CFC weiter auf Mission Pokalverteidigung mit Premiere …
von Timo Görner
… in Freital, der 39.316 Einwohner zählenden Großen Kreisstadt am südwestlichen Stadtrand Dresdens. Der Gegner ist Neuling in der Oberliga, trotz der aktuellen Ergebniskrise kein Selbstläufer und wird alles daran setzen, für eine große Überraschung zu sorgen.
Kleiner Ausflug in die letzten Jahre:
Am 17.08.2014 weilte der Autor im vogtländischen Kottengrün zur 2. Runde des Sachsenpokals, der Gegner kam aus Freital und setzte sich recht souverän mit 3:0 beim heutigen Vogtlandligisten bzw. Achtligisten durch. Damals noch als "FV Blau-Weiß Stahl Freital". Der CFC wiederum tritt am Samstag beim "SC Freital" an, dessen Vorgeschichte auch den damaligen Verein aus dem Dresdner Regierungsbezirk betrifft.
Der Gastgeber ist somit ein junger Club, gerade mal etwas mehr als 2 Jahre alt und geformt aus 3 Gemeinschaften mit dem Hainsberger SV, der SG Motor Freital und den Blau-Weißen Stahl-Kickern. Der Anfang findet sich bei Ersterem, der SV bildete sich nach der "Kehre" aus verschiedenen Abteilungen der der "BSG Fortschritt Hainsberg", BSG Stahl Freital und FT Freital. 1995 ging man mit dem TuS Freital zusammen. Derartige Fusionen waren in den 90er Jahren ja keine Seltenheit, angesichts der enormen wirtschaftlichen Umbrüche mit Wegfall der Trägerbetriebe und Niedergang der Industrie im Nordosten wurde damit versucht die Strukturen zu bündeln und die Vereine zu erhalten.
Am 01.07.2020 dann der vorläufig letzte Meilenstein in der Freitaler Fußballgeschichte. Der genannte FV Blau-Weiß Stahl Freital wie auch die SG Motor schlossen sich mit dem HSV zum "Sportclub Freital" zusammen. Die erste Mannschaft der Hainsberger spielte bis vor 13 Jahren noch Kreisliga, 2020 gelang der Aufstieg in die Landesliga. Nach dem ersten Jahr scheiterte man noch in der Relegation an Ex-Regionalligist Budissa Bautzen, in der folgenden Saison war es dann soweit und es ging hoch in die Oberliga Nordost. Bemerkenswert neben der Entstehungsgeschichte die Vereinsfarben Schwarz-Weiß-Gold.
Das letzte Spieljahr unseres Gegners:
2020/2021 waren die Freitaler bereits Erster, nach allerdings nur 7 Spielen. Das Stopp Richtung Oberliga setzte dann der damalige Tabellenzweite Bautzen in der vom Landesverband Sachsen anberaumten Relegation. Im Vorjahr reichte es dann zu 19 Spieltagen, aus denen der SC starke 44 Punkte holen konnte. Das 3:1 gegen den VfL Pirna-Copitz zum Abschluss der Punktspiele machte "den Deckel drauf". Der Sieg war notwendig, weil der härteste Konkurrent mit dem Großenhainer FV ebenfalls siegreich blieb und nur 1 Punkt Rückstand aufwies.
Trumpf neben der "Betonabwehr" die Heimstärke, keine der 10 Begegnungen wurde verloren bei 20:5 Toren. 7 Duelle auf eigenem Platz wurden ohne Gegentreffer absolviert. Mit der BSG Stahl Riesa und dem FV Eintracht Niesky wurden frühere Gegner im Pokal mit 4:0 nach Hause geschickt. Auswärts wurde die einzige Niederlage der Spielzeit kassiert, beim letzten Gastspiel in Glauchau (0:1) gegen den VfB Empor. Was die Entscheidung um Platz 1 auf den letzten Tag vertagte. Wurden die ersten beiden Spiele in der Fremde noch deutlich gewonnen mit 3:0 beim Radebeuler BC und 4:0 in Rabenstein, ging es danach knapper zu.
Die Mannschaft verbuchte 33:7 Tore, damit mit Abstand die beste Defensive der Liga. Großenhain dahinter kassierte 10 Treffe mehr. Vorne reichte es zur viertbesten Ausbeute. Die These "mit einer starken Offensive gewinnt man viele Spiele, mit einer starken Abwehr steigt man auf" hat hier seine absolut richtige Bedeutung. Im Sachsenpokal wurde auch damals das Achtelfinale erreicht nach Siegen bei der SG Crostwitz (7:0), beim FC Stollberg (8:1) und bei Borea Dresden (4:1). Das Aus setzte dann Ex-Regionalligist Bischofswerda (0:3).
Das Personalkarussell:
Der zweite Aufstieg in 2 Jahren von der Landesklasse in die Oberliga stellte die Verantwortlichen vor die Herausforderung, den Kader entsprechend aufzufrischen. 5 Akteure verließen den Verein, 8 kamen dazu.
Die 5 Abgänge betrafen keine Stammspieler, ausschließlich Akteure, die meist nicht gesetzt waren. Bei den Neuverpflichtungen finden sich mehrere mit Erfahrung aus Oberliga und auch Regionalliga.
2 Manndecker kamen dazu mit Jannes Schmidt (20/Plauen) und Nico Wermann (21/VfL Pirna-Copitz). Schmidt konnte sich mehrmals für die VFC-Stammformation empfehlen. Wermann stand 2020 für 6 Monate im Kader unserer U19. Rechts bringt Colin von Brezinski (23/Neugersdorf) Praxis aus den beiden genannten Ligen mit. Als "6er" vor der Abwehr war Maximilian Schmidt (23/Auerbach) letztes Jahr feste Größe beim Absteiger. Nebenmann Antonio Frenzel (19/Wilsdruff) spielte Landesliga, ausgebildet bei Dynamo Dresden. Die linke Seite beackert Ricardo Michael (20), gebürtiger Freitaler. 2017 der Wechsel zur Dynamo U17. Dann ging es über Schalke 04 II zum FC Eilenburg. Nach nur 4 Wochen bei Drittligaabsteiger FC Viktoria die Rückkehr in die alte Heimat. Offensiv zentral spielt Fabian Stein (21), kam im "Doppelpack" mit Jannes Schmidt. Mittelstürmer Emanuel Brühl (19) folgte von Brezinski.
Alles in allem also recht solide Personalien, der Kader damit mit guten Voraussetzungen für den Klassenerhalt.
Die sportliche Leitung:
Knut Michael (45) hat seit 2020 das Sagen für die Mannschaft und das erfolgreich. 1994 wechselte er vom SV Blau-Weiß Freital zum aufstrebenden Dresdner SC. Absolvierte dort 82 Spiele in der drittklassigen Regionalliga Nord, u. a. gegen den CFC. Danach ging es noch nach Neugersdorf und Bautzen, Ende der aktiven Laufbahn 2008 bei der SG Kesselsdorf. 2014 Start als Trainer beim DSC, 2016 ging es zum Hainsberger SV.
Als Co-Trainer fungieren Christopher Beck (38), u. a. mit 68 Einsätzen für den SC Verl in der Regionalliga, und Paul Rabe (34). Den Sportdirektorposten besetzt Daniel Wirth (37), ebenfalls ehemaliger Kicker für den Hainsberger SV.
Das Kollektiv:
Im Tor ist Christopher Hauswald (24) gesetzt vor Steffen Beer (34), der 2006 zum Vorgängerverein Blau-Weiß Stahl stieß.
Bei den Innenverteidigern fehlen bislang die großen Konstanten. Als die wichtigsten Spieler gelten hier Kapitän Robin Fluß (26/1), Nico Wermann (21) und der eigentliche Linksverteidiger Philipp Schmidt (34) Quasi ein "Schmidteinander" im Team mit Philipp, Jannis und Maximilian. Rechts ist wie allgemein erwartet Colin von Brezinski (23/2) etabliert vor Kevin Schur (31) und Kurt Herzig (25) – auch mal CFC U19.
Als "6er" war eigentlich Robin Fluß vorgesehen, aktuell aber wie erwähnt am Ball. So gilt Eric Ranninger (29) hier als der Fixpunkt. 2018/2019 Stammspieler beim VFC Plauen und damit erfahren für die Oberliga. Maximilian Schmidt (23) eroberte in den letzten 5 Spielen ebenfalls den Stammplatz. Sandro Schulze (25/1) kann beide Seiten bedienen. In der offensiven Schaltzentrale vertrauen die Trainer meist auf Rico Tänzer (25), auch mit himmelblauer Vergangenheit. 2016 zog es ihn aus der U19 zu Einheit Kamenz.
Nr. 1 im Angriff ist ein bekannterer Kicker. Oliver Genausch (31) kommt auf 5 Tore, bekannt aus Zwickau, Auerbach, Nordhausen und davor Bischofswerda. Startete hervorragend mit 4 Treffern in den ersten 5 Spielen, u. a. zum Ausgleich in Auerbach beim Ex-Verein. 2013 bis 2021 mit 132 Einsätzen in der Regionalliga, wo er 25-mal erfolgreich war. Knapp dahinter Philip Weidauer (22/4) als Alternative in der zentralen Spitze vor William Wessely (22/2). Marian Weinhold (33/2) agiert auch mal als Linksaußen.
Der SC Freital ist damit ein gut besetzter Neuling. Bester Mannschaftsteil der Angriff, der 13 von insgesamt 19 Toren erzielt hat. Das drittgrößte Aufgebot der Staffel mit 26 Spielern, mehr haben nur die Thüringer aus Nordhausen und vom FC Fahner Höhe. 25,5 Jahre liegen über dem Liga-Schnitt von 24,7.
Das Krankenlager / Strafbank / Parteistrafen:
3 sind gesperrt, aber nur für die Liga. Damit stehen Genausch, Wermann und Philipp Schmidt für den Samstag zur Verfügung.
Die aktuelle Saison:
Die Generalprobe für Achtelfinale ging schief, der Ludwigsfelder FC holte sich mit 1:0 die Punkte in Freital. Symptomatisch für die letzten Wochen nach sehr gutem Start. Der SCF 6-mal ungeschlagen, setzte sich sogar an die Tabellenspitze mit 14 Punkten und 1 Zähler vor Regionalliga-Absteiger Eilenburg. Neugersdorf wurde zum Auftakt 2:0 bezwungen, bei der ersten schweren Auswärtsaufgabe beim weiteren Ex-Viertligisten Auerbach wurde ein verdientes 1:1 eingefahren und wäre ein Sieg durchaus verdient gewesen. Vor allem die Dreier in Plauen (2:0) und Bautzen (2:1) ließen mehr als aufhorchen.
Seitdem klemmt die Säge, ging es runter auf 7. Von den folgenden 7 Spielen wurden 6 verloren, 1-mal ein weiterer Sieg erspielt. Die zuvor wieder stabile Abwehr schwächelt etwas, in 4 Partien wurden je 3 Gegentreffer verbucht. Der aktuelle Spitzenreiter aus Eilenburg kam zum 2:0 beim Aufsteiger, der VfB Krieschow stellte auf 0:3. Nichts zu holen in der Fremde in Bischofwerda (0:3), Nordhausen und beim VfL Halle (je 2:3). Dass die Lage aktuell noch nicht wirklich bedrohlich ist, verdankt man dem 5:0 gegen den SV Westerhausen. 3 Punkte sind es auf Rang 16, der erste direkte Abstiegsplatz.
Sowohl zu Hause als auch als Gast sind die Kicker am Südwest-Rand von Dresden im Mittelfeld der Liga zu finden, ausgeglichen der Saldo zu Hause mit 3-1-3 und negativ bei 2-1-3 auf Reisen. 19:19 Tore sprechen für eine ganz solide Offensive (9.) und Defensive (7.). Aktuell kann man dem Team die Ligatauglichkeit keineswegs absprechen, trotz des Negativlaufs. Das "Spiel des Jahres" gegen den CFC verdiente sich der SCF mit 2 Auswärtssiegen beim FSV Motor Marienberg (3:2) und SV Naunhof 1920 (4:0).
Die Bilanz gegen den SC Freital:
-
Das Umfeld / Stimmung / Wirtschaft:
Für die Oberliga interessierten sich bislang 206 im Schnitt, damit sind die Rand-Dresdner momentan im Mittelfeld des Zuspruchs zu finden. Mit etwas mehr als 400 sind die beiden Vereine aus dem Vogtland hier Marktführer. Übrigens fast exakt der der Liga-Gesamtwert von 212. Den besten Besuch gab es zum Start gegen Neugersdorf, als 310 Fußballfreunde kamen. Zuletzt waren es mit 142 gegen den SV Westerhausen die bis jetzt wenigsten. Am Sonnabend dürften es zumindest ein paar mehr werden, eventuell werden ein paar schwarz-gelbe Zaungäste begrüßt. Die SG Dynamo trat ja bereits am Mittwoch in Plauen an.
Der Charakter des SC als Zusammenschluss mehrerer ehemaliger Vereine und Sportarten bringt die Nutzung mehrerer Sportstätten in der Stadt mit sich. Die wichtigsten Sportstätten sind das "Johannes-May-Stadion" im Stadtteil Hainsberg als Heimstätte des damaligen Hainsberger SV, das "Stadion am Burgwartsberg" in Freital-Potschappel sowie Stadion des Friedens" in Freital-Burgk. Der CFC wiederum tritt am Wochenende auf der Anlage in Hainsberg an. Wer die Anlage von Sporting Braga in Portugal in kennt, wird sich daran erinnern wenn er die Gegengerade zum Vorholzbach sieht.
12 Sportarten sind beim Sportclub beheimatet, im Spielbetrieb der Fußballabteilung stehen beachtliche 20 Mannschaften mit allein 6 Herrenmannschaften von der 1. Mannschaft zur einer IV, Alte Herren und Freizeitmannschaft. Die A und B-Jugend ist auch mit einer II. am Start. E und D-Jugend können 3 Teams aufbieten. Auf dem Trikot der Oberliga-Mannschaft wirbt die Hainsberger Papierfabrik, bei den Sponsoren im Nachwuchs ist man ebenfalls solide aufgestellt, weiß u. a. die Stadtwerke hinter sich. Die Infrastruktur des Clubs am Rande der Landeshauptstadt ist durchaus bemerkenswert. Wenn man mit den Zusammenschlüssen die Kräfte bündeln wollte, ist dies hier gelungen.