Ein Pokalspiel der besonderen Art
von Thoralf Wätzold
Es sollte ein tolles Pokalspiel werden. Erst das dritte Mal überhaupt hat der CFC bei einem Sachsen-Pokalspiel Heimrecht und mit Dynamo Dresden erwartete man einen attraktiven Gegner für dieses Halbfinale. Das Punktspiel gegen den VfB Pößneck, welches für diesen Samstag angesetzt war, wurde extra verschoben, um diesen Pokalschlager über die Bühne bringen zu können. Über 5.000 Karten wurden bereits im Vorverkauf abgesetzt und das Wetter war für diese Jahreszeit optimal.
Der CFC begann schwungvoll, so wie man das für dieses Spiel auch erwartet hatte, war doch die dritte Finalteilnahme im Sachsenpokal zum Greifen nahe. Bereits nach fünf Minuten rutschte eine Flanke von Boltze durch den Strafraum, und der agile Schlosser verwandelt aus 10 Metern in Kung-Fu-Manier zum 1:0. Jetzt rappelte es in der Kiste, es war ein gelungener Start in diese Partie. Und der CFC ließ nicht nach. Die traditionell in gelb spielenden Gäste waren wohl gedanklich noch nicht ganz in diesem Spitzenspiel angekommen, da klingelte es erneut. Wieder setzte sich Boltze auf der rechten Seite durch, seine scharfe, aber präzise Flanke köpfte Sonnenberg vom kurzen Pfosten unhaltbar ins lange Eck. Die Zuschauer waren aus dem Häuschen, jetzt war Feuer in der Hütte, besser hätte der Start nicht sein können.
Aber was wäre der CFC, wenn er seine Anhänger nicht immer wieder enttäuschen würde. Mit dieser Führung im Rücken wurde nun nach und nach das Fußball spielen eingestellt und die Gäste kamen zu vereinzelten Chancen. Zuerst kann Großmann den durchstartenden Sinaba nur mit einem Foul bremsen, dann kann Klömich einen Kopfball von Sinaba aus kurzer Distanz gerade noch so parieren. Im Spielaufbau des CFC war jetzt nicht mehr viel zu sehen, die sich gelegentlich ergebenden Chancen beruhten mehr auf Fehler der Gäste als auf spielerischer Stärke der Himmelblauen. Insbesondere Schumann war an diesem Tag wieder einmal nur körperlich auf dem Platz anwesend. Wie er ein Spiel lesen kann wäre er auf der gerade in Leipzig stattfindenden Buchmesse auf jeden Fall besser aufgehoben gewesen. Und so fiel folgerichtig kurz vor der Halbzeit noch der Anschlusstreffer, als nach schönem Zuspiel mit der Hacke erneut Sinaba frei vor dem Chemnitzer Tor steht, diesmal aber mit einem platzierten strammen Schuss Klömich keine Chance lässt.
Man konnte so langsam den Eindruck gewinnen, dass sich die Gäste nur als Dynamo-Spieler verkleidet haben, denn vom Regionalligisten hatte man vor allem spielerisch mehr erwartet. Oder wurden die besten Spieler der Dresdner für das am kommenden Tag stattfindende wichtige Spiel ihrer zweiten Mannschaft gegen Bannewitz geschont? Wer weiß, ob hier alles mit rechten Dingen zuging. Die Halbzeit ging jedenfalls genauso schnell rum wie immer und kaum war die Bratwurst zerkaut, pfiff der gute, wenn auch gelegentlich etwas zu großzügig leitende Schiedsrichter Bärmann aus Guben zur zweiten Halbzeit.
Diese begann wieder mit einem Paukenschlag. Wie bereits in Halbzeit 1 starteten die Hausherren engagiert und kamen nach nur 3 gespielten Minuten zum Torerfolg. Einen Pass auf die linke Seite erläuft sich Schlosser, sein präzises Zuspiel in die Mitte findet mit Kellig genau den richtigen Abnehmer, und der Stürmer trifft nach langer Zeit mal wieder, diesmal sogar ins Tor. Das wichtige 3:1, das den Chemnitzern die nötige Ruhe und das dringend benötigte Selbstvertrauen geben sollte. Aber weit gefehlt. Die nach wie vor harmlos auftretenden Gäste ließen zwar noch einige Chancen zu, wirklich zählbares sprang aber nicht heraus. Und auch eigene Chancen erspielten sie sich nicht mehr, so dass der Sieg eigentlich zu keinem Zeitpunkt gefährdet war. Allerdings fragte man sich mit jedem Fehlpass der Gelben mehr und mehr, ob hier alles mit rechten Dingen zugeht. Hatte man doch für dieses Halbfinale einen viel stärkeren Gegner erwartet.
Nichts desto trotz, auch dieses Spiel war nach 90 Minuten zu Ende, aber wirklich freuen konnte man sich über diesen Sieg nicht. Zwar sickerte so nach und nach durch, dass sich wirklich nicht Dynamo Dresden, sondern der VfB Pößneck auf dem Rasen befand, was zwar die Leistung der Gäste erklärte, dafür allerdings viele andere Fragen aufwarf. Vor allem aber konnte man mit der Leistung der himmelblauen Helden nicht zufrieden sein. Ein Spiel, was so fulminant beginnt, mit einem Gegner, den man im Grunde im Griff hat, muss man deutlicher und insbesondere mit spielerischen Mitteln für sich entscheiden.
Man konnte froh sein, am heutigen Tag ‚nur’ den VfB Pößneck auf der Fischerwiese empfangen zu haben. Gegen einen Regionalligisten hätte diese Leistung nie und nimmer gereicht. Aber bis das Pokal-Halbfinale nachgeholt wird, bleiben ja noch ein paar Tage Zeit, in der die Spieler zum Einen ihr Nachholespiel in Auerbach gewinnen und sich zum Anderen Gedanken über ihre Leistungen machen können. Vielleicht hilft es ja, und vielleicht kommt zum nächsten Termin dann ja wirklich Dynamo Dresden ...
Wertung: 4
Beste Himmelblaue: Adamu, Großmann