Spielbericht

11. Spieltag - Regionalliga Nord - Saison 2009/2010
Chemnitzer FC
Chemnitzer FC
3:0
Tennis Borussia Berlin
Tennis Borussia Berlin

Hattrick geschafft! CFC glänzt mit dreifachem 3:0!

von Frank Neubert

Eigentlich sind es genau diese Geschichten, von denen der Fußball lebt und die den Bann dieses Sports fernab des schnöden Mammons und weit entfernt von allerlei Multifunktionsarenen überhaupt erst ausmachen: Da steht ein junger Mann, nennen wir ihn Marc Benduhn, daß erste Mal von Beginn an im Aufgebot der ersten Männermannschaft des Chemnitzer FC. Eilenburg heißt der Gegner, es ist die erste Runde im Sachsenpokal. Nur acht Minuten sind gespielt, und schon hat der 21jährige doppelt getroffen. Der Lohn dafür: Der kantige Trainer mit dem Schnauzbart vertraut ihm und steckt ihn eine Woche später in die Startaufstellung für das nächste Regionalliga-Heimspiel. Und was passiert? Benduhn erzielt nach 21 Spielminuten mit einem Kopfball-Aufsetzer die hochverdiente Führung des CFC gegen TeBe Berlin! Umso bemerkenswerter wird diese Story, wenn man noch dazu weiß, daß der Youngster im Sommer 2007 dem großen Fußball bereits entsagte hatte und nach vielen Jahren im Trikot des CFC-Nachwuchs zu Tirol Dittmannsdorf in die Bezirksklasse Chemnitz gewechselt war. Zum Glück überlegte es sich der Jungspund noch einmal und kehrte 2008 zum Club zurück!

Jansen köpft an den PfostenEin starkes Spiel lieferte neben Marc Beduhn auch der andere CFC-Stürmer, David Jansen ab. Ihm sollte zwar kein Treffer gelingen - einmal verhinderte dies der Pfosten (54.), beim zweiten Mal parierte der Gästekeeper seinen Kopfball mit einem nahezu unglaublichen Reflex (57.) - aber wie er ackerte, sich mühte, zur Not auch auf die Seiten auswich, war ein dickes Lob wert. Selbiges verdienten sich auch die beiden fleißigen Chemnitzer Flügelzangen Chris Löwe und Ronny Garbuschewski, die die Berliner Mauer ;-) immer wieder auseinanderbröckeln ließen und über die Außenbahnen für große Löcher im angerührten Beton sorgten. Ein Zusammenspiel der beiden sorgte auch für den Schlußstand, als Löwe eine scharfe Eingabe von Garbuschewski rotzfrech mit der Hacke ins Netz lenkte (70.). Die Tennis-Borussen, welche an Stelle der in Chemnitz verbotenen Farbe Lila das unsympathische Schwarz-Gelb als Trikot-Farbe wählten, konnten nach dem Schlußpfiff mehr als froh sein, auf der Fischerwiese nur mit 3 Gegentoren verabschiedet worden zu sein. Dieses Ergebnis wiederum passte hervorragend in die laufende Club-Serie hinein: Oberneuland-CFC 0:3, Eilenburg-CFC 0:3 und nun CFC-TeBe 3:0. Ein echter Ergebnis-Hattrick! Sowas hat man auch nicht alle Tage - und schon gleich gar nicht beim Club.

Die himmelblauen Jungs beim AbklatschenWas da auf dem Rasen zu bestaunen war, kann man ruhigen Gewissens als eine neue Qualität des himmelblauen Fußballs bezeichnen. Nie hatte man das beunruhigende Gefühl, daß TeBe dem Club auch nur im Ansatz gefährlich werden könnte. Und das, obwohl die Hauptstädter mit einem Sieg in Babelsberg im Gepäck daherkamen. Über die gesamte Spielzeit hatten die Westberliner keine einzige nennenswerte Torchance. Penkte mußte nur einmal einen Preßschlag riskieren, als Richter beim Stand von 3:0 eine Rückgabe etwas zu kurz geraten war. Aber da zeigte sich der junge Keeper blitzschnell mitdenkend auf dem Posten! Doch nicht nur die Defensive verdiente den Begriff "neue Qualität". Auch im Vorwärtsgang konnte der Club trotz herbstlicher Eisschrank-Temperaturen die Herzen der Fans erwärmen. Man spielte mit Biss, aber trotzdem geduldig, bis sich die erste große Lücke bei TeBe auftat (Beduhn, 21.). Und danach steckte man nicht zurück, sondern spielte weiter mit Biss und Geduld auf den nächsten Treffer, der dem wieder mit hohem Laufpensum im Mittelfeld rackernden Reinhardt vorbehalten war (32.). Anlaß für Kritik gab es gestern eigentlich nur in einem Punkt - das leider nur 2620 Zuschauer ihren "neuen Club" sehen wollten...

Fazit: So kann es gerne weitergehen. Nach 11 Spieltagen scheint der Club endgültig in der Saison 2009/10 angekommen zu sein. Auch die kurzfristige Spielabsage brachte niemanden aus dem Tritt. Absolut positiv scheint, daß die Abwehr immer stabiler und souveräner auftritt. Und das im Sturm die Chancen auch verwertet werden - wenngleich hier noch Reserven vorhanden sind. In dieser Form kann der CFC in dieser Regionalliga ganz vorn mitspielen. Schon in den nächsten beiden Spielen hat man die große Chance, die breite Brust noch mehr anschwellen lassen: Mit einem Sieg in Meuselwitz würde das nächsten Heimspiel gegen Magdeburg nicht nur zu einem Gradmesser bezüglich Zuschauerzahl, sondern auch zu einem sportlichen Großkampf um den Aufstiegsplatz!

Wertung: 1,5

Beste Himmelblaue: Löwe, Garbuschewski, Benduhn, Jansen

Trainerstimmen

Gerd Schädlich (MDR-Online):
"Mit der Anfangsphase war ich nicht einverstanden. Dann fielen aber unsere Tore, wobei ich mir aber gewünscht hätte, dass das 3:0 schneller fällt. Aufwand und Nutzen stehen bei der Chancenverwertung bei uns in keinem Verhältnis. Wir haben zwar "zu Null" gespielt, aber in einigen Situationen wirkten wir nicht souverän, was wir bis Sonntag abstellen müssen. Was zählt, ist jetzt das kommende Spiel in Meuselwitz."

Thomas Herbst (MDR-Online)
"Zwanzig Minuten haben wir ganz gut gestanden. Dann haben wir aber zwei ärgerliche Tore gefangen. Dabei dachten wir, dass wir von der Körpergröße dagegenhalten könnten. Chemnitz hat viel in dieses Spiel investiert, war in den Zweikämpfen präsenter, der Sieg geht in Ordnung."

11. Spieltag - Regionalliga Nord - Saison 2009/2010
Mittwoch, 21. Oktober 2009, 19:00 Uhr
Fischerwiese, Chemnitz
Zuschauer: 2.620
Schiedsrichter: Färber (Augsburg)
Chemnitzer FC
T Pentke
A Nowak
A Richter
A Thönelt
A Becker
M Emmerich
M Reinhardt (80. Vrtelka)
M Garbuschewski
M Löwe
S Benduhn (74. Hampf)
S Jansen (85. Marrack)

Trainer: Schädlich
Tennis Borussia Berlin
T Stillenmunkes
A Jakowitz
A Neubert
A Turan
A Ahmetcik
M Anuk (57. Lensinger)
M Laletin
M Duran (72. Özgöz)
M BreitkopfGelbe Karte
S Landu
S Yigitusagi

Trainer: Herbst
Tore
1:0 Benduhn (21.)
2:0 Reinhardt (32.)
3:0 Löwe (70.)