Spielbericht

14. Spieltag - Regionalliga Nord - Saison 2002/2003
SV Werder Bremen II
SV Werder Bremen II
3:1
Chemnitzer FC
Chemnitzer FC

Himmelblaue Tristesse an der stürmischen Weser

von Pierre Schönfeld

Es war ein fast schon symbolisches Bild nach dem Spiel auf Platz 11 in Bremen. (Noch-) Trainer Matthias Schulz steht am Zaun und diskutiert mit den aufgebrachten Fans. Seine Stirn zeigt tiefe Falten, der Blick ist voller Ratlosigkeit als ob er sagen möchte: "Was soll ich denn machen...". Der Trainer hatte wieder einiges probiert, Jan Schmidt und den Goalgetter der zweiten Mannschaft, Sebastian Meyer, von Beginn an gebracht - allein, es hatte wieder nichts geholfen. Die Himmelblauen verloren nach einer indiskutablen Leistung, insbesondere in der ersten Halbzeit, sang- und klanglos mit 1:3 beim Spitzenreiter der Regionalliga Nord.

Dabei war Bremen an diesem Tag nicht einmal sonderlich stark. Aber sie waren beweglicher, schneller und (wen wunderts) geistig frischer. Und sie profitierten von individuellen Fehlern der Himmelblauen. So wie beim 1:0 schon nach sechs Spielminuten. Daniel Göhlert, der seit Wochen unter seinen Möglichkeiten spielt, verlor den Ball an Mamoun, der paßte nach innen und über Tjikuzu gelangte der Ball zu Spasskov, der das Leder in die Maschen knallte. Oder beim 2:0 kurz vor der Pause, als Schulz kurz hinter der Mittellinie einen weiten Freistoß in den Chemnitzer Strafraum brachte und die versammelte CFC-Abwehr staunend zuschaute, wie Mamoun den Ball einköpfte. Was die Himmelblauen in dieser Zeit nach vorne zustande brachten, war einfach nur traurig zu nennen, selbst wenn man berücksichtigt, dass der CFC in Halbzeit 1 gegen den zum Teil böigen Wind spielen mußte. Das Flügelspiel lahmte und der eigentlich als Spielmacher verpflichtete Mboma konnte keinerlei Akzente setzen. So waren es Einzelaktionen von Demir und Biermann, die wenigstens ein bischen für Torgefahr sorgten.

Die mitgereisten Fans (ca. 60 an der Zahl) waren entsprechend sauer und so wurden die himmelblauen Kicker mit passenden Rufen in die Kabine geschickt. Zudem wurden aus Protest alle Zaunsfahnen wieder eingerollt bis auf eines mit der Aufschrift: "Keine Leistung, keine Fans!".

Mit dem Wind im Rücken konnte der CFC das Spiel nun endlich ausgeglichen gestalten. Meyer lag direkt nach der Pause der Anschluß auf dem Fuß als er sich schön im Strafraum der Werderaner durchsetzte, seine Eingabe aber letztlich von Bremens Keeper Jürgen weggefischt wurde. In dieser Phase spürte man ein bischen den Willen der Himmelblauen, das Spiel noch umzubiegen, denn auch Rolleder hatte fünf Minuten nach Meyers Chance die Gelegenheit zum Anschluß. Doch ein Bremer Abwehrspieler rettete in dieser Situation noch auf der Linie. Im Gegenzug waren Werders Amateure stets gefährlich, so hatten Mamoun, Tjikuzu und Valdez gute Möglichkeiten den Sack endgültig zuzumachen. Das klappte nicht, dafür durften die Himmelblauen wenigstens einmal an diesem Tag jubeln. Ersin Demir konnte nach Ablage des inzwischen eingewechselten Krieg aus spitzem Winkel zum 1:2 verkürzen. Doch den Schlußpunkt setzten die Grün-Weißen in der 90. Mínute. Einen mustergültigen Konter verwandelte Kuru zum 3:1 Endstand für die Werder-Bubis.

Fazit: Was ist nur aus dieser Mannschaft geworden? Woche für Woche ein neues himmelgraues Trauerspiel. Es herrscht eine trostlose Stimmung, wie man sie zuletzt in der Abstiegssaison 2000/2001 erlebt hat. Hier muß schnellstens was passieren sonst steigt der Chemnitzer FC in die Oberliga ab!

Wertung: 4,5

Beste Himmelblaue: Meyer, Demir

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Pressestimmen

Freie Presse
CFC-Trainer Matthias Schulz: Wir haben sehr viel Arbeit vor uns"
"[..] 0:2 lag sein Team gegen die Amateure des SV Werder Bremen zurück und es gab wenig Anlass zur Hoffnung auf Besserung. [..] Ganze 37 Minuten sollten vergehen, ehe der Gast zumindest ansatzweise gefährlich aufs Bremer Tor schoss[..] Es fehlten die Ideen im Angriff, ein Flügelspiel fand kaum statt. So war alles sehr leicht auszurechnen für die Bremer[..] „Wir haben sehr viel Arbeit vor uns“, sagte Schulz, bevor er sich auf den Weg zum Bus machte, wo einige Fans lautstark gegen die Leistung des CFC protestierten.

Morgenpost
Blasse Himmelblaue vom Winde verweht "
"Schon sieben Spiele ohne Sieg | Nur Demir wehrte sich - neuntes Saisontor

DPA
[..] Der Werder-Nachwuchs dominierte die Partie auf insgesamt mäßigem Niveau, konnte aber spielerisch nicht überzeugen. Die Sachsen schossen erstmals in der 37. Minute auf das Tor der Gastgeber. Nach der Pause wurden die Chemnitzer, angetrieben durch den laufstarken Ingo Walther im Mittelfeld und nun ihrerseits mit dem Wind im Rücken, etwas offensiver. [..]

Kicker
[..] In der durchschnittlichen Partie enttäuschten die Gäste bis zur Pause, kamen erst in der 37. Minute zum ersten Torschuss - der Richtung Eckfahne flog. Nach dem Wechsel drückte der CFC, nun mit Windunterstützung, auf den Ausgleich, der eingewechselte Kuru jedoch machte kurz vor Ultimo alles klar.

14. Spieltag - Regionalliga Nord - Saison 2002/2003
Sonntag, 27. Oktober 2002, 14:00 Uhr
Weserstadion, Platz 11, Bremen
Zuschauer: 300
Schiedsrichter: Seemann (Essen)
SV Werder Bremen II
T Jürgen
A Wilking
A Neunaber
A Schierenbeck
A Spasskov
M Tjikuzu
M Fütterer
M Schulz
S Rolfes
S ValdezGelbe Karte (86.Kuru)
S Mamoun

Trainer: Wolter
Chemnitzer FC
T Hiemann
A Mehlhorn
A ZediGelbe Karte
A SchmidtGelbe Karte
M Meyer
M GöhlertGelbe Karte
M Walther
M Biermann (84. Lenk)
M Mboma (64. Krieg)
S Rolleder (75. Simic)
S Demir

Trainer: Schulz
Tore
1:0 Spasskow (6.)
2:0 Mamoun (45.)
2:1 Demir (75.)
3:1 Kuru (90.)