Vorbericht

14. Spieltag - 3. Liga - Saison 2011/2012
SV Darmstadt 98
SV Darmstadt 98
2:1
Chemnitzer FC
Chemnitzer FC

CFC-Comeback am "Böllenfalltor" nach über 12 Jahren...

von Timo Görner

...denn am 31.07.1999 traten die Himmelblauen als damaliger Zweitligaaufsteiger beim Drittligisten zum DFB-Pokal-Aufgalopp an, siegte mit 4:2. Der Traditionsverein aus Hessen hat wie der CFC schwierige Zeiten hinter sich.

Die letzten Jahre unseres Gegners

Ende der 70er und Anfang der 80er Jahre war die "Glanzzeit" des SV. 1978 und 1981 gelang der Aufstieg in die 1. Bundesliga, die man postwendend wieder verlassen musste. Bis 1993 konnte zumindest die Liga 2 gehalten werden, traf man 1992/1993 in der "Mammut-Saison" dieser Spielklasse auch auf den CFC. Von den 24 Gemeinschaften war man am Ende 24. 1998 stieg man auch aus der drittklassigen Regionalliga Süd ab und begann so ein wenig das Dasein als "Fahrstuhlmannschaft" zwischen Liga 3 und 4. Zweimal gelang die Rückkehr in die Drittklassigkeit in den Jahren 1999 und 2004. 2007 der bislang letzte Gang in die 4. Liga. Zumindest gelang 2008 die souveräne Qualifikation (1.) für die neue Regionalliga. Es folgten 2 Jahre erfolgreicher Abstiegskampf, für die Ansprüche zu wenig. Mehr sollte dann wie beim CFC in der 3. Saison gelingen. Verdienter Lohn für harte Arbeit auf sportlicher und finanzieller Ebene. Begleitet waren diese Jahre auch von wirtschaftlichen Turbulenzen. Im Juni 2009 konnte ein Insolvenzantrag nur durch den Kampfgeist von Fans wie Verantwortlichen zurückgezogen werden. Dazu war es im März 2008 gekommen, da Lohnsteuer und Versicherungsbeiträge nicht abgeführt wurden.

Die letzte Saison unseres Gegners

Am letzten Spieltag wurde der Aufstieg perfekt gemacht, musste man im Gegensatz zum CFC "etwas länger zittern". Nach dem "großen Wurf" sah es lange nicht aus. Erst nach Spieltag 31 wurde erstmals die Tabellenführung erobert und nicht mehr abgegeben. Die härtesten Konkurrenten waren Drittligaabsteiger Stuttgarter Kickers und der irgendwie "unaufsteigbare" KSV Hessen Kassel. Grundstein für den Staffelsieg war die Frühjahrsrunde. Am 24.02.2011 kassierte man in Stuttgart die letzte Niederlage. Eingeschlossen dem mussten 5 sieglose Begegnungen nach der Winterpause verzeichnet werden. Lediglich 4 Remis wurden verbucht, dreimal mit 1:1. Als kaum noch einer so richtig mit den "Lilien" rechnete und man selber wohl schon nicht mehr dran glaubte, drehte man richtig auf. 9 Siege in Folge und 25:8 Tore ließen die Blau-Weißen an die Spitze marschieren. 1 Spiel vor dem Finale hatte man sich eine solide Ausgangsposition verschafft, Kassel bereits geschlagen und gegenüber Stuttgart 2 Punkte Vorsprung – aber 6 Tore weniger. Man löste die Aufgabe aber souverän, deklassierte Memmingen mit 4:0. Ein Remis hätte Rang 2 bedeutet. Wie in Münster und Chemnitz mobilisierte das entscheidende Heimspiel die Massen, hier mit 17.000. Als Heim- und Gastmannschaft stellte man das jeweils zweitbeste Kollektiv, die zweitbeste Defensive und die (nur) fünftbeste Offensive. Im Hessen-Pokal scheiterte man bereits im Kreispokal Darmstadt als Qualifikation im Finale gegen Lokalrivale Rot-Weiß mit 0:1.

Delegierungen für diese Saison

Es hat sich viel getan. 17 Spieler wurden neu verpflichtet, dafür sind 12 gegangen.

In der Abwehr verdient der Türke Tunay Acar (32) eine Erwähnung, er wechselte in die Heimat zu Erstligist Bursaspor. Im Mittelfeld verlor man mit Sven Sökler (26) einen Leistungsträger an den neuen Staffelkameraden Saarbrücken. Er zeichnete für 8 Tore und 7 Vorlagen verantwortlich. 5 Tore in den letzten 6 Begegnungen. Boris Kolb (31) spielt jetzt in Wiesbaden in der II. Daniele Toch (23/Worms) zog es vor in der Südstaffel zu bleiben. Im Angriff gab man keinen echten Aktivposten ab. Mit dem Marokkaner Abdelaziz Ahanfouf (33) verließ ein durchaus bekannter höherklassig aktiver Kicker den Verein nach nur einem halben Jahr wieder, ohne neuen Verein. Nach Stationen in Liga 1 und 2 mit Duisburg, Rostock, Unterhaching, Mainz und Bielefeld heuerte er im Januar bei den Darmstädtern an. Zuvor seit September 2010 ohne Job.

Bei den Neuen vermisst man sogenannte "Hochkaräter", was aber der Vereins-Philosophie irgendwie nicht entsprochen hätte. Bei der beachtlichen Anzahl an neu engagierten Balltretern ein Blick auf die bislang Etablierten: In der Abwehr sind dies Andreas Gaebler (25) aus Wilhelmshaven, Julian Ratei (23/1860 München II). Im Mittelfeld verdienen Benjamin Baier (23/RB Leipzig), Matthias Heckenberger (28/Nürnberg II), Kevin Wölk (26/Rot-Weiß Ahlen), Preston Zimmerman (22/Mainz 05 II) und Danny Latza (21/Schalke 04 II) eine Erwähnung. Im Angriff sind es Rudolph Hübner (25) und Marcus Steegmann (30) aus Koblenz. Immerhin 4 Akteure aus U23 Mannschaften. Baier schaffte somit im Gegensatz zu RB den Sprung in Liga 3. Steegmann versuchte bei mehreren Bundesliga-Vereinen den Durchbruch, schaffte diesen dort aber trotz guter Ansätze irgendwie nicht.

Der Trainer

Kosta Runjaic (40) ist für uns ein noch weitestgehend unbeschriebenes Blatt. Er übernahm die Mannschaft Ende März 2010. Damals noch im Kampf um den Erhalt der Regionalliga. Nach 2 Niederlagen in den ersten beiden Spielen ging es aufwärts zum Klassenverbleib. Die Grundlage für den späteren Aufstieg. Ab 2002 beim DFB als Stützpunktrainer begann die "eigentliche" Trainerlaufbahn Juli 2004 bei der II. des 1. FC Kaiserslautern. Nächste Station war Wehen/Wiesbaden mit U23 und U19. Im September 2008 der Wechsel zum VfR Aalen als Co-Trainer. Hier durfte er für 1 Spiel als Interim-Cheftrainer wirken. Vereine als Spieler waren der FSV Frankfurt und Türk Gücü Rüsselsheim.

Die Mannschaft

Nr. 1 im Tor ist Kapitän Jan Zimmermann (26). Das Gerüst in der Abwehr bilden Fouad Brighache (29), Andreas Gaebler (27), der Türke Cem Islamoglu (31) und Julian Ratei (23). Im Mittelfeld finden sich zu der Kategorie Benjamin Baier (23), Uwe Hesse (23), Danny Latza (21), Matthias Heckenberger (28), der US-Amerikaner Preston Zimmerman (22) und Kevin Wölk (26), der ja bekanntlich auch beim CFC ernsthaft im Gespräch war und hier zum Probetraining weilte. Dahinter kommen Akteure wie Sascha Amstätter (33) und der Nigerianer Henry Onwuzuruike (31). Im Angriff ist Marcus Steegmann (30) mit 2 "Buden" bislang der erfolgreichste Akteur. Dem einen oder anderen vielleicht noch aus "alten Regionalliga"-Zeiten von 2002 bis 2005 bekannt. Da spielte er für die II. des Hamburger SV, 1. FC Köln und Borussia Dortmund und erzielte für jeden der genannten Vereine jeweils 1 Tor gegen uns. Ihm folgt Rudolph Hübner (25), bislang 1x als Torschütze registriert. Mit Oliver Heil (23) fällt ein potentieller Stammspieler noch bis November 2011 aus, im Vorjahr mit 12 Toren in 24 Spielen einer der Protagonisten für den Aufstieg. Mehrere Akteure haben einen "Nordost-Bezug": Andreas Gaebler spielte 2009/2010 in Magdeburg, Henry Onwuzuruike von 2004 bis 2006 in Erfurt. Benjamin Baier wiederum kickte in der abgelaufenen Saison beim starken Regionalliga-Aufsteiger RB Leipzig. Torgefährlichster Akteur ist Danny Latza mit der Bilanz von 3 Toren. Mit 27 Spielern hat man 4 mehr im Aufgebot als der CFC. 25,2 Jahre sind fast exakt auf Augenhöhe mit der Schädlich-Truppe.

Die aktuelle Saison bislang

Ziel ist der Klassenerhalt, den so zeitig wie möglich. Nach 3 Spieltagen wurde die Schwere der Aufgabe noch mal richtig bewusst, war erst 1 Punkt gezeitigt worden. Der Heim-Auftakt gegen Zweitligaabsteiger Osnabrück ging daneben (0:1), in Sandhausen (0:2) wurde ebenfalls verloren. Dafür war man gegen Aalen (1:1/A) besser als wir. Kompensiert wurde dies durch ein Zwischenhoch. Sieg Nr. 1 wurde gegen den zweiten Ex-Zweitligisten Bielefeld (5:1) eingefahren, in Wiesbaden (1:0) beim Hessen-Derby überrascht und gegen die bislang starken Regensburger (1:1) auch nicht verloren. Lohn zwar zwischenzeitlich Rang 8. Die bislang beste Phase, danach ging es wieder nach unten. Aus den anschließenden 7 Begegnungen wurde 1 Sieg gezeitigt, im Aufsteigerduell gegen Münster (2:1). Bitter dabei das Burghausen-Spiel mit einer verspielten 2:0-Führung auf eigenem Rasen (2:3). In Saarbrücken wurde zudem die höchste Saisonniederlage (0:4) kassiert. In Heidenheim (1:2) und Unterhaching (0:1) ging man zuletzt leer aus. Das Spiel am Samstag hat somit schon mal "richtungweisenden Charakter". Es folgen Spiele gegen direkte Konkurrenten im Abstiegkampf mit Oberhausen (A), Jena (H) und Babelsberg (A). Als Platz bauende Gemeinschaft bilanziert man ausgeglichen, "von allen jeweils 2". Schwachpunkt die Auswärts-Planerfüllung, hier ist man mit 5 Niederlagen in 7 Spielen z. Z. relativ deutlich im Rückstand und zeigt sich mit 3:12 Toren vor allem offensiv ausbaufähig. 13:19 Treffer insgesamt sprechen für eine "einigermaßen befriedigende Offensive", die Defensive ist etwas "über dem Strich". Im Hessen-Pokal ist man erstmal als Drittligaaufsteiger neben Offenbach und Wehen/Wiesbaden "nur qualifiziert". Den holte man übrigens bereits 6x, zuletzt 2008.

Prognose

Es bleibt beim Abstiegskampf, der möglicherweise bis zum vorletzten oder letzten Spieltag. Vor allem auswärts muss sich gesteigert werden. Das Zeug zum Klassenerhalt sollte die Mannschaft haben. Tipp: es reicht am Ende ganz knapp.

Das Umfeld

Es "brummt" bei den "Lilien". Aktuell kann man bemerkenswerte 8.400 zahlende Besucher im Schnitt am "Böllenfalltor" vermelden. Mehr hat nur Osnabrück mit rund 11.000. Konstant über 8.000 Zuschauer in den ersten 3 Heimspielen ohne Spitzenposition zu haben, bestätigt, dass die Euphorie aus den letzten Spielen 2010/2011 weiter Bestand hat. Burghausen fiel mit 5.800 etwas ab, dafür sorgte Offenbach im ersten von 2 Hessen-Derbys diese Saison mit 15.000 Fußballfreunden für den Zuschauerrekord. Gegen den CFC sollte man am Samstag mit zumindest wieder gut 7.000 plus x rechnen. Das die positive Seite der Medaille, die andere sieht eher negativer aus. Der DFB verdonnerte den Club vor wenigen Tagen zu einer Geldstrafe von 5.500 EUR. Grund waren Vorfälle bei den Spielen in Aalen, Erfurt und gegen Offenbach - Pyrotechnik in Aalen und gegen den OFC, beim Auswärtsspiel in Erfurt veranstalteten ein paar reisende Darmstädter Fußballfreunde die "dritte Halbzeit" mit den "Erfurter Kollegen" zur Pause der Begegnung. Auch in Darmstadt wird um eine moderne Arena gekämpft, hält die traditionsreiche 1921 eröffnete Anlage nicht mehr aktuellen Ansprüchen stand. Die "Lilien"-Fans wünschen ein reines Fußballstadion, hier liegen wir schon mal knapp vorn. 1978 war das Stadion auf 30.000 Zuschauer erweitert worden, die Investitionen bescherten dem Verein einige finanzielle Engpässe. Derzeit sind noch 19.000 zugelassen. Der aktuelle Status erinnert stark an den CFC. Auf der einen Seite die Befürworte eines "Neu-Umbaus", auf der anderen die, welche weiter nur "Schlaglöcher ausbessern wollen". Der Aufstieg in die 3. Liga hat auch in Darmstadt für Bewegung gesorgt. Zumindest wurden Maßnahmen ergriffen um den Drittligabetrieb zu gewährleisten. Der Etat der Darmstädter beziffert sich auf rund 3 Mio. EUR. Hauptsponsor ist mit der "Software AG" ein weltweit bekanntes und als solches tätige Software-Unternehmen.
14. Spieltag - 3. Liga - Saison 2011/2012
Samstag, 22. Oktober 2011, 14:00 Uhr
Stadion am Böllenfalltor, Darmstadt
Zuschauer: 5.800
Schiedsrichter: Steinberg (Münchingen)


Tore

Die Tabellenverläufe

Tabellenhistorie

Der Vergleich

SV Darmstadt 98 Chemnitzer FC
16Tabellenposition13
12
13
0,9
Pkt.
Spiele
Pkt. pro Spiel
17
13
1,3
3 (23,1%)
7 (53,8%)
Siege
Niederlagen
5 (38,5%)
6 (46,2%)
13:19
1,0:1,5
Tore
Tore pro Spiel
15:17
1,2:1,3
5:1 gegen Arminia Bielefeld (H)Höchster Sieg2:0 gegen Kickers Offenbach (H), SV Werder Bremen II (A)
0:4 gegen 1. FC Saarbrücken (A)Höchste Niederlage0:3 gegen SpVgg Unterhaching (A)
n-S-U-n-nDie letzten SpieleS-s-U-n-N
2 Niederlagen in Folge
3 Spiele in Folge ohne Sieg
Aktuelle Serien2 Niederlagen in Folge
3 Spiele in Folge ohne Sieg
2 Spiele in Folge ohne eigenen Treffer

Die Bilanz

 ZahlSUNTore
Alle Spiele52126:7
Heimspiele21012:1
Auswärtsspiele31114:6
Ligaspiele41122:5
Pokal-/Relegationsspiele11004:2

Der Ergebnisrückblick

1991/19922. Bundesliga Süd8. SpieltagSV Darmstadt 98 - Chemnitzer FC0:0 (0:0)
1991/19922. Bundesliga Süd19. SpieltagChemnitzer FC - SV Darmstadt 982:0 (0:0)
1992/19932. Bundesliga17. SpieltagChemnitzer FC - SV Darmstadt 980:1 (0:1)
1992/19932. Bundesliga40. SpieltagSV Darmstadt 98 - Chemnitzer FC4:0 (1:0)
1999/2000DFB-Pokal1. RundeSV Darmstadt 98 - Chemnitzer FC2:4 (0:2)

Links zum Gegner