok Leipzig beim 0:2 am Ostpreußendamm. Bis zum Jahreswechsel ging es etwas launisch weiter, für ein Mitspielen oben fehlte die Konstanz. Überzeugend die Auftritte in Bischofswerda (4:1), im Ortsderby gegen den BAK (4:2) und die Dreier in Halberstadt und Nordhausen (1:0). Unbefriedigend die Heimspiele gegen Hertha BSC II (0:1), Abstiegskandidat (0:0), Auerbach (1:1) wie das 0:1 in Erfurt.
Erfreulich das Abschneiden im Berliner Pokal. Über Landesligist SC Charlottenburg (3:1), Berlin Türkspor (3:1) aus der achtklassigen Berlin-Liga, Ligarivale SV Lichtenberg 47 (3:0) und Kreisligist FC Phönix Amed (7:1) ging es als Viertelfinalist gegen Oberligist SC Staaken. Im DFB-Pokal wurde beim 0:1 gegen den späteren Erstligaaufsteiger Bielefeld ebenfalls eine ordentliche Leistung abgeliefert.
Für die Frühjahrsrunde 2020 wurde auf größere Veränderungen verzichtet, es gab mit dem vereinslosen Rechtsaußen Philipp Müller (25) nur 1 Neuen. Hier sollte es dann noch zu 4 Punktspielen und dem Gastspiel im Pokal kommen. Am 08.03.2020 ging das letzte Pflichtspiel um Punkte über die Bühne, erfolglos gegen Fürstenwalde (0:2). Zuvor lief es gut. Bei Lok gelang ein 0:0, in Cottbus ein 2:2 mit einer Führung bis 4 Minuten vor Ende. Babelsberg wurde mit 1:0 bezwungen und auf Pokalebene die Hürde SC Staaken wenn auch knapp (1:0) genommen. Das Halbfinale beim Berliner SC (8. Liga) wurde dann auf den 08.08. terminiert. Das andere Semifinale bestritten der BFC Dynamo und VSG Altglienicke.
Als Heimteam waren 13 Mannschaften erfolgreicher, neutral der Saldo bei 3-5-3. Dazu bekamen die Zuschauer recht wenig Tore auf beiden Seiten zu sehen – 7:8. Auswärts lief es vergleichsweise besser, waren die Berliner oben mit dabei. Verloren lediglich das Ortsderby bei der VSG Altglienicke mit 2:3 gegen 3 Siege bei 13:9 Toren. Mit 20:17 Toren schwächelte die Offensive erheblich (14.), dafür stand die Defensive hervorragend als Primus der Liga.
Delegierungen für diese Saison bislang:
Es gab einen durchaus veritablen wenn auch nicht sehr großen Umbruch, 10 gingen und 7 kamen.
Stammkeeper Stephan Flauder (34/Offenbach) ging in die Südwest-Staffel. Innenverteidiger Marcus Hoffmann (32) verließ den FCV nach 2 Jahren, beginnt seine zweite Ära in Babelsberg. Stürmer Rafael Brand (25/2) heuerte im Norden beim VfB Oldenburg an. Tino Schmidt (26/2) folgte Hoffmann. Das die welche dauerhaft oder überwiegend im Stammkader liefen.
Für das Tor kam Philip Sprint (27) von Oberligist Hertha Zehlendorf, ausgebildet in der Hertha BSC-Jugend. Einzige Neuverpflichtung für die Abwehr ist Jakob Lewald (21/BSV Schwarz-Weiß Rehden), Regionalliga Nord. Im Mittelfeld wurden Christopher Theisen (27/FC Homburg) und Firat Sucsuz (24) vom türkischen Drittligisten Somaspor vermeldet. Für Sucsuz die Rückkehr nach Deutschland, Stationen zuvor hier ebenfalls die Hertha-Jugend, RB Leipzig, Aalen, Jena. Im Angriff gibt es ein Wiedersehen mit Kimmo Hovi (26), der Finne wechselte aus Fürstenwalde. Empfahl sich mit 10 Tore und 5 Vorlagen in 25 Spielen. Moritz Seiffert (19/SSV Jeddeloh II) ist neben Lewald der Zweite aus der Nord-Staffel, schon mit 19 mehrmals Stammspieler. Dazu 3 Treffer und 5 Vorlagen. Till Muschkowski (19) wurde aus der U19 berufen.
Die sportliche Leitung:
Benedetto Muzzicato (41) geht in die zweite Saison als Cheftrainer. Er übernahm das Amt zu Beginn der Vorsaison vom Serben Alexander Arsovic (38) der für die letzten 4 Spiele 2018/2019 das Sagen hatte. Als Spieler war der Italiener vor allem in Norddeutschland aktiv, u. a. für Arminia Hannover, Werder Bremen II, FC Bremerhaven und FC Oberneuland wo er vor 5 Jahren seine Laufbahn beendete. Start als Trainer dann Januar 2012 für die dortige II. Er kam wie Lewald aus Rheden.
Als Co-Trainer fungiert Ex-Bundesligaprofi Michael Delura (35), aktiv in Bielefeld, Mönchengladbach, Hannover und Bochum. Torwart-Trainer ist Marco Sejna (48), bekannt aus der Zeit bei Hertha BSC und FC Sachsen Leipzig. Sportlicher Leiter ist weiterhin Rocco Teichmann (34).
Das Kollektiv:
Im Tor bewerben sich nach dem Flauder-Abgang 3 um die vorläufige Nr. 1 mit Neuzugang Philip Sprint, Elian Clasen (19) und Eigengewächs Melvin Williams (18). Denkbar das Sprint den Vorzug erhält.
Für die Innenverteidigung stehen 5 zur Verfügung. Bekanntester Cimo Röcker (26), Eckpfeiler in der Vorsaison mit Drittligaerfahrung bei Fortuna Köln. Ausgebildet in der Jugend von Werder Bremen. Gute Chancen auf den Stammplatz dürfte auch Jakob Lewald (21) haben, mit dem gleichen Ausbilder wie Röcker. Patrick Wolfgang Kapp (25) und Tobias Gunte (23) waren letztes Jahr ebenfalls Stammkader. Fatih Baca (20) dagegen intern aus der U19 gekommen, Marke "Perspektivspieler". Linksverteidiger Yannis Becker (29) war wie Lewald in Rheden feste Größe, dem Ex-Verein vom Coach. Mattis Daube (22) ist gelernter rechter Abwehrmann, spielte im Vorjahr aber fast immer im rechten Mittelfeld.
Als Kapitän fungiert mit Routinier Christoph Menz (31) einer der "6er" vor der Abwehr, im Sommer 2019 nach nur ½ Jahr in Braunschweig wieder zurück. Die gleiche Position kann Pascal Maiwald (20) bedienen, der sein letztes Spiel am 24.02.2019 absolvierte und danach wegen Kreuzbandriss ausfiel. Christopher Theisen (27) als erhoffte Verstärkung kann zentral defensiv und offensiv agieren. Der Japaner Shinji Yamada (26) kommt normal über rechts. Firat Sucsuz (24) soll die linke Bahn ausfüllen. Er konnte sich in der Türkei bei Zweitligist Fatih Karagümrük nicht durchsetzen, wurde in die 3. Liga zu Somaspor ausgeliehen wo er 10 Spiele bestritt.
Der Sturm sieht gleich 7 nominelle Angreifer. Auf den ersten Blick erscheinen Kimmo Hovi und Moritz Seiffert primär zu erwähnen. Hovi mit der Empfehlung von 15 Torbeteiligungen in Fürstenwalde. Sturmtalent Seiffert machte in den Tests auf sich aufmerksam. Philipp Müller dürfte aber im Kampf um einen Stammplatz nicht aussichtlos sein, war in den 4 Spielen Frühjahr 2020 2-mal gesetzt. Ebenso Routinier Pardis Fardzhad-Azad (32), der Nationalspieler Aserbaidschans erzielte 2019/2020 in 14 Spielen 3 Tore. Zuvor u. a. in Plauen und BAK aktiv. Der junge Brasilianer Falcão (20) ließ vor allem mit dem "Doppelpack" beim 2:2 in Cottbus aufhorchen. Till Muschkowski (19) und der Türke Tamer Emre Ertürkler (19) gelten als junge Anschlusskader.
Ein recht solider Kader mit Spielern wie in der 4. Liga anderswo Eckpfeiler waren wie Theisen, Lewald, Hovi oder dies beim FC Viktoria selber. Siehe Menz, Yamada, Röcker, Kapp, Gunte, Daube. Hinzu kommen die Talente Falcão, Seiffert, Maiwald. 19 Feldspieler und 3 Keeper mit einem Durchschnittsalter von 23,9 Jahren eher eines der jüngeren Aufgebote.
Krankenlager / Strafbank / Parteistrafen:
Aktuell ist nichts bekannt.
Die aktuelle Saison bislang:
Zur Vorbereitung für die neue Saison absolvierten die Lichterfelder nach bereits 4 Testspielen zuvor ein Kurztrainingslager mit 2 Partien gegen Bremer Vereine. Gegen Ex-Regionalligist FC Oberneuland aus der fünftklassigen Bremen-Liga wurde mit 4:2, gegen den Bremer SV aus der gleichen Spielklasse mit 4:0 gewonnen. Letzter Test vor dem Pokalspiel beim Berliner SC wie den Ligaauftakt gegen den CFC war ein Duell gegen die Reinickendorfer Füchse. Vorteil hier für die Regionalligisten der Vorsaison, im Gegensatz zum CFC mit der 3. Liga bis in den Juli war die Vorbereitungszeit länger. Die Neuzugänge standen früher fest. Möglich das der FCV eine besser eingespielte Mannschaft hat. Immerhin wurde in jetzt 6 Testspielen nicht verloren.
Wie der CFC waren auch die Lichterfelder am Wochenende im Landespokal der letzten Saison aktiv, lösten ebenfalls mit 3:0 bei Achtligist Berliner SC das Final-Ticket gegen Ligarivale VSG Altglienicke die den BFC Dynamo mit 5:1 Die Tore erzielten Yannis Becker, Pardis Fardzhad-Azad und Falcão. Das Endspiel findet ebenfalls am 22.08.2020 statt, der Sieger empfängt in der 1. Runde des DFB-Pokals 2020/2021 Erstligist 1. FC Köln.
Perspektive für das Spieljahr:
Schwierig zu sehen, Staffelsieg und Aufstieg scheint eher unrealistisch. Eher erneut ein einstelliger Platz wie in der vergangenen Saison. Mit Flauder, Hoffmann, Schmidt und Brandt sind 4 Aktivposten weg. Dafür aber mit Hovi, Theisen und auch Seiffert recht interessante Neuzugänge gekommen. Können die gleich verstärken, sollte Platz 5 bis 7 machbar sein.
Die Bilanz gegen den FC Viktoria Berlin:
Sieht in 2 Spielen trostlos aus, am 16. Spieltag der Aufstiegssaison 2018/2019 beendete der FCV die famose Serie des CFC von 15 Siegen in Folge mit dem 0:1 an der Gellertstrasse. Im Rückspiel wurde eine schnelle 2:0-Führung nach 7 Minuten noch vor der Pause verspielt und am Ende 2:4 verloren.
Das Umfeld / Stimmung / Wirtschaft:
Beim Vergleich der "beiden himmelblauen Insolvenzverfahren" steht es 1:0 für die Hauptstädter. Am 10.12.2019 konnte das Ende Januar 2019 eröffnete Verfahren durch das Amtsgericht Charlottenburg offiziell aufgehoben werden wie Insolvenzverwalter Prof. Dr. Torsten Martini verkündete. Der diesen Prozess erfolgreich und ohne Grabenkämpfe wie neue Baustellen durchgeführt hatte. Bereits Ende September hatten die Gläubiger seinem vorgelegten Insolvenzplan zugestimmt. Kernbestandteile waren die Ausgliederung des Leistungsbereichs um die Erste Herren in eine Betriebs-GmbH, analog zum CFC. Künftig sollen dort auch die U19, die U17 sowie die Erste Frauen verwaltet werden. Der e.V. ist damit quasi aus der "Schusslinie" genommen. Als neuer Investor wurde Tomislav Karajica gewonnen, gebürtiger Hamburger und u. a. mit der "Home United Management GmbH" Eigentümer des österreichischen Traditionsvereins SK Austria Klagenfurt. Weiteres wichtiges Engagement ist der Basketball Erstligist Hamburg Towers.
Ziel des FCV dürfte es bleiben, den Kampf um die Nr. 3 im Berliner Fußball hinter den übermächtigen Erstligisten Hertha und Union dauerhaft für sich zu entscheiden. Gegen den BFC Dynamo, den BAK und die VSG Altglienicke deren Zuspruch auf den Rängen ebenfalls eher überschaubar ist. Vergangene Saison sahen 561 Zuschauer im Schnitt die Spiele am "Ostpreußendamm", ein kleiner Anstieg zu den 503 aus der Saison davor. Der BFC Dynamo lag mit 1.053 relativ deutlich darüber. Den besten Besuch gab es gegen Cottbus mit 1.108, es folgen Erfurt mit 862 und Babelsberg bei 842. Minusbesuch hingegen gegen Fürstenwalde (223), Meuselwitz (242) und Auerbach (303).
Der e.V. wird von einem fünfköpfigen Vorstand geleitet, an der Spitze Ulrich Brüggemann neben den beiden Vizepräsidenten Olaf Fechner und Martin Lederer. Bemerkenswerte 28 Nachwuchsmannschaften standen 2019/2020 im Spielbetrieb von der F-Jugend bis zur U19, allein die E-Jugend verfügt über 8 Teams. Die B- und C-Jugend tritt in der Regionalliga Nordost an. Dazu kommen im Herrenbereich noch mal 11 Mannschaften mit allein mit den Herren bis zum FC Viktoria IV. Damit sind die Lichterfelder die klare Nr. 1 in der Stadt.