Nächste Herausforderung für den "Tabellenführer-Schreck CFC" ..
von Timo Görner
… gegen eine Spitzenmannschaft der Liga, diesmal in Jena beim "Abwehrbollwerk". Die Gastgeber haben das letzte Gegentor in Liga und Pokal vor 630 Minuten kassiert. Also fast 10 Stunden. Man darf gespannt sein, ob es uns gelingt, diese Serie zu beenden.
Die letzte Saison unseres Gegners:
Begann optimal, dann die Ergebniskrise bis Ende der Herbstrunde. Die Frühjahrsrunde dann unaufgeregt. Fast schon obligatorisch der Wechsel beim Cheftrainer, eigentlich für das Saisonende geplant. Der erfolgreichste Torschütze gab seinen Wechsel nach 1 Jahr, ganz ohne Nebengeräusche. Nach der Spielzeit dann die Abgänge von Leistungsträgern in der Offensiv-Abteilung. Dazu wurde wie beim CFC der Gewinn des Pokals verpasst, als Rekordpokalsieger in Thüringen. Gerade aber der erneute Einzug in den DFB-Pokal wäre wirtschaftlich enorm wichtig gewesen.
Die ersten 6 Spiele makellos mit 22:7 Toren. Highlight 5:1 gegen Erfurt. Deutlich auch das 4:1 in Plauen, in Greifswald Jena (3:1) als Spitzenmannschaft. Nach dem "Thüringen-Classico" begann die Talfahrt. Bei "Angstgegner" Altglienicke wurde nach 2:1 in 9 Minuten noch 2:4 verloren. Im Gipfel-Treffen wurden 2 Gelb-Rote Karten mitentscheidend. In der Nachspielzeit kam Lok zum 1:0 gegen 9 Jenaer. Die Bilanz einschließlich Altglienicke bis zur Winterpause: 12 Spiele – 3 Siege, 4 Remis, 5 Niederlagen. Besonders ernüchternd die Pleiten gegen Babelsberg (1:2), Hertha BSC II (0:2). In Halle ebenfalls keine Punkte (0:2). Versöhnlich vor dem Jahreswechsel 5:0 gegen Chemie. Von 1 ging es auf 4 mit 12 Punkten zum Spitzenreiter. Aus dem Aufstiegsrennen war man raus.
Februar 2025 personelle Neuigkeiten. Trainer Henning Bürger gab den Rücktritt zum Saisonende bekannt. Miroslav Jovic wurde neuer Sportdirektor. Jena nicht berauschend in den ersten Spielen der Frühjahrsrunde, 3:0 gegen Eilenburg der 2. Sieg in der 6. Partie. Bei Lok (0:3) war nichts zu holen, 3 Remis mit unterschiedlicher Erwartungshaltung davor dazu. Eben Eilenburg war das letzte Mal für Henning Bürger. Es kam ein "alter Bekannter", der mit dem Ausscheiden im Pokal in Meuselwitz startete. Insgesamt lief es danach ordentlich. Jena lieferte in Babelsberg, bei Hertha BSC II (4:1), zum Abschluss in Leutzsch (3:0). Düpierte Aufstiegsaspirant Halle (2:0). Enttäuschend die Heimpleiten gegen Zwickau (1:2) und Meuselwitz (0:1).
Jena zu Hause nicht zufrieden mit achtbester Bilanz, 8 Siegen gegen 5 Niederlagen. Auswärts deutlich besser, nur Lok holte mehr. 9-mal wurden 3 Punkte gefeiert. 71:45 Tore offensiv die Nr. 1. Dafür defensiv Platz 7. Alles in allem eine eher durchwachsene Saison.
Delegierungen für diese Saison:
13 Ab– und Neuzugänge sprechen erneut von einem doch veritablen Umbruch im Kader. Im offensiven Sektor mussten mehrere Stammspieler ziehen gelassen werden. 4 spielen dabei mittlerweile in der 3. Liga.
Rechtsverteidiger Ken Gipson (22/Sandhausen) wechselte zum Drittligaabsteiger. Innenverteidiger Khalid Abu El Haija (19/Nürnberg II) zog es in die Bayern-Staffel, ein echtes "Eigengewächs". Offensiv-Allrounder Elias Löder (25/Ulm) schaffte den Aufstieg, beim SSV gut unterwegs und meist gesetzt. Rechtsaußen Erik Weinhauer (24/Aue) wechselte für 40.000 € Ablöse. Referenz: 18 Tore. Auch die Mittelstürmer Ted Tattermusch (24/Cottbus), Benjamin Zank (21/Viktoria Köln) empfahlen sich mit 12 und 6 Treffern. Linksaußen Joel Richter (26/Hertha BSC II) blieb in der Liga, 6 Torerfolge. Der Rest spielte keine oder keine wichtige Rolle.
Löder, Weinhauer, Zank, Tattermusch, Richter zeichneten für 46 Tore verantwortlich. Beleg, dass Substanz gegangen ist. Der weitere Weg unterschiedlich. Löder wie erwähnt in Ulm solide unterwegs, Tattermusch bei Energie fast immer Einwechselspieler. Weinhauer pendelt in Aue zwischen Stammelf und Bank, ohne Treffer. Zank bei Viktoria bislang ohne Bedeutung. Richter bei Hertha BSC II verletzungsbedingt ohne Spiele.
Große Sprünge waren bei den Neuzugängen nicht möglich, dennoch gelangen vielversprechende Zugänge.
Für das Tor kamen Luis Ackermann (22/Preußen Münster II), Till Härting (18/U19). Ackermann in der II. der Oberliga Westfalen gesetzt. Härting Stammkeeper in der DFB-Nachwuchsliga, zählte schon im Vorjahr zum Kader. Nun offiziell befördert.
In der Abwehr wurde Innenverteidiger Malik Talabidi (24/Schalke 04 II) vermeldet, aus Pößneck stammend. 2011 der Wechsel aus der Jugend von Rot-Weiß Erfurt zu RBL. Feste Größe in der U23 der "Knappen" und mit einem Kurzeinsatz bei den Profis in der 2. Bundesliga. Paul Kampe (19) auf Rechts ebenfalls eigene U19.
Moritz Fritz (32/Viktoria Köln) ist "6er", im Vorjahr bei den Rheinländern nur sporadisch am Ball. Auch aufgrund Verletzung. Bringt Erfahrung aus der 3. Liga für Fortuna und Viktoria mit, insgesamt 160 Spiele. Gleiche Position Lean Schoima (18/U19). "8er" Osazee Aghatise (22) war vereinslos, bis Ende 2023/2024 in England bei Fünftligist Hartlepool United. Letztes Spiel am 30.09.23. Für die offensive Ausrichtung heuerte mit Patrick Weihrauch (31/Homburg) ein weiterer Routinier an, 2020 bis 2023 bei Dynamo Dresden. Dort 51 Einsätze und 10 Vorlagen. Beim Südwest-Ligisten in der Endphase der Vorsaison nicht mehr im Kader. Dazu Jona Kratzenberg (19/U19).
Im Angriff galt es die genannten Abgänge zu kompensieren. Der "Königstransfer" insgesamt Mittelstürmer Manassé Eshele (26/Halle). Der Kongolese mit Wechsel 8 seit Januar 2019. Stationen im Nordosten zuvor Chemie - Greifswald - Altglienicke - Halle. Beim HFC 5 Treffer in 16 Spielen, blieb dort ½ Jahr. Auch hier aktiv Emeka Oduah (23/Kickers Emden), beim Nord-Ligisten kaum aufgeboten. Timon Burmeister (22/SV Lafnitz) ist Rechtsaußen aus Österreichs 3. Liga. Dort "Mitläufer". Kevin Lankford (26/BFC Dynamo) hingegen Stammspieler, 9 Torbeteiligungen. Auf den ersten Blick scheint das nicht adäquat zur Offensive zum Vorjahr.
Die sportliche Leitung:
Volkan Uluç (55) ist der Cheftrainer seit dem 17.03.2025. Sein Einstand unglücklich mit dem 0:1 im TFV-Pokal beim späteren Cupsieger Meuselwitz. Danach folgten 11 Siege, 1 Remis und 5 Niederlagen. Seine 2. Amtszeit bei den Thüringern nach Dezember 2014 bis 2016. Sein Vertrag läuft noch bis 2027. René Lange (36) ist der Co-Trainer. Paul Küas (26) trainiert die Keeper.
Der Serbe Miroslav Jovic (54) ist seit März 2025 Sportdirektor. Als Spieler vor allem bekannt mit den Stationen Cottbus und Jena, hier auch der Start der zweiten Laufbahn als Mitarbeiter im NWLZ. Patrick Widera (45) fungiert als Geschäftsführer der Spielbetriebs GmbH.
Die aktuelle Saison unseres Gegners bislang:
Es läuft deutlich besser als vielleicht auch selber erwartet. So war es auch im Vorjahr, bis eine personelle Misere den "mittleren Einbruch" auslöste. Damals standen nach 8 Spieltagen 18 Punkte bei 2 Niederlagen. Diesmal sind es 19, 1-mal gab es nichts Zählbares. Unterschied zum Vorjahr, Jena schießt weniger Tore. Ist dafür defensiv deutlich stabiler. Der Start optimal mit dem klaren 4:1 in Babelsberg. Schon zur Halbzeit war die Begegnung im Grunde vorentschieden, führten die Thüringer 3:0. Der Gastgeber ohne reelle Chance, die Punkte zu behalten. Gegen Hertha BSC II war es ein frühes Tor, was den 2. Sieg bescherte.
Kein Erfolg dann in Fürstenwalde bei "Angstgegner" Altglienicke. 10. Duell ohne Sieg bei 4 Remis. Bitter vor allem der entscheidende Treffer in der Nachspielzeit 90+5. Davon erholten sich die Jenaer recht schnell. In Zwickau wurde ein Zähler geholt, stand auch die Defensive wieder sicher wie auch in den nächsten Spielen. Zehlendorf war in Jena chancenlos (4:0), in Leipzig-Leutzsch (2:0) die Mannschaft auch recht souverän und gegen Eilenburg mit dem gleichen Ergebnis wurden die nächsten Punkte geholt, in Meuselwitz beim 3:0 nun das 7. Pflichtspiel in Folge ohne Gegentreffer, beeindruckend.
Klares Ziel diese Saison natürlich der Landespokal. In Runde 2 der Aufgalopp beim FC Thüringen Weida aus der Verbandsliga. Nach anfänglichen Problemen locker geschafft beim 4:0. Danach gleicher Ausgang beim 1. FC Greiz aus der Landesklasse. Allerdings teuer erkauft mit der schweren Verletzung eines ihrer Kicker. Härteste Konkurrenten Erzrivale Erfurt und Titelverteidiger Meuselwitz. Das Achtelfinale führt nun zu Oberligist 1. SC 1911 Heiligenstadt.
Das Spieler-Kollektiv:
Im Tor ist Marius Liesegang (25) weiter die Nr. 1. Neuzugang Luis Ackermann (22) ist noch ohne Einsatz, Till Härting (18) hingegen stand in den Pokalspielen im Kasten.
In der Viererkette vor dem Keeper gelten bei den Innenverteidigern Sören Reddemann (29) und der Deutsch-Kasache Maxim Hessel (20/3) als feste Größen. Keine Rolle spielt bislang Routinier Maurice Hehne (28). Auf der linken Seite konnte sich Malik Talabidi (24/1) etablieren, auch gelernter Manndecker. Beim 4:0 gegen Zehlendorf mit 2 Torvorlagen. Paul Krämer (20) und Marcel Hoppe (25) kommen derzeit deutlich dahinter. Rechts ist Kapitän Nils Butzen (32/1) der klare Fixpunkt. Alternative wäre hier der junge Paul Kampe (19).
Zwei "6er" bilden das defensive Mittelfeld, vorzugsweise Moritz Fritz (32), Justin Schau (26). Jannes Werner (19) und der Deutsch-Rumäne Lean Schoima (18) sind Anschlusskader. Außenbahnspieler rein für das Mittelfeld stehen nicht im Aufgebot. Zentral offensiv ausgebildet Patrick Weihrauch (31/1) und Jonas Kratzenberg (19). Weihrauch ist gesetzt. Kratzenberg siehe Schoima und Werner. Das Standard-System des 4-2-3-1 lässt die Außen neben Weihrauchs Position als Flügelstürmer oder nach vorn agierende Mittelfeldakteure wirken.
Im Sturm ist Jena auch nach den Abgängen nicht so schlecht aufgestellt. "Knipser" wie Weinhauer gibt es nicht. Linksaußen hat sich Alexander Prokopenko (23/1) etabliert. Im Vorjahr nicht immer Stammkraft, läuft es bislang besser. Der Albaner Ledjon Fikaj (18) kommt weiter in der U19-Nachwuchsliga zum Einsatz. Rechtsaußen hat Neuzugang Kevin Lankford (26/2) mit 5 Torbeteiligungen klar die Nase vorn gegen Kay Seidemann (25), der aktuell keine Rolle spielt. Derzeit Nr. 3 auf der Position hinter Timon Burmeister (22/2). In der Mitte setzen die Trainer auf Manassé Eshele (26/3), Emeka Oduah (23/2) muss sich dahinter sehen.
25 Akteure stehen im Aufgebot, Mittelwert der Liga. 24,3 Jahre im Schnitt und 1 Jahr über dem vom Vorjahr. Der CFC liegt bei 24,9. Der Kader scheint nicht so gut besetzt zu sein wie Lok, Erfurt und Halle, im zentralen offensiven Mittelfeld, beim Mittelstürmer bräuchte es vermutlich noch eine solide Alternative. Wobei die Breite ganz ordentlich ist. Die 17 erzielten Tore verteilen sich auf 10 Spieler.
Krankenlager / Strafbank:
Osazee Aghatise war der angesprochene Spieler aus dem Pokalduell in Greiz. Er zog sich dort ohne Fremdeinwirkung einen Kreuzbandriss zu. Ganz bitter nach der langen Abstinenz auf dem Platz vor dem Wechsel und 4 Kurzeinsätzen in Pokal und Liga.
Prognose:
Für Platz 1 bis 3 scheinen Lok, Halle und Erfurt besser aufgestellt. Positiv die stabile Defensive. Bei Ausfällen von Eckpfeilern wie Butzen, Weihrauch, Fritz, Reddemann, Eshele könnte es problematisch werden. Zudem hat man die "schweren Brocken" Lok, Halle, Erfurt noch vor sich. Der bisherige Saisonverlauf ist deshalb ganz leicht zu relativieren. Tipp: Platz 3-5.
Bilanz gegen unseren Gegner:
84 Duelle gab es, unser Saldo negativ mit 26 Siegen gegen 31 Niederlagen und 92:121 Toren. Im Vorjahr verloren wir beide Begegnungen in Jena und Chemnitz. Der letzte Sieg gelang am 16.12.2023 durch das Tor von Dejan Bozic an den Kernbergen.
Dort gab es ansonsten für uns bislang nicht viel zu feiern. 7-mal durfte gejubelt und 27-mal musste getrauert werden. Vor allem die Spiele in der nicht mehr existenten DDR mit dem FCC als Spitzenteam verhageln unsere Ausbeute dort. 33:84 Tore sind hier gefallen.
Das Umfeld / Wirtschaft/ Stimmung:
Die wirtschaftliche Lage bleibt schwierig, in den letzten 4 Jahren war die Bilanz der GmbH defizitär. Zuletzt im mittleren sechsstelligen Bereich. Größere Probleme konnten durch den Forderungsverzicht von Roland Duchatelet und vorzeitige Zuflüsse bei 2 Mio. € von Lars Eberlein verhindert werden. Dazu kamen Sparmaßnahmen, Steigerungen bei Einnahmen im Sponsoring, Ticketverkauf, Merchandising. Für die aktuelle Saison strebt man die "schwarze Null" an. Die Gründe für die Probleme der letzten Jahre waren Auswirkungen der Corona-Pandemie, hohe Kosten für Personal, den Spielbetrieb. So musste die GmbH 40.000 - 50.000 € bei den Sicherheitsspielen aufwenden, über das Jahr an die 500.000 €. Unruhig bleibt es zudem im Verhältnis zur Fanszene und hier Ultras auf der Südseite der Arena. Wo sie eben nicht sein sollten. Mit einer nur kleinen Pufferzone zum Gästeblock oder anders "Rostocker Verhältnisse". Auswirkungen die Folge wie gegen den HFC und Chemie Leipzig. Und die Stadt als Hausherr verweigert derzeit die Konformitätserklärung für die Stadion-Sicherheit. Was aber eine grundlegende Voraussetzung zur Lizenzierung der 3. Liga betreffs der Spielstätte ist.
Die Fronten verhärtet. Das Pikante, Stadt und die Stadiongesellschaft stehen nicht nur gegen die Ultras sondern wie es aussieht auch den Verein. Man sieht hier zu viel Macht und Einfluss der Fanszene im Club. Davon abgesehen ist der Zuspruch auf den Rängen mit dem neuen Stadion gestiegen. Derzeit liegt man bei 6.706 im Schnitt, im Vorjahr waren es 7.001. Der Rückgang erklärt sich aber auch damit, dass Erfurt, Lok, Halle, Chemie, der CFC oder Zwickau noch nicht gastiert haben. Die "Kassenschlager". Aktueller Bestwert 8.092 zum Heimauftakt gegen Hertha BSC II. Danach kamen mit Zehlendorf und Eilenburg eben nicht die attraktiven Gegner. Den CFC sahen im letzten Herbst 7.361. In dem Bereich dürfte das Aufkommen wohl auch am Samstag liegen.