Spielbericht

2. Spieltag - 3. Liga - Saison 2011/2012
Chemnitzer FC
Chemnitzer FC
1:2
SC Preußen Münster
SC Preußen Münster
von Erik Büttner

Da freut man sich den halben Sommer auf dieses 1. Heimspiel in der 3. Liga, das Wetter zeigt sich ausgerechnet am Spieltag von seiner besten Seite und dann das: Mit einer hochverdienten 1:2 Niederlage gegen den Mitaufsteiger SC Preußen Münster schickt der Chemnitzer FC seine Zuschauer wieder nach Hause.

Noch haben nicht alle der über 5.300 auf den Rängen der Fischerwiese ihren Platz eingenommen, da prangt schon ein 1:1 von der altehrwürdigen Anzeigetafel in der Südkurve. Als erstes sind die Münsteraner und ihr nicht unerheblicher Anhang oben auf. Chemnitz verliert am Anstoßpunkt schnell den Ball, Preußen-Spieler Siegert zieht aus über 30 m ab und Chemnitz‘ Hintermannschaft inklusive Torwart Pentke sieht zu, wie der Ball gemächlich im Tor einschlägt. Auf den Rängen sind die Zuschauer noch damit beschäftigt, das gerade Gesehene zu verarbeiten, da läuft der Angriff des CFC über Dobry auf der rechten Seite. Seinen Pass kann am 5m Raum Garbuschewski nicht verwerten, der anschließende Kopfball von Schlosser sieht auch eher unbeholfen aus, findet aber Garbuschewski, der im Sitzen blitzschnell schaltet und den Ball im Tor versenkt. Gespielt sind keine 120 Sekunden und jetzt sind die Himmelblauen wieder auf – sollte man meinen. Das Spiel bleibt zunächst interessant und kurzweilig. Der Ball läuft zwischen den Torräumen gut und Chemnitz ist noch einigermaßen in Normalform. Doch nach dem die Spielzeituhr eine Viertelumdrehung vollzogen hat, kommt Münster immer mehr ins Spiel. Und auf einmal liegt der Ball wieder im Chemnitzer Netz. Vunguidica zieht ab, Trehkopf fälscht ab, der Ball klatscht an die Querlatte, Siegert schaltet schneller als Birk und versenkt gegen den chancenlosen Pentke den Ball abermals im Tor (20.). Diese 2 Münsteraner Tore sind bezeichnend für den Rest des Spiels. Denn Münster ist stets gedanklich schneller als die Chemnitzer Akteure.
Nach dem erneuten Rückstand geht dann nicht mehr viel bei den Himmelblauen. Wenn es Offensivaktionen gibt, dann laufen die über rechts und Garbuschewski. Der für Aydemir in die Startelf gerückte Schlosser kann kaum Akzente setzen, auch weil er stets den unsicheren Birk aushelfen muss. Aber es sind nicht einzelne Spieler, sondern die komplette Mannschaft, der an diesem Tag nichts gelingt. Chemnitz muss ständig nur den Preußen nachlaufen und schafft sich nach Balleroberung keine Entlastung durch Gegenangriffe. So bleiben die Chancen auf beiden Seiten eher rar. Die Ausnahme bildet ein Lupfer von Münsters Güvenisik, der zum Glück in den langen Armen über Pentkes Kopf (24) landet. Für Chemnitz ist ein Schuss von Förster die beste Chance (40.).

Die Halbzeitpause ist Zeit der Hoffnung auf Besserung in der 2. Spielhälfte. Chemnitz kommt früh auf den Platz. Doch das ist das einzige Mal, dass die Hausherren die Nase vorn haben. Das Spiel des CFC wird dagegen immer desolater. Das Stellungsspiel stimmt überhaupt nicht, so dass Chemnitz immer wieder die Preußen-Spieler mit dem Ball vorbeiziehen lassen muss. Die Abwehr gleicht einem Hühnerhaufen, der nur mit Glück einen weiteren Rückstand verhindert. Pässe kommen selbst über kurze Strecken oder in völliger Unbedrängnis viel zu oft beim Gegner an oder sind zu ungenau, so dass der Empfänger gerade so noch an den Ball kommt, ihn aber nicht mehr kontrolliert spielen kann. Da ist es logisch, dass kaum Offensivaktionen zustande kommen, denn der Ball schafft es einfach nicht bis Förster, Dobry oder später Henning. So resultiert die einzig nennenswerte Chance auch aus Einzelaktionen von Birk (56.) und Tüting (86). Selbst die Standards finden nur noch die Beine der Gegner. Münster muss noch nicht einmal viel mehr tun, als solide Fußball zu spielen. Sie stehen sicher, machen die Räume eng und lauern auf Fehler des CFC, die der auch mit schöner Regelmäßigkeit begeht. Dann schwärmen Vunguidica und Güvenisik aus. Zum Glück für Chemnitz steht Vunguidica mit Vorliebe im Abseits, während Güvenisik im Privatduell mit Pentke immer wieder unterliegt. So werden die letzten Minuten für die himmelblauen Zuschauer zur Qual. Hoffnung auf den Ausgleich hegen nur noch die großen Optimisten, viele andere sehen eine ziemlich platt wirkende Mannschaft und kaum ein Aufbäumen gegen die drohende Niederlage. Die einen Stimmen ein Pfeifkonzert an, andere flüchten sich in Floskeln wie, „Das wird schon wieder.“ Die Aufstiegseuphorie jedenfalls ist erst einmal dahin…

Wie bewertet man nun dieses Spiel…? Es ist sicher falsch nach diesem Spiel alles zu verteufeln. Man sollte sich jedoch auch nicht in Zweckoptimismus a la „Das wird schon noch.“ flüchten. Es gibt viele Baustellen in der Mannschaft und die müssen Trainer und Mannschaft bis zum Spiel am Samstag in Heidenheim unbedingt abstellen. Die Schwächen haben auch nichts mit stärkerer Liga und so zu tun, Dinge wie einen Pass sicher und zielgenau an den eigenen Mann bringen oder ein geordnetes Stellungsspiel muss man auch in den untersten Klassen beherrschen. Eigentlich kann man sowas über ein paar wenige Wochen Sommerpause auch nicht verlernen. Deshalb bleibt die Hoffnung, dass es einfach nur ein rabenschwarzer Tag für das Team war. Also Mund abwischen und auf in den Kampf gegen Heidenheim. Die verlorenen Punkte müssen zurückgeholt werden…

Wertung: 4,0 (das schlechteste Spiel des CFC seit einigen Monaten)

Bester Himmelblauer: entfällt

Pressestimmen

Freie Presse

Starker Anfang - schwaches Ende

[..] Das Heimspieldebüt der Chemnitzer hatte gleich mit zwei Paukenschlägen begonnen. Keine Minute war vergangen, da lag der Ball bereits im CFC-Tor. Benjamin Siegert hatte aus etwa 30 Metern abgedrückt. Torhüter Philipp Pentke zeigte keine Reaktion. "Das geht klar auf meine Kappe. Ich habe die Flugbahn des Balls falsch eingeschätzt", gestand er ein. Doch wie schon in Saarbrücken gelang den Himmelblauen kurz danach der Ausgleich. [..] Doch anstatt mit der Euphorie des Ausgleichstreffer weiter energisch nach vorn zu spielen, ermöglichten die Gastgeber durch individuelle Fehler den Münsteranern immer wieder Kontermöglichkeiten. Eine davon nutzte erneut der agile Siegert, gegen den Rene Trehkopf klare Schnelligkeitsnachteile besaß, zur 2:1-Führung. [..] In der Folgezeit wirkte der CFC sichtlich geschockt und musste gegen Preußen Münster mehr reagieren als wie angekündigt selbst aggressiv nach vorn zu spielen. Abstimmungsfehler in der Abwehr ermöglichten so den Westfalen immer wieder gefährlich zu kontern. [..]

Münstersche Zeitung

Der bessere Neuling - SCP gewinnt 2:1 in Chemnitz

Wenn dieses Spiel typisch war für die 3. Liga, dann wird die neue Klasse des SC Preußen allen Fußballfans in Münster große Freude bereiten. Ein spannendes und teils hochklassiges Match sowie zwei Blitztore, wie sie selten im Profifußball vorkommen, waren die Basis des verdienten 2:1 (2:1)-Erfolgs beim Chemnitzer FC. [..] Den von Fascher beschworenen Hexenkessel bekam Keeper Daniel Masuch zu spüren, als ihn die CFC-Fankurve freundlich mit „Fliegenfänger, Fliegenfänger“ begrüßte. Ein Attribut, das eher auf seinen Gegenüber Philipp Pentke zutraf. 26 Sekunden nach dem Anpfiff zog Benjamin Siegert einfach aus 40 Metern ab, der schlecht postierte Torwart reagierte nicht – schon zappelte der Ball im Netz. [..] Im Gegenzug bekamen Patrick Huckle, Patrick Kirsch und Clément Halet weder Benjamin Förster noch Ronny Garbuschewski in den Griff, letzterer setzte konsequent nach und düpierte im Fallen aus vier Metern Masuch (2.). Unglaublich! [..] In diesem Wahnsinnsspiel konnte einen nichts mehr überraschen, selbst diese Szene nicht: Vunguidica zog aus 17 Metern harmlos ab, doch Andreas Richter fälschte die Kugel so unglücklich ab, dass Pentke sie nur an die Latte lenkte. Und den Abpraller köpfte wer ein? Klar, Siegert. [..] Doch abzuschreiben waren die vom frenetischen Publikum angepeitschten Hausherren keineswegs. Nach einer halben Stunde zogen sie ein Powerplay erster Güte auf, in dessen Verlauf Marcel Schlosser die beste Chance vergab (31.). [..] Den Himmelblauen war die wachsende Ungeduld nach der Pause anzumerken, der Kulisse erst recht. Das kam Münster gelegen, zumal Kühne und Jens Truckenbrod vor der Abwehr die Kontrolle übers Geschehen an sich rissen. Chemnitz fiel nichts ein. [..]

MDR-Online

Chemnitz verliert zu Hause

[..] Erst nach einer Viertelstunde beruhigte sich das Spiel, das zu Beginn mit viel Tempo und Härte geführt wurde. Doch bald klingelte es erneut: Vunguidicas abgefälschten Schuss konnte Keeper Pentke noch an die Latte Lenken, bei Siegerts Abstauber-Kopfball war er aber dann machtlos. Der Schock saß diesmal tiefer. [..] Etwas später fing sich Chemnitz wieder und stemmte sich erneut gegen die Niederlage. Schlosser und Förster kamen zu Chancen, nach der Pause allerdings lief in der Offensive nicht mehr viel. Der CFC war zwar über weite Strecken feldüberlegen, gegen Münsters Abwehrriegel war jedoch kein Kraut gewachsen. Stattdessen hätte Münster den Sack mehrfach zumachen können bzw. müssen (68./75.).


Trainerstimmen

Gerd Schädlich (MDR-Online):
"Es war eine schlechte Anfangsphase mit kuriosen Gegentoren, von denen wir uns nie erholt haben. Wir wurden im Laufe der Begegnung immer nervöser und verkrampfter. Wir konnten Münster immer weniger in Gefahr bringen. Wir werden das Spiel auswerten und schnell abhaken. Denn so viele Fehler, wie wir heute im Spielaufbau gemacht haben, kann man eigentlich gar nicht machen."

Marc Fascher (MDR-Online)
"Wir wussten, dass uns ein heißer Tanz bei einem heimstarken Gegner erwartet. Entscheidend waren die Einstellung meiner Mannschaft, die Zweikampfstärke und wie sie die gegnerischen Flanken klären konnte. Im Spiel haben wir schnell umgeschaltet, es dann aber versäumt, den Sack schnell zuzumachen. Es war ein hartes Stück Arbeit. Wir können aber zufrieden nach Hause fahren."

2. Spieltag - 3. Liga - Saison 2011/2012
Dienstag, 02. August 2011, 18:30 Uhr
Fischerwiese, Chemnitz
Zuschauer: 5.334
Schiedsrichter: Robert Kempter (Sauldorf)
Chemnitzer FC
T Pentke
A Bankert
A Richter
A Trehkopf
M BirkGelbe Karte (65. Aydemir)
M Wilke (46. Tüting)
M Hörnig
M GarbuschewskiGelbe Karte
M Förster (65. Henning)
M SchlosserGelbe Karte
S Dobry

Trainer: Schädlich
SC Preußen Münster
T Masuch
A Duah
A Kirsch
A Halet
A Huckle
M KühneGelbe Karte
M Truckenbrod
M Siegert (64. LooseGelbe Karte)
M Ornatelli
M VunguidicaGelbe Karte (62. Heise)
S Güvenisik (88. Riemer)

Trainer: Fascher
Tore
0:1 Siegert (1.)
1:1 Garbuschewski (2.)
1:2 Siegert (20.)