Spielbericht

22. Spieltag - Regionalliga Nord - Saison 2008/2009
Chemnitzer FC
Chemnitzer FC
2:0
FC Hansa Rostock II
FC Hansa Rostock II

CFC versenkt die Hansa-Kogge mit U-Boot-Taktik

von Frank Neubert

Es ist geschafft. Der CFC hat das dritte (!) Heimspiel der Saison 08/09 gewonnen und hat zudem den Trend bestätigt, in dieser Saison am liebsten gegen die Reserveteams der Bundesligisten seine Punkte zu holen. Dabei waren die 43. und die 92. Minute die einzig nennenswerten Höhepunkt des Spiels, welches ansonsten tröge zwischen den Strafräumen hin- und herschwappte, mal von den kurzen Sturmböen wegen der zwei roten Karten abgesehen. Die Hanseaten hielten zwar ständig Ausschau nach dem CFC, doch der versteckte sich gekonnt unter Wasser, tauchte nur zweimal so richtig auf und versenkte die Kogge zielsicher mit einem Kopfball-Torpedo und einem Fangschuß in allerletzter Minute.

Die Brigade Süd verlässt die SüdkurveAus Rostock waren erfreulicherweise gut 80 Leichtmatrosen angereist, die nach 11 Jahren Abstinenz ihre Elf mal wieder in Chemnitz auf der Fischerwiese spielen sehen wollten. Alle diejenigen, die sich auf ein schicken Sängerwettstreit zwischen dem Heim- und dem Gästeblock gefreut hatten, mußten nach 10 Minuten registrieren, daß sich die Südkurve entleerte und die Fahnen hinter dem Rostocker Kasten eingerollt wurden. Die Südkurve zog mal wieder aus Protest von dannen. Warum, wußte keiner. Mittlerweile sickerte durch, daß sowohl gegen Oberneuland als auch am Samstag Spruchbänder hochgehalten werden sollten, die auf die Sippenhaft gegen die Ultras in Erfurt und die Lage der Fans im Allgemeinen aufmerksam machen sollte. Beide Tapeten wurden im letzten Moment vom Sicherheitsdienst konfisziert. Desweiteren sollen auch Doppelhalter verboten worden sein, die seit Wochen problemlos ihren Weg ins Stadion fanden. Ob dies nun tatsächlich dazu führen muß, daß man seine eigene Mannschaft nicht mehr unterstützt, und es keine andere Möglichkeit gibt, Protest auszudrücken, muß jeder für sich selbst entscheiden. In den anderen Blöcken des Stadions tendierte das Verständnis jedenfalls straff gegen Null.

Der obige Absatz deutet es schon an - auf dem Rasen passierte nicht viel, worüber es sich zu Schreiben gelohnt hätte. Nowak scheiterte mit einem Kopfball (1.) nach Eingabe vom fleißigen und lauffreudigen Becker, Hampf schoß einen Freistoß knapp neben das Tor (10.). Dazwischen passierte nichts. Gar nichts. Kellig als einzige Spitze konnte einem leid tun. Wurde er angespielt, waren meist gleich drei Rostocker an ihm dran. Aus dem Mittelfeld kam kaum Unterstützung, lediglich Boltze und Becker konnten offensive Akzente setzen. Auch die Rostocker trugen nicht gerade zur Belebung des Spiels bei. Den ersten Schuß auf Klömichs Kasten gab es nach 20 Spielminuten. Nach gut einer halben Stunde sorgte Schiedsrichter Osmers wenigstens für Diskussionsstoff auf den Rängen: Reinhardt war mit den Beinen voran in den Rostocker Jänicke eingestiegen. Eine unglückliche Aktion, bei der der Referee keine Gnade kannte - Reinhardt ging auf Chemnitzer Seite mit Rot über Bord. Der Club nun noch vorsichtiger, noch mehr absichernd. Doch zwei Minuten vor der Pause plötzlich die erhoffte Lücke in den Klippen rund um das Hansa-Tor. Müller wirft ein, Thönelt verlängert, und Obermaat Boltze versetzt der Kogge mit einem Kopfball-Torpedo den ersten Wirkungstreffer. Ein wichtiger Treffer. In Unterzahl und auch noch kurz vor dem Pausentee!

In der zweiten Hälfte ein ähnliches Bild. Das Chemnitzer U-Boot blubberte weitestgehend abgetaucht herum, für Hansa - und auch die eigenen Fans - war der Club nicht wirklich wahrnehmbar. Rudergänger Emmerich versuchte zwar mit langen Bällen und viel Eigeninitiative den himmelblauen Kahn vom Schleichgang wenigstens auf Halbe Fahrt zu bekommen, aber erst zehn Minuten vor Spielschluß (!) konnte durch den eingewechselten Sonnenberg die nächste Chemnitzer Chance notiert werden. Zuvor hatte lediglich Schieri Osmers nach einer Stunde Spielzeit erneut für Farbe im Spiel und für personellen Gleichstand auf beiden Decks gesorgt. Yilmaz durfte bei Hansa abmustern, nachdem er beim Zurücklaufen Kellig mit beiden Händen umgeschubst hatte. Korrekte Entscheidung.

Steffen Kellig beim Abklatschen nach dem SpielTrotz des müden Kicks und fehlender Südkurve gab es in der zweiten Halbzeit einen Fußballclub-KarlMarxStadt - Wechselgesang zwischen der Gegengeraden und dem Block 7, welcher sich noch mehrfach als Bordkapelle versuchte. Im 3'er gab es schlaue Sprüche zu hören: "Man kann ja nicht mal sagen, daß es ein schlechtes Spiel ist - es ist nämlich ein g a n z schlechtes." In den letzten Minuten fuhr der Club noch einmal das Sehrohr aus, Emmerich versuchte sich als zweite Sturmspitze und suchte nach dem Loch im Nebel vor dem Hansa-Tor. Und tatsächlich, in der Nachspielzeit lud er zusammen mit Müller per Doppelpaß das himmelblaue Torpedorohr noch einmal nach, und versetzte mit einem feinen Heber der Kogge den finalen Fangschuß zum 2:0! Hut ab, Herr Emmerich! Kurz darauf war Schluß und hinter den Samstagssport konnte ein Haken gesetzt werden.

Fazit: Der Club kommt in dieser Saison nicht in die Puschen. Zwar wurde der erhoffte Sieg geschafft, souverän sieht aber anders aus. Der Club wird den uncharmanten Hauch von Rätsel und Aktenzeichen XYZ nicht los, warum die angezogene Handbremse nicht endlich gelöst wird. Den Trainer möchte man gern fragen, weshalb der starke Wühler Sonnenberg in diesem Spiel auf der Bank schmoren mußte. Weiterhin möchte man fragen, wieso die glänzende linke Achse Sieber / Schlosser auf der Bank sitzt, aber der blasse Neuzugang Hampf sich dort austoben darf. Junge Spieler wie Kunert und Reinhardt wiederum möchte man fragen, weshalb der Älteste auf dem Platz, Emmerich, aktiver und spritziger auftritt, als beide Jungspunde zusammen. Irgendetwas stimmt nicht. Und da dies wohl leider vorerst so bleiben wird, darf in Hannover weiter gewackelt, gewurschtelt und gebangt werden...

Wertung: 4

Beste Himmelblaue: Becker, Nowak, Emmerich

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22. Spieltag - Regionalliga Nord - Saison 2008/2009
Samstag, 14. März 2009, 13:30 Uhr
Fischerwiese, Chemnitz
Zuschauer: 2.846
Schiedsrichter: Osmers (Hannover)
Chemnitzer FC
T Klömich
A Thönelt
A EmmerichGelbe Karte
A Nowak
A Kunert
M HampfGelbe Karte
M Becker
M ReinhardtRote Karte
M Müller
M Boltze (88. Schlosser)
S Kellig (79. Sonnenberg)

Trainer: Schädlich
FC Hansa Rostock II
T Schenk
A MendyGelbe Karte (40. Schrod)
A Lukimya-Mulongoti
A GrundmannGelbe Karte
A Rahmig (71. Haufe)
A Pett
M YilmazRote Karte
M Freitag
M BuschkeGelbe Karte
S Kocer
S Jänicke (82. Becker)

Trainer: Rietentiet
Tore
1:0 Boltze (43.)
2:0 Emmerich (90.)

Besondere Vorkommnisse:
Rote Karte für Reinhardt (27.)