Erst Kreisklasse, dann Weltklasse
von Steffen Höfer
Der CFC mußte am Freitag abend beim 1.FC Nürnberg die 3. Auswärtsniederlage in Folge hinnehmen. Das goldene Tor schoß Beliakov in der 36. Minute zum 1:0 Endstand vor 25.500 Zuschauern, darunter etwa knapp 1.000 Fans aus Chemnitz.
Christoph Franke änderte das Team vom Spiel gegen Mainz nur auf einer Position, Jendrossek durfte für Wienhold ran. Der CFC stand von Anfang an unter starkem Druck und schon in der 2.Minute hatte Hobsch die erste Großchance, die Ananiev allerdings vereiteln konnte. Die Nürnberger konnten im Mittelfeld nach belieben kombinieren und spielten sich eine Großchance nach der anderen heraus. Bernd Hobsch köpft an den Pfosten und Beljakov kann völlig freistehend den Ball im leeren Tor nicht unterbringen. Dann folgte eine Serie von Freistößen, die allesamt sehr knapp waren oder vom Chemnitzer Keeper nur mit Mühe entschärft wurden. Das Tor war nur eine Frage der Zeit und in der 36. Minute köpft Beliakov völlig freistehend nach einer Flanke von Hobsch zum 1:0 ein. Mit Mühe und Not retteten die Chemnitzer das 1:0 in die Halbzeit. Zu diesem Zeitpunkt hätte es durchaus schon 3:0 oder gar 4:0 stehen können. Beim sehr zahlreich angereisten Chemnitzer Publikum war die Enttäuschung natürlich groß, ob der Leistung ihrer Elf in der ersten Halbzeit.
In der Pause muß es dann wohl etwas lauter in der Kabine geworden sein, denn plötzlich herrscht im Frankenstadion verkehrte Welt. Die Chemnitzer bestimmten nun klar das Geschehen und Nürnberg kam teilweise minutenlang nicht mehr aus der eigenen Hälfte heraus. Auf einmal lief der Ball wunderbar über mehrere Stadionen und fast alle Zweikämpfe wurden gewonnen. Nach einem langen Pass auf Marco Dittgen steht dieser plötzlich völlig frei vor Andreas Köpke und knallt das Leder nur an die Latte. Kurze Zeit später, nach einer Ecke von Tetzner, ist es wieder Marco Dittgen, der aus 5 Metern völlig frei vorm Tor zum Kopfball kommt, aber Andi Köpke mit Weltklasseparade. Der Nachschuß von Kujat wurde gerade noch so von einem Nürnberger abgeblockt. In dieser Phase des Spiels konnte man seinen Augen kaum trauen, wie der CFC die Nürnberger förmlich an die Wand spielte, denn nach der 1.Halbzeit hatte dies sicherlich keiner erwartet. Wieder ist es Marco Dittgen, der mit einem Kopfball aus etwa 8 Metern an Andi Köpke scheitert. Die Nürnberger blieben aber auch in dieser Phase gefährlich und nachdem Christoph Franke das Team noch einmal in der Offensive verstärkt hatte, kamen die Franken zu einigen sehr guten Konterchancen. Ein abgefälschter Schuß landet auf der Oberkante der Latte und kurze Zeit später ist es noch einmal Hobsch, der aus einigen Metern den Ball per Kopf nur ganz knapp neben den Pfosten setzt. Trotzdem waren die Gäste immer noch die überlegene Mannschaft und kurz vor Schluß ist es Danilo Kunze, der erneut völlig frei vor dem Nürnberger Kasten auftaucht und den Ball nur um Millimeter am Nürnberger Tor vorbeischießt. Mit allen was man hatte wurde nun gestürmt, aber es sollte leider nicht mehr reichen und so blieb es schließlich beim sicherlich verdienten 1:0 für die Franken.
Fazit: Ein wirklich hervorragendes Zweitligaspiel mit vielen Großchancen, kaum grobe Fouls, temporeiches Spiel und einer fantastischen Kulisse. Sehr erfreulich dabei, daß fast 1.000 Chemnitzer den Weg an einem Freitag abend nach Nürnberg fanden. Die Stimmung die dabei von den himmelblauen Fans ausging, war wirklich fantastisch und erinnerte etwa an das Hinspiel in Osnabrück. Zur Leistung unserer Mannschaft kann man nur sagen: zwischen Kreisklasse und Weltklasse. Zwei unterschiedlichere Halbzeiten kann es eigentlich kaum geben und nach einer desolaten Vorstellung in der 1.Hälfte, konnte Nürnberg am Ende mit den 3 Punkten hochzufrieden sein. Am Ende hätte es durchaus auch 4:4 stehen können, aber was die beiden Torhüter an Glanzparaden zeigten, war absolute Weltklasse. Neben Ananiev war Karsten Oswald der mit Abstand beste CFC-Spieler auf dem Platz. Er erstarrte im Gegensatz zu manch älterem Spieler nicht in Ehrfurcht und war der zweikampfstärkste Spieler in den Reihen der Himmelblauen. Bleibt die Erkenntnis, daß auswärts wohl diese Saison nicht sehr viel zu holen sein wird, besonders mit so einer Leistung wie in der 1.Halbzeit. Sollte der CFC allerdings an die 2.Hälfte anknüpfen können, dann ist vielleicht schon in Cottbus der erste Auswärtspunktgewinn drin.
Wertung: 1,5 (Temporeiches Spiel mit sehr vielen 100%igen Chancen und fantastischer Stimmung im Stadion.)
Beste Himmelblaue: Ananiev, Oswald
Pressestimmen
Freie PresseAufsteiger wacht viel zu spät auf
KickerRespekt torpedierte Plan des Trainers [..] Franke musste laut werden
6. Spieltag - 2. Bundesliga - Saison 1999/2000
Freitag, 24. September 1999, 19:00 Uhr
Frankenstadion, Nürnberg
Zuschauer: 25.500
Schiedsrichter: Hauer
1. FC Nürnberg
T Köpke
A Lösch
A van Eck
A Nikl
M Leitl
M Störzenhofecker
M Feinbier
M Stoilas (58. Günther)
M Krzynowek
S Beliakov
S Hobsch (89. Grasser)
Trainer: Rausch
Chemnitzer FCT Ananiev
A Laudeley
A Bittermann
A Mehlhorn
M Kujat (76. Jörg Schmidt)
M Köhler
M Jendrossek
M Oswald
M Tetzner
S Skela (82. Kunze)
S Dittgen
Trainer: Franke
Tore
1:0 Beliakov (37.)