Spielbericht

Das Abenteuer 3. Liga hat begonnen. Am ersten Spieltag der neuen Saison holten die Himmelblauen beim 1. FC Saarbrücken ein glückliches, aber nicht unverdientes 1:1 (1:1). Ein Ergebnis, mit dem man zum Auftakt sicherlich gut leben kann.

Eine neue Liga ist wie ein neues Leben. So oder so ähnlich kann man die Eindrücke dieses ersten Spieltages zusammenfassen. Während man in den letzten Jahren mehr auf besseren Sportplätzen denn in richtigen Stadien vorspielte, bot das Ludwigsparkstadion doch gleich ein ganz anderes Ambiente. Die 35.000 Zuschauer fassende Arena stammt noch aus einer Zeit, in der Stadien noch imposante Bauwerke waren und in denen man spürt, dass es auch hier einmal eine „gute alte Zeit” gegeben hat. Die Kulisse mit 6.865 Zuschauern sowie zwei lautstarken Fanblöcken bot einen würdigen Rahmen für diese Auftaktpartie.
Chemnitz spielte in weiß und die Optik der Trikots ließ die Nostalgiker gleich wieder in Erinnerung an unsere „gute alte Zeit” schwelgen, ähneln sie doch sehr den Trikots aus erfolgreichen Zweitliga-Zeiten, als z.B. noch Flankengott Heiko Gerber oder Silvio Meißner durch das Sportforum wirbelten. Jetzt sind es Ronny Garbuschewski und Selim Aydemir, die für Wirbel sorgen und Stürmer Benjamin Förster in Szene setzen sollen. Neben den bekannten Gesichtern aus der Vorsaison kamen heute noch die Neuzugänge Thomas Birk und Florian Hörnig von Beginn an zum Einsatz.

Den ersten Aufreger gab es schon vor dem Anpfiff. Eine Schweigeminute wurde von den Chemnitzer Anhängern ignoriert und der fortgeführte lautstarke Support stieß auf Unverständnis beim Heimpublikum. Man muss dazu sagen, dass die Beschallungsanlage nicht funktionierte, man also den Stadionsprecher im Gästeblock überhaupt nicht verstanden hat, so dass viele von dieser Schweigeminute gar nichts mitbekommen haben. Allerdings hätte man nach den Pfiffen der Saarbrücker und nach einem Blick auf das Spielfeld noch genügend Zeit gehabt, den Support einzustellen, sofern man das gewollt hätte.

Dann ging es aber endlich los und es war ein munteres Spielchen, welches beide Mannschaften auf das saftige Grün zauberten, wenngleich es nicht hochkarätig war. Die linke Seite der Chemnitzer war mit den Neuzugängen Thomas Birk, Florian Hörnig und Selim Aydemir besetzt und sollte auch in der ersten Halbzeit die auffälligste sein, wenn auch nicht im positiven Sinne. Denn die Saarbrücker agierten in dieser ersten Hälfte fast nur über unsere linke Seite und insbesondere Birk sah dabei oftmals nicht gut aus. In den ersten 15 Minuten waren beide Mannschaften bemüht, aber nicht gefährlich. Aus Chemnitzer Sicht sind lediglich zwei Fernschüsse von Ronny Garbuschewski und Selim Aydemir zu erwähnen. Dann überließen die himmelblauen Helden mehr und mehr den Gastgebern das Feld und diese erspielten sich einige gute Chancen. Auffällig war, dass die Nr. 5 der Saarbrücker auf unserer linken Abwehrseite immer wieder völlig frei stand und ungehindert Flanken in den Strafraum schlagen konnte. Die daraus resultierenden Kopfbälle gingen aber glücklicherweise alle über das Tor.
Und dann kam die Zeit, in der sich Philipp Pentke auszeichnen durfte. Nach einem langen Einwurf sehen Hörnig und vor allem Richter überhaupt nicht gut aus und der Kapitän der Gastgeber steht auf einmal völlig frei vor Pentke. Der wartet lange und kann den eigentlich guten Schuss zur Ecke klären. Einige Minuten später stand Pentke wieder im Mittelpunkt, als er einen langen Ball in den Strafraum wegfaustet, dabei über Markus Fuchs fällt und verletzt liegen bleibt. Glücklicherweise konnte er nach einer kurzen Behandlung weiter spielen. Was auch gut so war, denn kurze Zeit später stand wieder ein Saarbrücker alleine vor ihm, wenn auch in stark abseitsverdächtiger Position, und wieder konnte Pentke klären.
In der 43. Minute zappelte der Ball dann folgerichtig doch im Tor der Himmelblauen. Eine Freistoßflanke flog in den Strafraum und während Pentke noch unsicher war, ob er rauskommen oder auf der Linie bleiben sollte, köpft Markus Fuchs den Ball platziert in die Ecke, da Trehkopf ihn nicht mehr entscheidend stören kann. Die Führung für Saarbrücken war jetzt völlig verdient und man bekam ein bisschen Angst davor, dass der CFC hier ordentlich unter die Räder kommen könnte. Doch das geschah nicht und noch vor der Halbzeitpause erinnerte man sich daran, ja auch noch einige Offensivspieler auf dem Feld zu haben und man bezog diese wieder in das Spielgeschehen ein. Nach einer Ecke, die zunächst abgewehrt wurde, flankt Garbuschewski erneut in den Strafraum und Benjamin Förster köpft den Ball auf das Tor. Der vom Torhüter abgewehrte Ball kommt zu Hörnig, der sofort reagiert und den Ball zu Andreas Richter schiebt, der diesen aus drei Metern nur noch über die Linie rollen muss. Der Ausgleich in der 45. Minute kam sicherlich etwas unerwartet und er spiegelt auch den Spielverlauf der ersten Halbzeit nicht gerecht wider. Aber den 400 mitgereisten CFC-Fans war das ziemlich egal und pünktlich zum Halbzeitgang an den Kiosk hatte sich der Zufriedenheitspegal wieder deutlich erhöht.

Die zweite Halbzeit begann unspektakulär und erst mit den Einwechslungen von Marcel Schlosser für den völlig untergetauchten Selim Aydemir und Pavel Dobry für Benjamin Förster kam mehr Schwung in die Partie und besonders in das Spiel des CFC. Der Club ließ nun wesentlich weniger Angriffe der Saarbrücker zu, die fast die gesamte zweite Halbzeit keine nennenswerte Torchance hatten, kam dafür selbst zu mehr Strafraumszenen. Ein Schuss von Tüting aus der zweiten Reihe ging aber über das Tor, ein Abspiel auf den wesentlich besser postierten Schlosser wäre hier wohl eine echte Alternative gewesen.
Mitte der zweiten Halbzeit musste Gerd Schädlich dann auf die Tribüne und durfte sich somit das Geschehen von oben anschauen, was in seiner Laufbahn sicherlich noch nicht so oft vorgekommen ist. Nach einem bösen Foul an Wilke, nach dem das Spiel bereits unterbrochen war, sah Ziemer zu Recht die Gelbe Karte. Gerd Schädlich war aber ob dieses Fouls so aufgebracht, dass er kurz auf das Spielfeld gelaufen war und seinem Unmut über diese Spielweise Luft gemacht hat. Das war dem Schiedsrichter wohl zu viel und er verwies den Trainer des Innenraums. Auch wenn diese Entscheidung regeltechnisch vertretbar ist, so war sie doch etwas übertrieben. Die Spieler störten sich daran aber nicht und spielten weiter nach vorn. Garbuschewski schickt Schlosser in den Strafraum, der kann den Ball aber gegen zwei Gegenspieler nicht unter Kontrolle bringen und somit auch nicht den in der Mitte völlig freistehenden Dobry bedienen.
In der 88. Minute ist es dann wieder Schlosser, der im Mittelpunkt des Geschehens steht. Bei einer verunglückten Abwehraktion, bei der zwei Saarbrücker Spieler übereinander fallen, reagiert er am Schnellsten, schnappt sich den Ball und schießt aus spitzem Winkel ins lange Eck. Dummerweise hatte er beim Umkurven des gerade fallenden Abwehrspielers seinen Arm ausgestreckt am Gegenspieler, so dass der Schiedsrichter die Szene sofort abpfiff und auf Freistoß für Saarbrücken entschied. Sicherlich eine harte Entscheidung, hatte der ausgestreckte Arm doch keinen Einfluss auf das Fallen des Gegenspielers. In dieser Szene aber von einem aberkannten Tor zu sprechen ist vielleicht trotzdem etwas übertrieben, hatte doch der Saarbrücker Torhüter sein Mitwirken am Spielgeschehen nach dem Pfiff des Schiedsrichters eingestellt. Ob der Ball auch unter normalen Umständen ins Tor gegangen wäre ist zumindest zweifelhaft.
Trotzdem war es die Riesenchance, hier wirklich drei Punkte einzusacken und den ersten Sieg in der 3. Liga zu holen. Quasi im Gegenzug hatte der Gastgeber aber noch die Chance, selbst das Siegtor zu erzielen. Nach einem Konter wird der Ball von der Grundlinie zurückgespielt und Ziemer braucht vom Elfmeterpunkt eigentlich nur noch lässig einzuschieben. Dieser versucht es aber mit Gewalt und drischt die Murmel in hohem Bogen auf die Zuschauerränge.

Fazit: Zusammenfassend kann man sagen, dass es ein ordentliches Spiel war und die Punkteteilung gerecht ist. Die erste Hälfte gehörte klar den Saarbrückern und selbst eine Führung mit drei Toren wäre zur Halbzeit gut möglich gewesen. Gerade in dieser Halbzeit hat man gemerkt, dass die 3. Liga doch ein anderes Kaliber ist als die Regionalliga und man sich hier gegen gestandene Mannschaften schon ganz schön strecken muss. Der CFC raffte sich aber wieder auf und besonders nach der Einwechslung von Schlosser war mehr Leben im Spiel. Am Ende hatten beide Mannschaften die große Chance, das Spiel noch für sich zu entscheiden, beide nutzten sie jedoch nicht. Aus Chemnitzer Sicht war es ein erfolgreicher Ausflug ins ferne Saarland und ein guter Einstand in Liga 3. Die Unstimmigkeiten, die es über weite Strecken noch gab, sollten sich in den nächsten Partien abstellen lassen und auch die Neuzugänge werden sich noch so integrieren, dass der Kampf um den Klassenerhalt erfolgreich bewältigt werden kann.
Die Euphorie in Chemnitz geht also weiter. Analog zu diesem Spiel verlief auch das erste Spiel der Vorsaison. In Plauen trennte man sich vom VFC 1:1-Unentschieden, auch damals egalisierte Andreas Richter die Führung der Gastgeber. Bereits unmittelbar nach dem Schlusspfiff begannen schon einige Fans zu Träumen …

Wertung: 3

Beste Himmelblaue: Pentke, Garbuschewski, Schlosser

» zur Bildergalerie...