Spielbericht

7. Spieltag - Oberliga Nordost-Süd - Saison 2007/2008
FC Eilenburg
FC Eilenburg
1:0
Chemnitzer FC
Chemnitzer FC

Ein zahnloser himmelblauer Papiertiger

von Frank Neubert

Der CFC führt in seinem Clubenblem zwar den aus dem Stadtwappen entlehnten wettinischen Löwen, aber dieser möge verzeihen, daß in diesem Bericht von einem "zahnlosen Papiertiger" gesprochen wird, der sich in den himmelblauen Trikots beim Nachholer vom 7. Spieltag in Eilenburg auf dem Rasen präsentierte. Vielleicht könnte man in Anlehnung an das CFC-Maskottchen auch von einem braven Miezekätzchen schreiben, aber wir wollen mal schön im Bereich der Großkatzen zu Hause bleiben, schließlich erhebt unser Club ja in der Oberliga auch den Anspruch, einer der "Großen" zu sein.

Mit der Empfehlung eines Heimsieges ausgestattet, den zweiten Tabellenplatz samst der Spitze im Visier, in Bestbesetzung, und vom letzten Gegner zum wiederholten Male als Liga-Krösus bezeichnet, reiste der CFC zum Nachholespiel in Eilenburg an. Ein Konkurrent, der rein sportlich in den letzten Partien nicht überzeugen konnte und der in keinster Weise an die erfolgreiche Vorsaison anknüpfen konnte. Und was macht der CFC? Genau wie in Dresden-Nord liefert man eine Partie ab, in der man eigentlich nie und nimmer als Verlierer vom Platz gehen darf! Das Spiel war eine ernüchternde Kopie des Auftrittes im Jägerpark. Der Club besaß die weitaus größeren Spielanteile, gestattete dem Gegner kaum Chancen, dominierte das Mittelfeld und erspielte sich eine Vielzahl von Ecken und Freistößen. Der bittere Haken an der Sache: Es gab so gut wie keine zwingenden Torchancen auf Chemnitzer Seite - ja, noch schlimmer, der Gegner nutzte eine seiner wenigen Gelegenheiten zur knappen Führung und zum schmeichelhaften Sieg.

Der Club ohne Ideen und DurchschlagskraftSowohl in der ersten als auch in der zweiten Halbzeit versuchte der CFC mit einer Vielzahl von Flanken aus dem Halbraum seine beiden Stürmer Kellig und Sonnenberg in Szene zu setzen. Diese waren aber bei der Eilenburger Abwehr in guten Händen. Trotzdem sah man leider kaum einen Versuch, sich von diesem "Schema F" einmal zu lösen. Wie gern hätte man gesehen, daß sich Schlosser, Bachmann oder Kunert einmal mit dem Ball am Fuß in den Strafraum bewegt hätten, oder daß man einen Schützen im Rückraum gesucht hätte - nein, auf diese Idee kam man nicht. Die monotone Einfallslosigkeit führte unter dem Strich zu lediglich zwei (!) nennenswerten CFC-Chancen. Einmal zog Sieber in der ersten Halbzeit aus dem Hinterhalt ab, und in der zweiten Hälfte setzte Sonnenberg den Ball aus guter Schußposition knapp neben den Pfosten. Dies war jedoch angesichts der Spielanteile und der Ambitionen im Chemnitzer Lager viel zu wenig. Der Chemnitzer Löwe brüllte nicht, sondern miaute harmlos vor sich hin und verfiel ausnahmslos in die Rolle des zahnlosen Papiertigers.

Und wie das in solchen Spielen eben ist - der Gegner, der sich das Chemnitzer Treiben interessiert, aber relativ teilnahmslos angeschaut hatte, kommt irgendwann zu "seiner" Chance. Nach etwas mehr als einer Stunde Spielzeit war es Zeit für diesen Moment. Ein Freistoß aus der Eilenburger Hälfte segelt bis in den CFC-Strafraum, Klömich will erst heraus, bleibt dann aber doch im Kasten, die Abwehr steht unsortiert, und prompt landet der Ball bei Eilenburgs 1,96m-Hühne Maruhn, der mit seinem Kopfball Klömich überwindet und für kollektiven Jubel beim FC Eilenburg sorgt. Nach dieser Führung packten die Steffens-Schützlinge noch die Säge aus und kassierten dafür völlig zu Recht eine rote und eine gelb-rote Karte. Doch auch diese Überzahlsituation konnten die Himmelblauen nicht für zündende Ideen nutzen. Man blieb in dem trostlosen Schema der vorangegangenen Spielminuten gefangen und bekam den Ball wie von einer Gummiwand immer wieder zurück ins Mittelfeld befördert. Nach 90 Minuten hatte Schiedsrichter Unger ein Einsehen mit den harmlosen Chemnitzer Kickern und pfiff die Partie mit dem schmeichelhaften Endstand von 1:0 für die Muldestädter ab.

Fazit: Bereits zum zweiten Mal hat der CFC auswärts eine erschreckende Ideen- und Harmlosigkeit an den Tag gelegt. Anscheinend hat man aus dem Spiel in Dresden keinerlei Konsequenzen gezogen. Was nützt spielerische Überlegenheit bis zum Strafraum, wenn daraus keine Torchancen resultieren? In beiden Auswärtspartien wurden völlig unnötig Punkte liegen gelassen! Nun steht in diesem Jahr noch der Nachholer in Auerbach an. Ein Spiel, welches unter ganz ähnlichen Vorzeichen wie die Partien in Dresden-Nord und Eilenburg steht. Es bleibt zu wünschen und zu hoffen, daß der Club wieder zu dem kreativen und erfolgreichen Fußball zurückfindet, der ihn in dieser Saison z.B. in Halle 3 Punkte eingebracht hat. Falls nicht, dürfte der Weihnachtsmann dem himmelblauen Kätzchen kräftig das Fell gerben...

Wertung: 4,0

Beste Himmelblaue: Großmann, Thönelt

7. Spieltag - Oberliga Nordost-Süd - Saison 2007/2008
+++ Nachholespiel +++
Samstag, 08. Dezember 2007, 13:00 Uhr
Illburgstadion, Eilenburg
Zuschauer: 318
Schiedsrichter: Unger (Nordhausen)
FC Eilenburg
T Becker
A AckermannGelbe Karte
A Kilz
A Baude
A Bernhardt
M Linkert (75. Sawetzki)
M MoritzGelbe Karte
M Schmidt (46. MaruhnRote Karte)
M HaufeGelbrote Karte
S Ferl (87. Nolde)
S Preussner

Trainer: Steffens
Chemnitzer FC
T Klömich
A KunertGelbe Karte
A Thönelt
A Baumann
A Becker
M Sieber (81. Müller)
M BachmannGelbe Karte (75. Reinhardt)
M Großmann
M Schlosser
S Kellig
S Sonnenberg (62. Sinaba)

Trainer: Vogel
Tore
1:0 Maruhn (66.)