Alles versucht. Gewonnen. Und doch verloren.
von Pierre Schönfeld
Was für ein Drama in der Schicksalspartie des Chemnitzer FC gegen den FC Hansa Rostock! Für eine Minute sah es so aus, als würde es tatsächlich das Wunder von Chemnitz geben. In der 88. Minute hatte Philipp Hosiner das 4:1 für den Club erzielt, dann traf Engelhardt im Gegenzug und machte alle himmelblauen Hoffnungen auf den Klassenerhalt zunichte.
Die Ausgangssituation vor der Partie war klar. Nur ein Sieg würde der Glöckner-Elf überhaupt helfen, vier Tore Unterschied müssten es sein, sollte sich Zwickau in Mannheim einen Punkt ermauern. Entsprechend offensiv ging es Patrick Glöckner an. Hosiner kam nach seiner Gelbsperre zurück und bildete mit Bozic eine Doppelspitze. Das Mittelfeld war mit Müller, Bonga, Sturm und Garcia ebenfalls offensiv ausgerichtet. In der Viererkette erhielt Milde den Vorzug vor Sirigu. Für die Hansa-Kogge ging es noch um den Relegationsplatz zur 2. Liga, musste allerdings auf einen Patzer der Konkurrenz hoffen.
Mit dem Wissen um die letzte Chance und den Mut der Verzweiflung berannten die Himmelblauen, angefeuert von mehreren hundert Fans, die vor dem Stadion standen, in den Anfangsminuten das Tor der Rostocker. Offensichtlich war es das erklärte Ziel, möglichst schnell ein eigenes Tor zu erzielen. Doch das funktionierte nicht, vor dem gegnerischen Tor blieb die Glöckner-Elf harmlos.
Ganz anders die Hanseaten. In der 27. Mitte rettete Jakubov gegen den frei durchgelaufenen Nartey. Dann lenkte der CFC-Keeper einen Kopfball von Hanslik über die Querlatte. Auch bei einem Schuss von Nartey im Strafraum blieb Kuba Sieger.
Auf der Gegenseite verzeichnet der Chronist nur eine Chance für Himmelblau in der ersten Halbzeit. Den verunglückten Kopfball eines Rostockers an der Strafraumgrenze schnappte sich Hosiner, doch dessen Seitfallzieher aus 11 Metern traf nur das Außennetz. So ging es torlos in die Kabine.
Drei Minuten waren gespielt, da gab es Elfmeter für den CFC. Hosiner war nach Müller-Flanke im Strafraum von Bülow zu Fall gebracht und der Schiri zeigte auf den Punkt. Würde Hosiner nach seinem Blackout auf dem Betzenberg wieder schießen? Er tat es. Und wie! Mit Vollspann hämmerte der Österreicher die Kugel unter die Latte. 1:0! Riesenjubel bei den Fans vor dem Stadion und bei Michael Ballack und Co. auf der Tribüne. Doch nur eine Minute später gab's die kalte Dusche. Eine Rostocker Flanke konnte Kuba, der mit Milde zusammenprallte und auf einen Rostocker Spieler fiel, nicht festhalten, der Ball kam zu Scherff, der aus spitzen Winkel zum Ausgleich traf. Die Himmelblauen wollten ein Foul und Abseits gesehen haben, doch der Treffer zählte.
Es kamen die Minuten von Sören Reddemann. Erst rettete der Abwehrspieler auf der Linie bei einem Schuß von Pepic (77.) dann stand er bei einem Freistoß von Oesterhelweg goldrichtig und köpfte zum 2:1 ein.
Es begannen dramatische Schlußminuten. Drei Tore brauchte der CFC zu diesem Zeitpunkt, während für Hansa alle Messen im Aufstiegskampf gesungen waren.
Der Vorbereiter zum 2:1, Oesterhelweg, musste kurz danach raus, für ihn kam Maloney. 86. Minute: Ecke für den CFC durch Garcia, Bozic verlängerte mit dem Kopf und am langen Pfosten haut Hosiner den Ball in die Maschen. Nur noch zwei! Eine Minute später wieder Angriff über Bozic, der sieht den freistehenden Hosiner, der Österreicher stürmt auf Kolke zu und lässt dem Hansa-Keeper keine Chance. 4:1 und nur noch eins! Dann gewinnt Engelhardt das Laufduell gegen Hoheneder, trifft und beendet die furiose Aufholjagd der Himmelblauen. Die es nochmal versuchen, doch es wollte kein weiterer Treffer mehr gelingen. 4:2 heisst es am Ende. Zu wenig. Denn im Parallelspiel taten sich Mannheim und Zwickau nicht weh und trennten sich torlos. Damit war klar, der 4:2-Sieg reichte nicht. Der CFC war abgestiegen. Punktgleich mit Zwickau, um gerade 2 Tore ist Chemnitz schlechter als der FSV.
Bitter. Äußerst bitter.
Am Ende bleibt nur Leere. Es ist ein Abstieg der nicht hätte sein müssen. Die Liste der verpassten Chancen ist lang, es gibt so viele Spiele in der Saison, wo man den einen fehlenden Punkt hätte holen können. Hat der CFC aber nicht und so heisst die Zukunft Regionalliga Nordost, die neuen Gegner Lichtenberg 47 oder Optik Rathenow. Die Mannschaft wird wohl auseinanderbrechen und man kann nur hoffen, dass Patrick Glöckner bleibt und den Neuaufbau gestaltet.
Wertung: 2,5
Beste Himmelblaue: Jakubov, Hosiner
Pressestimmen
kicker.deTrotz Hosiner-Gala: Chemnitz steht als vierter Absteiger fest[..] In der letzten Viertelstunde der Partie wurde es nämlich verrückt, Chemnitz schöpfte durch eine turbulente Schlussphase noch einmal Hoffnung. Eingeleitet wurde diese durch einen Kopfballtreffer von Reddemann (78.), der nur wenige Momente zuvor auf der Linie gerettet hatte (76.). Dann begann die Hosiner-Show. Der Torschütze des 1:0 erhöhte vier Minuten vor Ende der regulären Spielzeit auf 3:1 , stellte kurz darauf auch noch auf 4:1 (88.) - und das mit einer unnachahmbaren Coolness. Chemnitz fehlte nur noch ein Treffer, um Zwickau im Fernduell um den Klassenerhalt auszustechen, doch ein Premierentreffer machte die Hoffnung der Sachsen zunichte. Der in der 80. Minute eingewechselte Engelhardt zog Hoheneder davon und traf mit seinem Schuss nicht nur zum 2:4, sondern vor allem in die Herzen der CFC-Akteure, deren Abstieg somit besiegelt war.
mdr.deBitter! Chemnitz fehlen zwei Tore zum Klassenerhalt[..] Trauriger Wahnsinn in Chemnitz! Der CFC führte in der 88. Minute unter anderem dank eines Dreierpacks von Philipp Hosiner mit 4:1 gegen Rostock, hätte nur noch einen Treffer fürs bessere Torverhältnis gebraucht. Mitten im Sturmlauf wurden die Himmelblauen von Hansas Erik Engelhardt bei einem Konter geschockt. Durch den 2:4-Endstand fehlten am Ende nur zwei Tore für den Klassenerhalt. Chemnitz ist damit in die Regionalliga abgestiegen. [..]
blick.deWunder knapp verpasst! CFC steigt aus der 3. Fußball-Liga ab"Tradition stirbt nie" ist über der Südtribüne des Chemnitzer Stadion in großen Buchstaben zu lesen. Seit Samstag Nachmittag steht fest, dass diese Tradition in der kommenden Saison auf keinen Fall in der 3. Fußball-Liga fortgesetzt wird. Der Chemnitzer FC gewann zwar am letzten Spieltag sein Heimspiel gegen den FC Hansa Rostock 4:2 (0:0). Da Zwickau aber in Mannheim einen Punkt holte, reichte der Dreier dem CFC nicht für den Klassenerhalt. Chemnitz hätte dafür mit vier Toren Unterschied gewinnen müssen. [..] Vor dem Stadion hatten sich schon vor dem Anpfiff Vertreter beider Fanlager postiert und machten sich mehr oder weniger lautstark bemerkbar. [..] Alle Hoffnungen auf das "Wunder von Chemnitz" verflogen aber in der 90. Minute, als Rostocks auf 2:4 verkürzte.
tag24.deVier Tore gegen Rostock! CFC muss trotzdem in die RegionalligaWie bitter ist das denn? Der CFC feiert einen 4:2-Heimsieg gegen den FC Hansa Rostock und steigt nach einem Jahr in der 3. Liga trotzdem direkt wieder ab! Der punktgleiche FSV Zwickau rettete sich mit einem 0:0 in Mannheim ins Ziel. Die Westsachsen haben das bessere Torverhältnis. [..] Trainer Patrick Glöckner setzte vor den Augen seines Kumpels Michael Ballack auf volle Offensive, schickte drei Stürmer auf den Platz. [..] Nach dem Seitenwechsel kam endlich Pfeffer in den Ostklassiker. Nach einem Schubser von Sonnenberg an Hosiner entschied Referee Benjamin Brand auf Strafstoß. Der Gefoulte trat selbst an den Punkt, hämmerte den Ball zentral in die Maschen (50.). [..] Dann kam der Auftritt von Sören Reddemann. Erst klärte gegen Mirnes Pepic auf der Linie. Dann köpfte er den CFC nach Freistoß in Führung (78.). Hosiner legte noch einen Doppelpack drauf. Es reichte trotzdem nicht. [..]
Spielerstimmen
Philipp Hosiner (CFC) bei tag24.de:"Wir haben alles gegeben, alles probiert. Das war wieder der erfrischende Offensivfußball, den wir vor der Corona-Pause so oft abgeliefert haben. Dass wir trotzdem absteigen, ist extrem bitter. Wir wollten es sportlich lösen. Wir Spieler haben dafür gestimmt, dass die Saison zu Ende gespielt wird. Keiner konnte damals ahnen, dass es so läuft. Wir sind zu spät aus der Abwärtsspirale herausgekommen."
Trainerstimmen
Jens Härtel (Hansa) bei mdr.de:"Wir haben den Aufstieg nicht erst heute verpasst, sondern die Big Points in der Saison nicht gemacht. Ärgerlich wäre nur gewesen, wenn die anderen heute für uns gespielt hätten. Trotzdem bin auch ich ein Stück weit leer und geschafft."
Patrick Glöckner (CFC) bei mdr.de:"Es ist ein ganz komisches Gefühl. Ich bin eigentlich stolz auf die Mannschaft, was sie heute geleistet hat. Wenn du nach 38 Spieltagen wegen zwei Toren absteigst, ist das einfach bitter und schmerzt total. Nach der Corona-Pause war es auch schwierig richtig zu trainieren, du hattest nie Zeit. In mir ist eine echte Leere."