Spielbericht

10. Spieltag - Regionalliga Nordost - Saison 2025/2026
FC Carl Zeiss Jena
FC Carl Zeiss Jena
2:0
Chemnitzer FC
Chemnitzer FC

CFC verliert Skandal-Spiel im Jenaer Paradies!

von Lenny

Das Traditionsduell zwischen dem Chemnitzer FC und dem FC Carl-Zeiss fing mit einer langen Spielunterbrechung an und endete für die Himmelblauen mit dem ersten Saisonspiel ohne eigenes Tor. Aus dem Spitzen- wurde aber letztlich vor 8.077 Zuschauern in der „ad-hoc-arena im Ernst-Abbe-Sportfeld“ ein Skandalspiel, welches die Thüringer mit 2:0 gewannen. Für die Gastgeber trafen Reddemann und Hoppe, beim CFC flog Baumgart mit der roten Karte vom Platz.

Erlbeck fehlt an alter Wirkungsstätte wegen Gelbsperre

FC Carl-Zeiss Jena - CFC 2:0Routinier Erlbeck sah in Erfurt seine fünfte gelbe Karte und fehlte damit gegen Carl-Zeiss, für die er zwischen 2015 und 2019 insgesamt 80 Spiele absolvierte. Der Ausfall des 32-Jährigen kommt jedoch zu keinem ungünstigen Zeitpunkt, so plagt er sich gegenwärtig mit einer Blessur im Sprunggelenk herum. Außerdem stand Ekui nicht zur Verfügung. Wegen einer hartnäckigen Erkältung konnte der Linksverteidiger unter der Woche nur einmal trainieren, seine Position übernahm infolgedessen Geburtstagskind Walther. Zudem rückte CFC-Kapitän Tobias Müller für Eppendorfer in die Startelf. Mit Bochmann, Bozic und Damer kehrten zudem drei gesperrte Spieler wieder zurück – und die ersten beiden fanden sich direkt in der Startformation wieder. CFC-Trainer Duda tauschte somit insgesamt vier Spieler aus.

Verspäteter Anpfiff wegen Sektion-Weimar-Choreo

Die Partie fing einige Minuten später an, weil im Heimbereich die „Sektion Weimar“ mit einer Choreografie, die das Motto „Goethes Faust und Schillers Räuber“ trug, und Pyrotechnik auf sich aufmerksam machte. Am Zaun hing zudem der Banner „Ultras Jena“.
FCC-Trainer Uluc hatte vor dem Ost-Klassiker gewarnt: „Sie werden unbekümmert aufspielen, weil sie nichts zu verlieren haben, und wollen das erste Team sein, das in unserer Arena ein Tor erzielt.“ Sein Team hat mit 19 Punkten aus acht Spielen den Anspruch als Aufstiegsaspirant bis dato eindrucksvoll unter Beweis gestellt.

Spielunterbrechung nach zehn Minuten wegen übergangener Flucht- und Rettungswege

Schiedsrichter Christoph Dallmann aus Rostock pfiff die Partie – nachdem der Nebel verzogen war – unter der Bedingung an, dass nach der Choreografie die Flucht- und Rettungswege in der „Südkurve“ nicht mehr mit Bannern überhangen sind. Dem leistete die „Horda Azzuro“ keine Folge, sodass das Spiel nach zehn Minuten unterbrochen werden musste. „Der Sicherheitsdienst hat die Spielfreigabe nicht erteilt, wir können im Moment nichts machen, sind an die Vorgaben der Behörden und Feuerwehr gebunden, deswegen mussten wir das Spiel stoppen“, sagte der 31-jährige Schiedsrichter. Die Verantwortlichen des FC Carl-Zeiss Jena verkündeten derweil via Live-Ticker: „Danke an die Behörden, die hier den dicken Max markieren wollen. Die Südkurve soll Fluchttore frei machen, wo sich noch nie jemand dran gestört hat, dass dort Fahnen hängen.“

CFC-Geschäftsstellenleiter Haeder: „Spiele auf grünen Rasen und nicht am grünen Tisch entscheiden.“

Nach zahlreichen Diskussionen und zähen Verhandlungen zwischen allen Beteiligten nahmen die Jena-Ultras ihre Banner – obwohl diese in der Vergangenheit vor besagtem Fluchttor kein Problem darstellten – final doch ab und zündeten beim kollektiven Verlassen des Blocks weitere Pyrotechnik. Die Partie wurde fortgesetzt, obwohl es zuvor ein fünfminütiges Ultimatum gegeben hatte, und mündete letztlich in keinem Spielabbruch. Dallmann erklärte: „Als absehbar war, dass – mit behördlicher Freigabe – weitergespielt werden kann, haben wir uns dann mit beiden Mannschaften darüber geeinigt.“ CFC-Geschäftsstellenleiter Tommy Haeder ergänzte: „Wir waren im permanenten Austausch, aber als Gastmannschaft können wir da relativ wenig beeinflussen. Die Kommunikation zwischen beiden Vereinen verlief gut und lösungsorientiert. Ich möchte Spiele auf dem grünen Rasen entschieden wissen und nicht am grünen Tisch.“

CFC verliert innerhalb von zehn Minuten den Spielfaden

FC Carl-Zeiss Jena - CFC 2:017 Uhr – also eine Stunde nach dem ersten – folgte dann der zweite Anpfiff. „Wir haben versucht, uns wach- und die Spannung hochzuhalten, was natürlich dann auch teilweise schwierig ist, weil man nicht weiß, wann es weitergeht, ob es überhaupt weitergeht“, fasste CFC-Kapitän Tobias Müller die Zeit der Spielunterbrechung in der Kabine zusammen.
Nach dem Wiederanpfiff um 17 Uhr ging es sofort hin und her: Zuerst vergab Lankford eine FCC-Chance, danach kam Eshele zum Abschluss. Beim CFC wiederum hatten Stockinger und Bozic Abschlüsse. Auf einmal füllte sich die „Südkurve“ wieder und es wurde in Richtung CFC-Fans provoziert, welche darauf größtenteils jedoch nicht einstiegen. Auf dem Rasen flog Baumgart nach hartem Foulspiel gegenüber Hoppe nach einer halben Stunde mit der roten Karte vom Platz. Aus dem Freistoß resultierte ein Elfmeter, Adamczyk kollidierte mit Fritz. Diesen verwandelte Reddemann, der in der Saison 2019/2020 für die Himmelblauen spielte, in der 38. Minute sicher zum 1:0. In der 42. Minute machten die Gastgeber die Überzahl perfekt: Nach Vorlage von Eshele schob Hoppe zum 2:0 ein. Adamczyk konnte den Einschlag nicht verhindern.

FCC-Ultras haben entschieden: Spielabbruch oder Heimsieg!

Nach dem Seitenwechsel dümpelte das Spiel vor allem vor sich hin, Mitte der zweiten Halbzeit hatten Oduah und Prokopenko für Jena weitere Chancen. Beim CFC kam der eingewechselte Eppendorfer mit einem Kopfball zum Abschluss. Dieser stellte jedoch FCC-Schlussmann Liesegang vor keinerlei Probleme. In der 80. Minute flog der FCC-Angreifer Lankford mit der Ampelkarte noch vom Platz.
Der Chemnitzer FC bleibt nach dem 0:2 beim FC Carl-Zeiss Jena zum ersten Mal in dieser Saison ohne eigenen Treffer. Die Thüringer wiederum sind seit mittlerweile 540 Minuten ohne Gegentor.

Immer wieder Streit im Paradies

Der seit mehreren Monaten schwelende Konflikt zwischen der aktiven Fanszene des thüringischen Traditionsvereins mit der Stadt Jena, dem Stadionbetreiber und der Polizei ist damit um ein Kapitel reicher. Dabei wird es jedoch nicht bleiben, denn ein neuerlicher Auflagenbescheid für die Stadionnutzung erhitzt die Gemüter. Bei den nächsten vier Heimspielen wird das Gästekontingent um die Hälfte reduziert. Aus möglichen 1600 Gästekarten bleiben nur noch 800 übrig. Vor dem Heimspiel gegen den CFC zogen deswegen mehrere hundert FCC-Ultras und Fans des FC Carl Zeiss Jena durch die Stadt, um unter dem Motto „Für eine freie Kurve“ gegen die aus ihrer Sicht restriktive Sicherheitspolitik zu protestieren.
Die Behörden der Stadt Jena und die Polizei haben mit einem neuerlichen Auflagenbescheid für die Stadionnutzung des FC Carl-Zeiss Jena für erhitzte Gemüter gesorgt. Vor allem die Ultra-Gruppe „Horda Azzuro“ wehrt sich dagegen und solidarisiert sich mit sämtlichen Fanszenen. Worum geht es?!

Weniger Gästekarten in Jena

Ab dem 01. Oktober 2025 – also beginnend mit dem Heimspiel gegen den 1. FC Lokomotive Leipzig – soll für mindestens vier Spiele das Gästekontingent eingeschränkt werden. So wird der Sitzplatzsektor mit seinen 300 Plätzen gänzlich gesperrt und der Stehplatzbereich auf 800 reduziert. Aus den möglichen 1.600 Gästekarten bleiben mit 800 Karten damit nur noch die Hälfte übrig, was die „Horda“ auf die Barrikaden bringt. In dieser „bodenlosen Maßnahme“ sehen die Ultras „einen massiven, repressiven Einschnitt sowohl der Fankultur als auch der finanziellen Einnahmen des Vereins“. Mit dieser Maßnahme geht bei jedem Heimspiel „eine wichtige und faire Einnahmequelle im niedrigen fünfstelligen Betrag“ verloren, und durch „die gleichbleibenden Vorgaben hinsichtlich des Einsatzes gewerblicher Sicherheitsleute summiert sich der Schaden“ sogar.
Das Traditionsduell gegen den Chemnitzer FC hat gezeigt, dass das anvisierte Gästekontingent nicht immer ausreicht. Denn eine stattliche Anzahl himmelblauer Schlachtenbummler bevölkerte den Gästeblock. Vor dem Spiel führten mehrere hundert FCC-Ultras und Fans des FC Carl Zeiss Jena eine Demonstration gegen die aus ihrer Sicht restriktive Sicherheitspolitik durch und zogen – beginnend am Theatervorplatz – bis zum Stadion.

Wertung: 4,0

Bester Himmelblauer: CFC-Fans

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Spielerstimmen

Tobias Müller (CFC) bei mdr.de:
"Mich ärgern einfach die Entscheidungen, die teilweise fallen. Mit der Roten Karte und dem Elfmeter eine Aktion später wird das Spiel frühzeitig in eine Richtung gelenkt, wo es schwer wird."

Trainerstimmen

Benjamin Duda (CFC) bei mdr.de:
"Vier skurrile Widerstände, die im Gesamten zu viel waren. Skurril mit den Geschehnissen vor dem Anpfiff, skurril mit der Unterbrechung, skurril mit den 40 Minuten in der Kabine, wo keiner so richtig weiß, geht's weiter, geht's nicht weiter. Und skurril mit dem Gegentor zum 1:0, weil wir eigentlich vorne eine aussichtsreiche Gelegenheit haben, aus dem Konter den Platzverweis erleiden und aus dem Standard den Elfmeter gegen uns kriegen."

Volkan Uluc (Jena) bei mdr.de:
"Es hat sich ein bisschen hingezogen. Wir können da als Team nicht einwirken. Es war keine schöne Situation. Ich denke, Fußball sollte immer im Mittelpunkt stehen. Es ist aber trotzdem gut, dass weitergespielt worden ist und wir das ziehen konnten."

10. Spieltag - Regionalliga Nordost - Saison 2025/2026
Samstag, 27. September 2025, 16:00 Uhr
ad-hoc-arena im Ernst-Abbe-Sportfeld, Jena
Zuschauer: 8.077
Schiedsrichter: Dallmann (Rostock)
FC Carl Zeiss Jena
T Liesegang
A Butzen
A Hessel
A Reddemann
A TalabidiGelbe Karte (46. Prokopenko)
M Fritz (63. Hehne)
M Schau
M Burmeister (63. SeidemannGelbe Karte)
M LankfordGelbrote Karte
M HoppeGelbe Karte (79. Werner)
S Eshele (63. OduahGelbe Karte)

Trainer: Uluc
Chemnitzer FC
T AdamczykGelbe Karte
A Pistol
A F. Müller
A Bochmann (46. EppendorferGelbe Karte)
A WaltherGelbe Karte (46. Rücker)
M T. Müller
M Stockinger (63. Biven)
M BaumgartRote Karte
M MergelGelbe Karte (63. AlbericoGelbe Karte)
M Grimaldi
S Bozic (77. Damer)

Trainer: Duda
Tore
1:0 Reddemann (37./Foulelfer)
2:0 Hoppe (42.)

Besondere Vorkommnisse:
Rote Karte für Baumgart (33.) wg. Foulspiels
Gelb-Rote Karte für Lankford (81.) wg. Foulspiels
Verzögerung Anpfiff wg. Pyro (ca. 10 Minuten)
Spielunterbrechung wg. Banner am Fluchttor (ca. 40 Minuten)