Der Chemnitzer FC verabschiedet sich mit einem Erfolg in der Fremde in die Winterpause. So gelang den Himmelblauen ein souveräner 3:1-Sieg beim FC Hansa Rostock. Dem traf im ersten Durchgang einfach und Fink im zweiten doppelt.
Wie schon in der Vorsaison gastierte der Chemnitzer FC am letzten Spieltag des Jahres beim FC Hansa Rostock. Sind vor zwölf Monaten die Zeichen noch auf – den damals berechtigten – Stimmungsboykott ausgerichtet gewesen, waren Fans und Verein diesmal erleichtert, dass sich der Chemnitzer Stadtrat am Vortag mit 42:13 für eine sofortige finanzielle Unterstützung in dieser äußerst prekären Situation entschied und damit – zumindest vorerst – die drohende Insolvenz abgewendete. Mit diesem Wir-Leben-Gefühl reisten 500 Chemnitzer Anhänger an die Ostsee.
Nach dem der bekannte Gästesektor entsprechend beflaggt war, wurde eine Choreografie durchgeführt, welche – in Anlehnung an die Schalparade in Magdeburg – aus zwei Teilen bestand. Als erstes war auf einem Banner „Sachsen“ zu lesen, dahinter wehten eine Vielzahl grün-weißer Fähnchen. Im zweiten Teil wurde das Banner „Chemnitz“ gezeigt sowie kleine himmelblau-weiße Winkelemente. Die „Südkurve“ der Hansa-Fans startete die Partie mit einer einfachen Schalparade. Und gewohnt brachial.
Nach sechs Spielen ohne Niederlage mussten die Himmelblauen zuletzt zwei Niederlagen einstecken, jeweils ohne eigenen Treffer erzielt zu haben. Das Duell gegen den FC Hansa Rostock war ein Nachbarschaftsduell, es trat der siebt- beim achtplatzierten an.
Da Jopek gegen Jahn Regensburg seine fünfte gelbe Karte kassierte und Stenzel sich verletzte, musste Köhler sein Team auf zwei Positionen verändern. Im defensiven Mittelfeld wurde Grote aufgeboten, dazu erhielt Cincotta, der den Verein im Winter höchstwahrscheinlich verlassen wird, seinen „letzten“ Auftritt und damit die Möglichkeit, seine Qualitäten, die er zweifelsfrei besitzt, zu zeigen.
Das Spiel begann munter – und jeweils mit einer Chance auf beiden Seiten. Frahn schoss, nach Vorlage von Fink, harmlos auf das Tor. Auf der Gegenseite kam Hansa zu einem Kopfball, der aber zu zentral abgegeben wurde und somit für Kunz kein Problem darstellte. Nach einer Viertelstunde erhielten die Himmelblauen einen Freistoß, der von Mast getreten wurde und – da keiner zum Kopfball kam – bei Frahn landete. Dieser reagierte rasch, erst mit einem Übersteiger, dann mit einer flachen Hereingabe, die von Dem am Schlussmann zur frühen Führung vorbeigespitzelt werden konnte.
Die in solargrünen Trikots spielenden Himmelblauen traten – lautstark unterstützt von den eigenen Anhängern, die dabei dauerhaft Schwenkfahnen im Einsatz hatten – weiterhin konzentriert und kompakt auf und spielten zielstrebig und schnell in die Spitze. Dabei gab zum einen Cincotta einen Fernschuss ab, zum anderen schob Mast, nach überfallartigem Konter, den Ball etwas zu hektisch am langen Pfosten vorbei. Des Weiteren hätte allen voran Türpitz den zweiten Treffer selbst bzw. diesen vorbereiten müssen. Auf holprigem Geläuf bekam er den Ball von Fink nicht unter Kontrolle, sodass der FCH-Schlussmann den Ball halten konnte. Und quasi mit dem Pausenpfiff hämmerte Türpitz aus spitzem Winkel auf das Tor, anstatt den besser positionierten Frahn zu bedienen.
Die Halbzeitführung war somit zu wenig – und unmittelbar zur zweiten Halbzeit wurde das deutlich, als Hansa zum Ausgleich kam, der aber aufgrund einer Abseitsstellung nicht gegeben wurde. Die sonst so starke „Südkurve“ der Hansa-Fans zeigte bis dato einen durchschnittlichen Auftritt, dazu das Spruchband: „Viel Kraft allen inhaftierten Hansa-Fans und ihren Familien!“.
Nach kurzer Drangperiode der Platzbesitzer schlugen die Himmelblauen nach einer guten Stunde zum zweiten Mal zu. Mast timte den Freistoß perfekt auf Fink, welcher diesen via Hinterkopf versenkte. Die 500 Gäste-Supporter drehten daraufhin vor Freude kollektiv durch – und danach am Lautstärke-Pegel. Während die „Südkurve“ mehr und mehr leise wurde, bald sogar schwieg, machte der Gästeblock mächtig Alarm.
In der 73. Minute durften die Gäste ein weiteres Mal jubeln. Türpitz nutzte einen Abwehrfehler aus, marschierte allein aufs Tor zu und schloss ab. Sein Schuss wurde pariert, fiel jedoch direkt auf dem Schlappen von Fink, der keine Mühe hatte, den Ball über die Linie zu schieben und damit seinen elften Saisontreffer zu erzielen.
Die Partie war damit entschieden. Die Himmelblauen nahmen daraufhin das Tempo heraus und Köhler reagierte in der Schlussviertelstunde noch mit drei Wechseln. Hansa kam final via Sonntagsschuss am Samstagnachmittag noch zum Ehrentreffer. Dessen ungeachtet war man heute aber chancenlos. Die himmelblaue Equipe feierte vor den mitgereisten Anhängern ausgiebig den vierten Auswärtserfolg der Hinrunde, die mit einem beachtlichen fünften Platz abgeschlossen wurde und damit eine gute Ausgangssituation für die Rückrunde darstellt.
"Wir haben die Bälle nicht hinten raus geschlagen, sondern versucht, von der ersten Minute weg Fußball zu spielen. Da sieht man, was möglich ist. Das war ein gelungener und überzeugender Jahresabschluss."
"Wir wollten unbedingt die drei Punkte. Ich glaube, dass hat jeder im Stadion gesehen. Natürlich haben wir die Entscheidung im Stadtrat live verfolgt. Wir waren gerade auf dem Weg nach Rostock. Es war eine Situation, die uns alle mitgenommen hat. Jetzt sind wir erleichtert."
"Ich wollte allen Zuschauern noch einmal zeigen, dass ich auf den Platz gehöre. Es hat riesigen Spaß gemacht. Ich bin zufrieden mit meiner Leistung. Es wird noch vor Weihnachten eine Entscheidung geben. Vielleicht schon am Montag."
"Es ist ein unheimlich wichtiger Auswärtssieg kurz vor der Winterpause. Der Mannschaft ist es gelungen, mit der gewissen Körpersprache zu zeigen, in Rostock etwas mitnehmen zu wollen. Mit dem 3:1 kam etwas Unruhe auf, aber die Mannschaft hat es souverän zu Ende gespielt und verdient gewonnen."
"Glückwunsch an Chemnitz zum verdienten Sieg. Wenn wir solche Fehler machen wie heute, dann hat man keine Chance, ein Spiel erfolgreich zu gestalten. Wir haben bei allen Toren Fehlern gemacht - trotzdem möchte ich der Mannschaft keinen großen Vorwurf machen. Wir haben gut begonnen und Druck gemacht, aber nach dem 0:1 waren wir verunsichert und hatten viele Unzulänglichkeiten im Spiel. Auch wenn wir in der zweiten Hälfte alles versucht haben, das Spiel noch zu drehen, wurde dieses Vorhaben durch weitere individuelle Fehler zunichtegemacht. Der Sieg ist absolut verdient, Chemnitz hat unsere Fehler gnadenlos ausgenutzt."