CFC enttäuscht gegen die HSV-Bubies
von Pierre Schönfeld
Noch nie hatte es in den Partien des Chemnitzer FC gegen die Amateure des HSV einen himmelblauen Sieg gegeben. In der vergangenen Spielzeit wurde man zu Hause mit 1:4 abgewatscht und in Hamburg gab es eine Nullnummer. In der Hinrunde gab's auch nix gegen die Hanseaten zu holen, mit 0:1 verlor der CFC beim "Verein mit dem sympathischen Ordnungsdienst".
Damit war klar, dass es am Samstag kein Spaziergang werden würde, auch wenn der CFC von der Tabellenkonstellation her diesmal die Favoritenstellung innehatte. Trotzdem sollten die "42 Punkte" unbedingt erreicht werden, wie es auch die Stadionzeitung in grossen Lettern anmahnte.
Wuschi Rohde setzte auf die Elf vom Überraschungserfolg in Wuppertal, so mussten die Angreifer Oeiras und Meissner (mit 5 Treffern immerhin himmelblauer Top-Scorer) zunächst auf der Bank Platz nehmen. Rohde's alter Kumpel Thomas Doll, Coach der abstiegsgefährdeten Hamburger, trat diesmal ohne Spieler aus dem Profikader an.
Gerade mal 2000 Zuschauer (Saisonminusrekord!) waren an die Gellertstraße gepilgert, darunter auch 31 handgezählte Gästefans, die mit zwei riesigen Schwenkfahnen und einem Megafon, aus dem u.a. die Nationalhymne (hää?!) quäkte, für optische und akustische Einlagen sorgten. Im Gästebereich wurden zudem einige Chemnitzer Ultras gesichtet. Ob die nach Hinterlassenschaften der Dresdner Dynamos suchten? ;o)
Die erste aufregende Szene in diesem Spiel gab es nach elf Minuten als Zivic einen Freistoß in den Strafraum trat und Rolleder den Ball astrein ins Tor köpfte. Schiri Fischer sah den CFC-Angreifer jedoch im Abseits und gab den Treffer nicht. Eine zumindest streitbare Entscheidung. Die nächste "Großchance" hatte wieder ein Himmelblauer, diesmal allerdings eher unfreiwillig. Angriff der Hanseaten über links, Wächtler kann Meier nicht am Flanken hindern und zum Entsetzen der Fans klärt Zivic den Ball in bester Stürmermanier mit einem Kopfball ans Dreiangel des eigenen Tores (18.). Auch wenn Zivic so eine Ecke verhinderte, das nächste mal sollte der Mittelfeldspieler den Ball doch etwas herzschonender klären. ;o)
Der Lattentreffer von Zivic belebte die Partie sowohl auf der CFC-Bank, wo Frank Rohde kurz vorm Ausrasten war, als auch auf dem Rasen wo in Folge beide Mannschaften zu guten Möglichkeiten kamen. So in der 21. Minute als Rolleder allein vor Hörrlein ans Leder kam, aber aus Nahdistanz am HSV-Keeper scheiterte. Zwei Minuten später hatten auf der Gegenseite erst Meier (abgeblockt) und dann Baich (in die Arme von Süßner) gute Schußgelegenheiten. Dann versuchte sich Schindler mit einem Freistoß aus 25 Metern, doch Hörrlein klärte die Situation (28.). Die letzte Chance vor der Pause hatte Fillinger, der nach einem Taljevic-Freistoß zum Kopfball kam, aber ebenfalls an Hörrlein scheiterte. Als Schiri Fischer zur Pause pfiff, gab es auch Pfiffe von den Rängen. Die Zuschauer quittierten damit den, trotz der genannten Chancen, insgesamt dürftigen Auftritt ihrer Mannschaft. Die Konstellation, als Heimmannschaft und Favorit, das Spiel machen zu müssen, schmeckte den Himmelblauen erkennbar nicht. Zwar war Taljevic bemüht, im Mittelfeld die Fäden zu ziehen, doch insgesamt lief wenig zusammen. In manchen Situationen hatte man sogar das Gefühl die Mannschaft würde zum ersten mal zusammen spielen. Fehlabspiele, Mißverständnisse und einfache Ballverluste bestimmten über weite Strecken das Spiel der Himmelblauen.
Die Hamburger wirkten insgesamt agiler und vom Kopf her frischer. Allerdings zeigte sich auch deutlich, warum die Hanseaten im Tabellenkeller stehen: immer wieder standen sie im Abseits und vor dem gegnerischen Tor schlossen sie genauso schwach ab wie der CFC.
Die zweite Halbzeit begann gleich mit einem Aufreger, als Steffen Karl einen Hamburger in Höhe der Mittellinie rüde von den Beinen holte. Glück für den CFC-Libero, dass ihm der Schiri in dieser Situation nur den gelben Karton unter die Nase hielt. Dann, 57 Minuten waren gespielt und die Hamburger im Angriff. Ein HSVer flankt von der Grundlinie nach innen, Mittelfeldspieler Joy steigt zum Kopfball, das Leder klatscht an den Innenpfosten. Der bereits geschlagene Süssner konnte dem Ball nur verdutzt hinterherschauen, zum Glück für den CFC sprang das Leder aber wieder heraus und dem CFC-Keeper direkt in die Arme. Rohde verstärkte jetzt die Offensive, brachte mit Meissner und später noch Simic und Oeiras drei frische Angreifer. In Folge erreichten die Himmelblauen ein chancenmäßiges Übergewicht. Die Hamburger kamen nur noch einmal gefährlich vor das Tor von Süssner, in der 69. Minute scheiterte Haas mit einem Schuß am CFC-Keeper. Nur zwei Minuten darauf hatte Meissner die Riesenchance, das alles entscheidende Tor zu erzielen. Nach schönem Doppelpaß mit Zivic stand Meisse ganz allein vor Hörrlein, bekam die Kugel aber nicht am HSV-Keeper vorbei. In Folge versuchten sich noch Göhlert (82., Schuss am Tor vorbei) und zweimal Taljevic jeweils per Freistoß (79., gehalten, einige Minuten später knapp am Kasten vorbei) aber an diesem Tag wollte kein Tor gelingen. Mehr als ein Punkt wäre auch nicht verdient gewesen. Den unschönen Schlußpunkt unter diese Partie setzte der Hamburger Mohait, welcher Zivic an der Mittelfeldlinie umkrätschte. Für den Schiri gabs da nicht lange zu überlegen, Rote Karte und Mohait durfte als erster seiner Mannschaft duschen gehen (88.).
Nach dem Abpfiff sprach Wuschi Rohde von der schlechtesten Saisonleistung seiner Jungs. Eine Einschätzung, bei der man dem Trainer nicht widersprechen möchte. Ebenfalls mehr als berechtigt war die Kritik von Wuschi an einzelnen "Fans", die während des Spiels gewisse Spieler mit Schmährufen gezielt "runtermachten". So etwas ist nicht nur dämlich, sondern es schadet auch ganz klar der eigenen Mannschaft. Diejenigen, die sich hier produzierten, sollten sich überlegen, ob sie wirklich Anhänger des Chemnitzer FC sind oder ob sie beim nächsten Spiel nicht vielleicht im Gästeblock besser aufgehoben sind.
Fazit: Mühsam ernährt sich das himmelblaue Eichhörnchen. Die Leistungsschwankungen sind noch zu groß, als dass der CFC an höhere Aufgaben denken könnte. Andererseits haben die Himmelblauen jetzt respektable 40 Punkte auf dem Konto, einer Zahl wovon andere, mit großem Mundwerk ausgestattete, sächsische Vereine nur träumen können. Der Klassenerhalt ist zum Greifen nah, ein Dreier noch in den ausstehenden sechs Spielen sollte machbar sein und dann kann man die Planung für die Saison 2004/05 beruhigt angehen.
Wertung: 4,5
Bester Himmelblauer: Ahlf
Pressestimmen
Hamburger AbendblattZwar gelang den Amateuren des HSV auch im fünften Regionalligaspiel in Folge kein Treffer. Trotzdem war Trainer Thomas Doll nach dem 0:0 beim Chemnitzer FC sehr angetan von der Vorstellung seiner Spieler: "Wir waren hier die bessere Mannschaft." Sein Chemnitzer Kollege und langjähriger Freund, der frühere HSV-Libero Frank Rohde, meinte gar: "Wir haben heute Glück gehabt."
Freie Presse ChemnitzNervenflattern vor der Ziellinie -
Chemnitzer FC beim 0:0 gegen HSV/Amateure ganz schwach [..] Beim Chemnitzer FC hat kurz vor der Zielinie in der Fußball-Regionalliga das große Nervenflattern eingesetzt. Die Mannschaft wirkte am Sonnabend beim 0:0 gegen die Amateure des Hamburger SV streckenweise wie gelähmt, spielte ohne Selbstvertrauen und schrammte sogar knapp an einer Heimniederlage vorbei.