Klaus Siemon: Chemnitzer FC steht vor durchgreifender Sanierung
09.06.2018, 10:25 Uhr | 1775 Aufrufe
Nach den
Berichten über die angedachte
Kündigung des
Pachtvertrages zwischen der Stadt und dem CFC, und einer möglichen Verpachtung an die Wohnungsgenossenschaft GGG setzte das in Chemnitz übliche Hintergrundrauschen ein. Petra Zais von den Grünen befürchtete Nachteile für die Mieter der GGG ("das Debakel rund um das Stadion wird immer offensichtlicher", Radio Chemnitz, 06.06.18), SPD-Fraktionschef Detlef Müller forderte eine Öffnung für alle Chemnitzer („auch kostenfrei“, Freie Presse, 07.06.18), Lokalredakteur Swen Uhlig schlug in der Freien Presse vor, das Stadion einfach leer zu lassen („lasst das Stadion leer“, Freie Presse, 07.06.18), und der Präsident von Rapid Kappel, Christian Scharf, bot dem Club süffisant an, im Kappeldrom an der Irkutsker Strasse zu spielen ("das sollte in der Regionalliga doch reichen", Freie Presse, 05.06.18). Linken-Chefin Susanne Schaper erklärte zur anstehenden Entscheidung im
Stadtrat am 20. Juni: "Das ist eine Wahl zwischen Pest und Cholera." (Freie Presse, 08.06.18).
Gestern hat sich nun auch der am 12. April diesen Jahres vom
Amtsgericht bestellte
Insolvenzverwalter Klaus Siemon mit seiner gewichtigen Stimme zu Wort gemeldet und eine längere, wohltuend sachliche
Erklärung veröffentlicht. Er bescheinigte dem Verein darin, auf einem schweren, aber richtigen Weg zu sein. In seiner Erklärung ging der derzeitige Spiritus Rector der Himmelblauen auch auf die wabernden Meinungen ein, und nannte es unabdingbar, dass der Chemnitzer FC an der
Gellertstrasse die nächste Saison bestreitet und damit seine Sanierung erfolgreich fortsetzen kann.
SIM - Siemon Insolvenzmanagement
Mit der Einleitung des Insolvenzverfahrens im April 2018 sind die Verantwortlichen des
Chemnitzer FC einen schweren, aber richtigen Weg gegangen. Der CFC war gefangen in
Vertragsverhältnissen, deren notwendige Beendigung effektiv nur im Insolvenzverfahren
erfolgen konnte. Nach einem Soll – Ist – Vergleich zum 10.4.2018 lag der CFC in nahezu
allen Ausgabenpositionen besser als die Planansätze. Insbesondere bei dem Aufwand für
Spielergehälter lag der CFC deutlich besser als der Plan. Im Bereich der Werbeerträge klafft
aber eine Lücke von 1,1 Mio. €, die nicht mehr aufzufangen gewesen ist.
Konzept zur Sanierung des Chemnitzer FC
Der Insolvenzverwalter hat das am 24.4.2018 vorgestellte Konzept zur Sanierung des
Chemnitzer FC konsequent umgesetzt. Vertragsverhältnisse, die selbst bei Stammsponsoren
einen Abfluss erheblicher Provisionen zur Folge hatten, wurden beendet. Dies diente dem
Sanierungszweck und der Schaffung einer neuen betriebswirtschaftlichen Grundlage.
Wichtiger Teilaspekt der Sanierung ist die Behebung von Schwächen in den
Führungsstrukturen gewesen. Mit Thomas Sobotzik wurde die Forderung des
Insolvenzverwalters in Bezug auf die Zusammenführung von Verantwortlichkeiten für
Einnahmen und Ausgaben effektiv umgesetzt. Die bereits erkennbare Akzeptanz im
sportlichen Bereich bei Spielern und Trainern und im kaufmännischen Sektor bei Sponsoren
und Vertragspartnern hat wichtige Erfolge in der Umsetzung eines ausgeglichenen Budgets
zur Folge. Nahezu alle Haupt- und Premiumsponsoren haben ihre Unterstützung zugesagt. Die
Re-Regionalisierung des CFC ist auf einem sehr guten Weg. Der Aufbruch und Neuanfang
sind gelungen. Nach Abschluss der „heißen“ Sanierungsphase strebt der Insolvenzverwalter
intensive Gespräche mit allen Fraktionen des Stadtrates und der Verwaltung an, um den
Sanierungserfolg dauerhaft durch geeignete Maßnahmen abzusichern.
Konzept der Stadt dient der Werterhaltung
Die Gespräche mit der Stadt Chemnitz und einzelnen Fraktionen des Stadtrates sind fruchtbar
und konstruktiv verlaufen. Das Ziel ist es gewesen, die Nichtnutzung eines mit
Millionenaufwand errichteten Stadions zu verhindern. Der Stadionumbau war vom DFB
gefordert worden und für ein sachgerechtes fußballerisches Niveau in Chemnitz erforderlich.
Das Stadion übt eine Faszination aus, die außerhalb von Chemnitz besser als in Chemnitz
selbst wahrgenommen wird. Es gab nach Einschätzung des Insolvenzverwalters keine
wirkliche Alternative dazu.
Niemand möchte in Chemnitz die Einstellung des Fußballbetriebes beim CFC, wobei der
Insolvenzverwalter Verständnis auch für kritische Stimmen hat. Wir vom CFC stehen in der
Pflicht die wirtschaftlichen Grundlagen wieder so zu gestalten, dass die Investitionen der Stadt
Chemnitz den ihnen gebührenden Stellenwert behalten. In diesem Sinne dient das Konzept der
Stadt als Zwischenschritt und Überbrückung, um Werte zu erhalten. Dies entspricht dem Sinn
und Zweck eines modernen, auf Sanierung ausgerichteten Insolvenzrechts, wie es unsere
Insolvenzordnung umgesetzt sehen will.
Die Öffnung des Stadions für andere Aktivitäten ist der richtige Weg, um die Identifikation
mit der Stadt Chemnitz, die durch Aktivitäten im Stadion gefördert wird, zu nutzen. Statt
überzogener und vereinzelt unsachlicher Kritik wünschen wir uns wirtschaftliche Vernunft
und Realitätssinn. Das Angebot, der CFC möge in der Irkutsker Straße und nicht im Stadion
an der Gellertstr. spielen, ist aus verschiedenen Gründen keine Option und bedeutet in der
Konsequenz nicht mehr und nicht weniger als die Forderung des endgültigen wirtschaftlichen
Tods des CFC und des Nachwuchsleistungszentrums. Ebenso wären die
sicherheitstechnischen Aspekte, die an Veranstaltungen gewisser Größenordnungen gekoppelt
sind, nicht leistbar. Selbst bei einem Spiel, in dem es sportlich um nichts mehr ging, kamen
gegen Hansa Rostock fast 10.000 Zuschauer ins Stadion. Dem Insolvenzverwalter erscheinen
diese Argumente deshalb weder sportlich fair noch praktisch umsetzbar. Zwangsläufig würde
das Stadion an der Gellertstr. damit aber auch seinen Hauptzweck und aus Sicht des CFC
grundlos verlieren.