Mittwochabend, „GGZ-Arena“, Zwickau, 20:50 Uhr und ein rot-weißes Feuerwerk:. FIFA-Schiedsrichter Daniel Siebert pfiff das vorgezogene Endspiel im Kampf um den Klassenerhalt zwischen dem Chemnitzer FC und dem FSV Zwickau, welches er souverän leitete, ab. Die FSV-Kicker drehten nach dem Abpfiff vor Freude durch, die CFC-Kicker versanken derweil im Boden, einige Tränen flossen nach der 1:2-Niederlage gegen den sächsischen Rivalen. Auf der Tribüne jubelten Zwickauer Sponsoren und Nachwuchskicker, in den Gesichtern der Familie Polster und Hildebrand waren vor allem Trauer sowie Rat- und Hoffnungslosigkeit zu sehen. Mit diesem eminent wichtigen Heimsieg überholen die Schwäne die Himmelblauen in der Tabelle und verweisen sie auf einem Abstiegsplatz. Dem CFC kam am letzten Spieltag gegen den FC Hansa Rostock nur noch ein Wunder helfen.
Hosiner fehlt im Abstiegskrimi
Die Vorrausetzungen waren klar: Zwickau muss siegen, der CFC darf auf gar keinen Fall verlieren. Punkt. Nach seiner fragwürdigen zehnten gelben Karte gegen den KFC Uerdingen fehlte Hosiner. Auch wenn der Topstürmer der Himmelblauen seit dem Re-Start immer noch auf einen Treffer bzw. eine Vorlage wartet, ist und bleibt er ein wichtiger Faktor in der himmelblauen Offensive. Zudem ist er einer, der voran geht, der ein Leader sein kann. Langer, der für ihn die Startformation rückte, ist keiner. Das einzige Zeichen, welches er setzte, war, als er in der Nachspielzeit wegen Meckerns die gelbe Karte berechtigterweise sah. Es war seine fünfte, für ihn ist damit die Saison beendet – Herzlichen Glückwunsch!
CFC-Kicker erkennen Ernst der Lage nicht
Alle Zwickauer Spieler wussten mit Anpfiff, welche Stunde geschlagen hatte. So setzte Schröter – mit sieben Toren und zehn Vorlagen Top-Scorer des FSV – in der ersten Minute von der Mittellinie seinen ersten Sturmlauf an, seine Flanke konnte allerdings Huth nicht verwerten. Bis Mitte der ersten Halbzeit waren die Gastgeber das aktivere Team, doch dann hatte Tallig bei einem butterweichen Freistoß sowie Bozic nach einem Kopfball jeweils Pech. Beide Versuche endeten am Aluminium. Für den FSV hatte Wegkamp nach mustergültiger Vorlage von Schröter die Führung auf dem Fuß, er schob den Ball aber am langen Pfosten vorbei. Der erste Durchgang war vor allem spannend, blieb aber am Ende torlos.
Rückstand, Ausgleich, Untergang
Die Zwickauer kamen wieder besser aus der Kabine und in der 50. Minute zur Führung: Huth köpfte nach Cosku-Flanke ein. Ausgerechnet Huth ist man an dieser Stelle geneigt zu schreiben, denn der vom 1. FC Kaiserslautern ausgeliehene Stürmer erhielt vom FCK aus der Pfalz die Erlaubnis, auch an den letzten beiden Spieltagen für den FSV auf Torejagd zu gehen. Für ihn war es der 14. Saisontreffer. Glöckner reagierte prompt und brachte Sturm für Tallig, bereits zur Pause war Milde für Sirigu in die Partie gekommen. Später folgten noch Tuma und Krebs sowie in der 74. Minute der Ausgleichstreffer. Itter hämmerte den Ball zum 1:1 in die Maschen. Für den Außenverteidiger war es das erste CFC-Tor überhaupt – und das hätte so, so wichtig werden können. Ein Remis hätte für den CFC die bessere Ausgangsposition vor dem letzten Spieltag beutetet, aber die Spieler wollten – wie schon bei den Münchner Löwen und in Mannheim – einfach mehr. Da Münster gegen Meppen zurücklag, hätte ein Sieg den Klassenerhalt bedeutet. Garcia hatte zweimal das 2:1 auf dem Schuss, einmal parierte Brinkies, das andere Mal verfehlte er via Seitfallzieher das Tor denkbar knapp.
Enochs wechselt Sieg ein
Doch dann schalteten sich die eingewechselten Viteritti und Könnecke spielentscheidend in den Abstiegskrimi ein. Erstgenannter legte für den Zweitgenannten vor, welcher mit Hilfe des Innenpfostens das 2:1 erzielte. Es folgte eine himmelblaue Schlussoffensive, die aber – auch mit einem stürmenden Jakubov – erfolglos war. Als der Abpfiff erfolgte, ging hinter dem FSV-Fanblock ein rot-weißes Feuerwerk in die Luft, anschließend feierten Fans, die während des Spiels gelegentlich supporteten, und Spieler gemeinsam den Sieg gegen den sächsischen Rivalen.
Gibt es ein neuerliches „Wunder von Chemnitz“?!
Die Konstellation vor dem Saisonfinale ist schnell erzählt: Der CFC muss das Spiel gegen die noch mit dem Relegationsplatz liebäugelnden Hanseaten gewinnen und auf eine gleichzeitige Niederlage des FSV Zwickau beim SV Waldhof Mannheim hoffen. Mit einem Unentschieden hält Zwickau die Klasse, wenn der CFC nicht mit 4:0 gegen Rostock gewinnt. Ohne ein neuerliches „Wunder von Chemnitz“ droht der Untergang – und da sprechen wir weder von der Regional- noch von der Oberliga...
"Es ist eine Leere, die sich aufbaut in einem. Man hat sich viel vorgenommen. Die Mannschaft war auf alles eingestellt. Es ist erstaunlich, wie Zwickau immer wieder die Tore über die selben Mechanismen macht. Obwohl man genau weiß, wie es geht, und wir gehofft hatten, dass wir es verteidigen können. Wir waren in der ersten Halbzeit zu ängstlich, zweite Halbzeit war es spielerisch ein bisschen besser."
"Wir wissen, dass wir am Samstag ein hartes Stück Arbeit vor uns haben. Natürlich haben wir einen Grundstein gelegt. Letztendlich ist aber noch nichts gewonnen. Ich freu mich unheimlich für die Jungs, wie sie Gas geben, wie sie an sich glauben bis zur letzten Minuten, wie sie sich reinhängen ins Spiel. Aber ich warne davor, überheblich zu sein. Sondern wir bleiben auf dem Teppich."