Münster ringt noch um den Aufstieg
von Erik Büttner
Seit 24 Jahren wartet der SC Preußen Münster auf die Rückkehr in die Zweite Liga. Genauso lang wartet der CFC auf einen Sieg in Münster, in sieben Spielen sprangen maximal zwei Remis heraus. Sonderlich groß sind die Chancen auch in diesem Jahr nicht, denn Münster wird alles dafür tun, um seine Aufstiegshoffnungen zu wahren.
Die Saison bislang
Als sich der CFC und der SCP an Spieltag 13 auf der Fischerwiese trafen, lag hinter dem ambitionierten Preußen Münster ein durchwachsener Saisonstart, der durch die Niederlage in Chemnitz nicht besser wurde. Doch danach kamen die Adler in Schwung. Es folgten acht ungeschlagene Spiele mit fünf Siegen. Unter den geschlagenen Mannschaften war keine Laufkundschaft: Bielefeld wurde zu Hause mit 3:1 besiegt, Duisburg mit 1:0. Etwas enttäuschend war vielleicht, dass gegen Kellerkind Dortmund II nur ein Remis (1:1/A) heraussprang. Diese kleine Serie katapultierte die Nordwestdeutschen in der engen Tabelle in die Aufstiegszone und an Spieltag 18 sogar auf Platz 1. Erst im letzten Spiel vor den Weihnachtsferien setzte Energie Cottbus beim 2:1 Heimsieg der Münsteraner Erfolgsserie ein Ende.
Aus der Winterpause kam der SC Preußen mit drei Neuzugängen und zwei Siegen im Heimspielduett gegen Dynamo (2:1) und zur besonderen Freude, gegen Osnabrück (2:0). Doch danach klemmte die Säge. In den folgenden sieben Spielen wurde nur Regensburg (3:0) besiegt. In Erfurt (0:1), zu Hause gegen Kiel (1:3) und zuletzt in Halle (3:0) setzte es Niederlagen. Die Remis gegen Großaspach (1:1/A) und insbesondere Mainz II zu Hause lassen die Bilanz nicht viel besser ausschauen. Gegen Mainz holte man sich den fast schon schmeichelhaften Punkt sogar erst in der Nachspielzeit durch einen Elfmeter.
Im eigenen Stadion ist Münster gut, aber nicht sehr gut. 10 gewonnene Spiele gegen 3 Remis und 2 Niederlagen bedeuten Platz 5 vor dem CFC. Mit 45 erzielten Toren liegt man noch im oberen Drittel der Tabelle. 36 Gegentreffer unterbieten 6 Mannschaften, unter anderem der CFC.
Nachdem im Winter der SC Preußen Münster schon gut auf Kurs Zweite Liga war, droht er sie nun in der entscheidenden Saisonphase zu verspielen. Vier Punkte auf den Relegationsplatz und fünf Zähler auf den direkten Aufstiegsplatz zwei sind schon nicht mehr knapp, aber noch aufholbar. Doch dafür muss Münster insbesondere in den Duellen gegen die direkten Konkurrenten Duisburg (A) und Stuttgart (H) ansprechende Leistungen zeigen, dabei aber auch gegen die vermeintlich Kleinen aus Dortmund und Unterhaching Konzentration wahren. Jeder Fehltritt kann nun der entscheidende sein…
Als Trostpflaster für einen eventuell verschenkten Aufstieg kann wenigstens der Westfalenpokal noch herhalten. Am 29. April steigt das Halbfinale gegen die Sportfreunde Lotte. Im Finale würde dann Bielefeld oder der SC Verl zum Tanz bitten.
Delegierungen im Winter
Im Winter kamen drei neue Spieler. Münster errettete Thorsten Schulz aus der Finsternis des Lößnitztals. Der 30-jährige Abwehrmann kam zuvor in seinem halbjährigen Engagement im Erzgebirge auf nur drei Einsätze plus zwei im DFB-Pokal. In Münster stand er seit seinem Wechsel in allen Spielen über die volle Distanz auf dem Feld. Schulz ist auch der einzige gewinnbringende Neuzugang. Abwehrmann Aaron Berzel (22) aus Darmstadt ist verletzt und brachte es nur auf zwei Einsätze. Der Stürmer und isländische U21-Nationalspieler Emil Atlason (21) kam von KR Reykjavik und hatte drei kurze Einsätze, in denen ihm wenigstens eine Vorlage gelang.
Die Mannschaft
Im Tor hat Maximilian Schulze Niehues (26) das Münsterander Urgestein Daniel Masuch verdrängt. Dem 37-jährigen wurde eine Handverletzung im späten Herbst zum Verhängnis. In Halle saß Masuch nicht mal mehr auf der Bank, weil der SCP den dritten Torhüter Marco Aulbach (21) zur Erfüllung der U23-Regel benötigte. Am Samstag gegen den CFC werden aber die Karten neu gemischt: Schulze Niehues ist nach einem ungerechtfertigten Platzverweis - Kollege Schulz hätte vom Platz fliegen müssen – trotzdem für ein Spiel gesperrt. Masuch wird wohl den Joker ziehen und ins Tor zurückkehren.
Die Abwehr baute Trainer Ralf Loose (52) immer mal wieder um. Zuletzt beorderte er Simon Scherder (22) aus der Innenverteidigung ins defensive Mittelfeld. Marc Heitmeier (30) übernahm für ihn. Auch Fabian Hergesell (29) war neu. Echte Konstanten sind aktuell nur Winterneuzugang Thorsten Schulz und Ersatzkapitän Dominik Schmidt (27/4 Tore). Auch Aaron Berzel und Kevin Schöneberg (29) mischten im Aufstellungspoker zuletzt ordentlich mit.
Im Mittelfeld wackelt neben Masuch ein weiteres Urgestein des SCP: Kapitän Jens Truckenbrod (35) fand sich zuletzt immer mal auf der Bank wieder. Die konstanten Größen sind Mehmet Kara (31), bisher in allen Spielen auf dem Platz und sechsmal vorm Tor erfolgreich, sowie Marcus Piossek (25), der zweimal fehlte und fünfmal traf. Dahinter kommt Chefstratege Amaury Bischoff (28/9 Tore/5 Vorlagen), bis zum Winter Truckenbrod, Auswechselkönig Benjamin Siegert (33) sowie Erik Zenga (22). Erwähnenswert ist auch noch Philipp Hoffmann (22), der es auch auf 24 Einsätze bringt, dabei aber 13 Mal eingewechselt wurde.
Die Sturmführer sind der Holländer Rogier Krohne (28) und Marcel Reichwein (29). Beide haben je achtmal getroffen und stellen sich damit in der internen Torjägerliste hinter Mittelfeldmann Bischoff an. Abdenour Amachaibou (28) bringt es wie Reichwein auf 18 Einsätze aber nicht einmal ein Drittel der Spielzeit. Torerfolge kann er in diesem Jahr auch noch nicht vorweisen. Neuzugang Emil Atlason ist wohl eher Perspektivkader.
Mit 27,8 Jahren im Schnitt hat Münster den ältesten, oder wohlwollender, den erfahrensten Kader. 26 Mitglieder im Kader sind dagegen ähnlich wenige, wie beim CFC (24).
Die Ausfälle
Die Verletztenliste beim SC Preußen ist recht lang. Aktuell sind Michael Holt (29/Angriff/Achillessehnenverletzung), Erik Zenga (22/Mittelfeld/Syndesmosebandriss), Patrick Kirsch (34/Abwehr/Knieprobleme), Aaron Berzel (22/Abwehr/Mandelentzündung) und Kevin Schöneberg (29/Abwehr/Gelenkbeschwerden) außer Gefecht. Dazu fällt, wie schon erwähnt, Torhüter Maximilian Schulze Niehues gegen den CFC aufgrund einer Rot-Sperre aus.
Das Umfeld
Die Zuschauerzahlen in Münster sind schon Zweitligareif. Bisher kamen in den 15 Heimspielen im Schnitt 9.730 Zuschauer. Da noch 4 Heimspiele ausstehen und nur noch 6.000 Besucher zur Gesamtzahl des Vorjahres fehlen, wird Münster erneut einen deutlichen Zuschauergewinn um mindesten 1.000 Besucher pro Spiel ausweisen können. Zweimal war die 14.300 Besucher fassende Hütte dabei ausverkauft, natürlich in den Nachbarschaftsduellen gegen Bielefeld und Osnabrück. In der Liga-Rangliste liegt Preußen Münster damit auf Platz 4 zwischen Duisburg (11.869) und Rostock (9.094). Die mitreisenden CFC-Fans dürfen sich wohl auf 8.000 bis 9.000 gegnerische Kehlen einstellen.
Das Stadion ist ein wenig die Achillesferse Münsters in den Zweitligaplänen. Schon jetzt darf die alte Arena aus Lärmschutz-Gründen nur mit Sondergenehmigung ausverkauft werden. Die Westkurve ist gänzlich gesperrt. Etwas Bewegung in die Neubaupläne ist im März gekommen. Die Stadt Münster will den Bebauungsplan zugunsten des Stadionstandortes ändern und damit rechtliche Sicherheit schaffen. Außerdem wurde ein Modell für die neue Arena entwickelt. Doch wie sich Modelle ändern können, wissen wir im himmelblauen Lager nur zu gut und wie lang die Zeitschiene vom Modell bis zum fertigen Stadion sein kann, auch...