Der schwere Gang nach Halle…
von Timo Görner
...oder das "Spiel 1 nach Lübeck", welches momentan für Gesprächsbedarf sorgt. Es scheint als ob die Begegnung für die Gastgeber interessanter ist als für die Himmelblauen.
Die aktuelle Saison unseres Gegners bislang
Der Hallesche FC steht dort wo man ihn vermutet hatte und das ist Beweis, dass der Fast-Aufstieg 2008/2009 Spielzeit kein Zufall war. Der Start verlief noch durchwachsen: Nur 2 der ersten 6 Duelle wurden gewonnen. Die erste Niederlage folge in Oberneuland (0:1) und ging einher mit dem Ende einer grandiosen Auswärtsserie. Zuvor hatte Halle seit November 2007 in der Fremde nicht mehr verloren. Nach Spieltag 6 fehlten 5 Punkte und 6 Plätze auf Rang 1, doch bis zur Winterpause ging es aufwärts und die Saalestädter setzten sich wieder oben fest. Es fehlte nur die Tuchfühlung zum Herbstmeister aus Potsdam, der 6 Punkte mehr geholt hatte. Zudem lag mit Wolfsburg II ein weiteres Team besser im Rennen. Maßgebliche Ursache für den Rückstand war das Abschneiden gegen die direkten Mitkonkurrenten. Zu Hause geb es gegen Wolfsburg II (2:2), Magdeburg (1:1) und Babelsberg (0:1) keine Siege, auch beim CFC reichte es nur zum Remis (1:1). Hinzu kamen Patzer gegen Plauen (0:0) und in Hannover (1:1). Nur 11 Gegentore bestätigten die Abwehrstärke der Vorsaison.
Der Start aus der Winterpause verlief wie für viele Regionalligisten mit Spielausfällen, 4 an der Zahl. Die Ergebnisse des neuen Jahres waren nicht überragend, aber mit 2 Heim-Dreiern gegen Oberneuland (2:1) und Meuselwitz (2:0) und einem Remis bei TeBe Berlin (1:1) fruchtbar. 8 Punkte Rückstand auf Babelsberg stehen zu Buche, allerdings mit 2 Partien weniger. Halle steht also unter Zugzwang, will es die Brandenburger nicht vorzeitig enteilen lassen. 37 Tore reichen für "2+", 14 Gegentore sind "1-". Der HFC ist nach dem CFC die zweitbeste Heimmannschaft mit einer starken Torbilanz von 26:7. Die Highlights auf eigenem Rasen waren Lübeck (4:0) und Türkiyemspor (6:0).
Im Landespokal Sachsen-Anhalt steht der Hallesche FC am 28.04.2010 im Viertelfinale beim BSV Halle-Ammendorf 1910 aus der Verbandsliga Sachsen-Anhalt.
Delegierungen seit dem Hinspiel
Stürmer Milan Janecek (30) kehrte nach 2,5 Jahren zum VfB Sangerhausen zurück. Er spielte in Halle zuletzt keine Rolle mehr, kämpfte nach einer ganz ordentlichen Hinrunde 2007/2008 ständig mit Knieproblemen. Nach seiner Absage für das Trainingslager in der Türkei folgte der Wechsel zurück in die "Provinz".
Der Trainer
Sven Köhler (44) sitzt weiter fest im Sattel. Zeugnis der Zufriedenheit der Vereinsführung war die Vertragsverlängerung in der Winterpause bis Juli 2012.
Gewinner der Saison bislang
"Jungspund" Toni Lindenhahn (19/Mittelfeld) kam nach lediglich 2 Kurzeinsätzen 2008/2009 aktuell bereits auf 13 Spiele, wenn auch fast ausschließlich als Einwechsler, aber 2x auch in die Anfangsformation.
Die Mannschaft
Der Mann im Tor ist nach wie vor Darko Horvat (36). Seit 2007 kam er in allen Punktspielen der Rot-Weißen zum Einsatz, bis auf 1x dabei immer als Stammtorwart. International ist das Gerüst der Abwehr, gebildet aus dem tunesischen U21-Auswahlkicker Adli Lachheb (22), dem Tschechen Jan Benes (22) sowie Patrick Mouaya (25) aus dem Kongo, der für die A-Auswahl seines Landes in der WM-Qualifikation 2010 in einem Spiel zum Einsatz kam. Komplettiert wird dieser Kreis durch Philip Schubert (22). Für unsere ehemalige "Nr. 11" David Sieber begann die Saison mit 5 Startelfeinsätzen gut bis ihn eine Leistenoperation außer Gefecht setzte.
Im Mittelfeld sind Steve Finke (22), Routinier Ronny Hebestreit (35/4), Kapitän Nico Kanitz (29/9) etabliert. Toni Lindenhahn (19) wurde bereits lobend erwähnt, er drängt in diese Gruppe. Die CFC-Ehemaligen René Stark (29) und Thorsten Görke (32) haben wie Sieber mit Verletzungspech zu kämpfen. Im Angriff fehlt dem HFC ein "Torgarant". So reichen Thomas Neubert (29) 6 Tore zum Titel „Bester Stürmer“. Pavel David (31) kommt auf derer 5 und auf 4 Markus Müller (21), der mehr als ihm lieb war und ist als "Joker" fungiert. Selim Aydemir (19) mit Spielpraxis in der türkischen U19 kam über Kurzeinsätze nicht hinaus, auch Angelo Hauk (25) gelang noch nicht der erhoffte Durchbruch.
Der Kader ist mit 23 Sportfreunden eher kleiner, verglichen mit den anderen Staffelkameraden. Hier liegt aber auch eine der Stärken: Die Mannschaft wurde in den letzten 2 Jahren nur punktuell und "überschaubar" verändert. Das Team kann man durchaus als "eingespielt" bezeichnen. Das ist eine Kontinuität, die es in Halle nicht immer gab, die sich aber auszahlt. 26,4 Jahre im Schnitt zeugen von einem eher erfahrenen Aufgebot, allerdings mit einem guten Anteil an jungen Spielern wie Lachheb, Benes, Finke.
Die Einkaufsbilanz
6 waren gekommen. Am Besten kam bislang Patrick Mouaya (25) zurecht. David Sieber (22) hatte Verletzungspech, war zunächst gesetzt. Hauk und Aydemir blieben bislang Ergänzungsspieler, für Lindenhahn aus der eigenen A-Jugend mit nur 2 Einsätzen 2008/2009 bei den Herren ging es aufwärts. Jürgen Rittenauer (23/SC Freiburg II) ist wie erwartet Ersatz wenn Darko Horvat ausfallen sollte. Die Bilanz ist damit eigentlich eher unbefriedigend, allerdings brauchte das starke Aufgebot auch nicht unbedingt mehrere gute Griffe.
Prognose
Der HFC hat das Zeug bis zum Schluss um den Aufstieg mitzuspielen. Entscheidend wird sein, ob Halle gegen die Spitzenteams der Staffel erfolgreicher abschneidet als in der Hinrunde und Patzer wie bei Tennis Borussia (1:1) oder gegen Plauen (0:0) vermeidet. Als Verfolger zählen hier nur Siege. Wie der CFC haben die Saalestädter schlechtere Karten, denn sie müssen noch nach Babelsberg, Wolfsburg, Magdeburg reisen wobei der FCM in der aktuellen Verfassung für die Hallenser eine lösbare Aufgabe ist. Am Mittwoch hat man die Chance gegen einen (noch) direkten Mitkonkurrenten zu punkten und diesen vorentscheidend aus dem Rennen zu kicken.
Umfeld
Der Zuspruch ist ganz leicht gestiegen, bewegt sich derzeit bei rund 3.112 im Schnitt und stellt den zweitbesten der Nordstaffel knapp vor dem CFC dar. Highlight an den Stadionkassen war wie erwartet die Partie gegen Magdeburg mit 10.254 zahlenden Fußballfreunden und den fast schon obligatorischen Begleitumständen. Das letzte Heimspiel gegen Meuselwitz besuchten knapp 2.250 Zuschauer. Es waren in dieser Spielzeit auch schon mal weniger. Von einer richtig großen Euphorie ist nach wie vor nichts zu spüren.
Finanziell schwimmt der Verein im ruhigen Fahrwasser, kann mittlerweile als nicht gerade reich aber solide bezeichnet werden. Der Etat von rund 2,3 Mio. EUR ist abgedeckt, es wurde ein Kapital von rund 143.000 EUR erwirtschaftet. Die Zeiten von Schulden weit im sechsstelligen Bereich sind wohl erstmal vorbei.
Für den Stadionumbau sind momentan noch 2 Anbieter im Rennen. Zwischen diesen wird sich entscheiden, wer den Zuschlag für den durchaus lukrativen Auftrag erhält. Ob in der neuen Arena mehr Fußballfreunde den Weg zum HFC finden und die Leistungen der letzten 2,5 Jahre honorieren, bleibt abzuwarten.
