85 Minuten lang schien es ein feiner Nachmittag aus Sicht der knapp 6.000 himmelblauen Anhänger an diesem letzten Samstag im Oktober zu werden. Dann schlug das Pech gleich doppelt zu.
Erst mußte Kapitän Conrad mit Verdacht auf Jochbeinprellung raus, was angesichts der Verletztenmisere im Abwehrbereich (Dem, Endres, Koch verletzt - den langzeit verletzten Scheffel nicht zu vergessen) extrem schmerzt. Die daraus resultierende Unordnung nutzten die Werder-Bubis in der Nachspielzeit durch Lorenzen und stellten den Spielverlauf damit auf den Kopf. Um so bitterer da beim Gegentor noch eine Hand im Spiel war. Der Club warf nochmal alles nach vorn und hatte tatsächlich noch eine Riesenchance durch Jopek, die aber der beste Bremer an diesem Tag, Keeper Oelschlägel, vereitelte.
Mit hängenden Köpfen schlichen die Himmelblauen anschliessend vom Platz, wurden aber von den Fans mit feinem Gespür durch Applaus gleich wieder aufgebaut. Die Leistung stimmte an diesem Tag, nur eben die Chancenverwertung nicht. So kann ein Remis in letzter Sekunde schon mal passieren.
Sven Köhler brachte gegen die Werder-Amateure die gleiche Elf, die in Magdeburg für ein grandiosen Nachmittag gesorgt hatte. Doch zunächst zeigten die sich im gewöhnungsbeürftigen lila-orange spielenden Bremer (hatten die nicht mal grün-weiß als Vereinsfarbe?!) sichtlich gewillt, sich in Chemnitz nicht zu verstecken. Bremen hatte vor Wochenfrist gegen Erfurt gewonnen, der Club war also gewarnt.
Die ersten zwei Halbchancen verbuchten die Bremer, dann schlug der CFC eiskalt zu - und das kam so. Einen Freistoß von Fink konnte die Bremer Abwehr abwehren, Jopek köpfte wieder in den Strafraum, Mbende flog vorbei und Frahn schaltete am schnellsten - drosch das Leder an Oelschlägel vorbei in den rechten Winkel. 9. Minute, 1:0 für den Club. Das Spiel schien im richtigen Fahrwasser. Noch dazu, da der CFC weiter nach vorn spielte und durch Fink (19.) und Conrad (19., Schuss vorbei) weitere Chancen herausarbeitete. In der 32. spielte der Club einen genialen Konter über Fink und den auf links nach stürmenden Grote. Grotes Hereingabe setzte Jopek aber leider nur an den Außenpfosten. Den Schlusspunkt der ersten Halbzeit setzten die Bremer mit einem gefährlichen Schuss durch Eggestein, bei dem sich Kunz auszeichnen konnte.
Die ersten Minuten der zweiten Halbzeit gehörten wie schon zu Beginn des Spiels den Bremern, die auf den Ausgleich drängten. Doch damit war nach einer Viertelstunde Schluss, dann hatte Frahn eine Riesenchance die aber Oelschlägel vereiteln konnte. Auch gegen einen Schuss von Mbende nach Grote-Ecke zeigte sich der Ex-Dynamo auf dem Posten (59.).
Dann probierte es Fink artistisch per Fallrückzieher auf Frahn, der aber knapp am Leder vorbeirutschte (65.). Die Zuschauer honorierten die gute Leistungen ihrer Mannschaft, die mit Leidenschaft auf den Sieg drängten. So gab es u.a. Szenenapplaus, als Jopek eine Viertelstunde vor Schluss liegend gegen zwei Bremer den Ball behaupten konnte.
Dann folgte der Schockmoment nach 85 Minuten, als Käpt'n Conrad nach einem Zweikampf am Boden lag und kurz darauf verletzt raus musste. Cincotta kam für ihn, Bittroff rückte in die Innenverteidigung.
Die Nachspielzeit lief und die Uhr zeigte die eingangs erwähnte 91. Spielminute. Dann kam Lorenzen und riß die Himmelblauen aus allen Träumen.
Fazit: Den sicher geglaubten Sieg kurz vor Schluss aus der Hand zu geben ist bitter und an diesem Tage auch äußerst unverdient. Trotzdem, es war ein gutes Spiel vom Club auf das sich trotz aller Enttäuschung weiter aufbauen lässt.
"Alles Gute für den Chemnitzer Kapitän Kevin Conrad, wo hoffentlich nichts Schlimmeres passiert ist. Für uns war es ein schweres und intensives Spiel, gegen einen starken Gegner, der vor allem durch Standards viele Chancen kreierte. Unserem Torhüter ist es zu verdanken - wenn ich gerade an die letzte Aktion in der Nachspielzeit denke - dass wir hier diesen Punkt mitgenommen haben. Dieser eine Punkt ist vielleicht nicht ganz unverdient, mit einem Tor in der Nachspielzeit ist er zwar glücklich entstanden, aber wir nehmen ihn sehr gern mit."
"Wir sind natürlich mit diesem einen Punkt sehr enttäuscht. Die frühe Führung hat uns in die Karten gespielt und wir konnten guten Fußball spielen - abgesehen von den ersten 15 Minuten der zweiten Halbzeit - hatten viele gute Aktionen, und die größere Zahl an Chancen. Für Kevin Conrad hoffe ich, dass er uns nächste Woche wieder zur Verfügung steht und sich eventuell diese nur leichte Gehirnerschütterung bestätigt. Mit dem Spiel bin ich zufrieden, mit dem Ergebnis leider nicht."