Mitglieder wählen Aufsichtsrat mit klarer Mehrheit

07.12.2019, 18:57 Uhr | 3167 Aufrufe
Diesmal gab es einen Stimmzettel mit den ListenkandidatenDer Chemnitzer FC e.V. hat einen neuen Aufsichtsrat. Auf der Mitgliederversammlung am Samstagmittag wählten 509 von 522 Mitgliedern per geheimer Wahl und Stimmzettel die vom Ehrenrat vorgeschlagene Liste mit
  • Norman Löster
  • Stephan Ballack
  • Jörg Illing
  • Uwe Hildebrand
  • Grit Hoffmann
  • Knut Müller
  • Tino Kermer
in den neuen Aufsichtsrat. Der neue Aufsichtsrat erhielt damit eine überragende Zustimmung von 98 Prozent der Stimmabgaben. Als ihren Vorsitzenden bestimmten die Aufsichtsratsmitglieder den Gesellschafter Knut Müller. Der Aufsichtsrat hat nun 2 Wochen Zeit, einen neuen Vorstand zu bestellen.

Bei Mitgliedern und Zuschauern ist der CFC deutlich unter dem LigaschnittDer Wahl vorausgegangen war eine sorgsam vorbereitete und choreographierte Mitgliederversammlung, die insgesamt 2,5 h dauerte. Die Mannschaft um Patrick Glöckner war anwesend und wurde mit viel Beifall begrüßt. Vor der Veranstaltung lief das Spiel gegen Zwickau auf der Leinwand und man konnte sich nochmal die vier Tore der ersten Halbzeit anschauen.

Durch die Versammlung führte erwartungsgemäß der Ehrenratsvorsitzende Jürgen Rotter. Nach einigen Ehrungen für Mitglieder (u.a. für 10 Jahre Mitgliedschaft für Erik Tallig) ergriffen die Mitglieder des Notvorstandes Romy Polster, Udo Pfeifer und Siegfried Rümmler das Wort. Romy Polster startete mit einem Abriß der himmelblauen Geschichte bis zur Insolvenz. Dabei wurde mit bewegten Bildern auch an das 30jährige Jubiläum der Europapokalspiele gegen Juventus Turin erinnert.
Auch beim Sponsoring sieht es nicht besser ausRomy Polster lobte in ihren Ausführungen die Ausgliederung und zeigte an einem Schaubild das Zusammenspiel zwischen Verein, GmbH und den jeweiligen Anteilen. Die letzte Mitgliederversammlung bezeichnete sie als "Desaster".

Im Anschluss stellte Udo Pfeifer die wirtschaftlichen Verhältnisse dar. Nach aktueller Prognose kommt der CFC im Geschäftsjahr 2019/20 auf ca. 5,8 Mio € Einnahmen und etwa 6,3 Mio Ausgaben, was einem operativen Verlust von ca. 500-600 k€ entspräche. Auf der Einnahmenseite hätten die Gesellschafter, so Pfeifer, erst kürzlich noch einen Beitrag geleistet, in dem sie Werbeverträge in Höhe von 400.000 € zeichneten (bereits in den Zahlen inbegriffen). Allein durch - gegenüber der Prognose - zu geringe Zuschauereinnahmen würde der CFC einen Verlust von 275k€, auf die Saison gesehen, einfahren. Im Vergleich mit der Liga liegt man sowohl bei den Mitgliedern (2.707 zu 5.300) als auch bei den Zuschauern (5.308 zu 8.944) klar unter dem Durchschnitt. Auch das Sponsoring ist ausbaufähig, hier liegt man 300k€ hinter Plan und hat 980k€ weniger Sponsoreneinnahmen als der Ligaschnitt.

Ambitioniert: Projekt CFC 2025 mit 2,2 Mio. € Startkapital Beim Nachwuchsleistungszentrum wurde die Kontenproblematik thematisiert und dass die Gesellschafter aktuell das NLZ mit Hilfe von Darlehen der Gesellschafter in Höhe von 200 k€ finanzieren.

Danach schaute Pfeifer in die Zukunft und machte eine Rechnung auf. So hätte man noch 3,8 Mio.€ an Gesellschafteranteilen zu veräußern. Dem stünden Insolvenzkosten von ca. 1 Mio.€ und der operative Verlust 19/20 in Höhe von ca. 600k€ entgegen. So hätte man ein Startkapital für den "CFC 2025" von 2,2 Mio.€.

Um die Einnahmenseite zu stärken will man an die von Siemon vergraulten Großsponsoren herantreten, wie den kommunalen Energieversorger, Kreditwesen und Industrieunternehmen. Hier verspricht man sich Mehreinnahmen von 1 Mio. €. Weiterhin ist geplant, den Club der 100 zu reaktivieren, in dem sich Kleinsponsoren einstmal zusammenfanden. Zuletzt will man neue Sponsoren gewinnen, als Beispiel wurden Wettanbieter genannt, die bei vielen Vereinen der Liga Sponsor sind. Zudem appellierte Pfeifer an die Zuschauer - eine Steigerung des Zuschauerschnittes von 5.300 auf 6.600 würde aus dem aktuellen Minus im Bereich Zuschauer ein Plus von 300k€ machen.

Insolvenzanwaltg Mathias Lechleitner stellt sich vorSiegfried Rümmler ergriff dann das Wort um über den Stand der Insolvenz zu berichten. Den von Klaus Siemon eingereichten Insolvenzplan hatte das Amtsgericht in der Form abgelehnt und den Insolvenzverwalter um Nachbesserung gebeten. Der wiederum hatte daraufhin den Insolvenzplan zurückgezogen. Da aktuell die Kommunikation zu Siemon schwierig ist und in den Sternen steht, wann dieser mit einem neuen Plan um die Ecke kommt, hat man den Plan gefasst, einen eigenen Insolvenzplan einzureichen. Dies soll Mathias Lechleitner übernehmen, ein erfahrener Insolvenzanwalt der beim Amtsgericht Chemnitz gelistet ist.

Lechleitner, der seine Arbeit Mitte November aufgenommen hat, stellte sich den Mitgliedern vor. Aufgrund der finanziellen Aufwändungen, die die Gesellschafter tätigen und der breiten Mitglieder und Fanbasis des Vereins sehe er der Aufgabe positiv entgegen. Ziel soll es sein, den Spielbetrieb fortzuführen und notwendige Rechtsstreitigkeiten nach der Insolvenz auszufechten. Lechleitner hat auch bereits Einsicht in die 3.500 Seiten (!) starke Akte beim Amtsgericht genommen und stellte dabei trocken fest, dass da auch viel Schriftverkehr enthalten wäre, "den man eigentlich nicht braucht". Bis Ende Februar, Anfang März (auf jeden Fall vor dem Ende der Saison) will man nun einen eigenen Insolvenzplan vorlegen.

Romy Polster sprach dann davon, dass man ein eigenes "rechtssicheres" Spendenkonto bei einem Anwalt hinterlegen wolle und bat die Mitglieder, einen halben Mitgliedsbeitrag zu spenden. Die Kontodaten würden in den nächsten Tagen auf der Homepage veröffentlicht.

Im Anschluss übernahm wieder Siegfried Rümmler und sprach über das Thema Kommunikation. Die begonnenen Gesprächsrunden mit Fanszene, Ultras, Mitgliedern in den verschiedenen Formaten (u.a. "Runder Tisch", Brauclub-Runden) möchte man unbedingt fortführen.
Dann sprach er über die Auswirkungen und Auflagen durch den 9.3.. So wäre der CFC noch auf Bewährung bei deren Verstoß 2 Spiele mit Teilausschluss drohen (Südtribüne). Insgesamt musste man 12k€ Strafe (5k€ davon sind noch ausstehend) bezahlen. Die Ernennung eines hauptamtlichen Fanbeauftragten und eines ehrenamtlichen Antirassismusbeauftragten wären ebenfalls Auflagen gewesen. Eine weitere Auflage ist die Gründung der AG Werte & Fanarbeit, die sich Gedanken um Maßnahmen gegen rechtsextreme Strömungen machen soll. Zudem plant man die Erarbeitung eines Leitbildes.
Romy Polster übernahm wieder und betonte, dass man es endlich geschafft habe, dass Nachwuchs und erste Mannschaft miteinander kommunizieren. Was wohl unter Sobotzik, Bergner eher nicht der Fall war. Zudem ist auch eine Überarbeitung der Satzung in Planung.

Der neue Aufsichtsrat des Chemnitzer FC e.V.Danach war dann Zeit für Wortmeldungen der Mitglieder. Einer betonte, dass auch dem Vorgänger-Notvorstand großer Respekt gebührt, da er damals unter schwierigsten Bedingungen die Mitgliederversammlung organisiert hätte. Ein anderes Mitglied meinte, dass die letzte MV gezeigt hat, wie Demokratie funktioniert. Für die neuen Kandidaten müsse es Vertrauensvorschuss geben. Mit Blick zur Mannschaft gab es das Statement, dass das Glück zurückkommen würde. Ein weiteres Mitglied stellte die Frage nach der Satzungsänderung aus der letzten MV (Zweckgebundenheit der Mitgliedsbeiträge), da gab es die Antwort, dass dieses beim Registergericht eingereicht wurde und die verlangte Stellungnahme beantwortet wurde. Markus Müller vom Fanszene Chemnitz e.V. meldete sich zu Wort und betonte, dass man die aktuelle Kommunikation positiv sieht und dass man unterschiedliche Meinungen zulassen solle.

Nach der Vorstellung der einzelnen Kandidaten (hier die Vorstellung auf der Fanpage) ging's dann an die Wahl mit dem eingangs beschriebenen positiven Ausgang. Den Abschluss bildete ein Appell von Udo Pfeifer an die anwesenden Medienvertreter doch positiv zu berichten. Das dürfte den meisten Medienvertretern an diesem Tag einfach gefallen sein ;-).

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» Für Verein und Heimatstadt - ein Kommentar zur Mitgliederversammlung

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