Der Chemnitzer FC hat bei dem nach oben schielenden SC Preussen Münster einen hochverdienten Auswärtssieg eingefahren. Dank der Tore von Fink (15. Saisontreffer!), Löning und Stenzel konnte im 9. Anlauf endlich auch im Preussen-Stadion einmal gejubelt werden. Zudem gelang nach dem
3:1 in Dortmund (September 2014) endlich wieder ein Chemnitzer Auswärtssieg! Und ganz nebenbei: mit den jetzt eingesammelten 46 Punkten ist auch das Saisonziel "rechtzeitig 45 Punkte einfahren!" erreicht.
Karsten Heine musste vor dem Spiel seine Abwehr umbauen, denn Endres und Poggenberg fehlten wegen Gelbsperren (beide 5. gelbe Karte). Röseler bekam in der Innenverteidigung, und der frisch gebackene, zweifache guatemaltekische Nationalspieler Cincotta auf der linken Außenbahn das Vertrauen. Bereits nach vier Minuten lag der Ball im Münsteraner Tor, aber Schieri Dingert hatte - zurecht - bei Finks flinken Abschluss nach Türpitz-Zuspiel auf Abseits entschieden. Auf der Gegenseite fackelte Reichwein nach einem Ballverlust von Ofosu nicht lange und zielte knapp neben den Pfosten. Danach tasteten sich beide Teams ab, der Gastgeber agierte bedächtig, der Club war um Kontrolle bemüht. Bis zur 20. Minute, denn da schlug Conrad einen langen Ball aus der CFC-Hälfte nach vorn, Hergesell verlängerte per Kopf in Richtung eigenes Tor und Fink sagte herzlich Dankeschön - mit einem Lupfer über Masuch knipste er zum 0:1! Es war sein
83. Treffer für den Chemnitzer FC! Zehn Minuten später legte der CFC-Kapitän nach einem abgefangenen Angriff quer auf Sturm-Partner Löning, und der schob lässig zum 0:2 in die lange Ecke ein! Großer Jubel beim himmelblauen Anhang! Sollte hier wirklich etwas gehen? Bei den Preussen, wo noch nie etwas ging!?
Der SCP, immer noch in Schlagdistanz zum Relegationsplatz, schien zunächst erlegt. Aber dann kam den Westfalen Schiedsrichter Dingert zu Hilfe. Zwei Minuten nach dem Löning-Tor duellierten sich Scheffel und Hoffmann am Rande des CFC-Strafraumes. Hoffmann sank zu Boden und der Unparteiische zeigte überraschend auf den Punkt. Ein Elfmeter-Geschenk! Pentke ahnte die Ecke, aber gegen den strammen Schuß von Bischoff hatte er keine Chance - nur noch 1:2. Beinahe wäre diese Ungerechtigkeit im Gegenzug korrigiert worden. Fink schlenzte einen Freistoß gekonnt um die Mauer - der Ball prallte an den Pfosten und von dort an den Rücken von Masuch. Anstatt aber ins Netz zu hopsen, hoppelte das Leder vor die Arme des Preussen-Keepers, der sich die Kugel vor Löning sicherte. Die Partie war jetzt spannend, regelrecht prickelnd. Bei der nächsten Gelegenheit musste Pentke sein ganzes Können zeigen, Piossek zog aus gut 25 Metern einfach mal ab (38.), aber mit einer feinen Flugparade faustete "Penne" den Ball zur Ecke. Eine Minute später lag das Spielgerät doch im himmelblauen Netz - und wieder hatte Schieri Dingert eine Aktie daran. Langer Flugball vom SCP, Röseler und Reichwein gehen in den Zweikampf, der Chemnitzer spitzelt die Murmel in die Arme des Preussen-Spielers, der sich damit den Ball vorlegt und ins lange Eck zum 2:2 einschiebt. Energische Proteste vom Club, Pentke kassierte dafür den gelben Karton, aber der irreguläre Treffer zählte. So ärgerlich der Zwischenstand auch war, die Westfalen unterstrichen kurz vor dem Pausentee, dass der Gleichstand nicht unverdient war - nach einer Ecke kam Schmidt völlig frei zum Kopfball, Pentke kratzte den Ball mit einer grandiosen Heldentat von der Linie!
Nach dem Wiederanpfiff tasteten sich beide Teams erneut erst einmal ab. Der Club schaute sich an, was Münster zu bieten hatte. Aber da kam nicht viel vom vermeintlichen Aufstiegsaspiranten. Und so wurde eben die Gunst der Stunde genutzt und nach 58 Minuten ein feiner Angriff inszeniert. Fink und Löning lockten im Zusammenspiel die SCP-Abwehr auf die linke Seite, dann rochierte die Kugel nach rechts zu Türpitz, der sich im Übersteiger und im Abschluß versuchte. Den letztlich abgeblockten Schuss erwischte der aufgerückte Stenzel, der unvermittelt draufhielt - halb Heber, halb Schlenzer - Masuch wedelte mit einer Pranke in der Luft herum und verlängerte die unaufhaltsame Flugbahn weiter ins eigene Netz. Toooor! 3:2 für den Club! Es war zwar noch eine halbe Stunde zu spielen, aber für den verunsicherten Gastgeber war nun der Ofen aus. Große Gelegenheiten gab es nur noch vor dem Preussen-Tor, und es war bedauerlich, dass hier nicht das 4:2 oder gar 5:2 gefallen ist. Fink (74.), Löning (80.), Ofosu (80.), Löning (84.), Danneberg (84.) hatten allesamt hundertprozentige Möglichkeiten für ein weiteres Tor auf dem Schlappen. Der Sieg des CFC geht damit völlig in Ordnung und sollte Anreiz für so manchen Zuschauer sein, sich für nächsten Samstag sein Ticket für das Ostderby gegen Erfurt zu sichern! Immerhin gibt es nach diesem Sieg plötzlich wieder gute Aussichten, in dieser Saison nicht nur auf einem einstelligen Tabellenplatz einzukommen, sondern auch noch das bestplatzierte Ost-Team der 3. Liga zu werden!
"Wir haben in den ersten dreißig Minuten ein richtig gutes Spiel hingelegt. Wir haben versucht, die Münsteraner früh zu stören, was uns hervorragend gelungen ist. Dazu gelangen uns auch noch zwei Tore, die uns verdient in Führung gebracht hatten. Innerhalb von sieben Minuten war der Vorsprung durch unglückliche Tore wieder dahin gewesen und Münster somit wieder im Spiel. Dann hatten wir kurz vor der Pause etwas Glück und einen guten Torhüter, um nicht noch ein drittes Gegentor zu bekommen. Imponiert hat mir aber ganz besonders, wie wir ab der 46. Minute wieder unseren Spielfaden gefunden haben und aggressiv und lautstark agierten. Am Ende, so denke ich, haben wir verdient gewonnen und sind außerordentlich froh darüber."
"Den Spielbeginn habe ich etwas anders gesehen. Nach fünf Minuten hatten wir eine richtig gute Chance durch Reichwein, um in Führung gehen zu können. Dann wäre das Spiel sicher etwas anders gelaufen. Durch Fehler in der Defensive gerieten wir in Rückstand. Mit etwas Glück, unter anderem durch den Elfer, kamen wir mit dem 2:2 wieder zurück ins Spiel und moralisch in eine gute Position. Eigentlich hatte ich mir dadurch einiges für die zweite Halbzeit versprochen, aber dann bekommen wir durch einen individuellen Fehler wieder das 2:3. Das hat die Moral der Mannschaft doch etwas gebrochen. Auch haben unsere Wechselspieler zu wenig gemacht. Unterm Strich war das kein Auftritt für eine Spitzenmannschaft. Schade, dass wir uns mit dieser Leistung aus der Spitzengruppe verabschieden müssen."