Babelsberg gewinnt in Halle...
von Frank Neubert
Der Spitzenreiter der Regionalliga, der SV Babelsberg 03, hatte zwar gar nicht gespielt, trotzdem durften sich die Potsdamer als großer Gewinner der Partie im Kurt-Wabbel-Stadion fühlen. Im Verfolgerduell zwischen dem HFC und dem CFC kamen beide Teams nicht über ein mageres 0:0 hinaus und konnten somit den letzten Patzer des SVB gegen den HSV II beiderseits nicht nutzen. In einem von Kampf und Taktik geprägten Spiel blieben große Torchancen echte Raritäten. Trotz der ungünstigen Anstoßzeit (Mittwoch, 16 Uhr) hatten sich lobenswerte, handgezählte 207 Gästefans im altehrwürdigen Kurt-Wabbel-Stadion eingefunden, welches demnächst für 17 Mio Euro umgebaut wird und später einmal 15.000 Zuschauern Platz bieten soll.
Erstaunen und hängende Kinnladen gab es vor dem Spiel an den Kassenhäuschen, wo deren Insassen dem angereisten Gästepöbel stolz erklärten, daß die Partie ein "Topspiel" sei und deshalb statt den auf den Tickets aufgedruckten 9 Euronen nunmehr 10 Törö über den Tisch geschoben werden müssten. Eine ganze Menge Holz für eine am Ende ziemlich maue Regionalligapartie. Für den gesperrten Jansen bot CFC-Trainer Schädlich den wiedergenesenen Kellig von Beginn an auf, und vornweg - der Frankenberger zeigte eine solide Leistung. Überhaupt zeigte sich der Club gegenüber dem lahmen Auftritt in Lübeck etwas gefestigter, auch wenn es am Ende nicht zum erhofften Dreier reichte. Dafür wurde im Mittelfeld beiderseits zu viel gelauert, geblockt und vornehmlich auf eine massive Abwehr gesetzt. Sowohl der HFC als auch der CFC kamen kaum zu nennenswerten Torchancen. In der ersten Hälfte war es Kellig, der bei einem flinken Konter und einer Peßolat-Flanke (25.) am langen Pfosten knapp neben das Gebälk köpfte. Größere Aufregung vor dem CFC-Tor gab es lediglich bei einem Eckball (40.), der von Garbuschewski per Kopf von der Torlinie befördert wurde. Erwähnenswert auch, daß sich Pentke bei den wenigen brenzligen Situationen erneut als sicherer, mitspielender und strafraumbeherrschender Rückhalt erwies.
Nach dem Seitenwechsel zeigte sich Halle etwas munterer und schlüpfte kurzzeitig in die Favoritenrolle des Hausherren, aber dies hielt nicht lange vor. Kanitz und Neubert waren bei der CFC-Abwehr gut aufgehoben und konnten kaum Akzente setzen. Akzente setzte dafür Referee Hofmann, der ein klares Handspiel Trehkopfs bei einer Rückgabe übersah und fortan - auch durch die Vielzahl der gelben Karten - zum Buhmann des Hallenser Publikums wurde. Bereits Minuten zuvor hatte sich der Unparteiische den Unmut der Gastgeber zugezogen, als er bei einer robusten Aktion im CFC-Strafraum von Trehkopf an Aydemir (50.) auf "Weiterspielen" entschied. Äußerst lustig war jetzt auch, daß im CFC-Block bei jedem Pfiff gegen den Club die "Schieber"- und "Hoyzer"-Rufe der Einheimischen konsequent nachgeäfft wurden. Das Spiel ballte sich weiter im Mittelfeld, wo beide Kontrahenten sich gegenseitig das Leben schwer machten. Der HFC blockte ziemlich erfolgreich die Außenbahnen, so daß Garbuschewski ganz abtauchte, Löwe - später Schlosser - nur wenige gute Szenen hatte. Einen weniger optimalen Tag erwischten auch beide Außenverteidiger, denn sowohl Trehkopf als auch Thönelt brachten mehr als einmal nach eigener Balleroberung erneut den HFC mit müden Fehlabspielen wieder in Ballbesitz. Auf Chemnitzer Seite kamen noch Hampf und Reinhardt ins Spiel, Halle wechselte seine Sturmhoffnung Müller ein, aber am Ende blieb es beim Patt und dem Babelsberger Jubel über das 0:0 im Verfolgerduell.
Fazit: Der Club hat sich zwar gegenüber dem 0:2 in Lübeck wieder gestrafft, seine Position in der Tabelle aber nicht verbessern können. Normalerweise wäre ein Remis beim Tabellendritten eigentlich aller Ehren wert, aber angesichts des Vorsprungs des SVB kann man diesem 0:0 nicht wirklich etwas abgewinnen. Bei nunmehr neun Punkten Rückstand auf den Spitzenreiter kann man bei den noch ausstehenden 11 Partien des CFC (darunter 7 Auswärtsspiele!) eigentlich nur noch von "Pflichtfreundschaftsspielen" sprechen. Das Augenmerk sollte beim Club vielmehr darauf gelegt werden, bereits jetzt mit den finanziellen und personellen Planungen für die Regionalliga-Saison 2010/11 zu beginnen.
Wertung: 2,5
Beste Himmelblaue: Pentke, Peßolat, Löwe, Kellig
Pressestimmen
www.mdr.deChancenarmes Verfolgerduell endet mit RemisKeine Tore, Punkteteilung und betröppelte Mienen auf beiden Seiten: Nach dem 0:0 im Nachholspiel am Mittwoch treten der Hallesche FC und der Chemnitzer FC im Aufstiegsrennen auf der Stelle. Die Hände reibt sich nur der SV Babelsberg, der sieben Punkte Vorsprung hat. [..]
Freie PressePunkt hilft keinem weiter[..] Um die stärkste Abwehr der Liga von HFC-Trainer Sven Köhler, dem Chemnitzer Urgestein, zu knacken, sollten vor allem die pfeilschnellen Chris Löwe, Ronny Garbuschewski oder Benjamin Boltze entsprechende Nadelstiche setzen. Doch fehlte es den Profis an Durchsetzungsvermögen, und die Hallenser stellten sich gut auf das CFC-Trio ein. Allerdings kamen sie auch selbst kaum gefährlich vor das Chemnitzer Tor. Bei der einzigen Kopfballchance klärte Garbuschewski auf der Linie. Ansonsten sahen die 2403 Zuschauer ein kampfbetontes Spiel mit vielen Fehlpässen. [..]
Trainerstimmen
Sven Köhler (MDR-Online):"Es war eine sehr umkämpfte Partie. Uns ist es gelungen, das gefährliche Flügelspiel des CFC einzudämmen. In der zweiten Halbzeit war unser Angriffsspiel gefährlicher, es gab dabei leider die eine oder andere strittige Schiri-Entscheidung. Es war ein Spiel auf Augenhöhe, bei dem wir hinten wenig zugelassen haben."
Gerd Schädlich (MDR-Online)"Das Ergebnis hilft beiden nicht weiter. Wenn überhaupt, dann sogar eher dem HFC. Beide wollten das Spiel gewinnen. Wir hatten mehr Spielanteile und auch die größere Anzahl von Standardsituationen. Nach vorn haben wir aber zu viele Fehler gemacht und zu wenig Chancen produziert."