Spielbericht

7. Spieltag - 3. Liga - Saison 2015/2016
SG Dynamo Dresden
SG Dynamo Dresden
1:0
Chemnitzer FC
Chemnitzer FC

Déjà-vu mit unschönem Ende

von Michael Mally

September. Die zwei in der Spitzengruppe der 3.Liga platzierten Vertretungen der Dynamos und der Himmelblauen treffen zum Punktspiel an der Elbe aufeinander. Alles wie gehabt – und das blieb das Motto des Nachmittags, bevor der Unparteiische in den Schlussminuten unbedingt noch zum Gesprächsthema Nummer eins unter den Anhängern der Gäste werden wollte. Doch zuvor blieb ausreichend Zeit für jede Menge Altbekanntes.

Altbekanntes beim Drumrum: Der Einlass wie immer mit Verbesserungspotenzial in den Abläufen und trotz aller langwierigen Gängeleien nicht erfolgreich, weshalb zu Beginn doch Rauch aufstieg. Der Gästebereich sehr gut, aber doch bei weitem nicht so gut verkauft wie vor Jahresfrist. Dafür aber lautstark und mit einer sehr hohen Quote guten Supports für die eigenen Farben. Und: äußerst schick in Blauweiß gehüllt – die Motto-Shirts als Kassenschlager und optisch klasse. Anders als vor Jahresfrist auch die Dynamo-Seite im Stadion: eine halbherzige Choreo zum Thema SGD-FSV und danach das große Schweigen. In den zehn Minuten nach dem Führungstor und gegen Ende war der weltberühmte K-Block mal zu vernehmen, musste die Heimseite aufgefordert werden, die eigene Mannschaft „noch schön zu feiern“. Enttäuschend, wenn man den Ruf und z.B. auch die letztjährige Atmosphäre zum Maßstab nimmt.

Altbekanntes dann auch auf dem Rasen. Beim CFC die zu erwartende Startelf, die in den ersten 10 Spielminuten gut zu tun hatte, die schwungvoll beginnenden Dynamos in den Griff zu bekommen. Was alsbald gelang, weshalb ab etwa Minute 15 nur noch die Gastmannschaft für Spielkultur sorgte. Jederzeit alles im Griff hatte, den Dynamos null Entfaltung gestattete (ein paar wenige Szenen vor allem nach Fehlpässen der Guten, die mit schnellem Umkehrspiel beantwortet wurden) und sich selbst immer wieder ansehnlich aus der Defensive befreite und nach vorn kombinierte. Altbekannt leider auch das Manko dieser nicht neuen Beschreibung, die man so z.B. auch zum Magdeburg-Spiel lesen konnte: auf den letzten 20 Metern vor des Gegners Kasten ist dann Schluss mit Schönspielerei, läuft man sich fest, spielt den Fehlpass, hat einen Fuß des Gegners im Weg, der es sich hinten gemütlich macht. Ergebnis: Chancen auch für den CFC – Fehlanzeige. Die Spielerei letztlich brot-, die Offensive insgesamt harmlos. Zu umständlich, zu viel Klein-Klein, zu wenig direkter Zug zum Tor.

Daran ändert sich auch zu Beginn der zweiten Halbzeit nichts. Auffällig aber, dass die Himmelblauen nun nicht mehr so eng am Gegner stehen, ein, zwei Meter Platz lassen, auch mal neben- oder gar hinterherlaufen. Und so kam, was kommen musste: Nach einem ersten Torschuss für den CFC im Spiel der erste ernsthafte Angriffsversuch der Schwarz-Gelben, die nochmal energisch nachsetzen, auch beim Kopfballduell zwingend den Ball wollen und die Ablage zur Führung nutzen. Für den MDR sicher hochverdient, für alle anderen eher etwas überraschend. In der Folge findet der CFC auch für den Rest des Spieles die beruhigende Ordnung aus Hälfte eins nicht wieder, geht -spielstandangemessen- etwas mehr Risiko und hat hier und da entweder blickige Abwehrspieler oder auch mal Glück, dass Dynamo seine Konter schlampig zu Ende spielt. Zur Unordnung trugen auch die Wechsel bei: Sowohl Kehl-Gomez als auch Cappek mit dem Beleg dafür, dass die dritte Liga für beide aktuell zu schnell spielt. So tickt die Uhr runter, vergibt der CFC ein paar wenige halbe und durch Fink eine sehr gute Chance, bereiten die schwarz-gelben Anhänger allmählich die heute komisch dezenten Feierlichkeiten anlässlich der abermaligen 3 Punkte in dem Unentschieden-Spiel vor. Folgt die Schluss-Ouvertüre, die mit der Einwechslung von Dynamos 22 beginnt.

Der bringt neben seiner Dynamik eine gehörige Portion Aggressivität auf den Platz, provoziert hier, teilt da aus, kämpft wie gewohnt mit allen Mitteln um jeden Ball. Als die Dynamos eine Ecke zum Zeitschinden nutzen, drückt der 22er Fink zu Boden, wälzt sich auf ihn, drückt noch mal nach. Ergebnis: Fink, der heute ohnehin nur ein Schatten seiner selbst war, noch weiter hinten als bislang agierte, langsam und irgendwie von Beginn an geschwächt wirkte, ist verletzt raus, Tekerci darf munter weiter provozieren. Es bleibt des Unparteiischen (der bis zur 89.Minute vernünftig pfiff, viel laufen ließ, vielleicht paar Kleinigkeiten bei unterschiedlichen Bewertungen von ähnlichen Szenen hatte) Geheimnis, warum er den 22er nicht spätestens nach der Fink-Szene einbremst. Dass er Tekerci für sein Sperren Gelb und Freistoß für Chemnitz, zugleich aber Rot für Kunz gibt, ist dann der Paukenschlag zum Finale. Entweder sieht er eine Tätlichkeit, dann sind die Strafen für den Dresdner Unsinn. Oder er erkennt zutreffend, dass Tekerci Kunz in den Weg läuft. Dann ist die Rote Quatsch. Wie dem auch sei: eine teure Schlussphase für den CFC, welche die Emotionen auf den Rängen nochmal hochkochte. Belustigend und traurig zugleich, wie auf beiden Seiten im guten Gefühl der Sicherheit vor der anderen Herde hinter Netz und Plastebahnen gepost wird. Nach dem Schlusspfiff eine Portion Applaus für die Spieler, die zur Gästekurve kommen und wie im Vorjahr oder in Magdeburg oderoderoder die Erkenntnis, dass hier mehr drin war.

Und so ist auch das Fazit eine Wiederholung. Die Defensive steht, sieht man von der sehr oft sehr offenen rechten Seite ab. Dem ist ein absoluter Toptransfer, holt todsicher selbst unwahrscheinliche Bälle raus, ist immer präsent. Auch Kunz ein absolut sicherer Rückhalt, der Penne auf dem Platz schon längst vergessen lässt. Bleibt die Offensive, wo dem CFC bei einem tief stehenden Gegner Plan B oder eigentlich schon Plan A fehlt, bestenfalls Ofosu mal für eine erfolgversprechende Szene gut ist.. Zu wenig Bewegung ohne Ball, zu wenige Überraschungsmomente, zu wenig direkter Zug zum Tor, zu umständlich, zu viele Fehlpässe oder schlampige Abspiele. Zu selten, dass man auf Außen bis zur Grundlinie durchkommt. Zu wenig Tempo und Wucht. Und immer noch keinerlei Idee, wie man König ins Spiel einbinden könnte, keiner, der bei seinen Kopfballablagen (so er denn mal einen Ball bekommt) in der Nähe wäre, wenig Tempo. Hier müssen Heine und die Mannschaft dringend und schnellstmöglich Ideen finden, wie man aus der Schönspielerei Nutzen ziehen kann, wie man vorn im letzten Viertel des Feldes Räume und Chancen eröffnen, wie man zu Abschlüssen kommen will. Gelingt dies nicht, dürfte der Herbst ungemütlich werden und man sollte auch die Frage aufwerfen, ob nicht personell auch mal gänzlich andere Lösungen ausprobiert werden sollten.

Wertung: 3,0 (taktisch ansprechend, dabei aber auf beiden Seiten doch auch einige Fehler)

Beste Himmelblaue: Dem, Kunz, Ofosu

Trainerstimmen

Karsten Heine (CFC) bei MDR-Online:
"Wir haben vom Anfpiff an begonnen, die Dresdner Kombinationsmaschine auszuschalten. Das ist uns bis zum 1:0 recht gut gelungen. Doch die Quintessenz unserer Niederlage ist wohl die Tatsache, dass wir immens viel in unsere Abwehrarbeit investiert haben, in der Offensive allerdings haben wir viel zu naiv und ohne Druck agiert. So ist der Dresdner Sieg logisch und durchaus verdient."

Uwe Neuhaus (SGD) bei MDR-Online:
"Das war von uns die konzentrierteste und aktivste Saisonleistung. Schon vor dem Anpiff hat man das gemerkt, als die Luft in der Kabine regelrecht geknistert hat. In der Offensive waren wir aber oftmals etwas hyperaktiv und unkonzentriert. Manchmal haben wir den besser platzierten Mitspieler übersehen. Das ändert aber nichts an der guten Leistung der Mannschaft, die das ganze Spiel über dominiert gespielt hat und diszipliniert den "Zu-Null"-Sieg eingefahren hat."

7. Spieltag - 3. Liga - Saison 2015/2016
Sonntag, 06. September 2015, 14:00 Uhr
Stadion Dresden, Dresden
Zuschauer: 29.555
Schiedsrichter: Dingert (Lebecksmühle)
SG Dynamo Dresden
T Blaswich
A Texeira
A Hefele
A Modica
A F. MüllerGelbe Karte (67. Kreuzer)
M Hartmann (79. J. Müller)
M Moll
M Stefaniak (76. TekerciGelbe Karte)
M Aosman
M Eilers
S Testroet

Trainer: Neuhaus
Chemnitzer FC
T KunzRote Karte
A Stenzel
A Endres
A Röseler
A Conrad
M Steinmann (60. Kehl-GomezGelbe Karte)
M Dem
M Türpitz (60. Cappek)
M FinkGelbe Karte (89. Kaffenberger)
M OfosuGelbe Karte
S König

Trainer: Heine
Tore
1:0 Testroet (52.)

Besondere Vorkommnisse:
Rote Karte für Kunz wegen Tätlichkeit (90.+2)