Zum Abschluss der Hinrunde wies der Spielplan das Duell des Tabellenführers aus Chemnitz mit dem Dritten aus Wolfsburg aus. Es war aufgrund starker Schneefälle die einzige Partie des Spieltags. Und es war ein Duell, das es erst in der letzten halben Stunde so richtig in sich hatte.
Chemnitz begann mit derselben Elf, die den Punkt in Leipzig geholt hatte, auch wenn Garbuschewski und Richter angeschlagen waren. VfL-Trainer Lorenz-Günther Köstner jammerte stattdessen schon unter der Woche, dass ihm mit Wolze und Kreuels 2 wichtige Spieler gesperrt fehlen werden und ihm deshalb eine Absage gelegen käme. Den Gefallen tat ihm Chemnitz aber nicht, mit fleißigen Helfern wurde trotz starker Schneefälle unter der Woche das Stadion von den weißen Massen befreit und der Rasen dank Heizung in saftiges Grün getaucht.
Da standen sich nun 2 Spitzenmannschaften gegenüber und neutralisierten sich weitgehend. Chemnitz hatte mehr Ballbesitz, konnte aber damit wenig anfangen, weil die jungen Wölfe sehr diszipliniert agierten und die Räume zu machten. Löwe, der aber viel ackerte, und insbesondere auch Garbuschewski waren weitgehend abgemeldet. Wolfsburgs Kontertaktik fruchtete ebenso wenig, so dass es in Hälfte 1 eigentlich keine echte Torchance gab.
Nach dem Seitenwechsel änderte sich das Bild zunächst nicht, auch wenn sich Wolfsburg mit einem guten Schuss von Granatowski bei Pentke (47.) wieder anmeldete. Nach rund einer Stunde wurde es nun interessant. Zunächst ging der etwas mitgenommene Dobry für Fröhlich, der aber erst einmal zu tun hatte, seine Beine unter Kontrolle zu bringen. So verstolperte er auch die mögliche Führung in Minute 62 und 2 Minuten später war VfL-Torwart Hitz bei einem Freistoß von Löwe auf dem Posten.
Im Gegenzug nahm das Unheil seinen Lauf: Trehkopf knickte beim Versuch, Scheidhauers Flanke zu verhindern um und die verwandelte Klos zum 0:1, weil Richter ihm viel zu viel Raum ließ. Trehkopf wird mit einer Kapselverletzung ausfallen, den Rückstand konnte der CFC wenigstens noch reparieren. Doch das dauerte, zunächst war Wolfsburg noch näher am 2:0 als Chemnitz am Ausgleich. Erst nach etwa 70 Minuten entdeckten die himmelblauen Spieler, dass heute auch Leidenschaft zum Spiel gehört. Das Publikum war etwas schneller und hatte schon etwas Leben in das noch in Halbzeit 1 recht stille Stadion gebracht. In den letzten 10 Minuten wurde die Fischerwiese dann trotz Kälte zu einem kleinen kochenden Kessel, denn die Hausherren streckten sich nun noch einmal, erarbeiteten sich Ecken und auch 1, 2 gute Möglichkeiten. Dann die 84 Minute: Flanke von Schaschko, Förster springt zusammen mit Torwart Hitz zum Ball, der lässt fallen und Schlosser netzt ein. Chemnitz jubelt, Wolfsburg protestiert, will eine Behinderung gesehen haben. Das Tor gilt, und Hitz und Klos kassieren Gelb. Es ist eine glückliche Entscheidung für den CFC - meist werden solche Szenen abgepfiffen.
Die Atmosphäre ist nun aufgeheizt. Auf der Tribüne eskaliert die Situation um den U23-Sportdirektor Pablo Thiam, der auf die Trainerbank flüchtet. Auf dem Rasen kämpfen beide Teams um den Sieg mit allen Mitteln, wobei es Wolfsburgs Polter übertreibt und nach hartem Einsteigen gegen Bankert mit Rot noch in Minute 90 vom Platz fliegt. Am Ende bleibt es beim 1:1. Wolfsburgs Trainer Köstner fühlt sich vom Schiedsrichter benachteiligt, hat aber wohl die ganzen kleinen Szenen vergessen, die der Schiedsrichter meist für Wolfsburg entschied. Bei ihm ist die Enttäuschung zu spüren, dass es mit dem schon sicher geglaubten Sieg doch nicht geklappt hat, denn wie schon letzte Woche kann Chemnitz mit dem Remis besser leben als der Verfolger.
Trotzdem darf man nicht verkennen, dass das Remis für Chemnitz auch glücklich war und ein Wölfe-Sieg durchaus verdient gewesen wäre. Denn die Himmelblauen agierten viel zu lange abwartend, mit zu wenig Leidenschaft und spielten dabei etwas zu unkonzentriert. Diesmal ist es gut gegangen, aber auch der nächste Gegner aus Plauen ist in der Lage, so etwas zu bestrafen... Und mit den Ausfällen von Trehkopf und Peßolat (5. Gelbe) wird es nur schwerer...
"Bis zum Gegentor hatte sich vieles neutralisiert. Wir haben uns heute nicht so gut in Szene setzen können. Wolfsburg stand hinten gut. Erst nach dem Gegentreffer ist meine Mannschaft aufgewacht und hat endlich Feuer und Leidenschaft gezeigt. Der Ausgleich ist verdient gefallen - wenn auch umstritten. Ich denke, es war ein Fangfehler von Hitz. Ich muss mir die Situation noch einmal im Fernsehen anschauen."
"Wir sind heute gegen die augenblicklich stärkste Mannschaft angetreten. Trotz dessen, dass uns zwei, drei Spieler gefehlt haben, sind wir hier mutig aufgetreten, haben unsere Chance gesucht und die Angriffsbemühungen der Chemnitzer stark eingeschränkt. Leider konnten wir uns vorn nicht so gut durchsetzen. Nicht unverdient sind wir dann in Führung gegangen und haben eigentlich auch gewonnen. Doch wir sind benachteiligt worden. Das 1:1 hätte so nicht gewertet werden dürfen. Jedes andere erzielte Tor wäre in Ordnung gewesen - jedoch nicht dieses. Letztendlich bin ich stolz auf meine junge Mannschaft."