Auch im zweiten Heimspiel ein "dickes Brett zu bohren" …
von Timo Görner
… mit dem Greifswalder FC, der sich für diese Spielzeit enorm verstärkt hat. Auch im Tor mit einem guten alten Bekannten, oder besser alten Freund. Es wird enorm schwierig werden, gegen diese Mannschaft zu bestehen.
Die letzte Saison:
Platz 14 und Klassenerhalt liest sich auf den ersten Blick nicht schlecht, es ist aber ein offenes Geheimnis, dass man in Greifswald am Ende nicht ganz zufrieden war. Dafür war der Kader zu gut besetzt, als dass man fast bis zum letzten Spieltag um den Klassenverbleib zittern musste. Dafür spricht auch, dass man noch Ende der Rückrunde den Trainer wechselte. Ausschlaggebend für das Abschneiden insgesamt war die maue Auswärtsbilanz. Das letzte Spiel hier symptomatisch.
Die ersten 3 Begegnungen ohne Sieg und Tore gegen allerdings auch gute Gegner mit BAK (0:2), uns und in Jena (0:1). Der erste Dreier dann aber gleich anschließend gegen Lok (3:1). Bis zur Winterpause wurden aus den 11 weiteren Partien 13 Punkte eingefahren. Zu wenig, um sich früh ins gesicherte Mittelfeld der Tabelle abzusetzen. 6 Punkte auf Rang 16 als ersten möglichen Abstiegsplatz waren aber ein ganz gutes Polster.
Glanzlichter die Siege gegen Viktoria (5:0), bei TeBe (3:0), Altglienicke (3:2). Ordentlich auch das 1:1 gegen den BFC. Lange Gesichter nach dem 0:2 gegen Babelsberg, 0:0 in Halberstadt oder 1:1 gegen Luckenwalde. Ende Februar dann der vorzeitige Wechsel, Teamchef Roland Kroos übergab sein Amt an Roland Vrabec. Unter Kroos hatte der GFC 10 Punkte aus 7 Spielen in 2023 eingefahren. 9 davon in 3 Heimspielen gegen den BAK (3:0), Meuselwitz (3:2), Hertha BSC II (2:1). Auswärts wurde in Chemnitz und bei Lok (1:3) verloren.
Für Roland Vrabec war dann nach 2 Monaten Schluss. Optimaler Start mit 2 Siegen, danach nur noch 1 Remis und 4 Niederlagen. Davon die Klatschen beim BFC (0:5), in Cottbus (0:4). Schon unbefriedigend, aber richtig unruhig wurde es nach dem blamablen Aus im Landespokal bei Verbandsligist FSV Einheit 49 Ueckermünde (1:2). Der DFB-Pokal 2023/2024 war das klare Ziel, vor allem, wenn der Topfavorit FC Hansa Rostock erneut nicht im Landespokal ran musste.
Für ihn übernahm Lars Fuchs, aber ohne die große Trendwende. Startete mit 1:3 in Leutzsch, zwei weitere Pleiten gegen Altglienicke (1:2) und desaströs in Luckenwalde (2:6) schlossen sich an. Den Ligaerhalt brachte das 2:1 gegen Lichtenberg, Rang 14 gesichert. Die Auswärtsschwäche wurde dann zum Saison-Halali in Meuselwitz (0:4) "untermauert". Im eigenen Haus war man neuntbestes Team, der Saldo 7-5-5. Auf Reisen gelangen nur 3 Siege gegen 12 mitunter deutliche Niederlagen bei 16:41 Toren. 47:61 insgesamt waren in der Offensive Platz 10, defensiv – Platz 14.
Kommen und Gehen:
Mit der abgelaufenen Spielzeit war man so nicht gänzlich zufrieden, siehe oben. Folge war ein veritabler Umbruch im Aufgebot. Es gab beachtliche 15 Ab – und 13 Neuzugänge.
Stammkeeper Matti Kamenz (24/SC Freital) kehrte nach Sachsen zurück, wechselte in die Oberliga. Auch die Nr. 2 Jonas Brendieck (24) zog weg. Er mit 13 Einsätzen, Kamenz 20. Auch der dritte Torhüter ging seiner Wege, damit stellte sich der GFC hier vollkommen neu auf. Innenverteidiger Anthony Syhre (28/Spvgg. Bayreuth) blieb nur 6 Monate. Mit dem US-Amerikaner Joe-Joe Richardson (21/Sandhausen) ging viel Torgefahr. Referenz für den Sprung in die 3. Liga: 7 Tore und 10 Vorlagen. "6er" Luca Jensen (25) ist noch ohne Verein. Offensiv-Allrounder Nico Granatowski (32) ebenfalls. Die anderen spielten weniger eine Rolle.
3 Neue kamen für das Tor. Jakub Jakubov (34) muss man nicht vorstellen. Dazu zog es Flynn Schönmottel (19/Wolfsburg U19) und Jannis Vonier (19/FC Astoria Walldorf) zum GFC.
In der Abwehr wurden 3 vermeldet. Mike Eglseder (30/Lok Leipzig) ist Manndecker, Stammspieler der Regionalliga wie der US-Amerikaner Tobi Adewole (27/Rot-Weiß Koblenz). Für ihn damit ein Wiedersehen mit Nils Lihsek. Als Linksverteidiger entschied sich Can Coskun (25/Zwickau) für die Greifswalder. 106 Spiele in der 3. Liga für den FSV stehen in der Vita.
Im zentralen defensiven Mittelfeld gelang mit Niklas Brandt (31/BFC Dynamo) ein weiteres Achtungszeichen. David Vogt (22/Meppen) kann beide Ausrichtungen, kam auf immerhin 21 Spiele in der 3. Liga, 15-mal Startelf. Ebenso flexibel ist Oliver Daedlow (23/Hansa Rostock II). Elias Kratzer (23/Greuther Fürth II) spielt im rechten Mittelfeld, hat im Vorjahr aber auch Rechts und Links verteidigt. Mit Jorik Wulff (22/Drochtersen/Assel) holte man enorme Torgefahr mit der Referenz von 7 Toren und starken 11 Vorlagen, ein "10er" hinter dem Angriff.
Im Angriff wurde der Kongolese Manassé Eshele (24/Chemie Leipzig) verpflichtet, traf im Vorjahr 8-mal. Jonas Marx (18/Halle) ist eine "Leihgabe". Beides Mittelstürmer.
Die Norddeutschen haben viel Qualität verpflichtet. Bestätigen Spieler wie Jakubov, Brandt, Eglseder, Coskun, Vogt, Wulff, Eshele ihre Leistungen aus der Vorsaison, dann werden sie die Mannschaft enorm verstärken. Der Kader ist nicht schlechter als der Unsrige.
Die sportliche Leitung:
Lars Fuchs (41) übernahm wie erwähnt gegen Ende der Vorsaison, am 28.02.2023. Letzte Station als Spieler war Magdeburg mit 43 Toren und 35 Vorlagen in 110 Einsätzen von 2009 bis 2010 und 2013 bis 2016 nach der Rückkehr von Hannover 96 II. Ausbildungsverein Eintracht Braunschweig, danach ging es nach Jena und Osnabrück. 2016 der Start der Trainerlaufbahn der FCM U19, danach ging es wieder nach Hannover zur 96-Jugend. Sein Vertrag geht noch bis Saisonende.
Als Co-Trainer unterstützt Matthias Buszkowiak (31), zuvor Nachwuchs-Coach in Magdeburg und Halle. Die Keeper betreut Stefan Hafermann (50), der Ex-Zwickauer David Wagner (48) ist Sportchef. Letzte Station als Spieler 1996 übrigens der CFC.
Die aktuelle Saison:
Die Generalprobe für den Liga-Auftakt mehr als gelungen, Nord-Regionalligist Hamburger SV II wurde mit 8:0 vom Platz gefegt. Was gegen den Eilenburg bestätigt werden konnte. Beim 3:1 war schon zur Halbzeit mit 3:0 eine Vorentscheidung gefallen. In Jena lag der nächste Sieg und die Tabellenführung in greifbarer Nähe, bevor Maurice Hehne in Minute 90+2 den Ausgleich erzielte. Klare Ansage an die Konkurrenz. Vor dem Gastspiel beim CFC wurde im Pokal in Runde 1 bei Landesligist Laager SV 03 gespielt und 3:0 gewonnen. Der Landespokal ist erklärtes Ziel für diese Saison.
Das Spieler-Kollektiv:
Im Tor hat man einen Routinier mit unserem Ex-Keeper und zwei "Jungspunde" namens Flynn Schönmottel (19) und Jannis Vonier (19). Wie erwartet ist "Kuba" die aktuelle Nr. 1.
In der Abwehr waren in den ersten Spielen Mike Eglseder (30/1) und Tobi Adewole (27) als Innenverteidiger gesetzt. Haben die Nase vorn gegen Julian Rüh (22), Rudolf Sanin (23), Pascal Schmedemann (23). Auf Links ist Can Coskun (25) wie erwartet momentan erste Option, zumal Jannik Bandowski (29) verletzungsbedingt länger ausfällt. Rechts vertraut man auf Jannis Farr (23), ausgebildet bei Hansa Rostock. Dahinter kommen der Ex-Auerbacher Niclas Kubitz (22) und Aleksandar Bilbija (25).
Vor der Abwehr dürfte sich Niklas Brandt (31) etablieren, daneben war Oliver Daedlow (23) gegen Eilenburg und in Jena gesetzt. Eine solide Alternative ist Neuzugang David Vogt (22). Elias Kratzer (23) besetzte die rechte Außenbahn. Zentral offensiv bleibt Kapitän Tom Weilandt (31) als Kapitän der Führungsspieler mit bereits 2 Torvorlagen. Jorik Wulff (22) ist hier aktuell Ergänzungsspieler.
Auch im Angriff sind die Greifswalder stark besetzt. In der Zentrale kann der GFC auf 3 Spieler bauen, die in der Regionalliga für Qualität stehen mit Manassé Eshele (24), Routinier Soufian Benyamina (33/2) und dem aus Sierra Leone stammende Abu Bakarr Kargbo (30). Letzterer vor allem beim BAK erfolgreich. Eshele Leistungsträger bei Chemie und Benyamina mit den Stationen Münster, Dresden, Rostock, Wehen Wiesbaden u. a. Ob der 4. Akteur mit Talent Jonas Marx (18) da die gewünschte Spielpraxis bekommt, wird sich zeigen. "Oldie" und Linksaußen Guido Kocer (34) hat einen eher schweren Stand, steht bei derzeit 2 Kurzeinsätzen. Traf im Pokal beim Lager SV zum 1:0.
26 stehen im Aufgebot. 25,2 Jahre im Schnitt überbieten nur Cottbus und Chemie. Der CFC steht bei 23,4. Ein Team mit einer starken Achse Jakubov – Eglseder – Adewole – Weilandt – Benyamina. Die Gäste sind damit am Mittwoch eher leicht favorisiert, zumal fast ohne Besetzungssorgen.
Krankenlager/Strafbank:
Linksverteidiger Jannik Bandowski (29/Kreuzbandriss) fehlt noch bis mindestens Ende Oktober. "6er" Moritz Rosenberg (21/Wadenbeinbruch) muss ebenfalls noch pausieren. Rückkehr noch unbekannt.
Prognose:
Erweisen sich zumindest die meisten der Neuzugänge als Verstärkung, sollte ein einstelliger Tabellenplatz locker möglich sein oder anders: Platz 6 bis 9.
Bilanz gegen unseren Gegner:
Sieht erst 2 Spiele aus dem Vorjahr mit dem 0:0 in Greifswald und 2:0 für uns in Chemnitz.
Das Umfeld / Wirtschaft/ Stimmung:
Aufbruchsstimmung an der Küste nach den Neuzugängen, die aufhorchen ließen. Das Aufgebot erhöht den Druck auf Mannschaft und Trainer, Klassenerhalt erst vor dem letzten Spieltag dürfte keinen zufriedenstellen. Hier und da rauscht als mittelfristiges Ziel "3. Liga" im Umfeld. Die aktuelle Spielstätte mit dem "Volksstadion" zumindest im aktuellen Zustand wäre keine Option für die dritthöchste Spielklasse bei einer offiziellen Kapazität von 4.990. Der DFB fordert ja 5.000, dazu hat man zu wenig überdachte Sitzplätze mit 144. Zumal es noch entsprechende Auflagen für Sicherheit u. a. geben dürfte.
Aber dafür existieren schon zumindest ein paar Pläne in den Schubladen für eine solche Arena mit 10.000 Zuschauern im Stadtteil Schönwalde am Stadtrand namens "JOHO-Sportpark". Namensgeber wäre Investor Jonas Holtz, auch Ex-Nationalspieler Toni Kroos ist als Geldgeber im Gespräch. In der abgelaufenen Spielzeit lag der Zuschauerschnitt bei ordentlichen 1.362. Platz 9 in der Tabelle beim Zuspruch, nur knapp 500 weniger als der BFC. Die meisten kamen gegen Meister Cottbus - 2.857. Dahinter Lok (2.418) und der CFC zum Heimauftakt (2.218). Tiefpunkt des Interesses die VSG Altglienicke (502). Den Auftritt von Wiederaufsteiger FC Eilenburg verfolgten 1.019.
Hauptsponsor ist ein Unternehmen im Bereich Erneuerbare Energie, Chef eben jener Jonas Holtz und mit den Standorten Bremen, Berlin, Rostock. Darunter engagieren sich 4 Exklusiv-Partner, 3 davon mit Bezug wiederum auf Jonas Holtz. Mehrere Unternehmen der Region geben dazu ein paar € als "Premium-Partner". Der GFC ist solide aufgestellt, kann die Regionalliga wohl problemlos mit Profibedingungen stemmen. Damit ist die Ambition, sich mittelfristig als starker Nr. 2 hinter dem FC Hansa zu etablieren, realistisch. Heiko Japp ist der Chef im Vorstand, im Aufsichtsrat hat Klaus Schilling das Sagen. Der eine Rechtsanwalt mit Kanzleien in Greifswald und Rostock. Der andere Geschäftsführer eines Krankenhausträgers.