Der Chemnitzer FC setzt seine kleine Serie fort und gewinnt beim 1. FC Magdeburg völlig verdient mit 4:2. Fink hatte die Himmelblauen in der ersten Halbzeit in Front geschossen, nach dem Seitenwechsel legten Grote und Frahn nach. Vor dem Anpfiff wurde mit einer Trauerminute sowie einem „bengalischen Kreuz“ Abschied von Hannes genommen. „Es nimmt der Augenblick, was Jahre geben.“ – Ein Gänsehautmoment.
Zum ersten Heimspiel nach dem tragischen Tod von Hannes führte die große FCM-Familie einen Gedenkmarsch durch, an dem mehr als 2.000 Anhänger teilnahmen. Hinter dem Banner „Ruhe in Frieden, Hannes!“ lief man gemeinsam vom Hauptbahnhof bis zum Stadion, damit also exakt jene Route, die ebenso Hannes immer lief. Dazu wurde 25 Bengalos gezündet. Auf Böller, Gesänge und Zwischenrufe wurde ausdrücklich verzichtet, und auch ein sinnloses Saufen war während des Marsches untersagt.
Der 300 Mann starke Chemnitzer Zugfahrer-Mob war zu diesem Zeitpunkt auf der Strecke vom Bahnhof-Herrenkrug zum Stadion unterwegs. Zum Ostduell zwischen dem FCM und dem CFC kamen insgesamt 17.700 Zuschauer ins Heinz-Krügel-Stadion, 1.200 himmelblaue Fans sorgten für einen ordentlich gefüllt Gästeblock, dessen Support sich nach der Trauerminute durchaus hören lassen konnte; auch weil die FCM-Anhänger 25 Minuten in Gedenken an Hannes, der mit 25 Jahren leider viel zu früh verstarb, schwiegen.
Vor dem Spiel erwies die FCM-Familie Hannes zudem die letzte Ehre. Schals wurde in die Höhe gehalten sowie im Zentrum vom „Block U“ aus mehr als einem Dutzend Bengalos ein Kreuz symbolisiert. Diverse Spruchbänder wurden stadionweit gezeigt, auf denen man sich explizit gegen Gewalt und Politik im Fußball aussprach. „Hannes, der 1. FC Magdeburg ist bei Dir. Wir werden immer an Dich denken. Das ist versprochen", sagte der FCM-Stadionsprecher danach ins Mikrofon.
Die Atmosphäre in Magdeburg war folglich eine etwas andere, dessen ungeachtet aber eine gefährliche. Aus diesem Grund warnte Köhler, der als ehemalige HFC-Trainer weiß, was im Heinz-Krügel-Stadion alles möglich ist, vor dem Spiel seine Akteure mit den Worten: „Wer sich in Magdeburg nicht wehrt, der geht unter.“ Charaktere waren gefragt, die sich dieser Herausforderung stellen. Nach dem 4:1-Heimsieg gegen die zweite Mannschaft vom FSV Mainz 05 veränderte Köhler sein erfolgreiches Team auf zwei Positionen. Frahn ersetzte Türpitz und Mbende kam, da mit Endres und Koch zwei etatmäßige und mit Dem ein Ersatz-Verteidiger verletzungsbedingt nicht zur Verfügung standen, zu seinem Startdebüt, welches er solide absolvierte, wenngleich er mit Beck einen Gegenspieler hatte, der in dieser Serie bereits sieben Treffer erzielten konnte. Gleiches kann aber auch Fink von sich behaupten.
Die himmelblauen Anhänger nutzten die Ruhe, um sich sofort lautstark bemerkbar zu machen, deren Mannschaft benötigt dafür gerade einmal elf Minuten. Nach einer guten Kombination bringt Bittroff Mast ins Spiel, welcher grundliniennah den Ball in die Mitte schiebt. Dort stehen sich drei MD-Verteidiger selbst im Weg und auf den Füßen, legen dabei den Ball mustergültig Fink vor und sich damit ein Ei ins Tor-Netz. Fink verwandelt vom Elfmeterpunkt schnörkellos und schraubt damit seine diesjährige Torausbeute weiter nach oben.
In der 24. Minute war die Situation ähnlich, nur ruhte der Ball. Jopek passte via Lupfer den Ball zu Bittroff, der in den Strafraum eindrang und dort auf dilettantische Art gestoppt wurde. Es gab folgerichtig den Elfmeterpfiff und die Chance auf das 2:0. Fink lief an, traf den Ball jedoch unperfekt, Glinker parierte, konnte den Ball aber nur nach vorn abwehren. Fink stoppte diesen mit der Brust und drückte ihn final doch noch über die Linie – sehr zur Freude der Gäste, die bis dato einen starken Auftritt zeigten.
Danach brach die 25 Minute an – und die Magdeburger Familie schmetterte ihre Lieder brachial durch das Rund. Trotz Rückstand gaben sie alles. Zuvor hatte ihr Team in Form von Beck, welcher Mbende via Körpertäuschung enteilt war, eine erste gefährliche Chance, die aber Kunze zur Ecke klären konnte. Bei den in neongrün spielenden Himmelblauen hatte Danneberg zwischen den Fink-Treffern die Möglichkeit auf einen eigenen, jedoch traf er den Ball nicht richtig. Die letzte große CFC-Chance in der ersten Halbzeit war Fink nach einem Konter vorbehalten. Jopek eroberte den Ball und machte das Spiel unverzüglich schnell, Frahn spielte mit einem Doppelpass mit. Im direkten Duell narrte dann Fink seinen Gegenspieler, fand aber in Glinker seinen Meister, welcher den geschlenzten Ball aus dem Winkel kratzte und damit einen höheren Pausenrückstand verhinderte.
Mit der zweiten Halbzeit startete im Gästeblock eine ansehnliche Schalparade, die mehrere Minuten andauerte und von lautstarkem Support begleitet wurde. Dabei kamen die extra für dieses Ost-Duell produzierten Motto-Schals zum Einsatz, auf denen auf der einen Seite „Sachsen“ und auf der anderen Seite „Chemnitz“ zu lesen war. Optisch ein sehr feines, geschlossenes Bild.
Auf dem Rasen waren die Gastgeber besser, die sich nicht hängen ließen. Sie warfen – mit den frenetischen Zuschauern im Rücken – alles, was möglich gewesen ist, in die Waagschale. Doch mehr als zwei Fernschüsse konnte man sich nicht erarbeiten. In jener Drangphase hatten die Himmelblauen etwas Glück, dass ein vermeidlicher Rückpass von Conrad nicht als dieser bewertet wurde. Und just in diesem Moment schlug Grote eiskalt zu. Nach einem perfekten Kurzpassspiel verwertete er die Vorlage von Fink zu seinem ersten Saisontor, welcher exzessiv vor dem Gästeblock gefeiert wurde.
Wer nun dachte, das Spiel sei gelaufen, der ist im Magdeburger Hexenkessel auf dem falschen Pfad. So köpfte Beck in der 78. Minute zum Anschlusstreffer ein, nachdem ihm sowohl Mbende als auch Danneberg im Zweikampf nicht unter Kontrolle bekamen. Es wurde wieder brenzlig, und ein weiteres Mal hatte das Team von Köhler Glück, als Mbende den Ball am Fünfmeterraum liegend blockierte und es daraufhin keinen indirekten Freistoß gab. Kurze Zeit später passte Grote mustergültig in die Nahstelle der mittlerweile offensiv stehenden FCM-Verteidigung, wo Frahn erst Türpitz bedienen wollte, nur wurde sein Pass geblockt, sodass er selbst abzog. Der Ball rutschte unter Glinker durch und zappelte im Netz. Frahn salutierte danach vor den 1.200 himmelblauen Gästen artig.
Der zweite Anschlusstreffer von Sowislo, der sich clever um Bittroff drehte, fiel nicht mehr ins Gewicht. Der Auswärtsfluch wurde – endlich – besiegt. Der erste Auswärtssieg konnte – und das in einem prestigeträchtigen Spiel – eingefahren werden. Und die damit verbundene Serie von zwei Siegen in Folge darf gern gegen die zweite Mannschaft des SV Werden Bremen in der „Festung Fischerwiese“ fortgesetzt werden, um sich damit in der Spitzengruppe der Liga etwas besser festzukrallen. Und natürlich den anvisierten 45 Punkten näher zu kommen. #beatbremen
"Für uns war es heute sehr wichtig, die Serie durchbrochen zu haben, dass wir immer ein Heimspiel gewonnen und danach das Auswärtsspiel verloren haben. Speziell in der zweiten Halbzeit hatte Magdeburg sehr viel Druck aufgebaut, wir haben aber dann genau zum richtigen Zeitpunkt das dritte Tor erzielt. Aber Magdeburg machte weiter Druck und wir konnten uns so unserer Sache nie sicher sein."
"Erst einmal Glückwunsch an Chemnitz zu dieser brutalen Effektivität. Wir haben heute ein paar Umstellungen vollzogen, die leider nicht gefruchtet haben. Bei den Toren in der ersten Halbzeit waren wir immer irgendwie selbst beteiligt. In der zweiten Halbzeit haben wir uns noch einmal voll eingeschworen und machten so auch mächtig Druck. Aber leider haben wir genau in dieser Phase das dritte Tor kassiert. Aber die Mannschaft hat weiter Moral bewiesen und selbst nach dem vierten Gegentreffer nicht aufgegeben."