CFC mit schwieriger Aufgabe gegen ein Team seit 2019 im Höhenflug …
von Timo Görner
… denn der FSV Union aus Fürstenwalde spielte eine starke Saison 2019/2020 bis zum Abbruch, holte auch noch den Landespokal und setzt seinen Trend auch in dieser Spielzeit bislang fort. Dazu haut das Team auch ein 0:1 nicht um, was die letzten 3 Spiele bewiesen.
Das letzte Spieljahr unseres Gegners:
Endete mit dem sehr guten 4. Platz, auch wenn man als einziger 24 Begegnungen hatte um zu punkten, während dessen "der Rest der Liga" teils nur 20 und 21 aufweisen konnte. Kein Grund aber, um das Abschneiden zu relativieren, immerhin wurden 40 Punkte eingefahren.
Grundstein für die Platzierung war die Ausgeglichenheit von Heim – und Auswärtsbilanz, in beiden Rankings war der FSV als 5. und 3. oben mit dabei. Dabei auf Gegners Platz sogar besser und kassierte bei 6 Siegen in 12 Gastspielen lediglich 3 Niederlagen. Insgesamt verloren die Unioner nur 6-mal.
Dabei begann die Saison unbefriedigend. Sieglos die ersten 4 Spiele mit nur 1 Punkt zum Auftakt in Meuselwitz (1:1). Es folgten Heimpleiten gegen die starken Gegner vom BAK (0:2) und Nordhausen (1:2) – damals noch. Auch beim BFC (0:1) gab es nichts zu holen. Die einzige Schwächephase.
Ab da wurde die Trendwende eingeleitet, bis zur Winterpause konnten nach dem ersten Sieg gegen Babelsberg (1:0) 23 Zähler aus 14 Duellen eingefahren werden. Es reichte für Platz 6 und eine hervorragende Ausgangsposition für das Frühjahr 2020. Als Highlights flossen die Auftritte bei Chemie (4:1), in Bischofswerda, gegen Erfurt, Halberstadt (jeweils 3:0) wie bei Staffelsieger Lok (2:2) ein. Als Tiefschlag konnte nur das 1:4 bei Hertha BSC II gelten. Auch im Landespokal lief es mit dem Einzug ins Halbfinale während Topfavorit Cottbus vorzeitig in Luckenwalde ausschied.
In der Winterpause wurde auf große Veränderungen verzichtet. 2 verließen den FSV. 1 für Abwehr und Angriff kamen. Richtige Entscheidung, Union drehte noch mal richtig auf. 5 der 6 Spiele u. a. gegen den BFC (3:0) bei 11:2 Toren wurden gewonnen, sich in der Tabelle noch mal verbessert. 4-mal blieb man ohne Gegentor. Weitere Erfolge blieben aus, Grund bekannt. Der FSV positionierte sich im Zwist um die weitere Saison neben Auerbach und Lok für eine Fortsetzung.
Letztendlich konnte man nur noch 2x im Pokal ran. Am 09.08.2020 wurde das Endspiel erreicht, mit 4:1 am Finalort Luckenwalde. Der 7. Sieg im 8. Pflichtspiel 2020 bescherte die 1. Runde im DFB-Pokal und den größten Erfolg der Vereinsgeschichte. Auch das dritte Pflichtspiel gegen Babelsberg wurde gewonnen. Schlusspunkt einer famosen Saison. Platz 4 statt 13 im Vorjahr, wo man für die 40 Punkte alle 34 Spiele benötigte.
Delegierungen für diese Saison bislang:
Es gab einen durchaus veritablen Umbruch mit 12 Ab – und 12 Neuzugängen.
Innenverteidiger Peter Köster (21/Eintracht Mahlsdorf) wechselte in die sechstklassige Berlin-Liga. Links schloss sich Tim Häußler (23) Altglienicke an, empfahl sich mit 4 Vorlagen. Im Angriff verließ unser Ex-Kicker Kimmo Hovi (26/Viktoria Berlin) den FSV nach 1 ½ Jahr mit der Bilanz von 14 Toren in 43 Spielen nebst 7 Vorlagen. Im Vorjahr an 15 Toren beteiligt, 10-mal direkt. Das Offensiv-Allrounder-Talent Luca Schulz (21/Rostock) empfahl sich mit 7 Toren und 7-mal als Vorbereiter für Liga 3. Nils Stettin (24/5) wechselte nach Cottbus.
Der Rest spielte keine oder keine wichtige Rolle. Mit Hovi, Schulz und Stettin gingen 3 Spieler, welche zusammen fast die Hälfte der 45 FSV-Tore erzielten. Abgänge die es zu kompensieren galt.
Unter den 12 Neuen sind 6 aus Nachwuchsmannschaften, gerade mal 21 Jahre im Schnitt insgesamt. Damit wurde der Kader etwas verjüngt.
Im Tor wurde Julian Simon (19/Cottbus) verpflichtet, letzte Saison mit 9 Spielen in der U19 Bundesliga für Energie.
Als Innenverteidiger kamen Johann Weiß (23/Meuselwitz), der Brasilianer Lucas Turci (23/1.CfR Pforzheim), der Tscheche Vojtech Mares (21/Slavia Prag II) und Louis Böcker (19/Aue U19). Weiß letzte Saison feste Größe beim ZFC mit Ausbildung bei Dynamo Dresden. Mares hat in der U19 und U20 seines Landes gespielt, kam im Landespokalfinale 2019/2020 zum Einsatz. Der Grieche Dimitrios Komnos (27) auf Links wechselte aus Babelsberg, zuvor u. a. in Plauen, Neugersdorf. Die gleiche Position kann Kay Michel (24) spielen, beim BAK ohne Perspektive. Tony Hempel (19) auf Rechts spielte in der U19 des 1. FC Magdeburg und war Stammspieler in der Bundesliga.
Anton Kanther (19/Halberstadt) ist der einzige Zugang im Mittelfeld, blieb nur ½ Jahr beim VfB Germania. Dort feste Größe nach dem Wechsel in der Winterpause vom FCM.
Im Sturm wurde trotz der genannten Abgänge eher unaufgeregt agiert. Bekanntester Name ist Arlind Shoshi (23/Inter Leipzig) aus der Oberliga. Der Kosovare dort mit 5 Toren in 12 Spielen. Stationen zuvor waren Fünftligist Jena II und Regionalligist Auerbach, dort ohne Durchbruch. Die anderen beiden sind U19-Spieler mit Noah Thamke (19/Cottbus) und Bruno Schiemann (18/Magdeburg), wie Hempel in der ersten deutschen A-Jugend-Liga aktiv. Thamke war dort Stammkader, Schiemann überwiegend Einwechselspieler.
Die sportliche Leitung:
Matthias Maucksch (51) übernahm das Amt zu Beginn der Vorsaison von André Meyer (36). Seine bereits 3. Amtszeit beim FSV nach 2015/2016 sowie Januar 2017 bis Ende 2017/2018. Zwischendurch gab es eher kürzere Tätigkeiten beim BFC Dynamo und den Sportfreunden Lotte in Liga 3. Als Spieler war Dynamo Dresden bis 1995 die wichtigste Station. Später ging es nach Wolfsburg, zum VfB Leipzig, Nürnberg, Cottbus bis zum Ende der Laufbahn 2006 beim VfL Pirna-Copitz. 2009 der Start als Trainer beim Heimatverein.
Co-Trainer ist Nico Hinz (34), als Kicker u. a. beim BFC Dynamo. Sven Baethge (48) ist der Manager, seit November 2019. Zuvor der sportliche Leiter und Geschäftsführer Sport. Bernd Stiegel (61) übernahm diese Funktionen.
Das Kollektiv:
Im Tor stehen 2 noch junge Keeper im Aufgebot mit David Richter (21) und Neuzugang Julian Simon (19). Aktuell ist Richter gesetzt.
Als Innenverteidiger gelten Johann Weiß (23), Vojtech Mares (21), der Brasilianer Lucas Turci (24) als die wichtigen Spieler. Stammkraft als Rechtsverteidiger ist Kapitän Ingo Wunderlich (34). Auf Links kämpfen mit dem Griechen Dimitrios Komnos (27) und Kay Michel (24) zwei der Neuen um den Stammplatz. Bislang lag Komnos vorn.
Im defensiven Mittelfeld sind der Pole Mateusz Ciapa (20) und Anton Kanther (19) etabliert. Offensiver ist Joshua Putze (25/2) ausgerichtet. Mit Erfahrung aus den früheren Stationen Cottbus, BFC Dynamo und Lotte. Die gleiche Position kann Lukas Stagge (23/1) ausfüllen, stammt aus dem Nachwuchs des Halleschen FC.
Im Sturm wird mal mit 1, mal mit 2 Spitzen agiert. Herausragende Stammkraft hier Darryl Geurts (26/3), auch in der Cottbus-Jugend ausgebildet. Er traf in den letzten beiden Spielen. Mit den 2 Treffern in Luckenwalde "Matchwinner". Eine solide Bilanz hat dazu Arlind Shoshi (23/1), der noch 2-mal auflegen konnte. Kemal Atici (27) war beim BAK gesetzt, auch mit Tor. Danach erst gegen "Schiebock" wieder in der Startelf. Noah Thamke (18) kam zu 1 Einsatz von Beginn an. Bruno Schiemann (19) ist noch ohne Bedeutung. Wer am Sonntag im Angriff beginnt, ob mit einem zweiten Stürmer agiert wird bleibt abzuwarten.
Mit 21 Spielern bei nur 2 Keepern hat der FSV Union einen der kleinsten Kader der Liga, der aber recht geschlossen wirkt. 23 Jahre im Schnitt sind wesentlich jünger als der CFC mit 24,8.
Krankenlager / Strafbank / Parteistrafen:
Aktuell ist nichts bekannt.
Die aktuelle Saison bislang:
Knüpft nahtlos an das starke "nicht komplette Vorjahr" an. Der FSV klettert auf Rang 3, verlor nur den Auftakt beim Berliner AK und erfreute sein Umfeld mit 3 Siegen in den weiteren Begegnungen. Zum Auftakt war nicht mehr drin als jeweils der Anschlusstreffer. Dafür passte der Heimauftakt gegen Drittligaabsteiger Jena, wo auf den Rückstand 6 Minuten später reagiert wurde. Etwas Glück war dabei, die Thüringer trafen 2-mal den Pfosten. Vor der Halbzeit war das Spiel gedreht, der "Deckel danach draufgemacht". In Luckenwalde half ein starker Endspurt mit Toren in Min. 80 und 90+4. Unter der Woche konnte das Überraschungsteam aus Bischofswerda bezwungen werden. Mit 9 Punkten sind damit bereits fast 1/4 der Punktausbeute der 24 Spiele 2019/2020 eingefahren.
Bemerkenswert bleibt aber, in allen 4 Spielen geriet der FSV in Rückstand. Konnte dann jedoch in 3 von 4 Partien noch gewinnen. Spricht für eine starke Moral.
Im Brandenburg-Pokal der natürlich erneut gewonnen werden soll, geht es in Runde 3 am 16.09.2020 zu Optik Rathenow. In Runde 1 des DFB-Pokals gegen den VfL Wolfsburg, aber nicht zu Hause. Aufgrund der bekannten Auflagen und damit verbundenen Mehrkosten verzichtete Union auf sein Heimrecht. In der VW-Stadt dürfte zumindest ein entsprechendes finanzielles Plus am Ende erreicht sein. Eine weiterer Teil aus der Serie "Komischer Fußball".
Perspektive für das Spieljahr:
Mit dem Abstieg dürfte man auch diesmal nichts zu tun bekommen. Steckt man die genannten Abgänge in der Offensive weg und danach sieht es derzeit aus, sollte ein Platz zwischen 6 und 8 drin sein.
Die Bilanz gegen den FSV Union Fürstenwalde:
Es ist das dritte Spiel, in der Aufstiegssaison 2018/2019 konnte der CFC mit 3:2 in Chemnitz und 4:2 in Fürstenwalde gewinnen.
Das Umfeld / Stimmung / Wirtschaft:
Sportlich ist alles im Lot beim Regionalliga-Aufsteiger von 2016, die Probleme liegen außerhalb des Geschehens auf dem Platz. Streitpunkt ist das Stadion, Mitte September 2019 nahm deswegen der langjährige Vereinschef und Ex-Bürgermeister Hans-Ulrich Hengst (64) seinen Hut.
Er sah den von der Stadt vorgelegten Ergänzungsvertrag zum laufenden Pachtvertrag als für den Club inakzeptabel an. Dieser sah vor, das der Zuschuss von der Kommune 144.000 € statt der beschlossenen 190.000 € pro Jahr betragen soll. Union blieb nur die Wahl, sich in eine Auseinandersetzung mit der Stadt zu begeben und erstmal längere Zeit kein Geld zu sehen – als Folge sah man damals die Insolvenz an, oder klein beizugeben und weniger als angedacht zu erhalten.
Auf der Gegenseite steht mit Matthias Rudolph (BFZ) Hengsts Nachfolger als Stadtoberhaupt, seit der Wahl 2018 gegen Hengst. Dieser sieht die 1. Mannschaft als "Wirtschaftsbetrieb". Damit "sei es rechtswidrig, wenn Förderung an den Club gehe, da dieser teilweise nicht gemeinnützig sei". Konsequenz wäre, die Regionalliga abzumelden und fortan in der Oberliga zu spielen. Als reines Amateurteam. Mit Aufstiegsverzicht, der schleichende Gang nach unten vorprogrammiert.
Stand damals wurde vom Regionalligisten 1 Mio. € in das kleine Stadion investiert. Zuletzt kam ein Tribünendach hinzu und die vom NOFV geforderte Flutlichtanlage, wegen deren Neugersdorf ja freiwillig den Rückzug in die Oberliga angetreten war. 50.000 € kam von der Stadt, 300.000 € dazu als Darlehen. Hengst räumte sein Amt, um weitere Konflikte mit der Stadt zu vermeiden unterzeichnete noch den Ergänzungsvertrag.
Derzeit fasst die "BONOVA-Arena" 8.000 Zuschauer, mit 7.500 Stehplätzen. Eine ansehnliche, solide Spielstätte. Die letzte Saison kamen im Schnitt 611 Zuschauer, ein leichter Anstieg zu den 484 im Jahr davor. Den besten Besuch gab es im Brandenburg-Duell gegen Drittligaabsteiger Cottbus mit 1.434, vierstellig blieb es auch gegen den BFC Dynamo (1.040) und Chemie (1.014).