Vierzehn Spieltage sind in der 3. Liga bisher absolviert, und für den himmelbauen Aufsteiger steht nach dem 1:2 in Darmstadt eine düstere Bilanz im Buch der guten Taten. Dem holprigen Start in die neue Spielklasse entrann man mit vier Siegen in Folge, doch jetzt schlägt die erste Negativserie aufs Gemüt: es wurde zum dritten Mal hintereinander verloren. Der bittere Beigeschmack entsteht vor allem dadurch, daß man - wie schon gegen Aalen - nicht gegen einen furios aufspielenden Gegner verlor, sondern gegen einen Konkurrenten auf Augenhöhe. Der Club machte einen Fehler zuviel und brachte sich somit um einen jederzeit möglichen Punktgewinn. Ein Remis beim biederen Mitaufsteiger SV Darmstadt wäre nämlich dicke drin gewesen.
Zur Überraschung der ca. 700 mitgereisten Fans konnte Gerd Schädlich doch auf Torjäger Benjamin Förster zurückgreifen, der sich letzte Woche das Knie verdreht hatte. Der CFC begann im altehrwürdigen Böllenfalltorstadion engagiert, gab in den ersten Minuten bei herrlichsten Herbstwetter sogar den Ton an. Leider verpufften diese frühen Aktivitäten wirkungslos und das Spiel pendelte sich beiderseits auf niedrigem Niveau ein. Darmstadt kam besser ins Spiel, ohne jedoch zu überzeugen. Zu viele Aktionen blieben auf das Mittelfeld beschränkt, echte Torgefahr versprühten beide Teams nicht. Einzig Wölk - der im Sommer noch zur Probe beim CFC vorspielen dufte - verbreitete Gefahr. Seinen Freistoß (24.) lenkte Pentke mit einer Glanzparade um den Pfosten. Als sich die 5.800 Zuschauer, darunter gut 700 Chemnitzer, mit einem 0:0 zur Pause bereits abgefunden hatten, passierte doch noch etwas. Mit einer Fußabwehr parierte Pentke zunächst den Schuß von Hübner (40.), warf sich auch erfolgreich dem Nachschuß von Hesse entgegen - und obwohl die ganze Abwehr in dieser Zeit hätte aufrücken können, vollendete Hübner nach Querpass ungestört am langen Pfosten. Ein selten dämliches Gegentor, und das auch noch kurz vor dem Pausenpfiff.
Die Halbzeitpause nutzte Gerd Schädlich, um taktisches Neuland zu betreten. Tüting blieb in der Kabine, Schlosser rückte auf die zentrale Position und auf der linken Außenbahn bekam Birk seine Chance. In einem Spiel zweier schlechter Teams sah der Club nun wenigstens phasenweise nur wie das zweitschlechtere aus. Großchancen gab es trotzdem keine. Umso überraschender fiel dann der plötzliche Ausgleich. Förster gurkte sich durch den Strafraum, schob den Ball quer und der aufgerückte Wilke vollendete am langen Pfosten zum 1:1! Ein leistungsgerechtes Remis. Keiner glänzte, keiner ackerte, beide Tore aus dem Nichts. Doch das müde Patt sollte in der 75. Minute zerstört werden. Ein Wölk-Freistoß auf Höhe der Mittellinie (!) wird lang und länger und segelt bis zum Kopf von Latza. CFC-Verteidiger sind keine in Sicht und auch Pentke kommt mit der Körpersprache "der geht eh vorbei" aus dem Kasten - und plötzlich zappelte der Ball am langen Posten im Netz. Was für eine Kopfball-Bogenlampe! Entsetzen bei den Himmelblauen, große Freude bei den Hessen. Schädlich warf in den letzten Minuten noch Peßolat und Henning ins Spiel, leider ohne jede Wirkung.
Fazit: Nach dem Zwischenhoch mit 4 siegreichen Spielen in Folge ist der CFC derzeit wieder hart auf dem Boden der 3. Liga gelandet. Niederlagen gegen Gegner auf Augenhöhe - wie Aalen und Darmstadt - tun besonders weh, auch wenn mit Dobry und Aydemir wichtige Offensivkräfte fehlen. Es gilt, schnell wieder in Tritt zu kommen und den Abstand auf die bösen Tabellenpätze zu vergrößern. Gegen Bielefeld gibt es dazu am Freitag die beste Gelegenheit. Die Arminia müht sich derzeit vehement, dem Tabellenkeller zu entkommen. Ein deutlicher Strich durch diese Rechnung wäre die passende Chemnitzer Antwort...
"Wir sind sehr glücklich über diesen Sieg, den wir uns fest vorgenommen haben. Wir haben aber noch nichts gewonnen und durchleben dennoch eine schwierige Phase. Die Mannschaft hat für die drei Punkte hart gearbeitet. Die Führung in der ersten Hälfte war verdient. Die zweite Halbzeit war dann ausgeglichener. Aber nach dem 1:1 sind meine Jungs wieder gut zurückgekommen. Sieht man die Anzahl der klaren Chancen, haben wir verdient gewonnen."
"Wir haben eine sehr schwache erste Halbzeit gespielt. Die Mannschaft zeigte kaum Zug nach vorn. Es war kein Leben im Spiel. Wir haben fast auf das Gegentor gewartet. In der zweiten Hälfte waren wir deutlich aktiver und haben auch gezeigt, warum wir bisher 17 Punkte errungen haben. Somit kam der Ausgleich nicht überraschend. Auch danach waren wir ordentlich in der Partie. Das 1:2 nach einem Standard, bei dem wir richtig gepennt haben, hat uns wieder zurückgeworfen. Wer wie wir in der ersten Halbzeit auftritt, hat es nicht verdient, hier einen Punkt zu holen."
