Spielbericht

14. Spieltag - Regionalliga Nordost - Saison 2024/2025
Chemnitzer FC
Chemnitzer FC
1:0
VSG Altglienicke
VSG Altglienicke

Rot als Wecker

von dFT

Mittlerweile war dem himmelblauen Fanlager selbst der Galgenhumor vergangen, war es doch lange her, dass es auf dem heimischen Rasen Heimtore zu sehen gab und an einen Heimsieg gar konnten sich nur die ganz Alten erinnern. Es war der 216. Tag seit eben jenem letzten Heimsieg. Damals schrieb man den 31.März und Zwickau ließ zum Osterfest alle Punkte in Chemnitz. Jetzt nun im späten Herbst gab die VSG Altglienicke den Gast, aktuell sehr gut unterwegs in der Liga und für den CFC ohnehin kein angenehmer Kontrahent, obendrein die himmelblaue Ausfallliste mit den Langzeitpatienten wie Müller, Baumgart, Bozic zuletzt auch um Walther verlängert. In Summe sprach also alles für ein rauschendes Fußballfest, für das sich über 4.100 Begeisterte anlocken ließen.

CFC - VSG Altglienicke 1:0Diese sahen die zu erwartende Aufstellung, diesmal aber mit Eshele im Sturmzentrum, dessen Bruder eine ähnliche Rolle beim Gegner ausfüllen sollte. Wie schon gegen Plauen begann der CFC gefällig, suchte recht unkompliziert den Weg nach vorn und verbuchte nach wenigen Minuten einen ersten Abschluss durch Seo, der einen Schlenzer nur knapp über den Querbalken rauschen ließ. Der nächste Angriff brach dann den ersten Bann: Seo sicherte die Murmel für die himmelblauen Reihen und öffnete das Spiel mit einem Pass auf die rechte Seite, wo Reutter übernahm und auf Höhe des 11m-Punktes sauber an selbigen flankte. Dort war inzwischen der neben anderen Chemnitzern durchgelaufene Seo völlig ungedeckt angekommen und brachte die Kugel per Aufsetzerkopfball zum ersten Punktspiel-Heimtor seit Ende August im VSG-Kasten unter. Schlagartig war Ruhe im Gästeblock.
Erst nach dem Führungstor meldeten sich die Berliner auch etwas wahrnehmbarer im Spiel an, ohne deswegen aber zu dem eigentlich erwarteten Offensivspiel zu finden. Konzentriert verteidigten die Himmelblauen den knappen Vorsprung, auch wenn dies, wie so oft, auf der Kehrseite kaum noch eigene Angriffe bedeutete. Altglienicke fiel entgegen der Vorschusslorbeeren herzlich wenig ein, Manske schaufelte den Ball nach langem Flügellauf aus eigentlich toller Position weit über den Kasten und kurz vor der Pause konnte auch Adamczyk seinen Anwesenheitsnachweis erbringen, als er einen VSG-Fernschuss sicher über die Latte lenkte. Mehr war da nicht.

CFC - VSG Altglienicke 1:0Dies änderte sich im Prinzip auch nach dem Wechsel nicht. Die Alten hofften in Erinnerung an früher darauf, dass die Himmelblauen nun auf die Südkurve spielend wieder anziehen würden. Vergebens. Im Gegenteil. Was immer der Plan für Halbzeit 2 gewesen sein oder was immer in der Pause serviert worden sein mag: bitte nie wieder! Die 25min nach der Pause waren eine dreiste Darbietung des CFC, fast noch einen Zacken krasser als gegen Plauen. Pomadig, lethargisch, offensiv völlig bewegungslos, ein aufreizend halbherziges Nebenhertraben, keinerlei Abstimmung. Wenn sich 1/11 der Truppe doch dazu entschloss, den Gegner mal vorn anzulaufen, blieb er mit dieser verrückten Idee mit Sicherheit allein. Defensiv wurde gekämpft, wenngleich auch da die Abstände nicht mehr stimmten. Dass man es sich mit diesem Verzicht auf jeden offensiven Ansatz, auf jeden Kampf gleich von der vordersten Reihe an selbst viel schwerer machte, war irgendwie nicht mehr klar. Seo? Eshele? Auch die anderen – noch jemand da? Ob man hoffte, dass die VSG sich angesichts des haushohen 0:1-Rückstandes schon mit der Niederlage abgefunden hatte? Hatte sie nicht, sondern beschäftigte trotz ihrer Unzulänglichkeiten an diesem Abend den CFC doch immer stärker, hatte zum Glück aber die Pulle mit dem Zielwasser in Berlin gelassen. Als man sich dann schon sorgen musste, ob der eine oder andere Spieler nicht doch gleich einschlafen oder zumindest erkälten würde, halfen der insgesamt unauffällige Unparteiische mit ein paar „kannmanpfeifen“-Entscheidungen gegen den CFC und dann der Unparteiische im Duett mit Trainer Duda nach. Ein Ballwegschlagen Dudas ahndete er ansatzlos mit Rot, brachte damit natürlich neue Emotionen ins Spiel. Die Tribünen und dann auch die Spieler rafften sich doch wieder auf, für den Rest des Spieles stimmte dann auch die Körpersprache wieder, wurde von allen alles in die Waagschale geworfen. Unbeliebt machte sich nur noch der Schiedsrichter, der von dem Kick gar nicht genug bekommen mochte und vom Geschehen völlig losgelöste 5 Minuten Nachspielzeit ausrief. Mit einem am Tor vorbeistreichenden Kopfball war die offensiv nennenswerte Ausbeute der zum Glück enttäuschenden Altglienicker in Hälfte zwo aber vollumfänglich zusammengefasst, weshalb dann kurz vor 9 auch der zweite, große Bann gebrochen war: Heimsieg nur für uns! Letztlich defensiv mit viel Einsatz erkämpft und eben das eine Tor besser.

Was bleibt neben den 3 Punkten? Trainer und Team müssen dringend eine Erklärung für das desaströse Auftreten zwischen Minute 46 und 70 finden. So kann und darf kein Profisportler agieren. Dass man es viel besser kann, zeigt man in einzelnen Szenen, nicht nur in der Anfangsphase. Dies muss verstetigt werden, die Jungs müssen füreinander laufen, miteinander reden. Ganz fix, sonst wird das kommenden Freitag in Probstheida beim souveränen Spitzenreiter eine böse Bruchlandung geben.

Wertung: 4,0

Beste Himmelblaue: Zickert, Müller, Reutter

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14. Spieltag - Regionalliga Nordost - Saison 2024/2025
Freitag, 01. November 2024, 19:00 Uhr
Fischerwiese, Chemnitz
Zuschauer: 4.120
Schiedsrichter: Drößler (Gotha)
Chemnitzer FC
T Adamczyk
A Reutter
A Zickert
A F. Müller
A Lihsek
M Rücker (86. Eppendorfer)
M Erlbeck
M Damer
M Mergel (72. Karimani)
M SeoGelbe Karte (86. FischerGelbe Karte)
S Eshele (68. MalinaGelbe Karte)

Trainer: Duda
VSG Altglienicke
T Zwick
A TrappGelbe Karte
A Kauter (83. Butendeich)
A Gunter
M Manske (46. Kujovic)
M Deziel (46. TezelGelbe Karte)
M Kapp (83. Moll)
M ÖztürkGelbe Karte
M Hug
S Laverty
S Eshele (46. Bokake)

Trainer: Keskin
Tore
1:0 Seo (7.)

Besondere Vorkommnisse:
Rote Karte für Duda wegen Ballwegschlagens (77.)