Meistersaison: Auswärtssieg und Heimsieg gegen Berlin!

09.11.2016, 15:24 Uhr | 5020 Aufrufe
Programmheft zum SpielAm 7. Spieltag der Saison 1966-67 hatte der FCK mit einem Auswärtssieg bei Lok Leipzig die Tabellenführung (13 Punkte) übernommen, dicht gefolgt von Vorwärts Berlin, Carl Zeiss Jena und Hansa Rostock (alle 12 Punkte). Am 8. Spieltag musste der Club beim starken Aufsteiger 1. FC Union antreten, der bis dato noch kein Heimspiel verloren hatte und sich bereits über 8 Punkte und den 6. Platz erfreuen konnte. Rolf Steinmann knipste an der Alten Försterei doppelt und der FCK entführte zwei wertvolle Punkte aus der Hauptstadt. Das war auch bitter nötig, den alle drei Verfolger (Berlin, Jena, Rostock) gewannen ihre Partien und standen weiterhin nur einen Punkt hinter dem Tabellenführer aus Karl-Marx-Stadt. Beim FCK-Sieg in der Wuhlheide gab es unschöne Begleiterscheinungen mit fliegenden Bierflaschen – der Fußballverband der DDR drohte daraufhin den Unionern kurzerhand eine Platzsperre an. Der FCK konzentrierte sich derweil schon auf das nächste Heimspiel: Am 5. November 1966 stand auf der Fischerwiese die brisante Partie gegen amtierenden Meister Vorwärts Berlin auf dem Programm!

8. Spieltag der Saison 1966-67
1. FC Union Berlin - FC Karl-Marx-Stadt 1:2
FCK-Aufstellung: Hambeck - Kreul, Feister, P. Müller, A. Müller - Posselt, Schuster, Steinmann - Lienemann, Erler, Vogel
Torschützen: 0:1 Steinmann (4.), 0:2 Steinmann (49.), 1:2 Ernst (69.)
Zuschauer: 8.000 (Sportplatz Alte Försterei)

Fuwo-Schlagzeile über den Spitzenreiter FCKFuwo-Bericht vom 1.11.66: Dramatische Zuspitzung in der Schlußphase ++ FCK-Cheftrainer Horst Scherbaum fand die richtigen Worte für die bewundernswerte Leistung des Berliner Neulings in diesem dramatischen, über weite Strecken bemerkenswert gutklassigen Treffen: "Jetzt ist mir klar, warum der 1. FC Lok Leipzig vor fünf Wochen hier an der Alten Försterei scheiterte. Selten sah ich eine Mannschaft, die mit so viel Herz, mit so viel Hingabe kämpfte wie die Berliner. Gegen diesen ehrgeizigen Neuling gewonnen zu haben spricht für uns, wobei ich ganz sicher bin, daß auf der gefürchteten Heimstätte der Unioner noch viele Mannschaften Punkte verlieren werden!" [..] Was beim Tabellenführer imponierte, war neben seiner körperlichen Fitneß eine erstaunliche Vitalität in fast allen Spielphasen sowie die stete Bewahrung der spielerischen Linie. [..]

Tabellenstand in der Oberliga nach dem 8. SpieltagWas für den Tabellenführer im Endeffekt schließlich den Aussschlag gab, war die vorteilhaftere Anwendung seines höheren technischen Repertoires, von seiner größeren Erfahrung ganz zu schweigen. Bei Siegen Haltung und Disziplin zu bewahren, ist relativ leicht. Dasselbe auch bei Niederlagen zu tun, ist ungleich schwerer, aber auch bemerkenswerter. Daß es Teile des Union-Anhangs diesmal daran fehlen ließen und Flaschen auf das Feld warfen, war überaus bedauerlich, weil derartige Undiszipliniertheiten nur der eigenen Elf Schaden zufügen können; großen Schaden sogar! [..]

Fuwo-Nachlese vom 08.11.66: 1. FC Union muß Ordnung schaffen ++ Die Rechtskommission des DFV reagierte prompt. [..] Unmittelbar nach der Verhandlung sprach die fuwo mit Hans Müller, Vorsitzender der Rechtskommission. „Die Fakten zwangen uns dazu, Union zu beauflagen, bis zum kommenden Spiel schon für Verbesserungen des Spielablaufs zu sorgen. Anderanfalls können an der Alten Försterei keine Meisterschaftsspiele mehr stattfinden! Der Neuling muß die Voraussetzungen dafür schaffen, daß sich derartige Zwischenfälle nicht wiederholen. [..]



Programmheft zum SpielNach dem Sieg bei Union Berlin gastierte am 9. Spieltag Vorwärts Berlin auf der Fischerwiese. Und dies hieß nichts anderes, als aktueller Tabellenführer gegen den amtierenden DDR-Meister – ein echter Reifetest für die Elf von Horst Scherbaum! 28.000 Zuschauer drängten und schubsten sich auf den Rängen an der Gellertstraße, und am Ende wurde der Meister aus Berlin mit 3:2 bezwungen. Selbst das Fachblatt Fuwo konstatierte nach dem Spiel: 'Nach neun Spieltagen ungeschlagen, auch der letzte Zweifler wird zugeben, das kann bei den Karl-Marx-Städtern kein Zufall mehr sein.' Der FCK stand nach diesem Spiel nicht nur weiter an der Tabellenspitze, sondern wurde als echter Titelanwärter wahrgenommen. Den Platz an der Sonne gaben die Himmelblauen in dieser Saison nie mehr her. Bei dem 3:2 gegen Vorwärts war alles dabei, was spannenden Fußball ausmachte: Ein umstrittener Elfmeter, drei Tore von Rolf Steinmann (Vater von Rico Steinmann), ein frühes Handicap für den FCK (Verletzung von Claus Kreul nach fünf Minuten) und ein Treffer, welcher erst nach Befragung von FCK-Torwart Manfred Hambeck gegeben wurde. Der Ball war beim 1:1-Ausgleich der Gäste ins Tor gegangen, aber durch ein Loch im Netz nach draußen gehuscht. Hambeck zeigte sich als wahrer Sportmann und bekundete dem Schiedsrichter, dass es ein reguläres Tor war! Die hohe Zuschauerzahl gegen den FCV veranlasste die FCK-Verantwortlichen, zum nächsten Heimspiel in das größere Sportforum umzuziehen – ein weiser Entschluss, denn zu der Partie gegen Hansa Rostock (11. Spieltag am 16.11.66) begehrten 35.000 Zuschauer Einlass, um ihren Spitzenreiter FCK siegen zu sehen!

9. Spieltag der Saison 1966-67
FC Karl-Marx-Stadt - FC Vorwärts Berlin 3:2
FCK-Aufstellung: Hambeck - Kreul, Feister, P. Müller, A. Müller - Posselt, Schuster, Steinmann - Lienemann, Erler, Vogel
Torschützen: 1:0 Steinmann (7.), 1:1 Kalinke (40.), 2:1 Steinmann (42./Foulelfer), 2:2 Piepenburg (61.), 3:2 Steinmann (83.)
Zuschauer: 28.000 (Fischerwiese)

Fuwo-Schlagzeile über den ungeschlagenen FCKFuwo-Bericht vom 8.11.66: FCK 85 Minuten mit zehn Mann ++ Das Dr.-Kurt-Fischer-Stadion platzte aus den Nähten. 28 000 Zuschauer, neuer Rekord für Punktspiele in Karl-Marx-Stadt; 28 000 bereit, einen weiteren Rekord des FCK zu bejubeln, im neunten Meisterschaftstreffen nämlich hintereinander ungeschlagen zu bleiben. 28 000, die ein anschaulicher Beweis dafür sind, daß vor allem und in erster Linie Leistungen locken. "200 Karten verkaufen unsere Vorverkaufsstellen sonst", schmunzelte Georg Bloß. "Diesmal waren es weit über 8000!" Es ächzte und stöhnte auf den Rängen. Es wankten und drängten die Massen. Sie schwenkten FCK-Fähnchen. Sie probten schon vor dem Anpiff ihre Sprechchöre. "Heja, heja - FCK." Es klappte. Und auch das „7-8-9-10-Klasse“, ließ sich hören. [..] Ein Spiel mit zahlreichen Höhepunkten, ein echtes Spitzentreffen, dessen dramatische Zuspitzung allein schon die Torfolge ausdrückt: 1:0, 1:1, 2:1, 2:2, 3:2! Da einige Treffer zudem sauber erzielt wurden, kam man schon auf seine Kosten, zumal das Geschehen durch packende Zweikämpfe, durch technisch gekonnte Einlagen, durch ein hohes Tempo und messerscharfen Einsatz gewürzt wurde. [..]

Die FCK-Elf vor dem Anstoss gegen Vorwärts Berlin auf der FischerwieseDer FCK begann stürmisch. Erler fand sich gleich großartig mit Vogel, erhielt Beifall. [..] Der Start jedenfalls war nach dem Geschmack des Publikums. Da ging selbst Kreuls Zerrung - er wirkte dann als Statist am rechten Flügel, wurde von Schuster ausgezeichnet vertreten - unter. Als dann das 1:0 fiel, Zulkowski und Krampe schliefen förmlich, hing der FCK-Fußballhimmel voller Geigen. [..] Der FCV jedoch spielte sich frei, unmerklich erst, offensichtlicher dann. [..] Zehn Minuten später geschah es: Kalinke wuchtete die Kugel aus 25 m flach an Freund und „Feind“ vorbei ins Netz. Doch hier war – eine Unachtsamkeit des Veranstalters – ein Loch, durch das die Kugel schlüpfte. Tor oder nicht Tor? Köhler war sich seiner Sache nicht sicher: „Ich konnte es nicht richtig sehen“, sagte er zur Halbzeit, „da mir die Sicht versperrt war.“ Und Heinemann, der Linienrichter: „Ich vermochte beim besten Willen nichts zu erkennen. Es standen zu viele Spieler im Weg.“ Zwanzig, dreißig Sekunden lang war es totenstill. Fuwo-Fotograf Kronfeld, hinter dem Tor stehend, wurde befragt (Ob das richtig war, ist sehr, sehr zweifelhaft). Dann bekannte Hambeck nach einem Zögern („Ich weiß es nicht recht“), dem Unparteiischen: „Jawohl, es war Tor!“ Bravo, Sportsmann Hambeck. [..] ++ (Klaus Schlegel)

Der dreifache FCK-Torschütze <mark>Rolf Steinmann</mark>Fuwo-Nachbetrachtung vom 08.11.66: Im Spitzenspiel fehlte nichts, weder auf dem Rasen, noch auf den Zuschauertraversen. Nur solche Punktkämpfe, am liebsten jeden Sonnabend, bringen unseren Fußball voran. Das schafft Stimmung, das fordert von den Aktiven das letzte Quentchen Kraft und Konzentration. Hier behauptet sich am Ende nur die wirkliche Klasse. Tatsächlich schöpften beide Mannschaften, die sich ihrer Spitzenposition würdig erwiesen, aus dem vollen. [..] Den Ausschlag für die Karl-Marx-Städter gab schließlich der Heimvorteil mit der imponierenden Zuschauer-Unterstützung. [..] Nach neun Spieltagen ungeschlagen, auch der letzte Zweifler wird zugeben, das kann bei den Karl-Marx-Städtern kein Zufall mehr sein. Das bestätigte auch Vorwärts-Trainer Lammich mit diesen Worten: "Von all unseren Oberliga-Vertretungen hat der FCK im letzten Jahr die beste Entwicklung genommen." Sein Kollege Scherbaum konnte das Kompliment zurückgeben: "Wir haben einen großartigen FC Vorwärts geschlagen, darüber sind wir glücklich. Unser enthusiastisches Publikum war von den Berlinern genauso beeindruckt wie es von uns begeistert war." ++ (Wolf Hempel)


Surftipp:
» Zum Spielplan des FC Karl-Marx-Stadt in der Meister-Saison 1966-67

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