Spielbericht

23. Spieltag - 2. Bundesliga - Saison 2000/2001
Chemnitzer FC
Chemnitzer FC
0:1
Rot-Weiß Oberhausen
Rot-Weiß Oberhausen

CFC bastelt weiter ohne Fortune an unglaublicher Negativserie

von Frank Neubert

Mittwochabend in Chemnitz - leichter Schneefall mit kalten Wind, Erinnerungen an den Eistod im Pauliblock von vor 4 Tagen ließen sogar den wetterfesten Fan erschauern. Dazu Schneeboden, ca. 3cm, der jeden Fan fragen ließ, warum das Spiel vor 3 Wochen überhaupt ausgefallen ist - und eine beeindruckende CFC-Bilanz, welche den letzten Heimpunkt am 03.11. letzten Jahres ausweist.
Als Gast trat mit Oberhausen eine der "Zugnummern" der Liga an und bei beiden Mannschaften gab es zudem noch eine ansehnliche Reihe von Ausfällen. So mußte der CFC auf Bittermann, Laudeley, Renn und Sobiech verzichten, aber auch Oberhausen mußte z.B. Obad und Baumann ersetzen.
Zeitgleich zum Leckerli auf der Fischerwiese strahlte das DSF eine InTeam-Reportage über den Niedergang des Chemnitzer FC's aus, womit jeder sofaanfällige Kuschelfan eine prima Ausrede für das Nichterscheinen im Stadion hatte. Alles in allen und unter Zuzählen sämtlicher Dauerkartenbesitzer erschienen 2300 Zuschauer, wobei die Kulisse an Chemnitzer RL-Zeiten und Gegner wie Zehlendorf oder Velten erinnerte.

Das Spiel plätscherte los und der CFC zeigte sich zumindest bemüht, als Hausherr aufzutreten. Da war aber erstmal RWO, das unbeeindruckt nach vorn spielte und die Chemnitzer in ihrer Hälfte beschäftigte. Nach diesen Anfangsminuten mit Gästefussball fing sich aber der CFC. Mehlhorn versuchte als Libero mit den Manndeckern Schmidt und Franke hinten dicht zu machen, was auch gar nicht mal so schlecht klappte. Das himmelblaue Mittelfeld wurde von Kluge und Göhlert beackert und vorn mühten sich mehr schlecht als recht Kujat und Lakies um Belebung. Aber man sah zumindest, das die Jungs wollten - höhere Ansprüche stellt man ja schon gar nicht mehr.
Die erste Chance des Spieles gab es in der 8. Minute. Nach einer Ecke springt Oswald am höchsten, welcher einen straffen Kopfball Richtung kurze Ecke schickt, aber RWO-Torhüter Adler hatte gut aufgepasst. Nach einer Viertelstunde Spielzeit Freistoss für die Himmelblauen - Tetzner knallt den Ball in die Mauer, Gewusel im Strafraum, und auf einmal liegt der Ball im Tor der Oberhausener. Doch der Treffer von Oswald bekam vom Schieri keine Anerkennung, da dieser vorher schon ein Foul gepfiffen hatte - das Schicksal des glücklosen Tabellenletzten als Fortsetzungsroman...
Dann durfte auch Oberhausen einmal ran und Hayer prüft den gut aufgelegten Ananiew im Chemnitzer Kasten. Das Wetter hatte weiterhin kein Einsehen und so schneite und träufelte es von oben herab. Die Fans störte es wenig und trotz der schmalen Besetzung kam Stimmung in der Südkurve auf - "Wir sind nur zum Feiern hier" tönte es durch das Rund...
Nach gut einer halben Stunde, in der der CFC die tonangebende Mannschaft war, kommt Kujat über die rechte Seite und bedient Lakies in der Mitte. Doch der blasse Goalgetter semmelt das Leder den Torhüter von RWO in die Arme, anstatt mit Ruhe einen plazierten Schuss anzubringen. Aber auch die Gäste zeigten, das sie noch da waren und schreckten mit einem Weber-Freistoss in der 45. Minute, welcher nur knapp am Pfosten vorbeiflog, den angefrorenen Teil der Zuschauer von den Plätzen auf. 0:0 zur Pause in einem dürftigen Zweitligaspiel.

Wer nun dachte, in Halbzeit Zwei wird alles besser und der CFC haut noch eine Schippe drauf, wurde bitter enttäuscht. Die Gäste gaben nun vermehrt den Ton an, scheinbar hatte Kleppingers Kabinenpredigt besser gewirkt als die Ansprache von Karkuth. Oberhausen war agiler und beweglicher und der CFC schaute sich das alles zurückgelehnt an.
Der Ex-Bochumer Achim Weber lieferte sich dabei mehrere packende Zweikämpfe mit Toni Ananiew, der zum Glück schon zu seiner alten Glanzform zurückgefunden hat. In der 50. Minute Ecke für RWO, Weber steigt hoch und köpft gegen die Laufrichtung von Ananiew, doch der Ball geht knapp am Tor vorbei. Mehrere andere gut vorgetragene Angriffe der Oberhausener blieben entweder in der himmelblauen Abwehr oder spätestens bei Ananiew hängen. Das CFC-Spiel war nun vollends eingeschlafen und eine halbe Chance durch Tetzner wurde schon freudig gefeiert. Überhaupt, die himmelblauen Fans übertrafen sich wieder einmal selber und versuchten trotz der tristen Kulisse und des pomadigen Spieles eine Laola-Welle anzufangen, welche nach paar Startversuchen auch ganz gut durch das Stadion lief, um dann wie so oft, an der Tribüne zu zerschellen. Trotz allen einfach kultig - Aussenseiter-Spitzenreiter hätte hier locker von der kleinsten Welle Deutschlands berichten können.
Dann kam die 75. Spielminute und wieder einer der Auftritte des Achim Weber. Der Stürmer bekommt nach einem Fehler von Franke den Ball sauber in den Strafraum serviert, zieht ab, doch Ananiew hält das Geschoss. Aber weit und breit kein Himmelblauer in Sicht, so daß Weber im Nachschuss endlich das Duell gegen den CFC-Keeper für sich entscheiden kann und RWO mit 1:0 in Führung geht.
Der CFC mühte sich noch einmal, das Spiel beeinflussen und drehen zu können, aber dafür war die gesamte Mannschaft heute einfach zu schwach. Aufgrund der besseren ersten Halbzeit wäre ein Remis sicher gerechter gewesen, aber dieses Hätte-Wenn-und-Aber kennen wir ja nun schon über die ganze Saison hinweg. Mehlhorn hatte mit einem Fernschuss die letzte CFC-Chance, und auch Weber durfte noch einmal in Vorfreude auf das 2:0 an Ananiew scheitern. Dann war Schluss und der CFC um eine absolut vermeidbare Heimniederlage reicher. Ein paar Spieler trabten trotz allen noch eine Ehrenrunde, wo sie von den Fans Trost gespendet bekamen, und auch Cotrainer Schulz kam am Zaun vorbei und monierte vor allem die enttäuschende 2. Halbzeit des Teams.

Fazit: Tja, was soll man noch sagen - wenn man beim Hochsprung 18 mal an der Höhe 2,00 gescheitert ist, stellt man irgendwann ernüchtert fest, das die eigene Leistung eben nicht für diese Marke ausreicht. Zumindest sollte man diese Gedanken bei der Bewertung des Wettkampfes einfließen lassen.
Der CFC hat nunmehr den zweifelhaften Rekord aufgestellt, seit 18 Spielen ohne einen Sieg dazustehen - tolle Wurst. Unverständlich ist dabei, wie manche Spieler trotz laufender Vertragsverhandlungen und etwaigen Wechselabsichten ihre Haut verkaufen - scheinbar leiden einige Himmelblaue noch immer an dem Syndrom, begnadete Zweitligafussballer zu sein. Trainer Karkuth meinte dazu in der Pressekonferenz: "Auf Grund der heutigen Leistung haben sich einige Herren aus den Vertragsverhandlungen für die neue Saison verabschiedet". Prost Mahlzeit, CFC

Wertung: 4,0

Bester Himmelblauer: Ananiev

23. Spieltag - 2. Bundesliga - Saison 2000/2001
Mittwoch, 21. März 2001, 19:00 Uhr
Fischerwiese, Chemnitz
Zuschauer: 2.360
Schiedsrichter: Kircher (Rottenburg)
Chemnitzer FC
T Ananiev
A Mehlhorn
A Franke
A Schmidt
M Kujat
M Kluge
M GöhlertGelbe Karte (76. Podunavac)
M Oswald
M Jendrossek (64. Podszus)
S Lakies
S Tetzner

Trainer: Karkuth
Rot-Weiß Oberhausen
T Adler
A Backhaus
A Quallo
A Ratkowski
M Chiquinho (81. Tchipev)
M Scharpenberg
M Luginger
M Judt
S HayerGelbe Karte (88. Langeneke)
S Toborg (87. Madzar)
S Weber

Trainer: Kleppinger
Tore
0:1 Weber (76.)